Ja, nein, vielleicht? Oder doch? Diagnose oder nicht?

Hallo liebe Forengemeinde,

ich lese ja nun auch schon seit ein paar Wochen hier fleißig mit und nach meiner „Diagnose“ am vergangenen Donnerstag herrscht bei mir totales Chaos im Kopf. :see_no_evil:

Kurze Vorgeschichte:

Eigentlich wäre Ich (m, 39) niemals auf die Idee gekommen ADxS zu haben, einige der Symptome habe ich mir mit einer gewissen Art an „Faulheit“ und selbst auferlegte Überforderung erklärt. Nach der Einschulung meines Juniors (7 Jahre) haben sich Auffälligkeiten in der Schule gezeigt, und beim ersten Gespräch bei der Psychiaterin meinte Sie, für eine abschließende Diagnose ist es noch zu früh, aber sein Verhalten wäre schon sehr auffällig und man sollte ich zumindest schonmal mit dem Gedanken ADHS befassen. Gesagt, getan, haben wir uns über die Symptomatik und Ursachen umfangreich informiert und dabei sind mir unglaublich viele Parallelen zu meinen eigenen „Problemen“ aufgefallen. Als dann auch noch als Ursache eine genetische Veranlagung ins Spiel kam, wollte ich es nun doch wissen, ob ich selbst darunter leide. Für meinen Hausarzt war es plausibel und er stellte mir gleich eine Überweisung für einen Psychiater aus. Bei den ersten Anrufen wurde mir auch mitgeteilt, frühestens in einem halben Jahre wären Termine frei, oder auch gleich, dass Erwachsene nicht diagnostiziert werden würden. Dann hatte ich doch Glück, dass in einer nahen Praxis ein Arzt bei Hochbetrieb aushilft, und somit meinen Termin schon nach 3 Wochen bekommen. Zwischenzeitlich noch alles Mögliche an Selbsttest ausgefüllt, und bin auch hier bei ADxS.org zu dem „erschreckenden“ Ergebnis von 31 von 43 möglichen Symptomen gekommen. Andererseits hatte ich auf einmal eine Erklärung für so manches Verhalten, dass ich manchmal selbst nicht verstehen konnte.

Meine Sorgen / Zweifel:

In der Praxis angekommen habe ich nach dem Ausfüllen eines Anamnesebogens ein kurzes Gespräch mit dem Arzt geführt, und ihm ein paar der Probleme geschildert, sowie angegeben, dass mein Junior einen starken Verdacht auf ADHS hat und sich aktuell in der Diagnose befindet. Anschließend durfte ich im Nebenzimmer 2 Fragebögen (WURS-k und Symptome der letzten 6 Monate) ausfüllen. Ein Helfer wertete diese Bögen aus und hat vorab schon mitgeteilt, dass der WURS-k den Schwellenwert nicht ganz erreicht aber kurz davor wäre. Der Bogen für aktuelle Symptome hat aber sehr starke Hinweis auf ADxS ergeben. Ich müsste wahrscheinlich nochmal in die Praxis kommen, da die Arzthelferin für ein EEG an diesem Tag nicht da wäre. Dann wurde ich nochmals zum Gespräch zum Arzt gebeten, wo mir dann berichtet wurde, dass ich aufgrund der Fragebögen und meinen geschilderten Leiden mit meiner Vermutung richtig gelegen habe. Er hat dann auch gemeint, dass eine Psychotherapie aufgrund der Schwere wenig bis gar keine Besserung bringen würde und empfahl mir eine medikamentöse Behandlung mit Medikinet adult 10mg. Zur Eindosierung 1 – 1 – 0 – 0 beginnend, und dann schauen, wie es mit 2 – 1 – 0 – 0 klappt. Ein nächster Termin für Anfang September wurde gleich ausgemacht.

Irgendwo war ich in diesem Moment dann auch tatsächlich erleichtert, endlich so vieles erklären zu können und auch zu wissen, dass mir geholfen werden kann. Rezept hab ich gleich eingelöst und als ich daheim angekommen bin, den Beipackzettel gelesen und aus allen Wolken gefallen: Medikinet darf nicht mit Protonenpumpenhemmern eingenommen werden, da eine zu schnelle Wirkstofffreisetzung eintritt. Nun nehme ich aber schon seit mindestens 5 Jahren Esomeprazol wegen meines Refluxes. Da die Praxis am Freitag geschlossen hatte, hielt ich Rücksprache mit meinem Hausarzt, der meinte ich sollte zumindest übers Wochenende versuchen, auf die Magentabletten zu verzichten und dafür das Medikinet einnehmen. Übers Wochenende musste ich dann wieder das Esomeprazol einnehmen, da der Reflux inzwischen unerträglich wurde. Heute habe ich dann die Praxis erreicht und mein Problem der Sprechstundenhilfe geschildert, mit dem Ergebnis, dass sie Rückspräche mit einer anderen Ärztin hält, da der mich diagnostizierende Arzt nicht im Hause sei. Sie rufe zurück.

Nach 5 Stunden habe ich dann doch nochmal freundlich nachgefragt, mit der Antwort der Sprechstundenhilfe, ich solle laut Ärztin die Magentabletten abends nehmen, dann gibt es keine Probleme. Als ich ihr dann erklärte, dass ich morgens und abends jeweils eine Tablette nehmen muss (was übrigens auch schon im Anamnesebogen von mir eingetragen wurde) meinte sie, die Ärztin ruft nochmals zurück.

Das folgende Gespräch hat mich noch mehr verunsichert. Der mich diagnostizierende Arzt hat keinen Arztbrief für meinen Hausarzt ausgestellt, und bis auf die Testauswertungen und die Medikation könne sie nichts sehen, was er noch aus dem Gespräch sich notiert hat. Sie wisse auch nicht, wann er wieder im Haus ist (nach Recherche habe ich herausgefunden, dass er vor ein paar Jahren mal ein niedergelassener Psychiater in einem anderen Bundesland war, die Praxis aber geschlossen ist). Was mich richtig stutzig machte, war dann die Aussage, dass meine Magenschutztabletten nicht eine schnellere Wirkstofffreisetzung auslöst, sondern eine schlechtere und geringere Aufnahme. Also genau gegensätzlich zum Beipackzettel, der allgemeinen Meinung hier im Forum, der Informationssammlung von ADxS.org und eigentlich allen anderen Informationsquellen im Internet. Durch meine eigene, vorangegangen Recherche, habe ich sie auf Ritalin adult angesprochen, da müsse sie sich aber erst mal selbst informieren ob da die Aufnahme besser wäre, die Praxis meldet sich nochmal.

Jetzt steh ich also hier, himmelhochjauchzend vor meinem Scherbenhaufen. Erst eine Lösung in greifbarer Nähe, dann jetzt die riesigen Zweifel, ob einerseits die Diagnose überhaupt zutreffend war, und dann noch viel schlimmer, die Inkompetenz des Arztes und der Ärztin. Der Arzt, der den Anamnesebogen scheinbar nicht gelesen hat und mich mit 2x15 Minuten diagnostizierte, und die andere Ärztin, die scheinbar nicht weiß, wie die beiden Präparate unterschiedlich vom Körper aufgenommen werden. :see_no_evil:

P.S. Eigentlich wollte ich mich ja kurz halten, hat aber scheinbar mal wieder nicht geklappt :sweat_smile:

Hallo? Wo ist die versteckte Kamera? Du musst einen Eindosierungsplan kriegen und dann einen zeitnahen Termin, notfalls per Telefon oder E-Mail.

Woher will der Arzt denn wissen, dass die Dosis ausreicht? Und woher, ob Medikinet Adult das richtige Medikament ist? Bei dir offensichtlich nicht, und das konnte man vorher wissen. Na gut, er hatte wohl das mit dem Protonenpumpenhemmer übersehen, kann passieren. Aber eben weil so etwas passiert, muss der Arzt zeitnah zu erreichen sein, und nicht erst im September.

Es gibt glücklicherweise genug andere MPH-Retardkapseln, wo es keine Konflikte gibt.