Ich brauche eure Hilfe - Kind geht es extrem schlecht

Liebes Forum,

ich brauche dringend eure Hilfe. Ich habe ja schon vor einigen Wochen einen Thread eröffnet, in dem ich die schwierige medikamentöse Neueinstellung meines Sohnes (12) beschrieben hatte.

Vor zwei Wochen hat sich mein Sohn mir offenbart, dass er weiterhin von zwei Jungen aus seiner Klasse gemobbt wird und er sich selbstverletzt. Er kratzt sich mit den Fingernägeln die Unterarme blutig. Daraufhin habe ich Himmel und Hölle in der Schule in Bewegung gesetzt und wir alle (Schule, ich) waren der Meinung, dass es ihm besser geht. Auch er hat das so behauptet.

Heute morgen ruft mich der Schulsozialarbeiter an, ob ich wüsste, dass mein Kind über seinen What‘sApp-Status Selbstmordgedanken angekündigt hätte. Habe ich nicht, weil er mich aus seinem Status ausgeschlossen hatte. Es hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Ein Freund von ihm hatte den Status gesehen und ihn gleich heute Morgen vor dem Unterricht dem Schulsozialarbeiter gezeigt.

Ich habe mein Kind also gleich abgeholt und bin mit ihm in die Klinik für Kinder-und Jugendpsychiatrie gefahren. Nach einem längeren Gespräch wollten sie ihn aber nicht als Akutfall dort behalten, weil er überzeugend versichert hat, dass er nur zeigen wollte, wie schlecht es ihm geht. Jetzt hat mir eben noch die Mama seines Freundes berichtet, dass besagter Freund gestern Abend unter Tränen berichtet hätte, dass Felix immer so am Geländer in der Schule stehen würde und er Angst hätte, dass Felix sich etwas antut. Der wusste noch gar nichts von dem Status-Video.

Mein Kind nimmt derzeit für sein ADHS 2mg Intuniv abends und 36mg Concerta morgens. Concerta hatte er ja vorher auch schon länger genommen, aber 54mg. Da fand ich ihn irgendwann viel zu ruhig und auch vielleicht zu traurig. Deswegen wollten wir ja auch die Neueinstellung. Aber er hatte noch nie Suizidäußerung getätigt. Ich rätsele völlig verzweifelt, was die plötzliche Ursache ist. Er sagt, das Mobbing hätte aufgehört und er wüsste nicht was mit ihm los ist. Ich bin völlig hilflos und will ihn bis zu unserem Termin bei seiner Kinder- und Jugendpsychiaterin am Montag nicht mehr aus den Augen lassen.

What‘sApp habe ich ohne Ankündigung kontrolliert, das konnte ich auch nichts finden. Social Media hat er nicht.

Ist er immer noch überdosiert oder kann das auch bei Unterdosierung passieren? Können es Nebenwirkungen vom Intuniv sein? Das SVV fing an, kurz nachdem wir mit Intuniv begonnen haben (3. Woche). Aber gleichzeitig ist da ja auch noch die schlimme Klassensitution.

Ich fühle mich so hilflos und gleichzeitig so schuldig, dass ich nicht früher gemerkt habe, dass etwas nicht stimmt.

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Concerta war vorher gut?

Eher nicht oder? Weil ihr mit Intuniv zusätzlich eindosiert hab oder?

Hattet ihr schon mal Kinecteen probiert oder in Erwägung gezogen?

Aber wirklich helfen kann ich nicht, denn mir fehlt dazu das Wissen

Fühl Dich erstmal umarmt!!
Keine Ahnung wie da dosiert werden muss.
Wie findet man jetzt raus, ob er insgesamt überdosiert oder Intuniv unverträglich ist ?

Hat die Selbstverletzung genau drei Wochen nach Gabe von 1mg Intuniv angefangen? War er da zu dem Zeitpunkt schon auf 36 mg Kinecteen runter?
Dann würde ich es auch ursächlich auf das Intuniv zurückführen.

Wozu würdest Du denn tendieren?
Intuniv erstmal runter auf 1mg fahren oder Kinecteen reduzieren?

Vielleicht macht es Sinn, die nächste Zeit Buch darüber zu führen, was Du an ihm beobachten kannst, wenn Du Dich für eine Variante entscheidest.

Hat man eigentlich ASS klar ausgeschlossen bei Deinem Sohn? Oder wäre es auch möglich, dass er Schwierigkeiten in der sogenannten „sozialen Orientierung“ hat? ( der Begriff klingt in meinen Ohren irgendwie eigenartig, ist aber tatsächlich der korrekte Fachbegriff, musste mal googeln.)
Liebe Grüße

Ich habe jetzt auf dem Beipackzettel von Intuniv gelesen, dass Depression als Nebenwirkung auftreten kann.
Vielleicht jetzt schon mal auf 1 mg runtergehen und schauen, ob sich was verändert?

Hallo,

dein Beitrag ist ja nun schon ein paar Tage her, wie ist denn der Termin beim Psychiater verlaufen?

Ich muss sagen, als ich das gelesen habe, hab ich Gänsehaut bekommen. (Kind im selben Alter, was auch gerne Probleme wie Mobbing verschweigt..) Ich bin ehrlich gesagt schockiert, dass ihr in der Klinik trotz suizidaler Äußerungen unter neuem Medikament/Dosis einfach abgewiesen wurdet. Wahrscheinlich wäre ich direkt zur nächsten Klinik gefahren.

Mit Intuniv kenne ich mich nicht aus, aber vielleicht liegt es auch am Concerta? Du sagst ja, dass das Intuniv bisher gut vertragen wurde. Methylphenidat hat als gelegentliche, also gar nicht soo seltene Nebenwirkung auch suizidale Gedanken/Äußerungen/Handlungen, daran musste ich beim Lesen gleich denken.

Vorweg, ich bin kein Arzt und möchte dich hier nicht zu Änderungen bewegen, ohne das ärztlich abzusprechen.
Nur meine Vermutung, zu dem was du schreibst:

Allgemein ist es ja so, dass Stimulanzien die Impulsivität hemmen, aber gleichzeitig den Antrieb steigern sollen. Bei richtiger Dosierung. Bei Überdosierung kommt es eher zu dem, was du bei 54mg beschreibst. Das zu ruhige, diesen Antrieb nicht mehr richtig nutzen können, weil man doch zu sehr gedämpft ist. Gleichzeitig schreibst du aber, er war auch da schon zu traurig.
Ich könnte mir also vorstellen, dass Concerta/MPH vielleicht nicht das richtige ist. Wenn er damit vor Intuniv schon dieses depressiv-traurige als Nebenwirkung hatte, aber zu hoch dosiert und der Antrieb gedämpft war, hat er jetzt mit niedrigerer Dosis vielleicht erst den Antrieb zu diesem selbstverletzenden Verhalten bekommen.
Du schreibst auch, dass Concerta eigentlich nie so ganz gepasst hatte und dass er jetzt mit Concerta zwar weniger emotional ist, als mit Elvanse (was ja evtl. am Mobbing lag?). Aber dafür eben dieses selbstverletzende Verhalten anfing, was ja im Prinzip auch Emotionen und Impulsivität sind, nur anders ausgedrückt.
Dann hab ich noch rausgelesen, dass die Psychiaterin(?) zum Elvanse noch Attentin geben wollte, falls es zu kurz wirkt, was ja wohl auch der Fall war. Habt ihr das denn probiert? Oder habt ihr es gleich wieder abgebrochen?
Niedergeschlagen/traurig sein kenne ich auch von Elvanse, allerdings nicht als Wirkung, sondern weil sie nachlässt. So klingt es auch bei euch (immer nachmittags/abends).

Es ist auf jeden Fall gut, dass er auf dich zukommt und sagt, dass er nicht weiß, was mit ihm los ist. Das klingt schon so, als würde er da gerne was ändern.

Schuldig fühlen solltest du dich aber nicht. In dem Alter können Kinder ja leider schon sehr gut verheimlichen, auch manchmal, weil sie nicht wollen, dass wir uns Sorgen machen.

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