Hallo zusammen, ich bin neu hier.
Meine Nichte hat kürzlich ihre ADHS-Diagnose bekommen. Das hat mich irgendwie zum Schmunzeln gebracht, weil wir uns sehr ähnlich sind und ich seit Jahren glaube, ebenfalls betroffen zu sein. Jedoch habe ich mich bisher nicht getraut, das Thema bei meiner Therapeutin anzusprechen, obwohl ich laut eigener Recherche genug Punkte erfülle um evtl. eine Diagnose zu kriegen.
Was mich glaube ich am meisten daran hindert ist, dass ich nur leichte Symptome habe, die mich praktisch gar nicht im Alltag einschränken, und ich nur ADHSler kenne, denen man das direkt „ansieht“. Deswegen weiß ich gar nicht, ob ich überhaupt eine zusätzliche Therapie brauche und ob das noch schlimmer werden wird oder ich durch die Behandlung meiner Depressionen und meiner Sozialphobie schon eine stabile Basis geschaffen habe. Ich schreibe euch mal ein paar meiner Symptome raus:
Konzentrationsprobleme, Ablenkbarkeit: Bei eintönigen Aufgaben (zB. Datenpflege auf der Arbeit, oder langen Autobahnfahrten) oder wenn ich sehr emotional bin verliere ich die Konzentration und ich muss regelmäßig meine Aufgaben wechseln bzw. mehrere Sachen gleichzeitig machen, um gedanklich auf Trab zu bleiben, ansonsten drohen Flüchtigkeitsfehler oder dass ich die Sache abbreche. Wenn ich gute Laune habe und ein bisschen aufgedreht bin, kann ich teilweise gar nicht arbeiten, weil ich ständig abgelenkt bin. Bei Gesprächen mit mir gibt es sehr viele, teils sehr heftige, Themenwechsel. In der Schule habe ich nie länger als 30 Minuten am Stück lernen können und in jeder Klausur als erstes abgegeben.
Ständig in Bewegung, häufige Änderung der Körperhaltung: Wenn ich mich unterhalte, gestikuliere ich sehr viel und sehr heftig (darüber wurde sich früher in der Schule ständig lustig gemacht). Ansonsten spiele ich gern mit irgendwelchen Objekten in der Nähe rum. Und ich wechsle meine Sitzposition sehr oft.
Chaos im Kopf + Sich schnell angegriffen fühlen + Sehr schnell und sehr heftig emotional aufgewühlt sein (emotional „überreagieren“): Ich habe oft das Gefühl, stärker zu empfinden als andere und eher in Konflikte zu geraten. Mir wird oft gesagt, dass ich überreagiere oder mich in etwas hereingesteigert habe. Ich werde sehr schnell aggressiv und fühle mich überfordert von meinen Gefühlen, als würden sie nicht zu mir gehören, sondern ein extra Etwas sein, was mich bedrängt. Oft bewerte ich unangenehme Situation als deutlich schlimmer/schwerwiegender als andere.
Handeln, ohne über die Folgen nachzudenken: Das passiert mir zugegeben selten, aber es hat mich daran erinnert, dass ich sehr tollpatschig bin und mir oft vorgeworfen wird, dass ich nicht mitdenken würde (zB. Leiter durch eine Tür tragen und dann dagegen stoßen, weil ich nicht darüber nachgedacht habe, ob ich überhaupt so durch passe).
Dinge verlegen, vergessen + Unordnung im Haushalt + Sammelwut: Ich muss mich richtig dazu zwingen, wichtige Sachen an einem wiederfindbaren Ort aufzubewahren. Trotzdem passiert es ständig, dass ich wichtige Unterlagen verliere oder einfach nicht sehe, obwohl sie in meinem Sichtfeld sind. Mir fällt es auch schwer, wichtige Dokumente entsprechend gut zu verwahren (zB. sind alle meine Schulzeugnisse abgeknickt oder zerrissen, weil ich die einfach irgendwann auf den Boden gelegt habe, statt sie abzuheften). Ich räume nur noch ca. 1 Mal im Jahr auf und muss dann teilweise auf dem Sofa schlafen oder auf Hobbies verzichten, weil ich nicht mehr zu meinem Bett oder meinem Klavier durchkomme. Ich liebe es, Sachen zu sammeln und Dinge aufzuheben, die man irgendwann mal brauchen könnte. Das ist aber auch sehr stark von meiner Depression beeinflusst.
Spontane, unüberlegte Einkäufe (ohne Überblick über das Konto) Ich liebe spontane Einkäufe und kaufe auch gern über meinem Limit. Bei meinem letzten Urlaub habe ich etwa dreimal so viel ausgegeben wie ursprünglich geplant, ich hatte aber auch vorher keine Lust, mich über die genauen Kosten zu informieren.
Tja…was sagt ihr dazu?
PS: Was ich vergessen habe zu erwähnen, weil es in der Symptomeliste nicht vorkam: Ich rede sehr viel ohne Punkt und Komma und dissoziere ich dann auch leicht, was manche mega nervig finden. Und Langeweile kann ich absolut nicht aushalten.