Histrionische Persönlichkeitsstörung

So dank @Hibbelanna bin ich auf diese Störung gelandet.

Ich zitiere kurz die Beschreibung von Wiki:

"Die histrionische Persönlichkeitsstörung (HPS) ist eine Form der Persönlichkeitsstörung und zeichnet sich durch egozentrisches, dramatisch-theatralisches, manipulatives und extravertiertes Verhalten aus. Typisch sind extremes Streben nach Beachtung, übertriebene Emotionalität und eine Inszenierung sozialer Interaktion.
Das Störungsbild ist gekennzeichnet durch eine übertriebene, labile Emotionalität und ein übermäßiges Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, Wichtigkeit, Bestätigung sowie Solidarität und Verlässlichkeit. Weitere Merkmale sind Selbstbezogenheit (Motive, Wahrnehmung, Denken, Handeln), leichte Verletzbarkeit der Gefühle und manipulatives Verhalten. Auch sexuell provokantes und verführerisches Auftreten ist oft für das klinische Bild kennzeichnend,[6] das zuweilen eine große Nähe zu verdecktem, verletzlichem Narzissmus aufweist, der nicht selten als Komorbidität zu diagnostizieren ist.[7]

Fallschilderungen beschreiben die (trotz häufig theatralischer Schilderung oder Darstellung) oberflächlich anmutende Präsentation von Gefühlen im Kontakt, verbunden mit unerwarteten und spontanen Wechseln, die für Gesprächspartner nur schwer nachvollziehbar sind und zudem mit einer geringen Spannungs- und Frustrationstoleranz einhergehen, die auf unmittelbare Bedürfnisbefriedigung ausgerichtet ist.[8] „Bereits geringfügige Anlässe führen zu extrem anmutenden Gefühlsveränderungen, die ihrerseits eine Veränderung des affektiven Erlebens, kognitiven Urteilens und Handelns anderer in der Situation mitbewirken“.[8]

Histrionische Merkmale im klinisch nicht auffälligen Bereich stehen in Verbindung mit Kreativität. So haben Personen mit histrionischer Tendenz eine bessere Fähigkeit zu divergentem Denken. Als Diagnoseinstrument kann neben gründlicher Anamnese und strukturiertem Interview das Hypochondrie-Hysterie-Inventar (HHI) eingesetzt werden.

ICD-10

Nach ICD-10 müssen mindestens vier der folgenden Eigenschaften oder Verhaltensweisen vorliegen:

- Dramatische Selbstdarstellung, theatralisches Auftreten oder übertriebener Ausdruck von Gefühlen;
- Suggestibilität, leichte Beeinflussbarkeit durch Andere oder durch Ereignisse (Umstände);
- oberflächliche, labile Affekte;
- ständige Suche nach aufregenden Erlebnissen und Aktivitäten, in denen die Betreffenden im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen;
- unangemessen verführerisch in Erscheinung und Verhalten;
- übermäßige Beschäftigung damit, äußerlich attraktiv zu erscheinen.

Egozentrik, Selbstbezogenheit, dauerndes Verlangen nach Anerkennung, fehlende Bezugnahme auf andere, leichte Verletzbarkeit der Gefühle und andauerndes manipulatives Verhalten ergänzen das klinische Bild – diese Verhaltensweisen sind aber für die Diagnose nicht erforderlich.

DSM-5

Nach DSM-5 ist die HPS charakterisiert durch ein tiefgreifendes Muster übermäßiger Emotionalität oder Strebens nach Aufmerksamkeit. Der Beginn liegt im frühen Erwachsenenalter, und das Muster zeigt sich in verschiedenen Situationen. Mindestens fünf der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein:[1]

- Fühlt sich unwohl in Situationen, in denen er/sie nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht.
- Die Interaktion mit anderen ist oft durch ein unangemessen sexuell-verführerisches oder provokantes Verhalten charakterisiert.
- Zeigt rasch wechselnden und oberflächlichen Gefühlsausdruck.
- Setzt durchweg die körperliche Erscheinung ein, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
- Hat einen übertrieben impressionistischen, wenig detaillierten Sprachstil.
- Zeigt Selbstdramatisierung, Theatralik und übertriebenen Gefühlsausdruck.
- Ist suggestibel (d. h. leicht beeinflussbar durch andere Personen oder Umstände.)
- Fasst Beziehungen enger auf, als sie tatsächlich sind.[/list]"

<LINK_TEXT text=„https://de.wikipedia.org/wiki/Histrioni … %C3%B6rung“>Histrionische Persönlichkeitsstörung – Wikipedia</LINK_TEXT>

Was mich nun stutzig macht ist folgendes:

„Es kann vorkommen, dass bei Histrionikern aufgrund ihres manipulativen bzw. provokanten Verhaltens fälschlicherweise eine ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) diagnostiziert und in der Folge eine bei HPS kontraindizierte Behandlung mit Methylphenidat (z. B. Ritalin) eingeleitet wird. Eine solche Fehldiagnose kann auch bei einer möglichen narzisstischen Auslenkung der HPS oder einer narzisstischen Komorbidität geschehen, da in beiden Fällen eine mangelnde Fähigkeit oder Bereitschaft zum Zuhören bestehen kann. Selbiges gilt bei dissoziativen Bewusstseinsstörungen (dissoziatives Vergessen, dissoziative Schwerhörigkeit). Da auch Kinder häufig schon im Schulalter deutliche histrionische Auslenkungen zeigen können, ist bei ihnen eine besondere Gefahr der Fehldiagnose gegeben.“
<LINK_TEXT text=„https://de.wikipedia.org/wiki/Histrioni … %C3%B6rung“>Histrionische Persönlichkeitsstörung – Wikipedia</LINK_TEXT>

Ich habe nie etwas Ähnliches gefunden, was mich so perfekt beschreibt.
Was mich jetzt interessiert, kennt es jemand von euch auch, ist es auch als Komorbität von Adhs möglich, oder ist es komplett eine andere Störung?
Gibt es überhaupt Medis dagegen?
Ich gehe eigentlich 100% davon aus, dass ich es habe. Und es ist Scheiße. Das Manipulative ist tatsächlich nicht gewollt, es passiert einfach. Wenn ich mich dabei ertappe, versuche ich es zu verhindern klar, ist es aber nicht so leicht. Das Theatralische ist ebenfalls so ein Teil von mir geworden, d.h. es ist nach außen tatsächlich sehr subtil und von anderen schwer zu durchschaune, ich merke es innerlich.

Hi

Ich habe meine umfangreiche AD(H)S Diagnose vor wenigen Wochen erhalten und zusätzlich verschiedene Persönlichkeitsakzentuierungen (also noch keine Störung) erhalten. Darunter auch die Histrionische.

Es gibt einige Aspekte, die sehr auf mich zutreffen und andere eher nicht.

Ich finde, dass sehr viele der Symptome auch mit AD(H)S erklärt werden können und sich diese beiden „Krankheiten“ viele Symptome „teilen“.

Da ich noch völlig AD(H)S unbehandelt bin, ist der Fokus auf die Medikation von AD(H)S. Könnte mir gut vorstellen, dass sich viele andere „Probleme“ danach von selbst regeln.

Finde es aber sehr spannend.

So ziemlich bei allen Persönlichkeitsstörungen (bei allen nicht, aber bei den meisten) findet sich ein hoher Anteil an Patienten, die primär ADHS haben und bei denen sich auf ADHS die Persönlichkeitsstörung sekundär drauf gesetzt hat. Paranoide Persönlichkeitsstörung (der Querulanten-Wahn / Michael Kohlhaas), Borderline ganz viele, narzisstische und histrionische Persönlichkeitsstörungen, antisoziale Persönlichkeitsstörung schon eher nicht (bei Soziopathen fehlt genuin die Empathie, bei ADHS bzw. der ADHS-Persönlichkeit sind die oft beobachteten kalten Züge und Empathiedefizite reaktiv, als Selbstschutz sozusagen), schizoide Persönlichkeitsstörung auch nicht, aber wie gesagt vor allem Borderline, Paranoide, Narzisstische und Histrionische Persönlichkeitsstörung.

Ich selber kann auch bei mir narzisstische und selten auch histrionische Züge feststellen. Ein relevantes Ausmaß hat das bei mir nicht. Und was histrionische PS angeht: siehe INSTAGRAM!!!

Jupp.
Für uns ist in erster Linie ADHS relevant.
Alles andere erst, wenn es sich nicht im Zuge der ADHS-Therapie zurechtrücken lässt.
(außer bei Ängsten und Depressionen, da muss man schon vor oder während der Therapie ran)

Unsere Psyche versucht da, viel Defizit in viele Richtungen hin auszugleichen.

Hinzu kommt, dass viele dieser Störungen und Komorbiditäten in abgeschwächter Form als ganz normale Persönlichkeitseigenschaften vorhanden sind und erst im Verbund mit ADHS einen pathologischen Spin bekommen.
Ich glaub, die Kombo aus Sozialphobie und historisch-histronischer Narzissmussauslenkung, wie sie bei mir wahrscheinlich vorliegt - die gibts wahrscheinlich nur bei ADHS :rotwerd :nothere :winken :nothere :winken :nothere

Wenn wir uns aber vor dem Hintergrund einer gesichererten ADHS-Diagnose selbst reflektieren, die Selbstwahrnehmung z.B. durch Medikamente besser wird, schaffen wir das durchaus, das Ganze wieder in eine charmante Eigenheit umzuwandeln.

Und immer schön dran denken: man kann auch ohne Pathologie nerven wie Sau!! :neiiin

Bei mir was das angeht, leider teils. Sogar habe ich Tage/ Wochen, wo es sich sogar extrem verstärkt.

@allmighty Ich würde das nicht als Persönlichkeitsstörung betrachten - sondern eher als eine spezielle Kombination von Eigenschaften und Verhaltensweisen, die es auch in pathologischer Form gibt.

Letztlich ist es so, dass wir eben so unser Päckchen entwickeln und Zwiebelschale für Zwiebelschale irgendwelchen Unsinn anlagern, den wir dann mühsam wieder abtragen müssen. Sei es die Angst, sei es das Theater oder die große Bühne - in meinem Fall häufig die große Klappe.
Wenn es arg belastend ist, dann hilft da sicher auch eine Therapie, ehe man total im Abseits steht.
Bei Narzissmus und histronischer PS ist es so, dass in der pathologischen Form kaum Krankheitseinsicht vorhanden ist - sprich: wennst es merkst, ists nicht pathologisch.

Auch hier helfen z.B. Situationstagebücher. Da kann man nachträglich eine problematische Situation analysieren - die eigenen Gefühle, die dazu führen dass man eben auf eine bestimmte, sich unangemessen anfühlende Art und Weise reagiert.
In einem zweiten Schritt kann man dann versuchen, sich Verhaltensalternativen auszudenken für die jeweilige Situation auszudenken - oder auch „Skills“ oder Interventionen, die man dann in einem dritten Schritt umsetzt.

Wichtig: hab Dich selbst gern wie Du bist.

Abrechnung mit Influencern und Interview mit einer Buchautorin dazu von heute auf Spiegel online: <LINK_TEXT text=„https://www.spiegel.de/kultur/influence … V6EA%3D%3D“>Influencer-Kultur: »Die reinste Volksverblödung« - DER SPIEGEL</LINK_TEXT>

Nun hat die Profilneurose von Overthesky auf adxs zwar auch narzisstische und histrionische Elemente, aber eines muss ich mir im Gegensatz zu der kalten, neoliberalen Glitzerscheinwelt der Influencer nicht vorwerfen lassen dabei: Kapitalismus und materiellen Eigennutz… und wie sämtliche der hier engagierten „Aktivisten“ (exakt, der passendste Begriff ist Aktivisten hier im Forum, nicht Influencer) bin ich hier ehrenamtlich unterwegs, weil mir die Sache etwas bedeutet…

Sehr interessant jedoch nicht leicht zu beantworten, aber die Gedankengänge zu diesem Thema sind höchst interessant. Ich denke allerdings, das man bei solchen gedanklichen Exkursionen aufpassen muss, das man sich nicht in etwas verrennt, oder verheddert. Wie bei bereits verschiedene anderen bekannten, und auch genannten Erkrankungen die Ähnlichkeiten, zumindest in Teilaspekten, zu Adhs aufweisen, scheint dies auch hier der Fall zu sein. Bei genauerer Betrachtung scheinen mir dann doch diese fast schon markanten Auswüchse, meiner Meinung nach mit starker Ähnlichkeiten zur Narzisstischen Störung, zu überwiegen. Ob aber zum Beispiel ein in der frühen Kindheit unerkanntes und unbehandeltes Adhs dieser Störung zugrunde liegen könnte?, dieser Frage auf den Grund zu gehen, wäre natürlich in Bezug auf Adhs höchst interessant.

@AbrissBirne

Falls es Dich interessiert, wie das Thema zustandekommt:

Der Thread hat sich - soweit ich mich erinnere - aus diesem hier ergeben:
<URL url="echte Selbstakzeptanz vs. pseudo-narzisstische Abwehr text=„viewtopic.php?f=11&t=1127“>echte Selbstakzeptanz vs. pseudo-narzisstische Abwehr

… der sich ursprünglich aus diesem hier ergeben hat:
<URL url="https://adhs-forum.adxs.org/t/diagnose-waehrend-der-bachelorarbeit/871/15 text=„viewtopic.php?f=2&t=1598&p=25223&hilit= … ung#p25223“>https://adhs-forum.adxs.org/t/diagnose-waehrend-der-bachelorarbeit/871/15

Du siehst, wir sind dran! :lol:

Das IST aber auch spannend alles…

Presseartikel von heute zur Histrionischen Persönlichkeitsstörung auf Pschology Today: <LINK_TEXT text=„Index of Blogs | Psychology Today … sorder?amp“>Behind the Scenes of Histrionic Personality Disorder | Psychology Today</LINK_TEXT>


Das solltest du am besten mit einem Therapeuten abklären. Gerade Persönlichkeitsstörungen sind nur schwer von Laien zu diagnostizieren und müssen meines Wissens von neurologischen Problemen abgegrenzt werden (in welchem Maße weiß ich allerdings nicht).

Als Beispiel fällt mir dazu ein Beispiel ein: Eine anankastische Persönlichkeitsstörung welche mit (Perfektions uind Ordnungs-)Zwängen und überhöhtem Anspruch an sich selbst und sein Umfeld einher geht ist nicht das Gleiche wie eine Zwangsstörung.
Eine paranoide Persönlichkeitsstörung ist nicht das Gleiche wie die Paranoia die ein an Schizophrenie erkrankter Mensch hat etc. pp.
An dieser Stelle möchte ich auch noch darauf hinweisen, dass ich lediglich über ein mehr oder weniger umfangreiches "Halb"wissen verfüge, welches ich mir angelesen habe oder durch Podcasts gelernt habe und meine Aussagen keinen Anspruch auch Richtigkeit haben, sondern nur als „Tipps“ verstanden werden sollten.

Liebe Grüße! Felix

Ich konnte mich zumindest nur anhand der Beschreibung der Störung auch nicht mit ADHS identifizieren.
Das ist mir erst klar geworden, als ich mir Fallbeispiele durchgelesen habe oder Psychologen das genauer ausführen wie ein ADHS-Attribut sich zeigt.

Ich sehe mich da aber nicht. Ich bin oft laut, meine mich überrumpelnde Emotionalität nervt mich eher als dass ich sie bewusst einsetze.
Und ich kann es nicht leiden im Mittelpunkt zu stehen.