Liebe Community,
Ich bin gerade in eine sehr verzweifelte Lebensphase und weiß gerade nicht, wie es weiter gehen soll. Hoffentlich kennt jemand aus der Community meine Symptomatik und kann mir aus seinen/ihren Erfahrungen helfen.
Ich bin momentan 22 Jahre und studiere seit anderthalb Jahren an der TU Wien Umweltingenieurwesen mit ADS . Leider habe ich mal wieder stark mit Depressionen zu kämpfen, welche sich dieses Mal schon länger ziehen, denn ich hatte schon letztes Jahr im Winter starke Depressionen. Diese begleiten mich schön etwas länger, wobei sie bei fortschreitendem Alter immer prägnanter werden.
Ich war als Kind eher ein zurückhaltender Junge mit geringem Antrieb, Unsicherheit und Unaufmerksamkeit. Meine schulischen Noten hatten ihre Schwankungen, doch mein Abi konnte ich mit 1,9 Durchschnitt absolvieren. Dabei habe ich erst kurz vor dem Vorabitur, meine Diagnose erhalten (19 Jahre), die ich erst durch meinen jüngeren Bruder mit ADHS in Angriff nahm, als er mir seine Vermutung nach seinem Klinikbesuch mir äußerte. Ich hatte zur der Zeit keine Interesse an langen Gesprächen und wollte eigentlich nur Medikinet für mein Abitur verschrieben bekommen haben. Deshalb habe ich nie viel weitere Information über den Umgang mit ADS bekommen. Zudem war mir der Therapeut auch nicht sympathisch. Außerdem hatte ich nicht großartige Beschwerden in meinem Leben, beziehungsweise bin ich ihnen immer ausgewichen, oder habe sie als normal gehalten.
Ich kann leider meine jetzige Symptomatik nicht richtig mit der vergangenen Vergleichen, jedoch tue mich momentan ziemlich schwer mit meinem Leben.
Klar ist mein Gedächtnis durch meine Depressionen schlechter geworden, jedoch war ein Gedächtnis schon immer sehr schlecht und jetzt kann ich nicht mit diesem Defizit umgehen. Ich vergleiche mich zurzeit immer mit meinen Freunden und merke dabei, wie wenig ich von meinem Umfeld mitbekomme. Ich muss mich schon etwas anstrengen, um mich an meinen heutigen Tagesablauf Revue zu passieren. Vor allem beim Auswendiglernen kommt sehr viel Frust in mir hoch.
Das schlimmste Symptom, welches mein Leben begleitet und in letzter Zeit mir sehr zu schaffen macht, ist der Gehirnnebel (brainfog). In diesem Zustand fühle ich mich, wie als ob ich stark verkatert (ohne Kopfschmerzen und Übelkeit) wäre und somit keine richtige Denkkapazität habe. Dabei bin ich emotional sehr labil und lasse mich schnell in meine Komfortzone fallen. Dinge wie das Aufstehen, den Tag planen und das Reden werden für mich eine richtige Herausforderung. Leider funktioniert Medikinet in diesen Situationen auch nicht, wie ich es gewohnt bin und verschlimmert meine Symptomatik teilweise sogar. Doch egal welche Methoden ich auch versuche, sei es joggen, Kaffee mit Medikinet, Meditation, ein Powernap, oder Elvanse, es hilft alles nicht richtig.
Ich werde meine Medikation wahrscheinlich auf Elvanse umsteigen, da mir das Medikinet zurzeit gar nicht wohl bekommt. Entweder hilft es nicht, oder ich bekomme Herzrasen, Nervosität und innere Aggressionen.
Meine Wortfindungsstörung hat mir sowieso in meinem Leben sehr viel Steine in den Weg gestellt. Generell habe ich auch viele Momente im Alltag, derzeit noch ausgeprägter, wo ich ohne irgendwie zu denken durch das Leben gehe. Ich dissoziiere förmlich und brauche sehr lange für meine Vorhaben, oder drücke mich damit vor ihnen unterbewusst.
Dadurch habe ich das Gefühl, dass mein bisheriger Charakter, welcher für seine Entwicklung lange gebraucht hatte, wie ausgeloschen ist.
Mir fällt auf, dass durch meinen Zustand mit alles bisherigen beschriebenen Symptomen, ich auch mehr meine Freunde und mein Umfeld meide, weil ich mich nicht wohl in meiner Haut finde.
Ich habe schon immer Probleme gehabt, Dinge zu finden, die mir eine große Freude gebracht haben. Doch nun ist sehr viel weggefallen, welches mir mal eine Freude bereitet hat.
Ich kann auch leider gar nicht sagen, wie ich in den vergangenen Depressionen ausgerutscht bin.
Ich probiere viele Dinge momentan aus, wie das Joggen, eine gute Ernährung, Micro-Dosing, Dankbarkeitstagebuchführung, das Aufhören mit dem Trinken, Rauchen und Kaffee, doch bisher merke ich noch keine Besserung. Antidepressiver haben mir im letzten Jahr kaum geholfen.
Ich entschuldige mich auch für meine Grammatik und meiner schlechten Struktur.
Es gibt noch viel mehr, was ich loswerden müsste, doch mir fällt gerade auch nichts mehr ein und ich schreibe diesen Beitrag auch schon viel zu lange.
Für jeden möglichen Tipp wäre ich sehr dankbar. Sei es der Umgang mit dem Gehirnnebel, mit dem Frust bei der Bewältigung des Alltags, ein positiver Gedankengang, oder auch bei anderer genannte Symptomatik.
Vielen Dank an euch im Voraus!!!
PS: Ich habe einen Psychiater, jedoch nicht hier in Wien, da diese sehr teuer sind und plane auch, wenn ich wieder in der Heimat bin, mit ihm zu sprechen.