Hilfe ADHS Diagnose und nun irgendwie LOST

@Petrolblau
oh ja, Routine ist bei mir auch essentiell!! Ohne schaffe ich absolut nichts, nicht mal mich daran zu erinnern, dass der Körper Nahrung benötigt :melting_face:
Ja, seit der Diagnose fallen mir meine Schwierigkeiten auch viel bewusster auf.
Wie hast du das geschafft?

Wie hast du gelernt Tagebuch zu führen ohne dich zu verachten?
Ich habe das in Mitte 2021 angefangen und Anfang 2023 schon wieder aufgehört, weil ich mich selbst runter gemacht habe

Wer sagt, dass ich mich im Tagebuch nicht verachte? :cry: :grin: :sweat_smile: (das löst gerade viele Emotionen aus)

Tue ich leider. Aber dadurch ist mir das selbst zerfleischen bewusster geworden und ich habe angefangen es weniger zu tun, weil es mich auch nicht weiter bringt.

Ich versuche Sachen aufzuschreiben, die ich geschafft habe. Das sind winzige Dinge wie „Zähne putzen heute schon 5 Tage am Stück hin bekommen“, die so normal sein sollten, es aber eben nicht sind. :sweat_smile: :cry:

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@Petrolblau
ohh… wie schaffst du das dann?
oh, kann ich dir helfen? Ich wollte dich auf keinen Fall persönlich angreifen, verletzen oder ähnliches!
Leider war ich dann gestern nicht mehr wieder hier :cry:

aber wie? :sweat_smile: wie kannst du damit aufhören? (ich weiß, das hört sich vielleicht blöd an, aber ich weiß wirklich nicht wie das geht, wenn ich merke, dass basic things für andere absolut kein Problem darstellen)

also wie eine Tabelle?
das hört sich schlau an :o
Ist die Verachtung auch dadurch weniger geworden?

Hallo @RealignedColours,
hattest du schonmal kognitive Verhaltenstherapie gemacht? Vielleicht wäre das etwas für dich?

Wenn man ganz stumpf Tipps liest, lernen die Leute nett zu sich zu sein und sich nicht zu verachten, indem sie so reden,

  • wie zum besten Freund.
  • wie sie zum eigenen kleinen Kind.
  • wie ein liebevolles Elternteil.
  • wie sie sich vorstellen, wie die Psychotherapeutin zu denen reden würde.

Für den Selbstwert gibt es auch Bücher, z.B. schickt man den inneren Kritiker mal für einige Wochen in den Urlaub.

Und dann gibt es noch Achtsamkeit (ich kenne das von DBT für Frustrationstoleranz zum Beispiel):
Man beobachtet/fühlt ohne zu bewerten. Das kann man mit allem machen.
Man tun nur 1 Ding pro Zeit. „Wenn ich meinen Topf abspüle, dann spüle ich den Topf.“ Und dann verrückt man es ganz bewusst zu machen und keine Bewertungen zu machen. Wie ein Außerirdischer, der ganz neugierig ist und alles interessant findet, aber nicht wertet.

Die Bewertung ist ja das, was einen schlecht fühlen lässt.

Aber ich weiß das alles und versinke auch ständig in Vergleichen und Negativität. Vermutlich, weil ich ja weiß, wie andere mich bemitleiden, dass ich leide oder mich anstarren würden, wenn sie über mein Leben Bescheid wüssten usw. usf.
Ich weiß, dass die Meinung anderer egal sein sollte, aber anscheinend ist mein Drang von anderen anerkannt und für fähig gehalten zu werden so hoch, dass es in mir drin ist. Sonst würde man sich selbst ja nicht verachten, wenn man viel niedrigere Ansprüche an sich selbst hätte. Ansprüche an sich selbst reduzieren tut auch weh, find ich. Es verändert das Selbstbild. Das ist ein bisschen wie Lebensträume aufgeben.

Da fällt mir ein: ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.

Naja, vielleicht schaffe ich es ja in 10 Jahren mich weniger über mich und mein Leben (auch die Vergangenheit) zu schämen.

Hmm, hab so positiv und produktiv gestartet und hier wieder bei negativ angekommen. Mein Talent :scream:

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Vielen Dank euch allen für diese ganzen Infos, den ausgesprochenen Mut und die Tipps. Ich bin natürlich etwas überwältigt mit dieser " Einsicht" und den ganzen Informationen.

Ich bin in den letzten Tagen damit beschäftigt gewesen mit mir selbst geduldiger zu sein und einfach zu verstehen das ich so wie ich bin normal bin und nicht auf jeden gedankenzug aufzuspringen und diese Gedanken zu leben.

Fällt mir tatsächlich immernoch schwer diese Impulse und Gedanken zu „Ignorieren“.

Das elvanse hat meiner Meinung nach eine Toleranz eingestellt und das ist jetzt schon öfter passiert.

Noch ist alles bei mir eher düster gerade sogar eher eine achterbahn. Ich fühle mich so rastlos. Ich glaube ich brauche einfach noch Zeit.

Dazu kommen einfach soviele Probleme die ich einfach in meinem sein wie ich bin angehäuft. Natürlich habe ich viele Dinge nach der Diagnose und den Gesprächen mit meinem Arzt zumindestens nicht mehr wiederholt. Aber trotzdem sind viele Probleme einfach da.

Und genau diese erschweren es mir mich einfach auf mich zu konzentrieren, mich kennen zu lernen und einfach Mal damit klarkommen.

Naja ich finde es schonmal richtig toll hier zu sein und so aufgenommen zu werden. Ich freue mich schon auf zahlreiche Gespräche und den Austausch.

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Es ist ein Prozess.
Nimm ihn an!
Und was uns wohl allen dabei am schwersten fällt, ist geduldig zu sein.

Die Probleme, die wir haben, verschwinden ja nicht einfach, bloß weil wir eine Diagnose bekommen haben.
Aber: ich für meinen Teil, kann damit nun besser umgehen. Ich verstehe mich besser und verstehe, warum ich Probleme habe und auch welche genau das sind. Trotzdem bin ich ja jetzt kein anderer Mensch.
Aber langsam kann ich einige davon aufdröseln. Ich fange an, mich so anzunehmen, wie ich bin. Und Dinge an mir und anderen auch „einfach“ so anzunehmen.

Und die beste Erkenntnis aus meinem Prozess ist:
Ich bin nicht Schuld!
Ich lerne, dass ich mich nicht immer wieder für meine bloße Existenz entschuldigen muss.

Die Probleme lösen sich nicht von heute auf morgen auf, ich muss daran arbeiten und manche Sachen auch akzeptieren, wenn ich keinen Einfluss darauf habe.
Ständige Selbstreflextion ist anstrengend, lohnt sich für mich aber total.

Ich wünsch dir alles Gute für deinen Prozess!

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Hey,

ja, das habe ich. Die hat auch gut geholfen! Dann hat sich der Schwerpunkt verändert und sie musste mich abgeben nach etwas mehr als 1 Jahr. Seitdem bin ich auf der Suche :sob:

das hört sich hilfreich an, hab aber keine Ahnung, wie ich das umsetzen kann und DAS ist eines meiner Kernprobleme.
Welche Bücher kannst du so empfehlen? :eyes:

Danke für deine Antwort :blush:

Ich hab nie ein Buch zu Ende bearbeitet, auch nicht mit der Therapeutin zusammen. Bei mir schwingt es bei Büchern schnell in überwältigt sein um.
Hab in der Therapie damals mit den zwei folgenden begonnen:

Friederike Potreck
Von der Freude, den Selbstwert zu stärken (Fachratgeber Klett-Cotta, Bd.)

Angelika Rohwetter
Den Inneren Kritiker zähmen (Fachratgeber Klett-Cotta, Bd.)

Mehr fallen mir nicht ein. Hatte eine Gruppenangebote, Therapien, stationäre Therapien, viel Unterschiedliches gemacht. Um Sachen am Schreibtisch hinzubekommen, hab ich ewig Zeitprotokolle und dann winzige Änderungen gemacht bis dann wieder etwas passiert, was alles durcheinanderbringt, und ich keine Kraft mehr habe so viel Arbeit rein zu stecken für etwas, was noch mehr Kraft raubt. Für Leute, die nicht so festgefahren sind und bisschen Zeit zum Reflektieren haben, aber trotzdem extreme Probleme mit Prokrastinieren haben, hab ich in der Therapie die Arbeitsblätter aus einem Fachbuch von der Therapeutin, aber ich hab gerade gesehen, dass es auch ein Buch für Betroffene gibt:

Anna Höcker
Margarita Engberding

  • weitere
    Heute fange ich wirklich an!
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So geht es mir auch :confused:

Kannst du etwas aus der DBT empfehlen? Das hattest du im Post davor erwähnt
Also auch ein Buch zum selbstbeibringen oder so?

Was genau sind Zeitprotokolle?

@Gyndvn
Ich hoffe wirklich, dass ich dir nicht den Rahmen sprenge (RW) :melting_face:

Nein ganz im Gegenteil ich lerne so auch dazu und viele Dinge treffen auch auf einen selbst zu, nur fallen die einem nicht immer ein. Jeder Austausch ist wichtig und wertvoll @RealignedColours

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Ich hab einfach Jahre lang immer alle 15 Minuten (oder sobald ich Gelegenheit hatte oder sobald ich mich dran erinnert hatte) aufgeschrieben, was ich mache. Dann wusste ich wofür ich Zeit brauche, wenn ich deinen Wochenplan mache. Das hat auch was mit Pausen machen, Feierabend machen, einen Tag die Woche ungeplant lassen und 5 Wochen im Jahr frei machen zu tun (als ich studiert habe), damit man nicht zu sehr erschöpft ist. Das war eine Gruppe von der Beratungsstelle mit einer Psychologin und wir hatten da viele Regeln für die Wochenpläne und um eine Studienarbeit zu planen usw., z.B. man darf nur dann um 5 bis 10% die Arbeitszeit erhöhen, wenn man nie außerhalb der Arbeitszeit gearbeitet hat und die geplante Arbeitszeit eingehalten hat. (Man durfte in der Zeit nur arbeiten oder Grübelzettel schreiben).
Das ist aber sehr ähnlich zu den Sachen von Anna Höcker… „Heute fange ich wirklich an!“ denke ich.
Dass ich das gelernt habe, ist auch schon 10 Jahre her, hat sich bestimmt ein bisschen weiter entwickelt.

DBT hatte ich nur in Ausschnitten, weil ich kein borderline habe. Das hat mir die Therapeutin ausgesucht und einzelne Arbeitsblätter gegeben.
Ich glaube, das ist für Therapeuten, aber das sieht so aus von der Aufmachung, wie die Arbeitsblätter, die ich bekommen habe.

Martin Bohus
Martina Wolf-Arehult
Interaktives Skillstraining für Borderline-Patienten

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Huhu ich klinke mich hier mal ein, nachdem ich „Die Welt der Frauen und Mädchen mit ADHS“ gelesen hatte, habe ich Roxy und Rich Pink entdeckt. Die haben unter anderem „Smalltalk“geschrieben, darin geht es um die Art, wie man sich selbst zerfleischt (sich selbst small talked also klein macht)und wie man diese falschen Glaubenssätze durch positive ersetzen kann. Das kann ich dir wirklich empfehlen, wenn dir englische Lektüre nichts ausmacht. :green_heart:

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oh mei… ich danke euch für den Einblick und die Empfehlungen!! Danke für die Mühe das alles aufzuschreiben und hier zu teilen. Da werde ich mich mal reinlesen!!

@Mona85 von der DBT weiß ich leider auch nur ganz wenig, weil meine letzte Therapeutin mir auch nur spezifische Arbeitsblätter gegeben hat :sweat_smile:

Das sieht nützlich aus.

Martin Bohus
DBT-Skillstraining
Das Patienten-Manual

Hab in das Inhaltsverzeichnis geschaut. Ich hatte Achtsamkeit, Umgang mit Gefühlen und Skills, also eigentlich den Großteil, wobei ich mich an Umgang mit Gefühlen so gar nicht praktisch erinnern kann. :grin:

Hab irgendwie jetzt sofort den Drang 100 Bücher und der Bibliothek zu holen und sofort alles zu lesen. :face_with_peeking_eye: Realitätsverlust :grimacing:

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woah, ich danke dir!!
Vielleicht kann ich die ja auch in einer Bibliothek ausleihen, das würde sogar Geld sparen :sweat_smile:

Klassiker :joy: :joy: