Kann Bupropion im Einzelfall besser sein als Medikinet oder Elvanse?

Hallo liebe Community,

habe mich vor kurzem hier angemeldet, vorher war ich bereits ein paar Wochen stiller Mitleser und einige Beiträge haben mir in Bezug auf die Medieinstellung schon sehr weitergeholfen. Z.B. kein Kaffee (sagt einem sonst ja auch wirklich niemand) oder auch wie man den ganzen Käse mit den Rezepten fürs Elvanse angehen kann. Dafür schonmal herzlichen Dank an dieser Stell dass ihr eurer Wissen so aktiv teilt und man dadurch gefühlt nicht ganz so im Regen steht.

Meine ADHS -Diagnose erhielt ich w, 47, vor ca. einem Jahr. Wie bei einigen hier nach einer langen Vorgeschichte mit vielen vorläufigen und entgültigen anderen Diagnosen. In der Hauptsache
rezidivierende depressive Störung.

Letztes Jahr im Mai/Juni sollte ich mit Medikinet unretadiert einsteigen und habe mich dabei langsam von 5 -30 mg getestet. So bei 15-20 rum lag dann wohl die optimalere Dosis. Darüber bekam ich eher starke Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Zitterigkeit. Und auch Rebound mit ordentlich Kopfschmerzen. Allerdings wusste ich zu dieser Zeit noch nichts von dem Kaffee-Problem…
Zusätzlich habe ich zu dieser Zeit noch 225 mg Venlafaxin genommen.

Da sowohl das Venlafaxin als auch das Medikinet insgesamt jedoch nicht befriedigend genug wirkte, habe ich meinen Psychiater (da kannte ich dieses Forum noch nicht) auf das Bupropion angesprochen. Von dem Antidepressivum habe ich in einem „ADHS-Bootcamp“ (kein Scherz - wurde wirklich so genannt) erfahren. Meine Gedanke war, warum nicht gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Also das Venlafaxin runterdosiert, ganz langsam ausgeschlichen und mit 150 mg Bupropion eingesetzt (etwa Mitte September - Anfang Oktober letztes Jahr). Medikinet gar keins mehr in dieser Zeit.

Da ich ab ca. Ende Oktober eine sehr schlechte Phase hatte und starke Angst vor einer erneuten depressiven Episode, habe ich ab Ende November auf 300 mg Bupropion gesteigert und mich zusätzlich wie vormals schon oft mit Achtsamkeitsmeditationen über Wasser gehalten.

Dann so langsam Ende Dezember hatte ich das Gefühl es tut sich etwas zum besseren. Ich wurde insgesamt etwas motivierter Dinge wieder anzugehen und in kleinen Schritten so etwas wie Ordnung in meinem Leben zu schaffen. Ob das nun am doppelten Bupropion lag und/oder auch an den Meditationen, egal, ich war erstmal froh, dass die Kurve wieder nach oben ging.

Da sich aber andere Dinge wie meine unruhiger Geist, Konzentration und Ablenkbarkeit nicht großartig gebessert hatten, nutzte ich meinen neuen „Schwung“ um mit meinem Psychiater über die mögliche Einstellung auf Elvanse zu besprechen. Er wollte mich daraufhin auf 0 Bupropion setzen und mich ganz auf Elvanse einstellen.

Da habe ich aus Angst vor einem Rückfall interveniert, aber er wollte dann dass ich zumindest auf 150 mg runtergehe, was ich ja auch verstehen konnte aufgrund möglicher Verstärkung und Auslösung von Krampfanfällen.
Also habe ich erst reduziert, ein paar Tage noch gewartet und bin vorletzten Donnerstag mit 20 mg (für manche schon zuviel, ich wollte mich aber gerne an die Vorgabe meines Arztes halten) gestartet.
Außer einer Pulssteigerung, etwas verstärkterem Tinnitus und marginal weniger Hirnnebel merkte ich nicht viel. Bis auf den Tinnitus hatte sich alles schon nach 2-3 Tagen gegeben und so bin ich ab gestern mit Absprache des Arztes auf 30 mg gegangen. Bisher the same.

Was mir nun aber tatsächlich Sorgen macht, ist, dass ich inzwischen schon wieder viel unmotivierter bin als noch vor zwei/drei Wochen und meine Stimmung von Tag zu Tag schlechter wird. Ich meditiere weiterhin, aber da das Bupropion reduziert wurde, vermute ich da einen Zusammenhang.

Geht es hier eventuell auch dem ein oder anderen so, dass Bupropion für ihn doch eher das Mittel der ersten Wahl ist und bei denen Stimulanzien auch nicht so recht wirken? Auch wenn es natürlich in erster Linie kein ADHS-Medikament ist?
Vielleicht sind 30 mg Elvanse ja auch noch zu wenig, aber da Bupropion ja auch nicht den Rieseneinfluss auf den Dopaminspiegel haben soll, macht mich das nun doch stutzig und ich habe einfach echt Angst vor dem nächsten großen schwarzen Loch.

Richtigen Termin beim Psychiater habe ich leider erst wieder Mitte April (hoffnungslos überlaufen).

Wollte eigentlich gar nicht soviel schreiben -uff- bin jetzt richtig geschafft…

Vielleicht mag ja auch hier der ein oder andere seine Erfahrungen mit mir teilen.

Wünsche euch noch einen schönen Nachmittag/ Wochenende.

VG,
Jahl

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Hi, willkommen im Forum. Ich schreibe mal meine Gedanken auf. Es wird nicht unbedingt die Antwort sein die du dir erwünscht hast.

Ich nahm anfangs Medikinet adult und wechselte recht schnell auf Elvanse. Es funktioniert. Parallel nehme ich Bupropion als Antidepressivum. Ich vertrage alles, egal ob Elvanse oder Medikinet. Kürzlich habe ich einen Ausflug zu Ritalin Adult gemacht. Ich bin da insgesamt durchdacht experimentierfreudig und habe recht freie Hand von meinem Arzt in der Hinsicht.

Waren das Einzeldosen oder verteilt über den Tag? 20mg wirken bei unretardiertem Methylphenidat recht schnell und intensiv. Auch mit Koffein kombiniert kommt es dann eher zu Kreuzreaktionen wo man schlecht sagen kann, ob eine Nebenwirkung tatsächlich vom Medikament kommt oder eben auf die Kreuzreaktion zurückzuführen ist. Aber es zeigte seine Wirkung.

Wenn das eine Einzeldosis 20mg war, war es wohl zu viel und eine Verteilung über den Tag wäre wohl besser gewesen. Dass ihr dann direkt von unretardiertem Medikinet zu Elvanse gesprungen seit überrascht mich doch sehr. Ich wäre zumindest bei einem Retardpräparat mit Methylphenidat geblieben. Das hätte eine längere Wirkdauer mit weniger Schwankungen.

Beim Elvanse würde ich die 30mg auf jeden Fall für die nächsten Tage beibehalten. Habt ihr eine Erhöhung besprochen? Weil bis Mitte April dauert es auch. Falls du 20er Kapseln hättest, könntest du dann auf 40mg hoch gehen, ggf. auf 50 mg. Wie man die Dosis teilt findest du hier im Forum. Aber hier gilt natürlich: Maßgabe sind die Vorgaben vom Arzt und nicht was andere sagen. Mein Gedanke dabei: Bis zum nächsten Termin hättest du die Möglichkeit herauszufinden ob Elvanse bei dir wirkt. Wenn es nicht so wirkt, kannst du dann beim nächsten Termin ein Retardpräparat mit Methylphenidat ansprechen. Das hat ja eine Wirkung gezeigt.

Bei Medikinet Adult ist die Einnahme mit Nahrung essenziell und man muss da wirklich schauen etwas nachzunehmen um den Rebound abzumildern. Wer nicht frühstückt oder allgemein Probleme hat Essenszeiten an das Medikinet adult anzupassen, der sollte es auch nicht nehmen. Das ist da so ein Knackpunkt.

Ritalin Adult braucht wiederum keine Nahrungsaufnahme zur Wirkung und würde da länger wirken und nicht diesen Rebound haben (meistens zumindest, also nicht immer meistens zumindest, also nicht immer!).

Zum Bupropion: Natürlich kann es sein, dass es im Einzelfall besser funktioniert bei dir. Aber Methylphenidat hat bei dir auch eine Wirkung gezeigt und gilt als insgesamt effektiver. So wie wir alle Individuen sind, so funktionieren aber auch Arzneimittel individuell erfolgreich.

Wie schon gesagt: Der einfachste Weg wäre wirklich die Erhöhung vom Elvanse und wenn das nicht erfolgreich ist zurück zum Metyhlphenidat. Das klang ja nicht so schlecht.

Grüße
Pedro

Hallo Pedro,

erstmal danke für deine schnelle Antwort. Nein, nicht über den Tag verteilt. Habe eine Woche lang 5 mg genommen, dann 10 mg, dann 15 mg. Die jeweilige mg-Menge auf einmal. Ging ja darum meine eventuelle Zielmenge herauszufinden, auch im Hinblick auf die Umsetzung in retadiert.

Da das Medikinet aber eher weniger gut funktioniert hat, keine befriedigende Verbesserung der inneren Unruhe, Konzentration und Ablenkbarkeit, wurde das retadierte erst gar nicht mehr getestet und auch nicht vom Psychiater zu geraten. Wir sind dann zum Bupropion übergegangen (ohne Medikinet) und jetzt erst zu Elvanse.

Wieviel Bupropion nimmst du aktuell neben den Stimulanzien?

Gruß,
Jahl

Nochmals, weil ich denke, dass ich mich missverständlich ausgedrückt habe: Ich sehe da als relevanten Aspekt das Koffein zu folgender Aussage von dir⬇️

Das sind Symptome einer Überdosierung. Und gemeinsamer Koffeinkonsum mit Stimulanzien kann diese Überdosierungssymptomatik hervorrufen. Bedeutet, dass du mit >20mg evtl. eine normale Wirkung hättest. Meine Erfahrung hierzu: Ich habe bei der Eindosierung damals auf Koffein verzichtet. Ich habe dann mal aus Neugier 20/30mg Medikinet Adult (meine normale Dosis) mit Kaffee genommen und hatte die von dir genannten Symptome. Aber komme sonst mit der Dosis ohne Koffein problemlos klar.

Die Dosisfindung ist ein Trial & Error: Man geht mit der Dosis so lange hoch bis die ADHS-Symptomatik besser wird und auch darüber hinaus. Das habt ihr ja gemacht, aber es war wegen dem Koffein nicht repräsentativ. Daher würde ich es wirklich noch mal versuchen. Da dein Körper das Methyphenidat schon kennt, könntest du den Prozess verkürzen. Also mit 10mg loslegen, und dann jeweils 3 Tage um 5 mg erhöhen.

:arrow_right:6.3.2. Kein Koffein bei MPH-Eindosierung
Koffein (Thein ist ebenfalls Koffein), Theobromin (dunkler Kakao) und andere Stimulanzien sollten bei der Eindosierung unbedingt vermieden werden. Koffein, das zuvor problemlos vertragen wurde, kann bei gleichzeitiger Einnahme von Stimulanzien plötzlich eine innere Zittrigkeit und andere Beschwerden auslösen, die dann fehlerhaft als Medikamentennebenwirkung fehlinterpretiert werden kann. Bei Neueindosierung von Stimulanzien kann Koffein ein Empfinden wie eine Überdosierung auslösen. Sind die Stimulanzien einmal eindosiert, kann Koffein wieder probiert werden. Missempfindungen können dann korrekt dem Koffein zugeordnet werden.

@BrainBuzz
Wieviel Bupropion nimmst du aktuell neben den Stimulanzien?

Da ich mich gerade sehr instabil fühle, überlege ich doch wieder auf 300 mg Bupropion zu gehen. Habe aber etwas Angst vor möglichen Krampfanfällen, auch wenn ich nie dazu geneigt habe und es auch in meiner Familie nicht vor kam.

Da ich jetzt aktuell kaum noch Medikinet zu Hause habe, würde ich dann jetzt auch erstmal weiter das Elvanse austesten (wie du geraten hast), zumal ich damit schon angefangen habe.
Und dann beim Termin Mitte April nochmal das Thema mit Metylphenidat und der möglich verfälschten Einstellung durch den Kaffee aufgreifen.

Klingt fast so, als würde dich Metylphenidat besonders überzeugen? Hatte kürzlich irgendwo gelesen, dass Elvanse bei Erwachsenen wohl eher das Mittel der ersten Wahl sein soll?

Hallo,

ich versuche hier noch einmal einen neuen Anlauf zu nehmen, vielleicht war es zunächst einfach zuviel Text…

Es gibt ja doch einige die sowohl Bupropion und gleichzeitig Metylphenidat oder Elvanse nehmen.

Ich habe in der Vergangenheit schon einige verschiedene ADs genommen und habe festgestellt, dass das Bupropion tatsächlich am besten bei meiner Depressionsproblematik hilft, allerdings gab es die wirklich positive Veränderung erst als ich auf 300 mg gegangen bin.
Jetzt mit nur noch 150 mg Bupropion + 30 mg Elvanse fühle ich mich ziemlich dekompensiert.

Gibt es hier ähnliche Erfahrungen? Und nimmt jemand 300 mg vom Bupropion zusammen mit Metylphenidat oder Elvanse?

Gruß,
Jahl