Hilfe und Tipps für Schule bei einem Teenager

Hallo Zusammen,

ich bin relativ neu hier. Ich bin 40 und mein Sohn ist 14. Die ADHS Diagnose bekamen wir in der Grundschule. Bei unserem Sohn liegt hier tatsächlich das „Hauptproblem“ in Sachen Konzentration, Struktur.
Er ist auch in Behandlung und wir hatten auch immer gute Unterstützung von Schule und Arzt. Wir versuchen ihm immer ein geregelten Tagesablauf zu bieten., feste Zeiten usw. Auf seinen Wunsch hin wechselte er nach der Grundschule aufs Gymnasium. Er hatte gute Noten, seine Lehrerin sprach sich auch dafür aus. Er war in der 4./5. Klasse als die ganzen Lockdowns waren. Trotz allem lief es erstmal recht gut. Seit der 7. Klasse ( mit Beginn der Pubertät) ging es doch Berg ab. Nicht weil er mit dem Stoff überfordert war, sondern weil die Prioritäten woanders lagern bzw. liegen. Auch ganz normal für jemand in der in der Pubertät ist. Das Problem ist wir kommen nicht mehr an ihn ran. Er meint er lernt effektiv, die Noten sagen was anderes aus. Auch für mich hat er die falsche Lerneinstellungen. Wir haben versucht ihm verschiedene Tips und Lernstrategien zu zeigen. Die er grundsätzlich vergisst anzuwenden. Auch hat er eine völlige Fehleinschätzung was seine Leistungen betrifft. Wir sind aktuell in einer absoluten Spirale, egal was wir sagen, es wird blockiert. Ist doch alles nicht so schlimm. Er ist jetzt Versetzungsgefährdet ( was nicht das Ende der Welt ist) aber wir sind ein bisschen ratlos was wir machen können. Die Lehrer sehen es ähnlich wie wir. Er könnte besser sein und das es bei ihm am lernen scheitert. Ihn auf die Realschule wechseln lassen- möchte er nicht. Auch ich hab bedenken daß dies nicht der richtige Schritt ist. Auf dem Gymnasium ist er im Tagesheim mit Studienzeiten. Hier hat er Struktur. Gibt es auf der Realschule nicht, hier müsste er sich selbst organisieren ( was leider sehr schwer für ihn ist). Wir haben eine relativ kleine Klasse ( 21 Schüler). Was ich für optimal halte.
Realschule ca. 28-33. Außerdem glaube ich nicht, das sich die Probleme dadurch ändern. Dazu kommt das mein mannsich schwer tut sich mit der Diagnose ADHS auseinander zu setzen
Er nimmt das schon ernst hat sich aber nie belesen und dafür h manchmal etwas wenig Verständnis für unseren Sohn. Mir selbst fehlt es immer wieder an Geduld. Wir befinden uns aktuell in einer Spirale. Habt ihr vielleicht Ideen, Tipps Anregungen für uns? Gerade im Bezug lernen, lerntipps Umsetzung, wieder an ihn Ran kommen. Ich sag schonmal Danke

Hallo @Kelthica

von Eltern was annehmen ist auch recht schwierig, konnte und wollte ich als Kind auch nicht.
Manchmal ist es einfach, wenn „Fremde Erwachsene“ (z.B. nachbar mit Nachhilfe, Nachhilfe durch Studenten oder ähnliches).

Das war dann weit genug, daß ich das dann später angenommen habe, abgeschaut habe und dann irgendwie auch verinnerlicht bzw. sogar an Lerntechniken ausgebaut habe.
Vielleicht gibt es Kumpel, Freunde oder Cousin/Cousine zu denen er einen Draht hat und wenn sie gemeinsam lernen er sich vielleicht etwas abschauen, gemeinsam durch lösen von Aufgaben Lösungswege erarbeiten können.
Ich habe das auch später so mit einer Freundin im Abi gemacht, was sehr geholfen hat.
Im Prinzip braucht er ja zuerst etwas, wo er wenn ich dich recht verstehe lernt Lösungswege zu erarbeiten, mit denen er dann zum einen sich lernen erlernt und dann auch lüben muß, das erlernte/ das Wissen anzuwenden um dann die Aufgaben zu lösen.

Da ich keine Kinder habe, kann ich nur von dem ausgehen wie ich es selbst gelernt, erarbeitet und ausgebaut habe.
Bei manchen Gebieten merke ich noch heute in der Uni, daß ich meine erlernten Lösungsansätze, Lösungwegarten verändern, anpassen und optimieren muß.
Je nach dem welches Modul (ist ähnlich wie ein Fach) muß ich teils mir ganz was neues erarbeiten, weil meine üblichen Ansätze für mich dort so nicht funktionieren

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Hallo,
auch hier eine Stimme für externe Unterstützung.
Bin Mama von einem ADS-Sohn, der schon 17 ist.
Bei uns war es genau wie bei Euch: von uns nix sagen lassen.

Habt Ihr Kontakt zu einer Ergotherapie? Dann frag die mal, ob sie auch Lerncoaching anbieten oder jemanden kennen. Guck auch mal, ob das z.B. online angeboten wird. Mein Sohn macht seit 2 Jahren sehr erfolgreich online Nachhilfe.

Sich selber zu strukturieren ist sehr schwer in dem Alter und dann noch mit ADHS …

Mein Sohn hat sich auch nie wirklich mit dem Thema beschäftigt. Ihm hat die Erklärung der KJP gereicht. Er geht auch nur zur KJP alle paar Monate um sich seine Medis abzuholen.

Ich drücke Euch die Daumen, dass Ihr die Kurve kriegt.

Wenn Du weitere Fragen hast, immer her damit. Gerne auch per PN.

Gruß
Steini

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Hallo Kelthica,
das liest sich in einigen Teilen, als würdest Du von unserem Sohn (13) schreiben :see_no_evil:
Wir waren beim ADHS Elterntraining, was uns sehr geholfen hat, aber einiges konnten wir leider noch nicht umsetzen…
Vielleicht wäre das noch was, wenn Du/ Ihr sowas noch nicht gemacht habt.
Uns hat es erstmal sehr geholfen uns mit „Gleichgesinnten“ auszutauschen und dann gab es auch Teil im Training mit lernen und Hausaufgaben… Dort wurden Pläne vorgestellt, die dem Kind/ Teenie zeigen sollen,z.B. was an welchem Tag anliegt, an lernen, Terminen und Freizeit. Ausprobiert haben wir es allerdings noch nicht… Wollen damit nach den Sommerferien starten.
Unser Sohn kann es besser behalten, wenn es visualisiert ist und man es nicht nur sagt. Es gibt ihm Übersicht und er kann Tag für Tag sehen, wie etwas „näher“ kommt.
Wenn viele Sachen an einem Tag anstehen rate ich ihm z.B. Listen zu schreiben oder kleine Notizzettel, um nichts zu vergessen.
Für die Lernmotivation ansich habe ich leider auch noch nichts gefunden :face_with_peeking_eye:

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Die Bücher von Fabian Grolimund und Stefanie Rietzler könnten auch einen Blick wert sein, in dem Alter ggf. insb. „Clever lernen“, und/oder die Videos.

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Vielen Dank für eure Rückmeldungen
Es tut gut zu wissen ,dass man nicht alleine ist
Ich werde schauen was wir von euren Vorschlägen und Tips nutzen können bzw. was für unseren Junior geeignet ist.

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Hallo Kelthica,

das was du beschreibst ist ja Symptom bei ADHS. Dass er Strategien lernen kann, aber diese dann in der Praxis nicht anwendet. Und dass er sich falsch einschätzt. Das sind Sachen die man einem ADHS-ler nicht vorwerfen kann, genau so wenig wie einem Gehbehinderten dass er nicht schnell genug läuft.

Dazu kommt noch die Pubertät, wo schon im Normalfall die Selbsteinschätzung aussetzt.

Falls er Medikamente bekommt, es kann sein dass die in diesem Alter angepasst werden müssen. Oft steigt der Bedarf mit 12 oder 13 stark an. Oder es gibt Wirklücken, weil zu spät nachgenommen wird, oder es gibt gar keine Wirkung weil sie früher aufhört als man denkt.

Falls er kein Medikament bekommt - warum nicht? Das ist doch bei ADHS die effektivste Hilfe. Ich bekam als Schüler auch keine, aber ich bin 1965 geboren, da war die Medizin in Deutschland nicht so weit. Rückblickend wäre aber Vieles leichter gegangen.

Ich bin auch Mama eines Sohnes mit ADS.
Wir kennen das Problem, dass von uns keine Hilfe angenommen wurde. Das kommt jetzt erst so langsam. Er ist 17 und beginnt bald seine Lehre.

Manchmal muss man loslassen als Mama und die Kinder laufen lassen. Ich weiß, wie schwer das ist und dass das gegen alles geht, was man tun will und ertragen kann.

Unser Sohn war schulisch auch nicht der Beste, trotz dem sagenumwobenen Potenzial. Wir haben vieles versucht. Ich habe ihn zur Ergo gefahren, zur Lerntherapie, haben Medikamente gegeben. Über Jahre. Er selbst stand aber nie wirklich dahinter.
Die Schule hat er irgendwie geschafft und hat dann erstmal ein Freiwilliges Ökologisches Jahr gemacht, weil er keinen Ausbildungsplatz gefunden hat. Bei der Organisation des FÖJs haben wir sehr geholfen, aber seit er den Platz hat müssen wir NICHTS tun! Er organisiert sich komplett alleine. Seit er dort ist hat er einen enormen Schub gemacht. Er ist hier unter Gleichgesinnten und fühlt sich sehr wohl. Auf einmal ist er viel selbstständiger, als ich das jemals gedacht hätte.
Jetzt beginnt er bald eine Ausbildung in einem Bereich, den er sehr mag. Und ich bin mir sicher, dass das gut laufen wird. Zumindest was die Ausbildung selbst angeht. Er hat schon angekündigt, dass er in Behördensachen und eigener Wohnung noch Hilfe brauche wird. Aber zum ersten Mal hat er von allein gesagt, dass er uns brauchen wird! Das sehe ich als großen Schritt in die richtige Richtung. Weil, es ist der Wille zum Erfolg da und die Erkenntnis, dabei Unterstützung zu brauchen.
Er sieht langsam ein, dass er sich doch mit seiner Diagnose auseinander setzen muss, eventuell ist er nämlich auch noch Autist. Weil er ein Ziel hat, das er erreichen will.

Auch bei mir war es so, dass ich auf dem Gymnasium von Jahr zu Jahr schlechter geworden bin. Die 11. Klasse hätte ich fast nicht geschafft. Ich war aber einmal auf dem Gym und hatte keinen anderen Plan. Ich wusste auch nicht so direkt, was ich denn mal werden möchte. Also habe ich dort einfach irgendwie meine Zeit abgesessen. Meine Mutti hat das Reden irgendwann aufgegeben und gesagt, dass ich selber dahinter kommen müsse. Ihr fiel das sicher nicht leicht, aber sie hat Vertrauen gehabt, dass es irgendwann besser wird.

Die Kehrtwende kam bei mir erst mit der Schwangerschaft mit 17. Danach wusste ich, wo meine berufliche Zukunft liegen soll und habe meine Ausbildungen mit Auszeichnung abgeschlossen. Ich wusste dann, was ich will, habe mich für die Themen interessiert und konnte plötzlich auch lernen. War ja alles interessant. Nicht, dass ich alles immer im Blick gehabt hätte oder alles gut vorbereitet gewesen wäre, aber ich konnte bei Bedarf auch einen Vortrag in 15 Minuten Frühstückspause erarbeiten und eine 1 bekommen. Eben weil das genau mein Bereich war.

Ich weiß, dass man als Mutti alles für sein Kind tut. Man stemmt Unmögliches, man versetzt Berge. Man zieht und schiebt, man redet und macht sich Gedanken. Und dann kommt irgendwie kaum was an. Denkt man. Aber so ist es nicht. Was ankommt und bleibt, ist die Liebe und Aufopferung. Die Wertschätzung dafür kommt nur etwas verzögert.

Ich habe auch nicht hören wollen, wenn meine beste Freundin mir sagte, ich muss die Dinge auch mal laufen lassen. Meine Freundin ist so alt wie meine Mama und hat selber eine große Familie mit vielen Kindern. Ich habe ihr keine Kompetenz abgesprochen, wenn sie mir solche Ratschläge gab, aber es ging doch um mein Kind! Was passiert, wenn ich nicht da bin und mich um alles kümmere? Was soll aus ihm werden? Er schafft das doch nicht. Der Junge geht doch unter!
Naja, ist nicht passiert. Und auch nicht bei den Kindern in der Familie meiner Freundin. Manchmal muss man die Kinder kontrolliert fallen lassen. Man ist ja trotzdem da und kann helfen.

Ich sage nicht, dass du dich komplett raushalten solltest. Information ist wichtig. Auch, dass ihr euch als ganze Familie zum Thema ADHS weiterbildet. Für den Sohn können da zum Beispiel auch Social Media Kanäle gut sein. Dort wird das Thema auch humorvoll bearbeitet. Auch Medikamentengabe und Therapie ist sinnvoll. Aber irgendwo muss man dann auch mal was laufen lassen. Und wenn das die Wiederholung einer Klasse ist, dann ist das so.
Es wird trotzdem alles gut werden! Jedes Kind geht seinen Weg. Es muss nur erstmal seinen Weg finden. Das geht manchmal erst, wenn es weiß, was nicht der richtige Weg ist.
Hab Vertrauen!

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Therapie und Medis bekommt er. Würden auch erst angepasst. Und ja es fällt tatsächlich schwer ihn einfach laufen zu lassen​:see_no_evil::speak_no_evil:. danke dir