mir ist gestern eine Sache eingefallen, die ich hier auch schon ab und zu im Forum gelesen habe. Und zwar geht es um den Zusammenhang von Hochsensibilität, Hochbegabung und ADS.
Ich erinnere mich, dass mich schon in meiner Kindheit oft das Gefühl beschlich, dass ich Dinge anders verarbeite als andere. Ich brauchte meist länger, wurde schneller emotional, nahm Dinge deutlich persönlicher, aber auch tiefer wahr.
Nachdem ich schon eine Weile mit Mobbing in der Schule zu tun hatte und daraufhin einige andere psychische Probleme entwickelte, war ich mal mit meiner Mutter zusammen beim Kinder- und Jugendtherapeutin. Da war ich etwa 14 Jahre alt.
Der hatte dann das erste Mal die Vermutung angestellt, ich könnte eventuell hochbegabt sein und mich deshalb mit anderen in meinem Alter schwer tun/ausgeschlossen werden. Dem weiter nachgegangen sind meine Eltern jedoch nicht. Meine Mutter hatte dann eher die Idee, es könnte doch Hochsensibilität sein. Wir haben uns dann auch Bücher und Artikel zu dem Thema angeschaut, weil meine Mutter das bei sich selbst auch vermutete.
Danach habe ich mich eine ganze Weile nicht mehr damit befasst, bis ich letztes Jahr nochmal eine Therapie gemacht habe, wo ich von der Psychologin beinahe das Gleiche hörte wie von dem Kinder- und Jugendtherapeuten. Sie vermutete hinter dem Grund für das Mobbing eine Hochbegabung bei mir.
Ich weiß aber inzwischen, dass mein IQ definitiv nicht im Bereich der Hochbegabung liegt, aber ist es jemandem auch schon so ergangen, dass Hochbegabung vermutet wurde und sich später rausgestellt hat, dass es eigentlich doch AD(H)S ist? Denn das würde für mich doch einiges erklären.
Hochbegabung ist für das EGO ja Schmeichelhafter als das pöse ADHS. Besonders für Eltern.
Lass dich richtig diagnostizieren, weil auch Hochsensibel so ein Konstrukt ist, dem ich nicht vertraue. Jedenfalls nicht bei dem Hype der dazu grade läuft im Internet.
Warum genau traust du denn dem Konstrukt nicht? Es gibt unter Therapeuten und Ärzten jedenfalls die Meinung, dass das durchaus ein Konstrukt ist, das es so gibt. Es wird sehr viel Forschung dazu betrieben.
Du hast aber recht, dass es gerade einen sehr ungesunden Hype dazu gibt. Viele Menschen verstehen Hochsensibilität falsch und stellen es als eine Art Superkraft dar bzw. wollen sich damit vor jeglicher Kritik schützen.
An sich bedeutet Hochsensibilität ja lediglich, dass man Reize schwerer filtern kann als andere Menschen. Man nimmt alles sehr viel reizoffener wahr. Letztlich ist das Alles, aber das führt natürlich auch zu vielen Komplikationen, allerdings auch zu Vorteilen. Man nimmt ja nicht nur Negatives stärker wahr, sondern auch Positives.
Ich gehe davon aus, das Hochsensibilität, was ja Reizfilterschwäche mit einschliesst, bei ADXS eh vorhanden ist, aber auch beim Autismus.
Natürlich gibt es HS beim Menschen, nur eine „Störung“ oder gar Besonderheit ist sie nicht.
Alles gute dir, beim Finden was für dich stimmig ist.
War ja nur meine Meinung…
Aber es ist ja, soweit ich weiß so, dass eine Reizfilterschwäche nicht automatisch bedeutet, dass es ADXS oder Autismus per se sein muss. Man kann ja auch ‚einfach so‘ Schwierigkeiten mit der Reizfilterung haben, aber die anderen Symptome von ADXS und ASS fallen weg.
Eine Störung ist Hochsensibilität ja sowieso nicht. Eine Besonderheit vielleicht einfach dahingehend, dass es nicht der Normalfall ist. Die meisten Menschen können Reize eigentlich ganz gut filtern.
Ich meinte das jetzt auch nicht unbedingt auf mich selbst bezogen, dass Hochsensibilität stimmiger wäre für mich, eher andersrum. Mir ging es in den letzten Posts auch mehr um eine allgemeine Definition von Hochsensibilität.
Nee, das ist erhöhte Sensibilität.
Hochsensibilität als Konstrukt im Sinne von Aron geht noch zusätzlich von einer anderen Verarbeitung der Reize aus (holistische Wahrnehmung statt analytische Wahrnehmung). Ob das so stimmt, ist offen.
Ich glaube, dass erhöhte Sensibilität ein Teil von AD(H)S ist.
Aber ob man jetzt erhöhte Sensibilität sagt oder Hochsensibilität ist doch dann dasselbe in Grün, oder nicht?
Und interessant, von holistischer Wahrnehmung hab ich noch nie was gehört. Also, weder im Zusammenhang mit Hochsensibilität, noch ohne. Kannst du das vielleicht etwas näher erklären oder eine Quelle dazu teilen?
Hochsensibilität, uffz. Interessantes Feld. Genau, von Elaine Aron kam 1997 der Begriff dafür, der vieles vereint: Sensitivität für subtile Reize (auch ästhetischer Natur) und leichtere Übererregbarkeit. Es gibt zig Studien und Metastudien dazu, was alles mit Hochsensibilität korreliert (sich einfach teils stark überlappt). Neurotizismus (also der Neigung zu Ängsten, Nervosität, Melancholie, Stresssensibilität) korreliert stark, Extraversion weniger, Personen sind eher emotional reaktiv, es gibt Ähnlichkeiten zu ADHS, ASS, sozialer Angststörung, ängstlich-vermeidender Persönlichkeitsstörung. Studien hab ich mal unten hinzugefügt. Ich find Hochsensibilität irgendwie schwer fassbar, ehrlich gesagt, und bin mir auch unsicher (wie die Forschung auch teils) inwiefern es tatsächlich ein eigenständiges Konstrukt ist oder eine Eigenschaft die sich oftmal wo widerspiegelt.
Bei holistischer Wahrnehmung wird eher das große Ganze wahrgenommen, während beim analytischer Wahrnehmung stattdessen eher auf Details fokussiert wird, sehr salopp zusammengefasst. ADxS tendiert, meine ich, eher zum analytischem, falls ich das recht verstehe, @UlBre ?
So, wem fad sein sollte, zwei Studien zu den Ähnlichkeiten mit anderen Konstrukturen, Eigenschaften (Big 5), etc.:
Wobei ich bei einem Punkt etwas irritiert bin. Also, etwas holistisch oder analytisch wahrnehmen, verstehe ich schon. Ich denke aber im Prinzip, dass jeder Mensch beides tut, nur eben nicht im selben Maße. Ich glaube ohne analytische Wahrnehmung wären Menschen aufgeschmissen.
Allerdings passt ja die analytische Wahrnehmung, wenn du damit das Fokussieren auf Details meinst, nicht so zu ADxS, weil dem ja immer nachgesagt wird, dass man sich eben nicht gut auf Details und Kleinigkeiten fokussieren kann. Das würde ich eher bei ASS sehen.
Hm, joa, würd das mit dem Analytischen und den Details grad aus dem Bauch heraus so verstehen, dass wir Adxs’ler eher mal den Überblick verlieren, von einem Detail zum nächsten springen (Stunden auf Wikipedia und Co. etwa mal eben verlieren), dabei das große Ganze (wie z.B. die Zeit, oder dass manch ausufernde Recherche den Rahmen der Hausarbeit etwa sprengt etc.), nicht immer wirklich im Blick haben und uns ganz bewusst wieder rausholen müssen. Beim Rausholen simma dann eh wieder holistischer, quasi.
Ich stell mir das grad vor wie zwei Regler, die hoch und runterfahren können und bei uns von der Grundausstattung her nochmal signifikant anders eingestellt sind. Oder ein Regler mit dem einen Ende bei holistisch und dem anderen Ende bei analytisch. Oder wie bei der Fokusseinstellung einer Kamera. Es ist sicher nicht schwarz weiß, aber es gibt Tendenzen, denk ich. (kööönnte mich da nun auch wieder n Ticken in die Forschung reinlesen, aber ain’t nobody got time for that (Kann man hier eigentlich gifs posten? ), vllt kennt sich wer anders besser aus und kann ergänzen)
Das mit dem Maß ist ein guter Punkt. Sicher regelt und wechselt da jeder Mensch in der Bandbreite herum, nur ist es bei manchen unflexibler und starrer, oder mit mehr bewusster Anstrengung/Achtsamkeit verbunden. Wie eben bei uns, sonst könnten wir unsere Eigenheiten und Symptome einfach abstreifen und wären nicht hier im Forum um uns zu beraten und aufzubauen.
Aber ich denk du hast Recht, es ist sicher nochmal ausgeprägter bei ASS.
Doch bei mir schon. Ich habe echt meine Schwierigkeiten holistisch oder das große Ganze zu sehen.
Und für mich ist Hochsensibilität keine eigenständige Störung, sondern komorbid zu Adxs, ASS und ganz besonders (K)PTBS. Mein Leben wäre um einiges leichter gewesen, wäre ich normal sensibel.
Meine Freunde sagen mir, ich sei intelligent. Nur denke ich, dass das reine Schmeichelei ist.
Ich bin Erstakademiker, und gehöre damit nicht zu der Gruppe von Leuten, bei denen in der Schule wissenschaftliches Interesse, Neugier und viel Lesen als Ausprägungen von Hochbegabung galten hat.
Mir wurde eher unterstellt, dass das geschilderte Verhalten ein Zeichen von krankhafter Hyperaktivität sei.
Ich denke nicht, dass ich hochbegabt bin.
Interessant finde ich allerdings, dass für ADHS und Hochbegabung dieselben Gengruppen verantwortlich sind.
ich kann da später mehr zu schreiben aber ich hab (angeblich) einen IQ von 129 (ab 130 ist hochbegabt) und AD(H)S (hab diagnose für ADD und ADHS) aber merke von dem hohen IQ eigentlich gar nichts
hatte schon 2 IQ Tests (bei unterschiedlichen Ärzten) 1x mit 1x ohne beide waren sehr hoch. der ohne war 130, beim zweiten weiß ich die genaue punktzahl nicht.
Nen hohen IQ merkt man normalerweise auch nicht. Menschen spüren selten etwas als besonders, was sie schon ihr ganzes Leben lang so haben.
Erst recht (und das ist nicht so selten) wenn sie ihren hohen IQ dafür verbraten müssen, ihr ADHS zu kompensieren (copen) anstatt ihre Fähigkeiten nützlich auf die Straße bringen zu dürfen.