Ist es überhaupt ADS?!

Hallo ihr Lieben,

ich nehme ja jetzt seit einigen Wochen Ritalin. Nachdem ich von 10 auf 20 morgens hoch bin (ein paar Tage lang) glaube ich, das 10 besser ist.
Gibt es hier noch mehrere, die mit 10/10 auskommen? Das scheint mir so wenig…

Also, was bei mir immer wieder auftaucht - der Gedanke „Du hast gar kein ADS, du nimmst quasi speed bzw missbraucht du Ritalin“.
Kennt das jemand?!

Mein absoluter Hauptgrund für die Diagnostik und auch das überwinden, das Ritalin zu nehmen (dazwischen lagen ein paar Monate), war mein absolut fehlender Antrieb. Ich hab maximal Morgens nach dem zweiten Kaffee was „geschissen“ gekriegt. Ab Mittags war dann ganz vorbei.
Das ist jetzt anders. Was die Konzentration und die zerstreutheit angeht - da ist nicht viel Besserung zu sehen. Das einzige, was ich dahingehend merke ist, das ich nach konzentrierten Dingen nicht mehr so müde und geschafft bin. Sowie auch nach’m Auto fahren. Früher waren lange Fahrten für mich ein absoluter Energiefresser. Jetzt nicht mehr.

Ich schlafe besser(tiefer und weniger Träume) und habe das Gefühl, erholte zu sein.
Aber ist das „alles“? Kann das sein?

Mein Arzt erzählte mir das bei vielen nach einer gewissen Zeit die „Honeymoon-Phase“ vorbei wäre Und sie denken „äääh, ich brauch das ja doch nicht“. Aber eher weil sie dann vieles hinbekommen und denken, es gehe auch ohne.

Habt ihr Gedanken dazu?

Lg

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Hm ja, also ich habe das schon erlebt, also das Gefühl das die „Honeymoon Phase“ vorbei ist.
Und das ich dachte das ich garkeine Medis mehr brauche, ja das habe ich auch erlebt.

Und ich habe tatsächlich eine beschissene Zeit gehabt nach dem Absetzen der Medikamente.
Aber in der Zwischenzeit geht es mir richtig gut, ohne Medikamente, ich habe sehr viel in letzter Zeit über mich gelernt, und das wichtigste davon war, mich selbst endlich so anzunehmen und selbst lieben zu lernen, wie ich bin.

Allerdings muss ich explizit dazu erwähnen, das mir das HEUTE mit 50+ möglich ist, noch vor ein paar Jahren, wäre mir das wahrscheinlich NIEMALS gelungen, doch inzwischen bin ich reifer geworden, vielleicht auch Weiser, keine Ahnung, aber ich habe meinen Frieden mit mir geschlossen.

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Aber dazu gibt es weder ein allgemein gültiges Patentrezept das für jeden abwendbar ist, noch will oder kann jeder diesen Weg beschreiten, oder „sollte“ es „gleich machen“. Denn dieser Weg ist weder einfach noch für jeden das „richtige“.

Ich habe diesen Weg für mich gewählt, und ich selbst habe mich, weil es mir gelungen ist, nun nach langem hin und her, mich endlich selbst zu finden, mit mir selbst arangieren zu können, dazu entschieden, nie mehr irgendwelche Medikamente einzunehmen, und auf Therapien zu verzichten.

Ein Schlüssel dazu, wie mir das gelingt, liegt darin, dass ich heute extrem minimalistisch lebe, und zwar in allen Bereichen des Lebens.

Ich habe aufgehört Dingen hinterher zu jagen, die ich weder „wirklich“ zum Leben „brauche“, noch solche die ich in meinem Leben eh nie erreichen werde, oder kann, oder „muss“.

Ich habe aufgehört mich mit Dingen zu plagen wie unnützen Gedanken à la : „hätte ich doch“, oder „ich MUSS doch“, oder „MAN muss doch“, oder „ich sollte“, usw. usw., all diese negativen Gedankenspiralen in der Endlosschlaufe, die zu nichts führen, ausser Zeitverschwendung und Frust ohne Ende.

Ausserdem habe ich aufgehört meine Lebenszeit im Internet zu verplempern, seit ich das geändert habe, habe ich plötzlich wieder Zeit und sogar LUST dazu, z. B. Dinge die ich aufgeschoben hatte, ENDLICH anzupacken und zu erledigen.

Und das Gefühl das ich danach spürte, das Erfolgserlebnis das ich hatte, war einfach nur unbeschreiblich gut, Balsam für die Seele.

Ich bin einfach nur noch bescheiden, gebe mich mit Wenig zufrieden, und bin glücklich damit. Ich brauche nicht MEHR, will garnicht MEHR als ich zum Leben benötige.

Habe mich buchstäblich auf das „nötigste“ beschränkt, was unter anderem auch auf Menschen in meinem Umfeld zutrifft.

Seit ich den Kontakt zu negativen Menschen meide, geht es mir bedeutend besser. Genauso meide ich Alkohol und alles was sich wie Gift auf mein Leben auswirkt.

Stattdessen treibe ich lieber Sport und achte auf gesunde Ernährung, lenke meine Gedanken auf positives im Leben, auf die Dinge an denen ich wirklich etwas ändern kann, nämlich an mir selbst.

Aber wie gesagt, KEIN Patentrezept, jeder Mensch muss ja für sich SELBST entscheiden wie er leben möchte. :grinning:

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Würde sagen, dass ein sehr großer Teil der Adxsler ihre Diagnose anzweifeln. Ich gehöre dazu. Es kommt immer wenn die Medikamente plötzlich anders wirken oder ich von Symptomen von anderen Betroffenen lese, die auf mich nicht zutreffen.

Ich habe sehr lange Ritalin 10 mg. genommen, 20 mg. waren mir zu viel. Ich war müde und sehr unmotiviert davon, also mit 20 mg.

Jetzt mit Elvanse ist die Müdigkeit zwar etwas weg, aber leider auch ein großer Teil der Motivation Dinge anzupacken, worauf ich keine Lust habe.
Für mich sind hier zwei Lösungen:1) ich packe es trotzdem an und halte die Lähmung/ Angst usw. aus und rechne mit einer langen Erschöpfungsphase danach. Dies aber nur, wenn es um extrem wichtige Dinge geht.2) Ich mache es, wenn die Zeit reif ist und ich Lust drauf habe.

Die Medikamente helfen mir tatsächlich zwischen sehr wichtigen/ wichtigen und nicht so wichtigen Sachen zu unterscheiden. Diese miese Stimme in mir „ Mache es jetzt sofort, sonst…“ ist tatsächlich leiser geworden.

Wenn du auf Dauer mit Ritalin nicht weiterkommst oder für dich keine passende Dosierung da ist, könntest du mit unretardiert probieren ( hier muss du öfters nachlegen) oder Elvanse versuchen.

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@AbrissBirne,
toll das Du das so gut hinbekommst!
Was mich Interessiert, eventuell auch in einem neuen Faden.
Wie bist Du auf diesen Weg gekommen?
Lebst Du alleine?
Bist Du Erwerbstätig?
Was bedeutet für Dich minimaliststisch?
Hast Du auch Zucker reduziert?
Wie viel Zeit verbringst Du noch etwa im Netz?

Ich bin „eigentlich“ auf dem selben Weg wie Du, da ich Alleinerziehend bin, in der Stadt wohne und einen Hund habe, funktioniert das mit dem zurückziehen nicht wirklich gut…ich freue mich auf den Tag, wo ich hier weg kann…

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Würde sagen, dass ein sehr großer Teil der Adxsler ihre Diagnose anzweifeln. Ich gehöre dazu. Es kommt immer wenn die Medikamente plötzlich anders wirken oder ich von Symptomen von anderen Betroffenen lese, die auf mich nicht zutreffen.

Ich habe sehr lange Ritalin 10 mg. genommen, 20 mg. waren mir zu viel. Ich war müde und sehr unmotiviert davon, also mit 20 mg.

Ja ja ja! Meine Schwester (natürlich auch Adhs, aber andere Schwerpunkte) nimmt Medikinet. Und es wirkt anders. Und ich denke „ja, DIE hat wirklich ADHS!“

Mit 20 bin ich ebenfalls müde, sitz nur rum, fihl mich bäh.

Öhm… Mit dem zitieren, das hab ich noch nicht raus :see_no_evil::joy:

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Das Zweifeln habe ich auch gehabt. Aber nachdem ich, auch dank des Forums, erkannt habe wo das ADS mein bisheriges Leben beeinflusst hat, sehe ich die Dinge anders.

MPH ist ein Hilfsmittel und nicht die Lösung.
Es hilft mir antrainierte Verhaltens- und Bewältigungsstrategien zu erkennen, hinterfragen und so hoffe ich abstellen.

Wird ein weiter Weg, aber die ersten Schritte sind gemacht.

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Hallo @Sniper , will Dir gerne versuchen möglichst kurz gefasst zu antworten. :wink::grinning:

Wie bin ich auf meinen Weg gekommen?.
Hm, zum einen weil ich in der Vergangenheit wirklich sehr starke Adhs Symptome gezeigt hatte, die für mich selbst, aber vor allem für Menschen die ich Liebe, die mir sehr wichtig sind, kaum noch zu ertragen war. Ich fing an mich selbst zu hassen, bekam schwere Depressionen.

Das Problem mit dem Selbsthass ist das, dass es dagegen keine Medikamente gibt, egal wieviele Tabletten Du einnimmst, der Selbsthass bleibt.

Anfangs hatten die Medikamente eine sehr gute Wirkung auf mich, ich dachte ich sei fast schon wie „geheilt“, doch das war ein Trugschluss, eben nur oberflächliche Symptom Bekämpfung.

Auch die lange und intensive Therapie die folgte, tat mir zwar gut, weil ich zum ersten mal in meinem Leben über alles sprechen konnte, das war wirklich wichtig für mich, aber troz allem steckte ich fest.
Wie gesagt, mein Selbsthass steckte sehr tief, so tief das es niemand gelingen konnte, den Selbsthass der wie ein Geschwür, oder wie Unkraut in mir wucherte, dran zu kommen.

Ich habe erkannt, dass nur ich allein an diese tiefsitzende Wurzel gelangen kann, indem ich mich ein für alle mal mir selbst stelle, und das Unkraut an der Wurzel fasse, ausgraben muss, damit der Selbsthass nie mehr Wurzeln treiben kann.
Deshalb beschloss ich, das ich das ohne Medikamente, und ganz alleine, anpacken muss.
Und es war nicht einfach, ein langer Weg den ich gehen musste, aber Schlussendlich bin ich endlich angekommen, bei mir selbst, kann mich nun selbst annehmen, mich endlich selbst lieben.

Lebe ich allein?, Nein ich habe einen Partner.
Bin ich erwerbstätig?, Ja.
Was bedeutet für mich minimalistisch?, Einschränkung, Verzicht, nur noch das kaufen oder um mich zu haben was ich wirklich benötige, heisst ein Bett, ein Tisch, Stühle für mich und die Anzahl Besuch die nötig sind, nicht mehr.

Kochtöpfe und Pfannen, nur soviel ich wirklich benötige, usw., Nur noch 1 Shampoo, statt 5 verschiedene. Kurz gesagt totale Konsum Einschränkung, keine Anhäufung mehr von „Besitztümern“ die in Wahrheit unnötig sind, nur Platz wegnehmen, im Weg rum stehen.

Dann kaufe ich nur noch Lebensmittel die ich wirklich auch essen werde, damit nichts im Müll landet, überlege mir was ich kochen werde bevor ich einkaufen gehe, verzichte auf zuviel Fleisch und lasse die sogenannten Wurstwaren ganz weg.
Denn jedes Tier das unnötig sterben muss (Fleisch im Müll landet), ist eines zuviel, das möchte ich auf keinen Fall unterstützen.

Dann gehört für mich dazu das ich mich mit dem Reisen einschränke, oder auch weniger mit dem Auto fahre. Jedenfalls im Kurztext : freiwillige Einschränkung von allem was MIR persönlich in MEINEM Leben ZUVIEL ist.

Habe ich Zucker reduziert?, Ja total.
Wieviel Zeit verbringe ich im Netz?, nur noch wenn ich MUSS zwecks Büroarbeit, oder wenn ich gerade mal wieder Lust habe, dann aber nicht mehr Stundenlang bis in die Nacht, sondern versuche es im Rahmen von maximal 2-3 Stunden zu halten, und nur wenn ich wirklich wieder mal Zeit dazu habe.

Wie geht es Dir, Deiner Tochter und dem Hund?, ich hoffe es geht euch gut. :dog::cat:

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Wenn du die gewünschte Textstelle markierst, erscheint ein kleines Auswahlfeld… wenn du dort auf "zitieren klickst, erscheint das Zitat im Texteditor preved

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@AbrissBirne,
Absolut toll das Du das so hinbekommen hast, ich bewundere sowas.
Momentan schreibe ich zu viel in anderen Threads, also OT, das finde ich von mir eher unhöflich.
Ich würde es gut finden, wenn ein Mod das Thema trennt und einen neuen Faden aufmacht…deine vorgehensweise Interessiert mich total und mit vielen Dingen sind wir schon ziemlich gleich.

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So mache ich es auch.
Minimalismus ist für mich auch sehr wichtig!
Wenn wir zerstreuten zu viele Optionen haben verlieren wir uns zu sehr.
Und das in allen Bereichen: Hobbys, Essenauswahl, Kleidung.
Was wir heutzutage an Wahlmöglichkeiten haben ist ja der Wahnsinn.

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Was du schreibst klingt doch richtig gut. Nicht viel Besserung? Hej, du sagst doch selbst das du mit Ritalin weniger geschafft bist, weniger erschöpft. Folglich ist es für dich weniger anstrengend die Konzentration aufrecht zu erhalten. Du schläfst besser. das innerhalb weniger Wochen. Und dann fragst du ob das alles ist? Das ist doch absolut traumhaft. Ich selbst bin auch auf einer kleinen Dosis, allerdings von Elvanse.
Und ja, du wirst irgendwann die Wirkung weniger bemerken. Die Meisten merken aber das das ADHS Medikament nicht an jedem Tag gleich lange wirkt. Also muss zuvor eine Wirkung da gewesen sein.
Jetzt fängt es an dir besser zu gehen, nun kannst du auch leichter an dir arbeiten. Zum Beispiel am Plan B, wenn du merkst das sich die Wirkung reduziert. Atemtechnik, Entspannungstechnik, der große Pott Kaffee am Nachmittag… etwas was dich auch am Nachmittag fit hält. Nur Medizin einwerfen und von früh bis spät der Workaholic sein, das gibt es leider nicht. Diese Wirkung ist vielleicht für den Ein oder Anderen ein Traum, der sich nicht erfüllen wird.

PS. Kein ADS, aber fehlender Antrieb? Das kann dann das Fatique Syndrom sein. Will man aber auch nicht haben. :wink:

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