Hallo zusammen, danke erstmal für die weiteren Beiträge. Also ich habe den großen Test von adxs.de gemacht und da kam als Ergebnis „starke Symptomatik“ mit 30 von 43 möglichen Symptomen, die Liste habe ich auch zu meiner Therapeutin mitgenommen. Was mir zum Beispiel neu war, dass meine schreckliche Handschrift oder meine grobmotorische Art anscheinend auch dazu gehören.
Sie hatte mich dann gefragt, welche von den Symptomen auch in meiner Kindheit auftraten und das war dann „nur“ das Langeweile nicht aushalten können, laut spielen, Streit mit anderen Kindern, das wilde Gestikulieren und eben die motorischen Probleme (was sich alles deutlich gebessert hat seitdem). Laut meiner Therapeutin reicht das nicht für eine Diagnose aus, da hätten mehr Verhaltensprobleme sein müssen und generell schlechtere schulische Leistungen (wobei ich aber glaube, diese Ansicht ist ein bisschen überholt?).
Dann meinte sie wie ich die Probleme jetzt bemerke bzw. wie sie mich einschränken und dann hab ich gesagt, ganz ehrlich, es nervt mich mega, dass ich als zu sensibel oder zu tollpatschig gesehen werde (war letztens auf der Arbeit wieder ein Thema) und natürlich ist meine Ungeschicklich- bzw. Vergesslichkeit hier und da ein kleines Hindernis, aber dass ich für andere irgendwie zurückgeblieben wirke nervt mich viel mehr als die tatsächliche Symptomatik. Es war jetzt ohnehin seit meinem letzten Beitrag so, dass sich ein Großteil meiner Stressfaktoren gelöst hatten und ich jetzt wieder viel ausgeglichener war und klarer denken konnte und dann waren die meisten Symptome praktisch nicht mehr erkennbar. War für sie dann natürlich auch eher ein Beweis dafür, dass ich gar kein ADHS habe. Insbesondere weil meine Symptome auf der Arbeit anders sind als zuhause, und zuhause nochmal anders als bei meinen Freunden usw. Also was mir im privaten Umfeld schwer fällt, kann ich im Beruf ganz easy, vor allem Ordnung halten, planen und strukturieren. Und bei fast aller meiner zwischenmenschlichen Probleme kann man auch Bezug zu meinem Kindheitstrauma bzw. meinen Eltern sehen.
Auf jeden Fall war der letzte Punkt dann, dass ich ja der Meinung war, es ist wenn dann nur eine leichte Ausprägung, weil ich es ganz gut kontrollieren kann bzw. für alles irgendwie einen Umgang gefunden habe, und das war dann für sie praktisch der finale Grund, warum man mir das nicht diagnostizieren könnte, ich sei einfach zu gut darauf eingestellt. Sie meinte auch, sie habe ein paar ADHS-Patienten und die würden öfter Mal Termine vergessen oder verwechseln, können sich an Inhalte nicht erinnern oder driften während des Gesprächs ab bzw. haben allgemein keine wirkliche Struktur, unterbrechen oder beenden ihre Sätze usw. Ich meinte dann auch, dass ja nicht jeder ADHSler gleich ist und ich ihr gegenüber sowieso reservierter bin als meinen Freunden gegenüber, und mich deswegen eher zusammenreiße, aber sie meinte halt wenn ich wirklich ADHS hätte könnte ich mich eben nicht auf Kommando zusammenreißen und würde genauso verpeilt sein, unabhängig davon ob ich was langweilig oder interessant finde zum Beispiel oder mit wem ich gerade rede.
Ehrlich gesagt hatte ich danach sehr gemischte Gefühle, auf der einen Seite Erleichterung, dass nicht noch eine Diagnose dazu kommt, auf der anderen Seite Überraschung, dass mein Verhalten doch neurotypisch sein soll. Habe überlegt, ob ich mir eine Zweitmeinung einholen soll, evtl. dann gleich von einem Psychiater der auch Medikamente mitverschreiben kann, aber es fühlt sich jetzt gar nicht mehr dringend an.
Die Lesetipps werde ich trotzdem beherzigen, weil da vieles Nützliches dabei ist und selbst ohne offizielle Diagnose scheinen ADHS-Ratgeber viel bessere und effektivere Tipps zu haben, als andere Quellen. Danke nochmal!