Ist Medikinet Adult richtig für mich?

Hallo zusammen,

ich nutze diesen alten Thread mal, um hoffentlich eine Antwort auf die Frage zu bekommen:

Ist Medikinet adult das richtige Medikament für mich?

Vorab: Ich habe noch nicht meine endgültige Dosierung gefunden.
Derzeit nehme ich 20-10-0 ein.

Der Fahrplan meines Arztes sieht folgendermaßen aus:
10-0-0 (4 Wochen lang)
20-0-0 (4 Wochen lang)
20-10-0 (4 Wochen lang)
20-20-0 (4 Wochen lang)

Ich weiß, die meisten hier erhöhen die Dosis schneller.
Aber ich konnte die Begründung meines Arztes für die langsame Höherdosierung verstehen und habe dies auch akzeptiert und mich daran gehalten.

Grundsätzlich funktioniert das Medikament bei mir gut.
Ich bin gelassener, strukturierter, organisierter.

Jetzt kommt das ABER:
Die oben genannten Verbesserungen beziehen sich nur auf mein Privatleben (Familie, Haushalt, Hobbys).
Im Beruf bin ich nach wie vor ablenkbar und unfähig, meine Aufgaben zu priorisieren.

Mein Arzt möchte aber bei der ersten Einnahme nicht mehr als 20mg geben, da nach meiner Beschreibung der gewünschte Effekt ja eintritt.

In einem Termin mit meinem Hausarzt (Überprüfung der Blutwerte) habe ich dies angesprochen und er hat gemeint: „Vielleicht haben Sie auch ganz einfach den falschen Beruf?“
Und vor der Antwort auf diese Frage habe ich eine Heidenangst.

Daher kommen nun meine Fragen an euch:

  1. Ist es möglich, dass ich (obwohl die gewünschten Effekte im Privatleben bereits eingetreten sind) noch unterdosiert bin und mit der passenden Dosis auch auf der Arbeit endlich mal eine angemessene Leistung bringen kann?

  2. Ist Medikinet adult vielleicht doch nicht das passende Medikament für mich und funktioniert Elvanse gerade bei der Erledigung von als unangenehm empfundenen Aufgaben besser?

  3. Habt ihr es selbst auch erlebt, dass euch erst durch die Medikamente bewusst geworden ist „Ich kann machen was ich will. Aber in diesem Job komme ich auf keinen grünen Zweig.“ ?
    Falls ja: Was war eure Lösung des Problems? Ich bin hier nämlich mehr als ratlos :disappointed:

Vorab vielen Dank für eure Antworten!

Liebe Grüße

Hallo,

einen alten Thread zu benutzen, kann aber leider dazu führen, dass du keine Antwort bekommst, weil sich die Teilnehmer ganz runter scrollen müssen und eventuell viele alte Beiträge nochmal lesen, bevor sie auf dich stoßen.

Du bist einen neuen Thread wert!

Wie lange wirkt denn eine Dosis etwa?

Isst du immer zur Einnahme?

Um welchen Beruf geht es und macht er dir Spaß? Welche Schwierigkeiten hast du im Beruf?

Die Dosierung lässt noch Luft nach oben.

Gibt es Nebenwirkungen?

Hast du Koffein weggelassen?

Zu Frage 1 und 2 - kann beides möglich sein. Du musst jedoch erst weiter hochdosieren um das herausfinden. Danach ein anderes Medikament.

Es gibt einfach Berufe die sind nicht gut geeignet für ADHSler.

Empfehle dir auch den Vortrag von Lachenmeier.

Etwa 5 Stunden.
Ich muss aber dazu sagen, dass ich die Wirkung tatsächlich nicht spüre. Es ist eher so, dass ich in Situationen denke: „Ach, normalerweise hättest du doch jetzt total genervt reagiert.“
Als ich mit dem Medikament begonnen habe, haben nach etwa 5 Stunden leichte Nebenwirkungen (Kopfschmerz und Druck auf den Ohren) begonnen. Das habe ich dann als Ende der Wirkzeit gedeutet.
Mittlerweile habe ich keinerlei Nebenwirkungen mehr. Außer durchgängiges Rauschen in den Ohren. Aber das scheint „normal“ bei Stimulanzien zu sein? Jedenfalls stört es mich nur minimal und ich blende es meistens aus.

Ja, immer. Frühstück ist mir anfangs schwer gefallen (ich habe 30 Jahre nicht gefrühstückt), aber mittlerweile kann ich morgens in ausreichender Menge etwas zu mir nehmen.

Verwaltung, öffentlicher Dienst, Schreibtischtätigkeit.
Regelmäßig wiederkehrende Aufgaben. Der Bearbeitungsrahmen ist vorgegeben und lässt nur wenig Spielraum. Alles muss einheitlich durchgeführt und dokumentiert werden.
Spaß? Der Job ist definitiv nicht vergnügungssteuerpflichtig… Und wahrscheinlich der ungeeignetste Beruf für einen ADHSler.

Nein, nicht mehr. Nur die ersten Tage bei Dosissteigerung.

Koffein habe ich gestrichen. Komplett. Alkohol auch.

Kenne ich. Sein Buch war das erste, was ich mir zugelegt habe. Leider habe ich die Passage, die mir im Beruf hilft, noch nicht gefunden :frowning:

Da frage ich mich wirklich - warum machst du das? :thinking:

Medikinet macht aus einem Pinguin :penguin: keine Giraffe :giraffe:.

Bei der Dosierung ist aber auf jeden Fall noch Luft nach oben. Da geht noch was. Bis Einzeldosis 40 mg kannst du ja noch steigern, Schritt für Schritt.

Danach Elvanse ausprobieren. Oder anderes mph Präparat.

Nun, ich denke, so ungewöhnlich ist das gar nicht.

Ich mache das seit 20 Jahren.
Ich helfe jeden Tag Menschen und setze mich für das Gemeinwohl ein. Etwas, was mich tatsächlich mal motiviert hat, überhaupt diesen Weg einzuschlagen.
Anfangs war ich auch sehr zufrieden mit meiner Berufswahl.

Aber mit der Zeit konnte ich meine Probleme (Prokrastination, Task-Wechselstörung, Zeitblindheit, …) nicht mehr ausreichend kompensieren.
Und ich wusste auch nicht, warum ich diese Probleme habe. Schließlich bin ich erst seit 2 Monaten diagnostiziert…

Ich habe also jahrelang gedacht, ich sei eine seltsame und unzulängliche Giraffe.
Und weiß nun, dass ich ein Pinguin bin.
Aber die Giraffen halten mich ja immer noch für eine Giraffe. Und stellen Anforderungen an mich, die für eine Giraffe das leichteste auf der Welt sind.
Für so einen kleinen Pinguin wie mich ist das aber echt schwer.
Ich war wohl der irrigen Annahme, dass eine Kapsel Medikinet mich zumindest zeitweise zu einer richtigen Giraffe macht…

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Das ansich ist eine sehr lobenswerte Sichtweise.
Zudem, öffentlicher Dienst ist in unsicheren Zeiten eine nicht zu verachtende Absicherung :wink:

Ich denke dass nahezu alle von uns nicht nur am Anfang das Problem mit der Selbstakzeptanz haben.
Zu akzeptieren und zu verstehen dass wir eben ein Pinguin sind…

Ja, ich bin ein hilfsbereiter Mensch. Zumindest habe ich das immer von mir gedacht.
Mittlerweile weiß ich, ich bin lediglich süchtig nach Lob und Anerkennung. Und ich will, dass mich jeder für einen feinen Kerl hält. Aber „everybody’s Darling is everybody’s Depp“, der nicht „nein“ sagen kann.

Ich bin für mich auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, ob ich das Giraffengehege verlassen und mich auf den Weg zum Ozean machen soll, oder soll ich versuchen, mich mit den Giraffen zu arrangieren und ab und zu ein paar Bahnen im Tümpel des Giraffengeheges zu ziehen.

Variante 1 bedeutet eine krasse Lebensveränderung. Und zwar nicht nur für mich, sondern für die ganze Familie.
Variante 2 bedeutet, sich jeden Tag überfordert und unzulänglich zu fühlen.

Okay dann habe ich erstmal eine Frage.
Du musst selbstverständlich nicht darauf antworten.

Du sagst selbst dass du seit 20 Jahren im öffentlichen Dienst bist.
Wurdest du verbeamtet?

Wenn ja, hast du (wirtschaftlich) Glück.
Und auch da gibt es Möglichkeiten sich zu verändern.

Wenn nicht hast du ebenfalls „Glück“ weil es dir etwas mehr Freiraum in der Möglichkeit zur Veränderung gibt.

Klar, es muss alles unter Berücksichtigung der Familie geschehen!

Unterstützt dich deine Partnerin?

You just like to please :wink:
Gibt’s grade auch in der Tierwelt sehr oft.

Das muss nichts schlechtes sein.
Aber, wie du bereits selbst erkannt hast, ist es auch nicht nur positiv.
Grade wenn es um die eigenen Bedürfnisse geht.

Denn wenn du dich jeden Tag nur fertig machst und du dich am Ende beim bloßen Gedanken an XYZ nur noch übergeben willst hat niemand was gewonnen.
Am allerwenigsten du und deine Familie.

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Das ist ja wirklich eine lange Zeit. Du hast ziemlich viel über dich selbst gelernt und erkannt!

Irgendwie hat es ja auch lange funktioniert und du warst zufrieden. (Noch) kein Burnout und keine Depression. :thinking:

Fragt sich allerdings zu welchem Preis.

Die Medikamente helfen ein bisschen. Ich würde mal abwarten bis du das optimiert hast.

Ich weiß nicht, welche Möglichkeiten du für eine berufliche Veränderung hast und ob du dir das wünscht. Mir selbst ist das sehr wichtig.

Ich möchte keine schlechte Giraffe :giraffe: sein sondern lieber ein guter Pinguin :penguin: - und ich möchte dafür auch Anerkennung :innocent:.
Ich arbeite auf einer Intensivstation. Ideales Umfeld für ADHSler!

Die Arbeit an sich macht mir Spaß und dafür habe ich genug intrinsische Motivation.

In jedem Job gibt es einen Anteil an Giraffen Aufgaben - aber das sollte nicht überwiegen. Das wäre fürn Pinguin nicht artgerecht. Da wird der krank und traurig, weil er denkt er wäre eine schlechte Giraffe :giraffe:.

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Ich bin kein Beamter. Obwohl mehrmals die Möglichkeit einer Verbeamtung bestanden hat, habe ich immer abgelehnt.
Mein Umfeld konnte das nicht verstehen. Vielleicht habe ich immer gewusst, dass mit der Verbeamtung eine Flucht unmöglich ist? Keine Ahnung…

Ich habe noch nie mit jemandem über meine Probleme gesprochen. Erst im Zuge der Diagnose habe ich mich erstmals dem Psychiater geöffnet.
Anonym in einem Internet-Forum darüber zu schreiben ist für mich auch wesentlich einfacher, als mit Frau oder Freunden darüber zu sprechen.

Hm. Mit deiner Frau hast du die Offenheit nicht? Aber sie weiß schon von deiner Diagnose?

Mit Freunden die nicht wissen was ADHS wirklich ist ist’s manchmal schwierig. Ich war zwar immer offen, hab aber nicht viel darüber gesprochen wenn kein wirkliches Interesse oder Verstehen da war.

Am Arbeitsplatz würde ich mich nicht mit einer Diagnose outen. Eher über Stärken und Schwächen sprechen.

Ich liebe solche Geschichten wie „Vom Investmentbanker zum Landwirt“ oder „Von der Chefärztin zur Stewardess“ - Geschichten von Menschen, die einen (vermeintlichen?) Abstieg in Kauf genommen haben, um ihrer Bestimmung zu folgen.

Vielleicht brauche ich jemanden, der mir seine Geschichte „Vom Industriekaufmann zum Physiotherapeuten“ erzählt?
Die Geschichte muss natürlich ein Happy End haben…

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Sie weiß von meiner Diagnose und sieht auch die positiven Veränderungen durch Medikinet.

Aber von meinen Problemen und warum ich mich überhaupt habe diagnostizieren lassen, weiß sie nichts.
Ich will sie nicht damit belasten.
Und ich habe schon immer meine Probleme mit mir selbst ausgemacht (bloß keine Schwäche zeigen).

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Geht auch Pflegemanagement studiert und dann bewusst weg vom Schreibtisch an die Basis? Also dahin wo man im „hier und jetzt“ aktiv sein kann. Von einem Feuer zum nächsten.

Mittlerweile bei guter Bezahlung zum Glück.

Sammle doch mal Ideen was du am liebsten machen würdest.

Oder was vielleicht auch mit der vorhandenen Ausbildung möglich wäre?

Meine Kinder sind jetzt groß, über 18 und ich beginne jetzt nochmal eine große Weiterbildung an weil ich Bock drauf habe :blush: