Hallo,
durch meinen Sohn kam ich darauf, dass ich ADS haben könnte.
Habe es auch früher schon manchmal gedacht, aber naja, immer gleich wieder verworfen, weil sooo schlimm ist es ja nicht.
Hatte aber auch immer die super krassen Fälle im Kopf. Der Hyperaktive Nachbarsjunge (damals im KIGA Alter), den die Erwachsenen nie allein lassen konnten. Der ständig verletzt war, weil er wieder ausgebüxt war und Quatsch schief gegangen ist.
Oder der andere Junge, der in der Schule (5./6. Klasse) mit Stühlen und Tischen geworfen hat.
Nun hat mein Sohn eine Diagnose.
Seine Probleme (bis auf die Wutanfälle) waren auch meine Probleme.
Nein, ich war damals sogar auffälliger. Verträumter, vergesslicher, teilweise regelrecht abgeschaltet.
Ich war aber auch anpassungsfähiger. Musste es sein.
Habe es mit der Zeit wirklich gut hinbekommen zu kompensieren. Höre gerade ein paar Podcasts und ADHS Ratgeber Hörbücher. Viele von den Tipps habe ich schon lange in meinen Alltag integriert. Mir quasi selbst zusammengebastelte Hilfestellungen. Oder Tipps die ich irgendwo aufgeschnappt hatte.
Ich habe einen großen Antrieb „zu funktionieren“.
Diese Sachen zu hören, tut mir gut. Weil ich merke
- es ist okay diese Probleme zu haben. Es hat einen Grund.
- Ich mache schon richtig viel von den „guten Ratschlägen“.
Es funktioniert ja auch alles relativ gut. Das dann trotzdem noch Stress und Fehler entstehen ist dann aber auch okay. Das an doofen Tagen mein Hirn so verwirrt ist, dass viel schief geht ist richtig sch… aber ich muss mich dafür nicht selbst verurteilen und im schlimmsten Fall in die nächste Depri Phase schleudern. Weil ich mich schon sehr anstrenge. Nicht zu faul bin. Nicht zu blöd bin.
Ich akzeptiere zum ersten Mal in meinem Leben, dass ich anders bin. Schwierigkeiten habe und es nicht meine Schuld ist. Nicht zu schwach oder zu wenig Willensstärke.
Nein, bei meiner Lebensgeschichte ist es eh schon ein Wunder, wie gut ich mich entwickelt habe. Wenn man dann noch das AD(H)S bedenkt…wow, vll sollte ich mir mal auf die Schulter klopfen und gut gemacht sagen. Weil im großen und ganzen doch eigentlich alles läuft.
Trotzdem bestehen ziemlich klare AD(H)S Probleme bei mir bis heute. Mittlerweile würde ich nicht mal mehr das H ausschließen. Weil mir in den letzten Monaten so viele Dinge klar geworden sind, die ich sonst ignoriert oder verdrängt habe. Mein Mann haut auch immer mehr meiner Eigenarten raus. Weil ich ihn frage.
Hab ich ein Glück, dass er sehr geduldig ist und mich schon immer einfach so akzeptiert. Denn ich glaube, ich würde mich selbst teilweise wahnsinnig machen.
Und trotzdem komme ich immer wieder ins wanken. Hab ich es wirklich?
Hatte am WE ein Gespräch mit einem Bekannten.
Seine Frage: bildest du es dir vll nur ein ADHS zu haben, um endlich eine Erklärung zu haben? Puhh… nein! Oder doch? OH MAN…
Diagnose Termin ist übrigens Ende Mai. Erstgespräch hörte sich schon so an wie, „ja das ist dann nur noch ein Termin (Auswertung der Fragebögen und Zeugnisse macht er vor dem Termin) um es offiziell zu machen und dann ist die Diagnose durch.“