Habt ihr einen "inneren Erwachsenen"?

​Es gibt ja das „innere Kind“, aber eben auch den „inneren Erwachsenen“. Wenn das innere Kind leidet, sollte der innere Erwachsene auf den Plan treten und das Kind beruhigen, trösten oder sonstwie präsent sein und helfen. Auch in Momenten, wo das Kind sehr gut drauf ist und vielleicht übermütig wird, kann es angebracht sein, dass der Erwachsene es bremst.

Habt ihr so eine Erwachsenen-/Elternrolle in euch?

Ich denke, das ist bei mir ein Schlüsselthema. Ich brauche immer Unterstützung und Zuspruch von außen, dabei sollte ich mir das doch selbst geben können.

Ergänzung: ich hab wohl grundsätzlich einen inneren Erwachsenen, das ist die Person, die diese Beiträge schreibt, die arbeiten geht, auch wenn es ihr nicht so gut geht (was ich bis vor nicht allzu langer Zeit nicht konnte) usw. Aber diese Erwachsene ist viel zu wenig präsent und nicht sehr reif für ihr Alter.

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Der „innere Erwachsene“, der kommt bei mir immer dann zum Vorschein, wenn der Ernst des Lebens es erfordert…

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PS: Stichwort Erlernte Hilflosigkeit… in früheren Zeiten gab es die eben sozialisationsbedingte „Erlernte Hilflosigkeit“ nicht in dem Ausmaß wie heute, wo jeder nach Coaching und Psychologen schreit… Selbstwirksamkeit kann zumindest zum Teil auch von außen induziert werden, schlichtweg dann, wenn man es muss… die Schlacht von Cannae, die Soldaten Hannibals waren dem ihnen gegenüber stehenden Heer der Römer zahlenmäßig 3-fach unterlegen, es winkte Sieg oder Tod, die Schlacht wurde trotzdem gewonnen… mit Disziplin und eisernem Wille… „ich kann das nicht“, wie man es heutzutage immer wieder in ADHS-Foren bzw. von Personen mit ADHS insgesamt lesen und hören darf, das konnte man sich damals gar nicht leisten…

@Overthesky Deine Beiträge empfinde ich zunehmend als abwertend und destruktiv. Ich erkenne für mich, dass dir eine Einstellung innewohnt, mit der ich nichts gemein habe und die ich auch nicht für erstrebenswert halte. Deine Beiträge werd ich daher künftig zu lesen vermeiden.

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Ehrlich gesagt tue ich mich mit diesem Tiefenpsychologischen Erklärungsmodell (bedürftiges Inneres Kind durch Vernachlässigung durch die eigenen Eltern in der frühen Kindheit) sehr schwer.

Ich habe den Eindruck, dass Entwicklungsverzögerung (sich nicht erwachsen fühlen) und Angewiesen sein auf viel Zuspruch Teil des Störungsbilds bei ADHS sind und möglicherweise ungerechtfertigt mit diesem Modell erklärt werden.

Was nicht heißt, dass nicht jeder versuchen sollte, sich möglichst erwachsen zu verhalten und sich möglichst selbst zu genügen. Zu meiner Selbstakzeptanz gehört allerdings auch, dass ein Zeil von mir wohl nie richtig erwachsen werden wird und das auch ok so ist.

Sorry, ich wollte nicht grundsätzlich gegen die „Arbeit mit dem inneren Kind“ sprechen, möglicherweise kann der ein oder andere davon profitieren, aber ich habe einfach ein Problem mit der tiefenpsychologischen Sicht auf ADHS, die alles mit der Vermachlässigung in der frühen Kindheit zu erklären verseucht und die genetische Komponente mehr oder weniger offen negiert.

Ich habe nochmal über deine ursprüngliche Frage nachgedacht:

Ich hätte sehr gern die Möglichkeit, mir selbst positiv zuzusprechen, so wie du es mit dem „Inneren Erwachsenen“ ausdrückst.

Das scheitert bislang aber daran, dass ich nicht über Inneres Sprechen verfüge. Ehrlich gesagt zweifle ich zurzeit daran, dass ich das irgendwann noch lerne.

Vielleicht gibts ja irgendwo einen unsichtbaren Schalter, wo ich die innere Stimme einschalten kann? :wink:

@Addy_Haller Ich muss da mal nachhaken. Ich glaube dir das natürlich, was du sagst, aber ich kann es mir nicht vorstellen. Sprichst du denn nie im Kopf Dinge aus? Bei mir ist es z.B. so, bevor ich auf Arbeit in das Büro von jemandem gehe, um zum Geburtstag zu gratulieren, lege ich mir vorher im Kopf die Worte zurecht, die ich sagen werde, weil mir sonst spontan gar nichts einfällt. Auch denke ich permanent, das ist schon fast zwanghaft. Z.B. habe ich direkt nach dem Lesen deiner Antwort mir meine Antwort schon im Kopf zurecht formuliert. Oder ich denke: „Kaufe ich die Briefmarken in diesem Geschäft oder gehe ich lieber zur Post? Vielleicht sind sie schwerer als für die Standard-Briefmarke erlaubt, dann werden sie evtl. nicht zugestellt, also gehe ich doch lieber zur Post, da werden sie gewogen und richtig frankiert.“
So geht es bei mir permanent, dass ich alles durchdenke, hin- und her überlege, was ich wie mache.

Findet all so etwas bei dir gar nicht statt? Du schreibst ja Beiträge hier im Forum. Da müssen doch vor dem Schreiben schon mal Gedanken da sein, sonst wüsstest du doch gar nicht, was du schreiben wirst?


Natürlich sind Gedanken da, aber nicht in Sprache. Sie werden erst beim Schreiben zu Sprache. Normalerweise fange ich einfach zu schreiben an und stelle Satzteile oder ganz Sätze später noch einmal um.


Genau deshalb hasse ich solche Situationen: Weil ich einfach hingehe und dann nur so ein unbeholfener Mist herauskommt.

Natürlich habe ich auch den Kopf permanent voller Gedanken, allerdings ohne dabei aktiv in Sprache zu denken.

Das heißt, dir fehlt in deinen Gedanken die sprachliche Struktur?


Das ist schwer zu sagen. Auf alle Fälle spreche ich nicht innerlich. Soll ja bei ADHS häufiger vorkommen, Stichwort Beeinträchtigung der Exekutivfunktionen.

@Addy_Haller, wenn es hier im Forum so gut klappt mit Schreiben statt innerem Sprechen: Vielleicht fängst Du einfach hier an und schreibst mal, wie Dein innerer Erwachsener in einer typischen „ADS-mess“ Situation sinnvoll mit dem Inneren Kind sprechen könnte. Mit etwas Glück lesen die beiden es mit. Ich benutze das Modell auch ganz losgelöst von diesen „Vernachlässigung als Ursache“-Theorien.

Zu den Beiträgen weiter unten, soweit sie sich noch nicht überholt haben: Ich muss bei den Dialog-Entwicklungen hier manchmal an eines meiner Lieblingsbücher denken: „Irgendwie anders“. Ich spoiler hier nicht die ganze - bezaubernde, herzzerreißende - Handlung, von den Bildern gar nicht zu reden… Es geht jedenfalls darum, dass ein kleines blaues Wesen sich sehr bemüht, zu einer Herde zu gehören, aber durch seine Andersartigkeit gelingt das trotz aller Versuche nicht. Und es wird dann verstoßen mit den Worten „Du gehörst nicht hierher… Du bist nicht wie wir, du bist irgendwie anders.“

Und dann zieht es sich zurück und … bekommt überraschend Besuch von einem orangen Wesen, das sagt „Ich bin genau wie Du! Du bist irgendwie anders - und ich auch!“

Aber unser blauer Freund sieht das zunächst nicht so. Er sagt: „Du bist doch nicht wie ich!.. jedenfalls bist Du nicht genauso irgendwie anders wie ich.“ (An der Stelle muss ich immer, immer weinen. Ihr könnt mich dafür buchen. Immer!)

Wir werden immer mal damit kämpfen hier, dass andere „nicht genauso irgendwie anders“ sind wie wir… Das Buch findet allerdings ein sehr schönes Ende, nach ein paar weiteren sehr bewegenden Seiten: „Sie waren verschieden, aber sie vertrugen sich.“

@Dreamy Drüben in der Anderswelt habe ich einmal auch so ähnlich reagiert, aber dieser @Overthesky schreibt auch solche Sachen wie hier: <LINK_TEXT text=„https://steemit.com/adhs/@nightshadow12 … -begegnung“>ADHS auf der Intensivstation - eine Begegnung — Steemit</LINK_TEXT>

Auf meiner Leseliste wird das immer bleiben… Auch wenn ich in manchem „irgendwie anderer“ Meinung bin. Wie das blaue Wesen so schön sagt: „Du bist nicht wie ich, aber das ist egal. Wenn Du Lust hast, kannst Du bei mir bleiben.“

https://www.kinderbuchlesen.de/irgendwie-anders/

Schaut mal rein und wenn Ihr auch weinen müsst, dann sind wir vielleicht genauso irgendwie anders … blau … oder orange… oder vertragen uns jedenfalls.

@ Dreamy: ich meine nicht das ganz abgedroschene „Reiß dich zusammen“, ich meine, dass wir in 2020 in einer Umwelt leben, die glücklicherweise nicht mehr so ist wie um ca. 220 v. Chr., (wo man eben sich „ich kann das nicht“ tatsächlich nicht leisten konnte)… allerdings habe ich, so meine persönliche Erfahrung, aus eher unschönen Erfahrungen mitunter auch Stärke gewonnen… „What doesn´t kill you, it makes you stronger“… auch das meine ich mit dem „inneren Erwachsenen“… jedenfalls wöllte ich niemals mit der Zeit um 220 v. Chr. oder auch mit 1900 tauschen… wir müssen uns alle glücklich schätzen, dass wir in 2020 leben…

@ Elementary und @ Dreamy: ich pendele jeden Tag im Spannungsfeld zwischen Verständnis, Rücksichtnahme, Milde, genereller Akzeptanz und Toleranz einerseits und Härte, „Reiß dich zusammen“, Intoleranz und Nicht-Rücksichtnahme auf betimmte psychologische Konstellationen bei anderen… man kann mit hier zwar Werbung für den Text vorwerfen, aber da @ Elemtary schonauf steemit verlinkt hat, thematisch paast das zufällig gerade zum Thema und zu dem, was Dreamy mir vorgeworfen hat <LINK_TEXT text=„https://steemit.com/adhs/@nightshadow12 … ir-treffen“>ADHS - to be or not to be oder die Entscheidungen, die wir treffen — Steemit</LINK_TEXT>

was jeweils eher angebracht ist, konsequente Härte oder in Richtung grenzenlose Rücksichtnahme (nicht schwarz-weiß, sondern viele Grautöne zwischen den Extremen), das hängt vom Einzelfall ab… ich bin der Meinung, dass weder das eine noch das andere bei ADHS bzw. beim Umgang mit Personen mit ADHS immer richtig ist…

@Overthesky Ich hab in deinen verlinkten Text reingelesen. Im Gegensatz zu dir bin ich nicht geborgen und wohlbehütet aufgewachsen (Alkoholismus in der Familie). Du solltest vielleicht nicht generell von deiner Sozialisation ausgehen. Es ist klar, dass jeder Mensch zusätzlich zum AD(H)S noch andere Voraussetzungen mitbringt. In dem Text schreibst du was von geschätzt 70 % ohne familiäre Belastung, hier im Forum aber lesen sich deine Beiträge oft so, als hätten alle die gleichen Voraussetzungen und jeder somit die gleichen Entwicklungsmöglichkeiten. Jeder kann sich entwickeln, das ist klar. Aber in welchem Umfang das möglich ist, das ist doch sehr verschieden. Und das finde ich wichtig zu respektieren.

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@Elementary Ich behalte das mal im Hinterkopf. :wink:

<LINK_TEXT text=„https://www.spiegel.de/geschichte/krieg … 1cc307e60b“>Kriegstraumata bei Soldaten: Verhärmte Seelen - DER SPIEGEL</LINK_TEXT>

dieser Aspekt gehört auch dazu… die Soldaten sind nach vorne an die Front gerannt, weil sie es mussten… sie konnten es, weil sie es mussten, wer sich weigerte gleich Deserteur und Exekution… die psychischen Folgen danach, die beschreibt der Artikel recht gut…

Was hat das mit ADHS zu tun?

Also ich hab eher das „innere Kind“ XD Problem ist ich muss erwachsen sein ^^