Das ist doch kein rumheulen, ich verstehe Deine Bedenken, leider fällt mir aber im Moment auch nichts ein wie ich Dir da weiterhelfen könnte, und das tut mir ehrlich leid.
Ich habe deine Geschichte, warum es unbedingt Programmierer sein soll, nicht mehr so parat, aber wenn du Bewerbungen schreibst, in denen das durchsickerst, ist es kein Wunder, dass du nur Absagen kassierst.
Wenn du dich im fortgeschrittenen Alter noch um einen Ausbildungsplatz bewirbst, dann sollte deine Bewerbung vor Leidenschaft für diesen Beruf nur so strotzen… Wenn das nicht rüberkommt, sehe ich da schwarz.
Sorry, wenn ich diese harten Worte wähle, aber ich bin Personalerin und weiß, wovon ich rede.
Wir haben jetzt gerade einem Abi-Abrecher, der auch in mehreren Hilfsjobs gearbeitet hat, einen Ausbildungsvertrag als Fachlagerist angeboten, weil der in seinem Bewerbungsschreiben schon erwähnt hatte, dass er den Bereich Lager & Logistik für sich entdeckt hätte und ihm das wahnsinnig Spaß machen würde, weil er da seinem Bewegungsdrang nachgeben könne und körperlich gefordert würde.
Das war absolut schlüssig und deshalb haben wir ihn auch zum Gespräch eingeladen. Ich bin mir absolut sicher, dass er ADHS hat.
Hast du jemandem, der dich bei deinem Berwerbungsprozess unterstützt?
Ich extra bei einer Bewerbungshilfe und würde das so NIEMALS in eine Bewerbung schreiben!
Aber danke für das Urteil ohne jemals eine meiner Bewerbungen gesehen zu haben!
Sorry, aber da habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Ich weiß auch, dass du sicherlich nicht das in deine Bewerbung schreibst, was du uns hier berichtest. Aber ich habe befürchtet, dass man etwas von deiner Verzweiflung zwischen den Zeilen deiner Bewerbung lesen kann. Und solche Bewerbungen haben nun mal nur selten eine Chance.
Es ist einfach so, dass Bewerber mit Handicap eine super interessante Bewerbung schreiben müssen. Da muss man den Personaler schon mit einen AHA-Effekt überzeugen. Und das gelingt eben nicht ganz so leicht und deshalb habe ich ja auch gefragt, ob du Hilfe hast.
@Andromache Meinst du mit Handycap ADHS, oder wie?
Und könntest du mir vielleicht bei ein zwei Bewerbungen helfen? Das wäre echt wahnsinnig lieb von dir!!
Ich meinte Handycap im allgemeinen, denn jemand, der sich im schon etwas fortgeschrittenen Alter um eine Ausbildungsstelle bewirbt, hat ja irgendein Problem.
Ja, ich kann dir gerne helfen. Sende mir am besten eine PN.
Ich möchte zum Thema „halte ich nicht lange aus“ noch einen weiteren Aspekt zu bedenken geben.
Es dauert eine Weile, und zwar eine ganze Weile, bis der Arbeitsplatz nicht mehr „Feindesland“ ist, sondern man sich den so zu eigen gemacht hat, dass es fast sowas wie das eigene Zuhause ist. Also etwas, bei dem man sich gut aufgehoben und sicher fühlt. Sodass es nicht mehr ein täglicher Stress ist, sondern man sich dort auch entspannt und sicher aufhalten kann und auch entspannt und sicher sein Aufgabe erfüllen kann, so wie es einem liegt.
Es dauert einfach eine Weile um rauszufinden, wie der Hase läuft, was man sich rausnehmen kann, welche Gestaltungsspielräumen man hat. Und zwar sowohl was die Arbeit selbst als auch den sozialen Aspekt daran, sprich Kollegen, Kunden, Vorgesetzte, … angeht.
Je nach Komplexität der Arbeit bzw. des Betriebs würde ich sagen ein paar Monate bis ein paar Jahre.
Ganz wichtig finde ich, dass man selbst rausfindet, welche Arbeitsbedingungen man braucht. Und was umgekehrt gar nicht geht. Und das findet man nur raus über ausprobieren. Und dann analysieren.
Dass wir einen Haufen ausprobieren, abbrechen, ändern … das ist so, daher besser gleich als „its not a bug its a feature“ kultivieren bzw. möglichst in Zusammenhang stellen. Was kann ich aus vorangegangenen Erfahrungen mitnehmen. Im Gegensatz zu Neustart, bei dem ich das Bisherige zu negieren versuche, was eh nie klappen kann.
Also ich würde anregen, das Mindset von „ich schaffe es eh nicht und halte es nicht lange aus“ zu ändern in „welcher Aspekt davon ist komplett bäh, welcher so lala und welcher eigentlich cool“. Und daraus dann, zunächst in der eigenen Vorstellung, den idealen Arbeitsplatz für sich zu entwickeln. Und dann gucken, wo es das, zumindest in Annäherung, auf dem Arbeitsmarkt geben könnte.
Wenn x% einer Arbeitsstelle für einen passen, sind auch die restlichen % zu kompensieren.
PS: ich denke es gibt zwischen den Polen komfortverzichtendes Aussteigen und aufreibender Statusversessenheit eine ganz breite Zone, die das Potenzial zur alltagsverträglichen Komfortzone hat :
@TulipRulesOkay
Du meinst jetzt, dass es für ADHSler so lange dauert, bis der Arbeitsplatz nicht mehr zu „Feindesland“ wird?
@Bernd_Knipperdolling ich schließe mich da Tulip an!
Das hat viel damit zu tun, dass man aufgrund der vielen neuen Reize, der Leute, der neuen Umgebung, den neuen Aufgaben und der allgemeine Situation erst einmal Zeit zum Einfinden braucht.
Ich kann da aus eigener Erfahrung sprechen. Bei meiner letzten Arbeitsstelle habe ich mich, trotz höchster Qualifikation auf dem Gebiet, im Beisein vom Chef oder in neuen Situationen manchmal wie ein kompletter Neuling und etwas überfordert gefühlt. Einfach weil da noch die Routine im sozialen Umgang und in den innerbetrieblichen Abläufen fehlt.
Ich denke es gibt da sicher ein oder zwei Strategien, die man sich in solchen Situationen bewusst machen kann.
Zum Beispiel in einer leichten Überforderungs-Situation am Anfang. Hier einfach bewusst machen und vor Augen halten: Man hat, trotz der anfänglichen Unbeholfenheit oder Einlernphase, am Ende(ich lehne mich mal weit aus dem Fenster) zum Teil ein allumfassenderen Blick wie manch anderer! Dies bedarf mehr oder weniger Zeit, je nach Umfeld und Auffassungsgabe
…
Ja, in der Situation bin ich auch …
Ersteinmal ist alles neu und reizvoll.
Dann kommt dieses Überwältigtsein…
Dann gerne mal auch eine Krise.
Jetzt kenne ich die Grenzen und langsam kann der Alltag beginnen.
So ist das bei allen - nicht nur bei Menschen mit ADHS!
Bei uns ist das Problem, dass wir da schneller mal am Rad drehen …
Ich denke, dass es für uns länger dauert.
Allgemein, also nicht-ADHS-Leute, ist man bei einem anspruchsvollen Arbeitsplatz nach ca. 2 Jahren gut eingearbeitet. Bei einem einfacheren Job natürlich kürzer.
Ich denke mit einem ADHS dauert dass dann länger, vorallem wenn unbehandelt. Dazu kommt, dass bei ADHS das Erlernen von Routinen nicht so klappt wie bei Neurotypicals. Dann der soziale und sonstige Stress.
Also Geduld und Strategien gefordert. Und auch bisschen so tun als ob. Innerlich die Nerven wegschmeissen aber es nach außen nicht merken lassen.
Falls Ihr in anderen Threads noch nicht auf die „Lernkurve nach Lachenmeier“ gestoßen seid: <LINK_TEXT text=„https://adhs20plus.ch/media/filer_publi … df#page=13“>https://adhs20plus.ch/media/filer_public/b8/36/b8369727-f071-4865-8b4b-245237dcda92/adhsjoblachenmeier2015.pdf#page=13</LINK_TEXT>
Kurz zusammengefasst: Wg. der schwächeren Reizfilter wird man gerade in der Einarbeitung überschwemmt. Wenn man durchhält, ist man gerade deshalb tiefer im Thema als Neurotypische.
Gerade zu dem was @Elementary gesagt hat kann ich meine Geschichte erzählen. In meinem Beruf ist man (derzeit noch soll sich aber bald ändern) IMMER Quereinsteiger. Soll heißen es gibt keine Ausbildung. Nur eine 3 wöchige Fortbildung die man bei uns erst nach einem Jahr bekommt (wenn man einen unbefristeten Vertrag hat). Demzufolge kannte ich überhaupt nichts (!) von dem Job vorher. Und was soll ich sagen: ich LIEBE meinen Job. Nach über 3 Jahren immer noch!
Trotzdem gibt es immer wieder Momente in denen mir das adhs im Weg steht. Zum Beispiel wenn ich etwas neues machen muss und es mir nicht zutraue (hatte schon 10 Arbeitsstellen vorher inclusive Ausbildung die nicht das richtige für mich war). Diagnostiziert wurde ich vor 4 Jahren…
Aber ich schweife ab:
Ich habe ein gutes Jahr gebraucht, um in jedem Bereich eingearbeitet zu sein. Aber ich hatte das Glück eine super Anleiterin (meine Schichtleitung) zu haben die mich immer so akzeptiert hat wie ich bin und meine positiven Seiten gestärkt und gelobt hat. Da fiel das negative nicht so sehr auf. Ich gebe alles und das weiß sie.
Ja, ich habe mehr als 1x vor Überforderung und Frust geweint. Auf der Arbeit. Mit knapp 30. Peinlich. Sie hat es aber voll drauf mit positiver Verstärkung und hat schnell begriffen, dass ich besser werde, wenn ich gelobt werde. So hat sie immer etwas positives gesagt bevor das „aber“ kam. Das hat mir sehr geholfen.
Und jetzt sieht sie mich als eine der zuverlässigsten Mitarbeiter in unserer Schicht und vertraut mir verantwortungsvolle Dinge an. Das gibt mir ein gutes Gefühl. Am Anfang sah das ganz anders aus (war vielleicht aber auch nur mein Eindruck).
Was ich damit sagen will? Es gibt für JEDE/N den passenden Job man muss ihn nur finden. @Bernd_Knipperdolling vertrau darauf, dass es irgendwo da draußen den passenden Job für dich gibt in dem du voll aufgehen kannst. Und den wirst du auch finden. Vielleicht ist es etwas womit du gerade überhaupt nicht rechnest (wie gesagt mein Traumberuf stellte sich am Ende als das komplette Gegenteil heraus: unbezahlte Überstunden, kein Privatleben mehr (jetzt im Schichtdienst habe ich mehr Privatleben!), unzufriedene Chefs, kaum Geld und permanenter Stress).
Und in meinem Fall ist es tatsächlich so, dass ich mittlerweile viel tiefer in der Materie drin bin als manch andere Kollegen (auch wenn ich mir simple Dinge nach 3 Jahren immer noch nicht merken kann und nachfragen muss aber das ist okay weil ich andere stärken habe ). Verstehst du was ich meine?
Jetzt mal meine Frage an euch:
Was macht ihr eigentlich beruflich?
also falls ihr das beantworten wollt versteht sich!
@Bernd_Knipperdolling Ich bin die letzten Jahre wie wild durch jeden Busch und Baum durchgeklettert. :lol:
Aus gesundheitlichen und interessenbezogenen Gründen hänge ich nun die Baumkletterei/Baumpflege an den Nagel.(oder eher an den Aststummel?)
Ich gehe ab September wieder auf die Schule.
Ich bin zur Zeit arbeitslos und krankgeschrieben.
Da ich seit 2 Jahren aufgrund meines Adhs was ich ja damals noch nicht wusste zur Zeit nicht mehr ausüben kann.
Seit 14 Tagen nehme ich Elvanse 30.
Merke eine positive Wirkung.
Habe z. B alle meine Papiere Rentenversicherung, Abrechnungen, und die Unterlagen meiner privaten Rentenversicherung sortiert.
Das hätte ich früher nie geschafft.
Ich war im medizinischen Bereich tätig genauer möchte ich das nicht schreiben.
Da ich hoffe mit den Medikamenten nach einer Reha vielleicht wieder in meinem Beruf arbeiten zu können.
Habe 30 Jahre in diesem Beruf gearbeitet und ich liebe Ihn
Möchte ich nicht, um meine Anonymität zu wahren, tut mir leid. Und ich kann mir vorstellen dass es Vielen hier so geht.