Hallo ihr Lieben,
natürlich weiß ich, dass ihr mir nicht sagen könnte, ob ich ADS habe oder nicht. Deswegen habe ich auch einen Termin für eine Diagnostik vereinbart. Allerdings werde ich auf diesen sehr lange warten müssen und ich würde mir wünschen, schon jetzt ein bisschen schlauer zu werden.
Ich überlege schon seit etwa 10 Jahren ob ich ADS haben könnte (ADHS schließe ich aus). Einmal sagte mir ein ADHS’ler, dass er absolut alles mitbekäme, was geschehe, während wir uns unterhielten und dass das sehr anstrengend sei. Das war der Moment, wo ich dachte: Na, dann kann ich kein ADS haben, ich bin ja auf unser Gespräch konzentriert und kriege zwar hier und da auch etwas mit, aber bestimmt nicht alles, mir entgeht sicher viel.
Ich bin mir nun nicht mehr sicher, ob dies ein Ausschlusskriterium für mich ist? Ich kann mich in Gesprächen normalerweise gut konzentrieren, ich bin auch meistens neugierig auf die andere Person und rede auch gerne selbst. Es kommt zwar hin und wieder mal Abschweifen und Themen vergessen vor, aber ich denke, noch im „normalen“ Bereich. Auch auf der Arbeit kann ich mich gut konzentrieren - ich arbeite einerseits in einem Geschäft direkt auf der Verkaufsfläche, wo die Aufgaben klar sind und ich alles im Blick behalte - oder ich schreibe am PC redaktionelle Arbeits für selbiges Unternehmen, die teilweise aufwendig und anspruchsvoll ist, teilweise langweilig, aber auch hier bin ich konzentriert - sogar sehr gut.
Aber wenn ich ichts Dergleichen habe… wenn ich alleine zuhause bin… sagen wir, ich habe Urlaub und bin alleine zuhause - ein Tag kann vergehen, ohne dass ich irgendwas mache. Ich kannden ganzen Tag wechseln zwischen am Handy sein, irgendwas googeln, telefonieren, anfangen das Bad zu putzen, Tee kochen und das Wasser vergessen, plötzlich beginnen das Wohnzimmer umzustellen und dann bemerken, dass ich einen Schrank restaurieren will und auf YouTube gehen, dann hungrif werden und Rezepte schmöckern und dann merken, dass ich den ganzen Tag kein Wasser getrunken habe und nicht mal dafür gesorgt habe, dass es in der Wohnung gemütlich ist, z.B. mit Lichtern und Heizung, sondern einfach so super im Moment, jedem Umpuls folgend. Wobei ich nur solchen banalen Impulsen folge, keinen, wo ich es hinterher bereue. Wobei ich schon auch gern spontan Größeres mache wie mal eben nach Frankreich fahren und im Auto schlafen oder sonst was, aber das ist dann immer lustig, wobei Planung manchmal gut gewesen wäre, aber alles ist okay.
Ach, und außerdem: In diesem losen Alltag herrscht auch in meinem Kopf ein riesengroßes Chaos. Ich habe so viele zig Gedanken, nichts denke ich zu Ende. Manche sind gut, manche schlecht, die meisten eher so neutral, oft passen sie nicht zusammen. Es geht oft darum, dass ich noch dies oder jenes erledigen muss und machen muss, dann ploppen Dinge auf, die ich verdrängen will, dann denke ich an Alltagsaufgaben oder an Personen, dann habe ich plötzlich irgendwelche reflektierenden Aha-Erlebnisse und beschließe spontan, einen Tagebucheintrag zu schreiben oder ich frage mich plötzlich irgendwas und googel das al la „Warum ist der Himmel blau?“. So ganz verschiedens Zeug und rasend. Mittlerweile fühle ich mich richtig gestresst - meine Träume sind auch oft laut und unordentlich.
Und dann war da noch eine Sache, die ich gerade wieder vergessen habe. Vergessen passiert mir auch sehr oft, dafür bin ich bekannt.
Ah, es ist mir wieder eingefallen. Und zwar geht es um so eine Art visuelle Reizüberflutung. Keine Ahnung, ob das damit zusammenhängen kann. Ich leide jeden Tag darunter, dass unsere Wohnung so viele Sachen hat. Überall so viel zu sehen, dass ich fast glaube, davon gaga zu werden. Auch wenn ich in der Stadt bin. Ich fühle mich dann so lichtempfindlich und farbempfindlich. Ich will oft am liebsten alles wegschmeißen, was ich besitze (solche minimalistischen Anflüge habe ich seitdem ich ein Teenie bin, und ich führe sie dann auch aus teilweise).
Ich würde mich sehr darüber freuen zu hören, was ihr darüber denkt.
Ganz liebe und herzliche Grüße an euch!
Nina