Ich habe vielleicht leichtes ADHS...wie würdet ihr da vorgehen?

Entweder man hat ADHS, dann sollte man auch eine Diagnose kriegen, spätestens bei der zweiten oder dritten Arztpraxis, oder man hat keine ADHS, dann hilft auch kein Coaching.

Und „keine Diagnose“ ist auch keine sinnvolle Auskunft, denn wenn überhaupt sollte es für die Symptome eine andere Erklärung geben.

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Ich habe nächste Woche einen Termin bei meiner Therapeutin. Selbst wenn es was anderes sein sollte, merke ich doch, dass es wieder sehr drängt. Die Tage hatte ich sehr viel Stress und kann vor lauter Wut und Frust kaum noch normal mit meinen Freunden oder Kollegen reden. Vielleicht fällt ihr da irgendwas ein oder ich nehme doch wieder die Antidepressiva von früher.

Die Therapeutin ist da ja wahrscheinlich eher nicht die richtige Ansprechpartnerin.

Scheint ja keine Ahnung von adhs zu haben.

Ich würde an deiner Stelle eine geeignete Diagnose Stelle suchen bzw mich auf eine Warteliste setzen lassen.

Das Thema bei der Therapeutin ansprechen - würde ich in jedem Fall aber trotzdem!

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hmmm…stimmt schon, entweder man hats oder man hats nicht, aber wie genau kann die Diagnose zum heutigen Zeitpunkt sein? Soviel ich weiß, gibt es noch kein 100% Diagnoseverfahren so wie bei einer gebrochenen Hand, da schaust du auf dein Röntgen und siehst, der Knochen ist entzwei.
also könnte es theoretisch passieren, dass vielleicht erst der 10te Arzt ADHS feststellt oder auch keiner und du hast es trotzdem, oder auch halt umgekehrt
Warum sollte man also ein Coaching nicht ausprobieren, wer weiß, vielleicht hilfts ja trotzdem auch wenn man keine Diagnose hat :slightly_smiling_face:

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@problematic
Deine Geschichte klingt ähnlich wie meine.
Und alles was du geschrieben hast, passt durchaus zu ADHS.
Bei mir wurde es auch lange nicht erkannt. War immer nur wegen schwere Depressionen und (Sozialer) Angststörung in Therapie und Verdacht auf Borderline.

Ich dachte früher auch, ich käme wohl klar. Sei alles nicht so schlimm. Ich habe nicht bemerkt, wie ich langsam aber sicher auf einen Burnout zu steuerte.

Hast du schon mal den ADHS Test hier gemacht?

Sprich das auf jeden Fall mal bei deiner Therapeutin an! Ich verstehe, dass es schwierig und anstrengend ist.
Aber wenn du wirklich ADHS haben solltest und entsprechend Medikamente bekommst, dann kannst du auch viel besser gegen die Depressionen kämpfen!

Meine Depressionen sind weg seit Beginn der Medikamente.

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Also schwach ist das nicht mehr. Eher ausgeprägter Durchschnittlich würde ich behaupten. Klingt nach mir.

Bei Gereiztheit: hatte ich auch oft. Auf Arbeit wurde ich malgemobbt und hatte deshalb untersucht, was mich nicht mehr in diese Situation bringt. Mir hatten viele Rhetorikkurse mit praktischer Anleitung und Bücher geholfen. So kann ich schon im Vorfeld erkennen, falls etwas in die falsche Richtung läuft und mit einfachen Fragen Klarheit schaffen und damit auch meine allgemeineGereiztheit etwas runterfahren. Humor hilft auch immer. Nenne mich eh nicht ernst und hatte mir deshalb über die Jahre angewöhnt auch mal ein paar freche lustige Sprüche zurück zu werfen. Entspannt zumindest etwas.

Ich kann am besten arbeiten, wenn ich viel machen muss. Viele Aufgaben und am besten unter Druck. Dann kickt der Hyperfokus am besten rein. Mich wollte mal ein Arbeitgeber bestrafen, in dem er mich in zwei Teams gesteckt hatte, die echten viel tun tun hatten. Tja. Da bin ich erst aufgeblüht. Sollte Anton nicht zu lange laufen. Nach 5 Jahren war ich kurz vorn Burnout.

Vergesslichkeit. Ja. Für wichtige Sachen habe ich bestimmte Plätze wo sie liegen, so muss ich meist nur dort suchen. Ansonsten suche ich immer wieder mal irgendwas.

Vielleicht liest du dir einschlägige Literatur durch. Ich finde zum Beispiel das folgende Buch richtig gut und einfach erklärt Katharina Schön

AD(H)S: Die versteckte Kraft in uns - Die Reise vom Chaos zur Selbstakzeptanz im Kontext der Neurodiversität

Ich hatte lange überlegt, ob ich mich einem Arzt anvertraue, da ich durch copen eigentlich recht gut zurecht komme. Aber ab und zu ecke ich schon irgendwo an, wo ich Sachen vergesse oder unaufmerksam bin. Deshalb versuche ich gerade mit Medikamenten zu schauen, ob es besser läuft. Einmal eingestellt, kann man diese auch immer wieder weglassen oder eben in wichtigen Situationen nehmen. Es ist dann wie ein On / Off Schalter. So hatte mir das mein Arzt erklärt. Manchmal hilft es auch die Probleme sonst anzugehen und eigene Strategien zu entwickeln - siehe oben.

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Hallo zusammen, danke erstmal für die weiteren Beiträge. Also ich habe den großen Test von adxs.de gemacht und da kam als Ergebnis „starke Symptomatik“ mit 30 von 43 möglichen Symptomen, die Liste habe ich auch zu meiner Therapeutin mitgenommen. Was mir zum Beispiel neu war, dass meine schreckliche Handschrift oder meine grobmotorische Art anscheinend auch dazu gehören.

Sie hatte mich dann gefragt, welche von den Symptomen auch in meiner Kindheit auftraten und das war dann „nur“ das Langeweile nicht aushalten können, laut spielen, Streit mit anderen Kindern, das wilde Gestikulieren und eben die motorischen Probleme (was sich alles deutlich gebessert hat seitdem). Laut meiner Therapeutin reicht das nicht für eine Diagnose aus, da hätten mehr Verhaltensprobleme sein müssen und generell schlechtere schulische Leistungen (wobei ich aber glaube, diese Ansicht ist ein bisschen überholt?).

Dann meinte sie wie ich die Probleme jetzt bemerke bzw. wie sie mich einschränken und dann hab ich gesagt, ganz ehrlich, es nervt mich mega, dass ich als zu sensibel oder zu tollpatschig gesehen werde (war letztens auf der Arbeit wieder ein Thema) und natürlich ist meine Ungeschicklich- bzw. Vergesslichkeit hier und da ein kleines Hindernis, aber dass ich für andere irgendwie zurückgeblieben wirke nervt mich viel mehr als die tatsächliche Symptomatik. Es war jetzt ohnehin seit meinem letzten Beitrag so, dass sich ein Großteil meiner Stressfaktoren gelöst hatten und ich jetzt wieder viel ausgeglichener war und klarer denken konnte und dann waren die meisten Symptome praktisch nicht mehr erkennbar. War für sie dann natürlich auch eher ein Beweis dafür, dass ich gar kein ADHS habe. Insbesondere weil meine Symptome auf der Arbeit anders sind als zuhause, und zuhause nochmal anders als bei meinen Freunden usw. Also was mir im privaten Umfeld schwer fällt, kann ich im Beruf ganz easy, vor allem Ordnung halten, planen und strukturieren. Und bei fast aller meiner zwischenmenschlichen Probleme kann man auch Bezug zu meinem Kindheitstrauma bzw. meinen Eltern sehen.

Auf jeden Fall war der letzte Punkt dann, dass ich ja der Meinung war, es ist wenn dann nur eine leichte Ausprägung, weil ich es ganz gut kontrollieren kann bzw. für alles irgendwie einen Umgang gefunden habe, und das war dann für sie praktisch der finale Grund, warum man mir das nicht diagnostizieren könnte, ich sei einfach zu gut darauf eingestellt. Sie meinte auch, sie habe ein paar ADHS-Patienten und die würden öfter Mal Termine vergessen oder verwechseln, können sich an Inhalte nicht erinnern oder driften während des Gesprächs ab bzw. haben allgemein keine wirkliche Struktur, unterbrechen oder beenden ihre Sätze usw. Ich meinte dann auch, dass ja nicht jeder ADHSler gleich ist und ich ihr gegenüber sowieso reservierter bin als meinen Freunden gegenüber, und mich deswegen eher zusammenreiße, aber sie meinte halt wenn ich wirklich ADHS hätte könnte ich mich eben nicht auf Kommando zusammenreißen und würde genauso verpeilt sein, unabhängig davon ob ich was langweilig oder interessant finde zum Beispiel oder mit wem ich gerade rede.

Ehrlich gesagt hatte ich danach sehr gemischte Gefühle, auf der einen Seite Erleichterung, dass nicht noch eine Diagnose dazu kommt, auf der anderen Seite Überraschung, dass mein Verhalten doch neurotypisch sein soll. Habe überlegt, ob ich mir eine Zweitmeinung einholen soll, evtl. dann gleich von einem Psychiater der auch Medikamente mitverschreiben kann, aber es fühlt sich jetzt gar nicht mehr dringend an.

Die Lesetipps werde ich trotzdem beherzigen, weil da vieles Nützliches dabei ist und selbst ohne offizielle Diagnose scheinen ADHS-Ratgeber viel bessere und effektivere Tipps zu haben, als andere Quellen. Danke nochmal!

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Also das tut mir weh tu lesen!
Das kannst du 1:1 so in den „Bullshit-Bingo“-Thread packen. Und wenn es danach ginge, hätten hier 90% der Leute keine ADHS-Diagnose bekommen und haben sie auch jahrelang nicht bekommen, eben weil sie nicht der stereotype 8-jährige Zappelphilipp waren, der auf Tischen rumhüpft.

Deine Therapeutin hat nicht wirklich Ahnung vom Thema.

Schade, für alle vom unaufmerksamen Typ. Schade für alle, die Abitur geschafft haben, studiert haben, selbstständig sind/waren.
Wieso bekommen so viele die Diagnose erst als Erwachsene? Weil sie als Kinder so extrem auffällig waren wohl eher nicht? Ach Menno…

Und du schreibst „Zweitmeinung“… ich hoffe du weißt, dass das keine Diagnostik war? Ich würde mich wirklich um eine echte Diagnostik kümmern!

Ich kenne dich natürlich nicht, aber was du hier schreibst ist einfach keine leichte Ausprägung. Das ist so ein Scherz. Was hast du zu verlieren? Die Antwort ist: viele weitere Jahre dich abmühen, maskieren, dich nicht ernst nehmen, Probleme runterspielen, 250% mehr Energie in Dinge stecken, Cortisol-Level through the roof, „reiß dich halt einfach zusammen, andere kriegen das auch hin“… für was denn?

Das worst case scenario wäre, dass es kein ADHS ist. Das wirst du aber niemals wissen, ohne eine Diagnostik gemacht zu haben.

Vielen Dank, das war mein TED-Talk :confetti_ball:

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