Ich freue mich über Gedanken und Anregungen dazu. Und vielleicht ist jemand froh meine Geschichte lesen zu können. Mir haben eure Geschichten jedenfalls sehr geholfen.
Es ist ein langer Text geworden.
Ich (w, 40) habe nach einer Erschöpfungsdepression die Diagnose ADHS (ich vermute ohne H) erhalten. Mein Zusammenbruch war vor zwei Jahren, ich bin noch dran mich davon zu erholen. Habe damals Escitalopram und Trittico erhalten. Escitalopram habe ich mittlerweile erfolgreich ausgeschlichen vor drei Monaten. Bei Escitalopram hatte ich immer das Gefühl, es tut mir gar nocht gut und ich war vermutlich auch zu hoch dosiert. (10mg) Die Eindosierung war der reinste Horror-Trip für mich, ich sah aber damals keine andere Wahl es war eine Notsituation und schlussendlich hat es mir ja trotzdem Gegen die Depression und die Ängste geholfen. Trittico nehme ich noch 50mg am Abend, das vertrage ich gut und es hilft mir.
Mein Zusammenbruch hatte mit Dauerstress über einen längeren Zeitraum und Überreizung zu tun. Ein Ereignis aus dieser Zeit steht mir wohl etwas heute im Weg: Ich wurde durch eine PDA (sekundärer Kaiserschnitt) überdosiert. Bei der zweiten Geburt wurde festgestellt, dass weniger als die Hälfte ausgereicht hätte. Ich habe nach der Überdosierung 3 Nächte nicht geschlafen und hatte in meiner Erinnerung die ganze Zeit nur aufgerissene Augen. Wie im Schock über mehrere Tage. Seither ist meine Angst vor Medikamenten und Überdosierung riesig. Ich hatte bis dahin keine Erfahrung mit Medikamenten, bis auf ab und an mal was gegen Kopfschmerzen.
Heute kämpfe ich vorallem mit Überreizung (v.A. Lärm) und habe dann unter Überreizung Schwierigkeiten wenn viele Aufgaben gleichzeitig anstehen zu Priorisieren und das wichtigste zuerst und zu Ende zu erledigen, kann mich schlecht konzentrieren und kämpfe mit Ängsten und innerer Unruhe, Anspannung.
Mein Problem ist, dass ich mich den Reizen schlecht entziehen, da ich kleine Kinder habe.
Je überreizter, desto schlimmer wird alles und deshalb bin ich konstant bestrebt mich herunterzuregulieren. An guten Tagen gelingt mir das gut und Easy nebenbei, an schlechten ists fast nicht möglich.
Ich habe Hoffnung, dass mir Stimulanzien helfen könnten:
Medikinet (1.25mg)
Eindosierungsversuch noch während Ausschleichen von Escitalopram (9mg). Medikinet war etwas unangenehm bei Wirkungseintritt und ich habe mich immer etwas gefühlt wie ein Roboter. Die Wirkung an sich aber doch recht angenehm, eigentlich genau was ich mir erhoffte: Reize auf einmal kein Problem mehr, Emotional ausgeglichen und innerlich schön ruhig wie schon lange nicht mehr. Den Rebound nach ca. 3h hab ich aber nicht gut vertragen: k.o. wie von einem Zug überfahren, starke Kopfschmerzen, verkatert. Ich konnte das in meinem Alltag mit Kids und Arbeit einfach nicht länger als ein paar Tage durchstehen… Nur halbtot auf dem Sofa liegen war mir dann in diesem Zustand noch möglich, das geht einfach nicht. Deshalb habe ich dann die Eindosierung abgebrochen.
Nach 4 Tagen ging ich auch noch auf 2.5mg zum testen ob das helfen würde, das führte dann aber zu einem Tunnelfokus und ich schloss daraus, dass somit 2.5mg schon zu viel sind… Der Rebound war ähnlich mies.
Ritalin (ca. 1mg?)
Das war einiges angenehmer als Medikinet, wenn ich mal per Zufall die richtige Dosis erwischt habe. Das Anfluten war sanfter, die Wirkung war etwas weniger positiv als Medikinet, dafür nicht so Roboter-Artig. Der Rebound war nicht toll, aber wäre Ok gewesen für die Eindosierungsphase im Alltag: Kopfschmerzen, Müde, verkatert, aber nicht so krass wie bei Medikinet. Ich hatte aber Schwierigkeiten die (kleine) Dosis zu reproduzieren. Ich hatte 10mg Tabletten, diese habe ich zu teilen versucht. 1/4 Tablette war für mich gefühlt zu viel, kleiner teilen war nicht sinnvoll möglich. Zu ungenau. Die Splitter waren immer unterschiedlich gross, mal fühlte ich mich ‚überdosiert’ mit Herzrasen, nur Tunnelfokus, inere Unruhe. Ich hatte davon auch einmal eine Panikattacke.
Daher hab ich auch diese Eindosierung abgebrochen, da es zu ungenau war.
Ritalin Tropfen (0.3-1mg)
Escitalopram noch 7mg. Ich hatte Hoffnung, das ich mit diesen eine konstante und niedrige Dosierung erreichen kann. Leider habe ich die Tropfen nicht vertragen, bei ca. 1mg keine positive Wirkung, nur unangenehme Wirkungen wie innere Unruhe, hohe Anspannung, Herzrasen, Tunnelfokus etc. Keine Panikattacke, aber doch sehr unangenehm. Anfluten war unangenehm, die Wirkung war unangenehm und danach ein Rebound Tief ähnlich wie bei Medikinet. Habe probiert mit 1mg und dann sogar 0.3mg. Hat sich ähnlich angefühlt, jedoch spürbar weniger stark. Trotzdem keine positive Wirkung, nur immer in diesem Tunnel, unangenehm und dann ein nicht alltagstauglicher Rebound.
Mich hat diese Erfahrung verunsichert, weil ich auf eine so niedrige Dosierung so stark reagiere und mich überdosiert fühle.
Elvanse (0.5mg - 1mg)
Ich war bei 6mg Escitalopram. Ich wollte mit so wenig wie möglich anfangen, um mich an den Wirkstoff rantasten zu können. Meine Angst vor zu viel und einer erneuten Panikattacke war riesig. Angst vor der Angst So kam ich durch meine Ängste überhaupt auf die Idee, eine so crazy kleine Dosis von 0.5mg zu versuchen. Vielleicht eine doofe Idee, ich erhoffe mir ja eine Wirkung. Die Angst war jedenfalls sehr stark. Nach der Einnahme wurde die Angst natürlich noch grösser und ich habe mich recht verrückt gemacht, aber keine Panik. Dann nach ca. 45 Min glaubte ich eine Wirkung wahrnehmen. Ich natürlich hyper Angespannt was jetzt wohl passiert und habe mich überbeobachtet. Aber dann für mich die totale Überraschung: Es flutete so sanft und angenehm an, meine Angst und Anspannung sind dann sehr schnell verflogen, ich konnte mich darauf einlassen, vertraute und konnte die Wirkung geniessen. Es machte mich innerlich ruhig und entspannt, die Reize wurden weniger intensiv, mir gings richtig gut. Sowas würde ich mir wünschen
Wir gingen später sogar auf den Jahrmarkt (hallo Reizüberflutung) und ich hatte einen tollen Tag, hab nicht mehr gross an Elvanse gedacht und erst irgendwann am späteren Nachmittag leichte Kopfschmerzen und viel Durst bemerkt. Da denke ich war die Wirkung wohl vorbei.
Ich war total positiv überrascht und happy. Sehr erstaunt hat mich die spürbare positive Wirkung, das hätt ich bei so einer Mikromenge nicht erwartet.
Ich dachte mir 0.5mg ist so lächerlich wenig, schon fast homöopathisch (davon halte ich nichts :|), ich ging deshalb am nächsten Tag auf 1mg hoch um dann mit 1 beginnend alle 5 Tage um 1 erhöhen und so erhoffte ich mir meine Dosierung zu finden. Meine Erwartung war, dass ich auch wenn ich total sensibel bin, auf 5-10mg kommen sollte. Die Zahl 0.5 schien mir einfach so unvernünftig. (Mein Bruder nimmt 30 und kommt super damit klar) 1mg am Folgetag war jedoch nicht mehr angenehm, ich hatte wieder diesen Tunnelfokus, fühlte mich innerlich unruhig und vernahm einen schnellen Herzschlag. Unangenehm, aber es war gut auszuhalten, konnte den Tag normal bewältigen. Ich hatte zwar keine Angst, war aber sehr irritiert von der Wirkung. Nach ein paar Stunden wars wieder angenehm. Ich gehe deshalb davon aus, dass 1mg schon zu viel waren an diesem Tag. Das hat mich sehr erstaunt und verunsichert. Weil dann wieder Montag war, konnte ich mir keine Experimente mehr erlauben, war verunsichert und habs darum mal vorerst sein gelassen mit Elvanse und Stimmulanzien und wollte zuerst Escitalopram ausschleichen und dann einen neuen Versuch starten.
Dann vergingen zwei Monate, ich war mittlerweile auf 2mg Escitalopram runter und ich litt seit ein paar Tagen unter Reizüberflutung und hab mir in meiner Not damals gedacht „Hey 0.5mg Elvanse hat mir doch mal gut getan, auch wenns so viel weniger ist als für alle anderen Menschen, ist doch trotzdem toll, dass es diese Hilfe gibt“ - Rückblickend war das eine doofe Idee so impulsiv und unüberlegt anfangen zu wollen. Ich hab dann 0.5mg Elvanse genommen. Dabei war sehr ungünstig: das aufgelöste Elvanse lag eine Woche in einer Spritze vorbereitet im Kühlschrank (hab den Eindosierungsversuch immer vor mir hergeschoben) und ich habs nicht mal geschüttelt, sondern gleich 0.5ml in ein Glas gefüllt zum einnehmen. Zack, nach ca. 45Min: Herzrasen, kalter Schweiss, maximale Anspannung, totale Unruhe, relativ bald Panikattacke, ich wollte nur noch das es aufhört zu wirken. Nach ein paar Stunden war der Spuk vorbei, aber es war weiterhin unangenehm, die Panik sass mir den ganzen Tag in den Knochen, ich war unruhig, angespannt, hab mich nicht gespürt.
Am nächsten Morgen hab ich mich noch verkatert gefühlt deswegen und dann ca 30-45 Min nach meiner morgentlichen Einnahme von 2mg Escitalopram nochmals eine heftige Panikattacke erlebt. Hab ich bisher noch nie gehabt durch Escitalopram, da waren andere furchtbare Nebenwirkungen während der Eindosierung. Die Panik kam für mich aus heiterem Himmel, einzige Vorboten für einige Minuten waren Herzschlag der laut wahrnehmbar war und immer stärker werdende innere Unruhe. Ich fühlte mich dann den ganzen Tag total Elend, auch am Folgetag war ich noch „verkatert“. Ich kann mir diese Reaktion nur mit meiner Elvanse-“Überdosis“ vom Vortag erklären…
Ach ja Zyklustag war bei beiden Elvanse-Versuchen ungefähr derselbe, kurz nach Zyklusbeginn.
Fazit und weiterer Plan
Tja, seit meinem letzten Erlebnis hab ich Stimmulanzien nicht mehr angerührt. Jetzt ohne Escitalopram bin ich langsam bereit mich auf einen neuen Versuch einzulassen. Kämpfe im Moment aber gerade mit Reizüberflutung, innerer Unruhe und musste ein klein wenig mit Trittico hoch deswegen. Ich möchte abwarten, bis ich mich ausgeglichener fühle und dann einen neuen Versuch starten. Ich habe noch nicht aufgegeben
Folgende Gedanken/Fragen an mich selber schwirren mir aufgrund meiner Erfahrungen durch den Kopf:
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Bin ich seit meinem Burn-Out hypersensibel, bzw. mein Sympatikus schneller überreizt, überstimmuliert? In dieser Überstimmulation, regieren dann die Ängste, es braucht nicht viel und es kippt zur Panik. Kann das evtl. erklären warum ich auf so geringe Mengen reagiere?
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die PDA Überdosis im Spital hat mich sehr mitgenommen und mein Unterbewusstsein erinnert sich evtl daran bei Stimulanzien Nebenwirkungen, weil es ähnlich war?
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„Was ist falsch mit mir“ - Diese Gedanken hab ich manchmal, weil die Zahlen so abstrus gering sind. Diese Gedanlen sind jedoch nicht hilfreich, im Gegenteil. Ich versuche weniger zu vergleichen und mich mehr auf mich selber zu konzentrieren.
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Ängste spielen bei mir bestimmt eine grosse Rolle
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Hat evtl. Escitalopram mich auch vor den Ängsten abgeschirmt, so dass ich ersten Versuche besser vertragen habe?
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Muss ich zuerst meine Ängste noch besser in den Griff kriegen, bevor ich Stimulanzien eindosieren kann?
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Ich arbeite in einer Therapie an den Ängsten und anderen Themen. Meine Ärztin ist toll, nimmt mich ernst und hilft mir einordnen und reflektieren. Ich fühle mich sehr gut unterstützt durch sie, sie hat auch die ADHS Abklärung angeregt. Sie ist aber keine ADHS Expertin und lässt mir mit dosieren freie Hand.
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den letzten Elvanseversuch versuche ich zu vergessen, da hat zu vieles nicht gepasst
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ich habe hier im Forum auch die Diskussion über die Nebenwirkungen bei Unterdosierung gesehen: ich überlege mir natürlich auch, ob ich evtl. unterdosiert bin und mir meine Angst zu sehr im Weg steht. Wäre ja bei meinen Dosierungsmengen naheliegend. Ich halte das aber für eher unwahrscheinlich, weil ich ja überraschenderweise eine positive Wirkung wahrnahm und eine leicht höhere Dosis unangenehmer wurde und zu Tunnelfokus führte. Ausserdem steht mir für einen Versuch mit ‚normal’ hoher Dosis meine Angst definitiv im Weg, das würde ich mich nach meinen Erfahrungen heute einfach nicht trauen. Ich muss mich langsam rantasten können.
Plan:
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Ich bleibe optimistisch und wage demnächst ein neuer Versuch, diesmal strukturiert, mit Elvanse
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Ich möchte in einem möglichst ausgeglichenen Zustand ein Neustart wagen (nicht überreizt, nach schlaflosen Nächten oder so ähnlich)
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Halt wieder mit 0.5mg anfangen, es war ja auch wirklich sehr positiv und mal für ein paar Tage dabei bleiben, wenn möglich
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Falls das nicht klappt probiere ich es nochmals mit MPH. Bei den Retard Präparaten gibt es meines Wissens jedoch keins, welches so niedrig dosiert ist und teilbar sind die meines Wissens auch nicht
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Evtl schaffe ich es ja auch mit unretardisiertem MPH klar zu kommen, evtl. wird es nach einer Eingewöhnungszeit angenehmer, ich könnte dann vielleicht höher dosieren. Ich denke jedenfalls, ich bin jeweils nicht lange genug dran geblieben
Ach ja: Kaffee trinke ich eh schon wenig. Ich reagiere da (überraschung) recht empfindlich, manchmal tut mir Kaffee nicht gut, dann lasse ich ihn weg für ein paar Tage. Hab Kaffee einfach sehr gerne. Für meine Versuche mit Stimulanzien habe ich natürlich kein Koffein angerührt, da ich sowieso Respekt davor habe Ich bekam mal vor zwei Jahren eine Tasse Filterkaffe serviert, der wohl lange gezogen hat. Ich hab den Kaffee ohne zu überlegen getrunken. Der Kaffe hat doch glatt eine Panikattacke ausgelöst und ich brauchte über 24h um mich wieder normaler zu fühlen. (Zittern, extreme unruhe, kalter Schweiss, Ängste) Dem Gastgeber tat das mega leid, er meinte er mag seinen Kaffee sehr stark.
Alkohol konsumiere ich seit es mir nicht mehr so gut geht keinen mehr.
Ich berichte hier wieder, wenn ich einen neuen Versuch hinter mir habe.