Kann es sein das ADS auf mich zutrifft?

Hallo zusammen,

ich bin komplett neu hier und irgendwie im Moment noch gar nicht sicher ob ich hier überhaupt richtig bin oder ob ich einfach nur nach dem letzten Strohhalm greife um zu verstehen was mit mir los ist.

Kurz zu meinem Hintergrund: Bin weiblich, werde im Februar 50 und habe ein halbes Leben an Therapien aufgrund mittelgradiger, wiederkehrender Depression und diagnostizierter Belastungsstörung hinter mir. Der ganze Mist fing bereits schon in meiner Kindheit an und Schulprobleme während meiner ganzen Jugendzeit war noch das kleinste Problem.

Bis zum Alter von 19 war ich Bettnässerin, dazu war ich gefühlt ständig krank (alle paar Wochen) und wuchs gleichzeitig in einem Umfeld auf das für mich nicht wirklich gut war. Ich fühlte mich als Kind/Jugendliche schon komplett falsch, am falschen Ort und oftmals irgendwie auch in der falschen Zeit. Aufgrund der ganzen Umstände fing ich als Jugendliche irgendwann an zu rebellieren was mir damals eine Familienhelferin übers Jugendamt einbrachte, nur geholfen hat das nicht.

Meine 1. Psychotherapie folgte dann mit 18./19. durch eigene Initiative weil ich mich selbst ofmals nicht verstanden habe. Das hat sich über Jahre bis ins Erwachsenenalter so weiter gezogen, das Thema ADS kam aber nie auf den Tisch, für mich war damals immer klar das ich halt einfach depressiv und komplett anders bin als andere.

Und irgendwie hab ich mein Leben soweit auch hin bekommen, das schlimme war nur das ich ständig (auch heute noch) das Gefühl habe das ich wesentlich mehr kann, aber das ich unter meinem eigentlichen “Level” bin. Ich merke das ganz oft bei Dingen im Job von denen ich eigentlich weiß das ich das kann weil schon x-Mal gemacht… trotzdem hab ich immer wieder Momente, da muss ich wirklich in meinen Aufzeichnungen nachsehen wie dieses oder jenes nochmal richtig funktioniert.

Meine letzte Psychotherapie war 2017/2018, die war damals dann auch komplett abgeschlossen und danach lief erst mal für mich alles richtig gut, so das ich wirklich das erste Mal dachte: Jawoll, so kann das weitergehen! Was folgte war eine Umschulung in meinem Traumberuf, in dem arbeite ich jetzt seit fast 4 Jahren in Vollzeit und das funktioniert für mich soweit auch.

Probleme bekomme ich nur in den Zeiten wenn ich Urlaub habe, das ist aktuell der Fall und ich stelle grade zum wiederholten Mal fest das ich gerade jetzt gar nichts mehr auf die Reihe bekomme. In meinen Leben herrscht gerade totales Chaos, auch in mir selbst… bestes Beispiel: Um meine Küche aufzuräumen brauch ich mindestens 2 bis 3 Tage, denn alleine überhaupt anzufangen kostet mich eine riesen Überwindung. Das fühlt sich an wie eine totale innere Blockade und ganz oft lass ich es entweder dann bleiben oder es funktioniert nur in mehreren Etappen.

Ich versteh mich da selber nicht und habe versucht herauszufinden warum das so ist bzw. was ich dagegen tun kann. Bei meiner Suche bin ich auf diverse Seiten und Fragebögen zum Thema AD(H)S bei Erwachsenen gestoßen und ich bin testweise mal mehrere Fragebögen durchgegangen. Bei allen hab ich ein ähnliches Ergebnis heraus bekommen, wobei mir absolut klar ist dass das jetzt nicht automatisch bedeuten muss das ich tatsächlich ADS habe.

Aber ich weiß im Moment einfach nicht mehr wohin mit mir…

Ich weiß es​:sweat_smile:…..Zack, mache dich auf den Weg um dich um eine Diagnostik zu kümmern , weil nur da kannst du die Antwort bekommen. :wink:

1 „Gefällt mir“

Hallo Montaine :slight_smile:

Leider ist das oft nicht so einfach zu sagen, am Ende kann das natürlich nur eine Fachärztin beurteilen. Ich würde dir aber in jedem Fall empfehlen, zu jemanden zu gehen, der auf AHDS im Erwachsenenalter spezialisiert ist, ggf. auch bei Frauen.

Fachliteratur könnte dir auch sehr bei weiterer Einordnung helfen, habe dazu zwar keine konkrete Empfehlung, aber da wirst du hier bestimmt fündig. Spätestens mit einer ggf. in Zukunft erfolgenden Medikation solltest du es recht sicher wissen. Und wenn du es nicht haben solltest: ADHS ist ein Spektrum, so klar lässt es sich nicht eingrenzen, vielleicht stehst du ja an der „Schwelle“. Aber auch wenn es das nicht sein sollte, kannst du auf der Reise nur über dich dazulernen.

ADHS und Trauma durch ein schwieriges familiäres Umfeld können sich in den Symptomen sehr stark ähneln und kommen oft auch zusammen vor.

Alles Liebe und viel Kraft auf deiner Reise

LiaZri

Hallo @Montaine ,

nun, da hast du ja ein ganzes Bündel alter Dinge zu tragen. Und hast dich trotz allem gut durchs Leben gebracht bis heute. Und wusstest immer wieder, wann du Hilfe brauchtest und hast sie dir gesucht. Respekt.

Der Zustand, dass du nicht weißt, wohin, fühlt sich wohl blöd an, ist aber nur ein Übergangszustand behaupte ich mal. Denn hast dich ja schon auf einen Weg gemacht, dir Orientierung zu suchen. Toll.

ich bin Mann, 76 Jahre, und habe nachdem ich 3 Jahre wegen Depri in Behandlung war, im Juli diesen Jahres mein ADHS Diagnose erhalten, die mich sehr erleichtert und von Schuldgefühlen befreit hat. ADHS war letztendlich Auslöser meiner Depri. Seitdem nehme ich Medikamente, die mir sehr helfen, mein Chaos im Kopf zu ordnen und ein besseres Lebensgefühl zu haben. Diese Medikamente haben keine negativen Nebenwirkungen - höchstens positive.

Eine Warnung vorweg: Nimm nicht alles für bare Münze, was in einzelnen Berichten hier im Forum über einige Nebenwirkungen von Medikamenten steht. Da ist sehr viel selbsterfüllende Prophezeiung dabei. Es geschieht meistens das, was man bewusst oder unbewusst erwartet.

Das sich irgendwie falsch und daneben fühlen, mehr können, aber nicht hinkriegen …. kenn ich. Thema Küche :face_with_open_eyes_and_hand_over_mouth: : ich könnte dir ein Foto schicken, wo ich beim Aufräumen nach dem Frühstück einen Schnappschuss gemacht habe, wo überall etwas herumsteht und liegt, angefangen, aber nicht fertig …
Hätte mich früher kirre gemacht, diesmal konnte ich drüber schmunzeln. :wink:

Wenn du Traumberuf hast, der dich ausfüllt, dann treten dort vermutlich die ADHS-Symptome nicht so auf, weil dein Gehirn gut beschäftigt ist. Nur Zuhause scheint es zur Zeit anders zu sein.

Bis vor 2 Jahren hieß es, es sei nur ADHS, wenn du es schon der Kindheit gehabt/diagnostiziert hättest. Hat sich geändert und ist jetzt für die Diagnose als Erwachsene nicht mehr Voraussetzung.

Hast du auch den ASRS-Test der WHO gemacht? (wenn nicht, kann ich dir einen Link schicken) Der Test ist gut und speziell für Erwachsene. Sind nur 6 Fragen. Wo sind da deine Kreuzchen? Je weiter rechts, desto mehr ADHS.
Berichte doch bitte mal.

Beste Wünsche für dich. :smile:

Nach DSM 5 müssen vor dem Alter von 11 Jahren mindestens 2 (der 18 von DSM 5 genannten) Symptome erkennbar geworden sein.
ICD 11, das in 2, 3 Jahren in Europa Standard wird, sieht auch das nicht mehr als muss sondern als soll.
Bis dahin gilt hier aber noch ICD 10 als Diagnostikkatalog und das ist gegenüber DSM 5 ziemlich veraltet und spricht noch vom ALter bios zu 6 Jahren als muss.

1 „Gefällt mir“

Wenn man davon ausgeht, dass ADHS neurologisch und angeboren ist, kann es eigentlich nicht erst im Erwachsenenalter auftreten. Es muss in der Kindheit Symptome gegeben haben. Es kann nur sein, dass diese übersehen wurden.
„Late-onset ADHS“ habe ich mal gelesen, gibt es nicht.

Zum Thema Küche würde mir entweder Antriebsmangel wegen Depression einfallen, oder wenn es das nicht ist, könnte es auch eine exekutive Dysfunktion sein. Bestimmt gibt es auch noch andere Ursachen, aber diese zwei kenne ich selbst auch.

Danke für deinen Hinweis. Ich hatte eine KI gefragt und deren Antwort a} nicht genauer überprüft und b) schlicht überinterpretiert, als sei es schon so weit (Wunschdenken).

Glücklicherweise habe ich meine Diagnose trotz unauffälliger Kindheit bekommen. Leider wird es allgemein noch ein wenig dauern, denn bei ICD 11 wird noch die Übersetzung ins Deutsche noch geprüft.

Ich bitte alle um Entschuldigung, die ich mit meiner unkorrekten Darstellung zum Stand von ICD 11 verwirrt habe.

1 „Gefällt mir“

DSM 5 und ICD 11 erwarten nur mindestens 2 Symptome bis zum 11. Lebensjahr.
Das heisst, sie gehen selbst davon aus, dass sich die anderen Symptome, die zur Erreichung des Diagnoselevels erforderlich sind, auch danach erstmals ausbilden können. Das ist, was in der englischsprachigen Fachliteratur mit late onset gemeint ist.
Den Begriff hatte ADxS früher falsch interpretiert im Sinne eines „vollständige Entstehung aller Symptome erstmals im Erwachsenenalter“. Das ist mit late onset aber gar nicht gemeint. Ist bei ADxS inzwischen korrigiert.

1 „Gefällt mir“

Nun ja. Ich hatte keine Symptome als Kind. Nie auffällig gewesen. Möglicherweise habe ich unbewusst gut kompensiert. Erst vor ca. 10 - 12 Jahren ist mir selbst etwas aufgefallen. Ab da steigerten sich die Symptome und lösten eine Depression aus, die jetzt unter ADHS-Medikamenten weggeht.