Happy Ending durch Medis? Wird alles gut?

Liebe Community,

die Frage geht an die erwachsenen ADHSlerInnen:
Ich frage mich schon seit langem, ob und was sich durch eine medikamentöse Therapie verbessern kann.
Was hat sich bei euch zum positiven verändert?
Könnt Ihr euren Jobs und Pflichten besser nachgehen?
Habt ihr jetzt aufgeräumte Wohnungen?
Führt ihr durch die Medis bessere Beziehungen?
Habt ihr eure Impulse besser im Griff?
Konntet ihr Süchte ablegen? Könnt ihr eure Ziele besser erreichen?
Seid Ihr entspannter, gelassener?

Würdet ihr sagen, dass sich euer Leben durch die Medis insgesamt signifikant verbessert hat?

Fragen über Fragen… Ich freue mich über Eure Erfahrungen. :pray::sunflower:

Hey ◡̈

Also vorweg: Man kann sich nicht allein auf Medikamente verlassen. Sie sind lediglich zur Unterstützung da und es lösen sich nicht auf einmal alle Probleme in Luft auf und man hat nicht auf einmal ein neuronormales Gehirn! Auch empfehlen Ärzte und auch einige Beipackzettel, dass es sinnvoll ist mehrere Therapiewege zu gehen wie zB eine Gruppen-, Verhaltenstherapie oder oder oder. Und ich kann lediglich von mir sprechen, aber es ist sinnvoll! Man muss dennoch weiter an sich arbeiten.
Zudem haben auch wir - auch mit Medis, Therapie und co. - gute und schlechte Tage und auch Phasen. So wie jeder andere Mensch auch.

Positiv hat sich bei mir auf jeden Fall die Konzentration verbessert. Jedoch nicht auf WAS ich mich konzentriere. Das muss ich schon selber in den Griff bekommen und man kann sich natürlich nicht darauf verlassen, dass man auf einmal ein totales Arbeitstier oder sowas wird und sich 12 Stunden dauerkonzentrierten kann.
Aufgeräumte Wohnung? Naja, mal so mal so würde ich sagen. Es klappt mal besser und mal schlechter.

Ich weiß nicht was du mit besseren Beziehungen meinst? :adxs_gruebel:
Ich brauche manchmal immer noch ewig um zu antworten oder vergesse mal was. Das ist aber normal und passiert jedem mal.

Aggressionsausbrüche oder so hatte ich nie wirklich, daher kann ich dazu nicht sagen. Ich arbeite in der Therapie zB weiterhin an meinen Emotionen, sie richtig einordnen zu können oder auch an meinem RSD. Das verschwindet nicht einfach so, aber meine Stimmung ist im allgemeinen schon besser geworden und ich bin nicht mehr so „dünnheutig“.

Entspannter und auch glücklicher bin ich schon geworden, da in meinem Kopf nicht mehr so viel Chaos auf einmal herrscht, ich mich durchaus mehr motivieren und konzentrieren kann. Das liegt allerdings nicht nur an den Medis, sondern wie gesagt auch an der Gruppen- und Verhaltenstherapie, die ich besuche.

Mein Leben generell hat sich also schon verbessert, aber ich möchte nochmal betonen, dass es nicht nur an den Medikamenten liegt, wir alle gute und schlechte Tage/Phasen haben und es trotzdem Eigenleistung bedarf an sich und mit sich zu arbeiten ◡̈

4 „Gefällt mir“

Hi @verret ,vielen Dank für Deine Antwort. :tulip:
ADHS kann man natürlich nicht wegzaubern dadurch, aber das ist mir schon klar. Man bleibt immer neurodivergent. - Deiner Meinung nach sind Medis also eine sinnvolle Stütze. - Das alleine ist doch schon hilfreich. :slightly_smiling_face:

Hi @Luefi

fast alle deine Punkte würde ich mit „ja“ beantworten. Etwas differenzierter die Frage

Denn eigentlich führe ich eine bessere Beziehung zu mir selbst - was bei meinem nahen Umfeld manchmal nur so halb-gut ankommt :adxs_grins: nicht jeder findet es gut, dass ich mehr auf mich achte und klare Grenzen setze/ setzen muss, um energiemäßig klar zu kommen.
Tatsächlich sind mir ein paar gute Bekannte und auch 2 Freundinnen „aus der Kurve“ geflogen, denen bin ich jetzt wohl zu unbequem.

War hier nie ein Thema, außer nach meinem BurnOut, als ich komplett handlungsunfähig war. Es gibt auch hoch organisierte ADHSler. Ich habe auch nie Termine verpasst etc und war im Job sehr erfolgreich… so flog ich auch erst mit 60 auf, nach dem 3. Burnout.

Von mir ein ganz klares „Ja“, die Medikamente haben mein Leben signifikant verbessert - was bedeutet: ich kann wieder arbeiten, zwar nicht mehr Vollzeit, aber 6.5 Stunden. Und es bleibt auch an vielen Tagen noch Energie für Freunde/ Haushalt/ Hobbys.
Allerdings ging das mit dem Job auch nur, weil ich jetzt weiß, was ich gut kann und was eben gar nicht geht (Großraumbüro… permanent zwischen 3 Aufgaben springen und alles im Blick behalten…).
Und einem Arbeitgeber, der da ganz viel möglich gemacht hat. Neue Stellenbeschreibung, 2-er Büro mit einer lieben Kollegin, die nicht viel telefoniert…

Therapie mache ich nicht regelmäßig, sondern immer dann, wenn ich bei einem Thema festhänge und da mal jemand draufsehen sollte. Der wohlwollende Blick von außen ist da sehr hilfreich.

4 „Gefällt mir“

Oh, das ist eine sehr gute Antwort auf die Frage, ob wir bessere Beziehungen führen. Dem möchte ich mich gern anschließen. Wobei ich eh immer eher einen kleinen Freundeskreis hatte und habe und sie haben sich allesamt für mich gefreut als ich auch endlich mal Grenzen gesetzt habe und nicht zu allem Ja und Amen gesagt hab :pray: vor allem gegenüber fremden Personen

2 „Gefällt mir“

Für viele ist es eine sinnvolle und hilfreiche Stütze. Manche brauchen es aber auch nicht. Das ist ganz individuell und ich glaube es kommt schon auch darauf an wie ausgeprägt das ADHS ist ◡̈

Ich kenne auch jemanden, der als Kind MPH genommen hat und jetzt im Erwachsenenalter nicht mehr, da er für sich den perfekten Job gefunden hat und es nun auch so super hinbekommt.

1 „Gefällt mir“

@sommerlaune besten Dank für Deine Antwort. Es ist gut zu hören, dass es positive Erfahrungen mit Medis gibt. Und es freut mich sehr für Dich, dass sich gerade in Deinem privaten Bereich sich einiges verbessert hat. Ich glaube, dass die Diagnose an sich schon ganz viel mit einem macht und man dadurch klarer sieht. Hoch funktionale ADHSler - ist ein gutes Stichwort. Ich glaube, ich gehöre wohl auch dazu. Denn auch ich schaffe es pünktlich zu sein und meine Pflichten größtenteils zu erfüllen ( unter großer Kraftanstrengung). - Wahrscheinlich hatte deshalb nie jemand auf dem Schirm, ich könnte betroffen sein.
ADHS ist halt ein Spektrum.
Ich wünsche Dir weiterhin alles Gute! :tulip:

@verret , glücklicherweise gibt es Phasen, wo es besser läuft. :pray::grinning:

1 „Gefällt mir“