Hallo Zusammen!
Ich hab im August 2020 mit MPH angefangen und kombiniere Methylpheni TAD und Ritalin Adult
Mit 20-25 mg am Tag habe ich es bisher ganz gut durch den Tag geschafft, und den Rebound bis zur Tagesschau hinausgezögert. (Danach ist mein Tag ohnehin so gut wie vorbei)
Jetzt habe am 26.04. aufgehört zu rauchen (knappe kleine Schachtel am Tag) und das Gefühl, dass dadurch alles durcheinandergeraten ist! Die ersten 10 Tage habe ich mir keine großen Gedanken gemacht, da ich ja wusste, dass der Nikotin Entzug bei mir eine ziemlich emotionale Achterbahnfahrt ist.
So wars auch, wobei der Suchtdruck viel geringer ausgefallen ist, als bei meinen vorherigen Versuchen. Ich habe aktuelle fast nie das Bedürfnis zu Rauchen und gerade kaum Bedenken wegen eines Rückfalls. Aber das MPH wirkt plötzlich (ganz) anders:
-vorher war ich spätestens 15 min. nach der Einnahme des unretardierten MPHs (und 1-2 Zigaretten) klar und entspannt, jetzt fühle ich mich wie in Watte eingepackt und könnte mich glatt wieder ins Bett legen. Das dauert ca. 45 min.
Ich habe das Gefühl, dass die Wirkungsdauer insgesamt viel kürzer und stark abgeschwächt ist.
-Ich prokrastiniere noch stärker als vorher
-Ich führe wieder mein ätzendes inneres Selbstgespräch, was mich ablenkt und nervt
-Ich rattere im Kopf wieder meine inneren Termin Checklisten und to dos ab, obwohl alles im Kalender steht
-Ich bin mega empfindlich und total nah am Wasser gebaut
-Ich kriege nichts vernünftig priorisiert und bin wieder getrieben alles gleichzeitig zu machen (ergo wird nichts fertig und bin wieder überfordert, frustriert und unzufrieden)
-Ich verbeiße mich in Nebenkriegsschauplätze
-Ich bin viel Reizoffener (die Bewegung der Blätter im Baum vor meinem Fenster macht mich wahnsinnig!! Ich höre alle möglichen Hintergrund Geräusche (Baustelle am Ende der Straße, Kühlschrank, Waschmaschine, Meetings der Kinder….) gleich laut. Die Klingel ist wesentlich lauter als vorher, - das hatte ich in dieser Intensität noch nie)
Ich hab erfolglos versucht auf 30 bzw. 35 mg hoch zu gehen.
(Kann eine Schwangerschaft ausschließen, ebenso irgendwelche Infekte!) Ich kann mich überhaupt nicht dazu aufraffen irgendeine Art von Sport zu machen. (Bin sowieso schon ein Sportmuffel)
Heute habe ich um 13:30 vor dem Mittagessen 10 mg Ritalin Adult genommen und war um 15 Uhr hundemüde und hab dann bis 17 Uhr geschlafen. Ist das normal??
Kann das „fehlende“ Nikotin so viel Einfluss auf die Medikation haben?
Es ist zum Verzweifeln. Ein Schritt nach vorne 5 zurück.
Wenigstens kann ich mir das jetzt von der Seele schreiben! :anfeuer
Liebe Grüße
N.
Hi, ich bin leider kein Experte. Ich fange grade erst an mit meiner Medikation.
Aber bereits vor beginn der Medikation hatte ich das Gefühl, auf dauer mit dem Rauchen aufhören zu müssen.
Als vor vielen Jahren der erste Verdacht auf ADS auftrat, schleichte sich bei mir über die Jahre der Gedanke ein, dass das Rauchen die körperliche ADS Symptomatik reduziert.
Ich kann was das angeht auch völlig falsch liegen.
Wird so vermutlich unendlich oft - unbewusst und ohne Diagnose - als Selbstmedikation eingesetzt. Teils aber sogar bewusst, selbst von Nichtrauchern. Mein eigenes Geständnis dazu findest Du zB über „Nikotinpflaster“ per Suchfunktion.
Zudem gibt es Studien, dass die Entwöhnung für ADHSler die noch größere Leistung ist und u.a. Bupropion - teils wohl sogar gleich MPH - wird im Bedarfsfall zur Erleichterung eingesetzt.
Eigentlich ist es doch eine logische Bestätigung Deiner bisherigen Vorgehensweise: Wenn Du eine Variable - Nikotin - aus dem „Behandlungskonzept“ rauskürzt, bleibt nicht alles beim alten.
Vielleicht kannst Du mit Deinem Arzt besprechen, ob Du - ggf. auch nur vorübergehend bis zur Entwöhnung - mit der MPH-Dosis etwas raufgehen solltest oder wie Du die entstandene Lücke anders auffangen kannst.
Glückwunsch jedenfalls! Montag schon 4 Wochen, sehr cool.
Es gibt leider Situationen, bei mir zumindest, wo die Medikamente null wirken. Wenn ich krank bin, extrem Stress und Sorgen habe usw.
Ein Entzug macht sehr viel mit dem Körper aus. Es ist nicht nur das Nikotin, sondern auch den sonstigen Dreck, was in Zigaretten steckt. Der Körper weiß im Moment nicht was ihm geschieht und es fängt so ein Reinigungsprozess an.
Als ich damals vom Rauchen zum Dampfen mit Nikotin gewechselt habe, ging es mir ca. ein halbes Jahr genau so wie bei dir. Und zwar, obwohl ich weiterhin Nikotin zu mir nahm.
Du musst halt durch und es nur als eine Phase wahrnehmen, die irgendwann vorbei sein wird.
Hut ab, dass du aufgehört hast und halte bitte durch. Es lohnt sich. Und immer vor Augen halten: jetzt ist nicht immer!
Danke fürs Zuhören und Mut machen!
@ allmighty Es beruhigt mich, dass Du ähnlich Erfahrungen gemacht hast. Ich habe Ende Juni einen Termin bei meiner Neurologin und da werde ich das Thema mal ansprechen. Berichte hier dann später. Bis dahin hilft hoffentlich meine altbewährte Strategie Zähne zusammenbeissen, nach vorne blicken und abarbeiten was ansteht. Jedes Häkchen an der to do Liste schafft mir Erleichterung.
Hoffe einfach, dass der vorangehende innere Kampf irgendwann weniger wird oder aufhört!
LG
N.
Ich bin heute genau 140 Tage Nikotinfrei :juhuu
(Nicht ganz ohne zu schummeln, habe mit „feinem Tobi“ - einem Kraut aus Königskerze, Eibisch und Himbeerblättern - substituiert und tue das immer noch ab und zu, Tendenz sinkend - Ich bin immer in geselligen Momenten Rückfällig geworden niemals aus Stress. Dieses Rückfallrisiko will ich lieber ausschliessen!)
Jedenfalls wollte ich noch berichten was meine Neurologin zum Thema MPH und Nikotin - Entzug zu sagen hatte:
Sie meinte dass Nikotin bzw. die Mixtur in den Zigaretten- meistens Komplementär zum MPH wirkt, aber auch die Wirkungsweise verändern kann. Bei mir war es wohl eine ziemlich heftige Wechselwirkung, aber ungewöhnlich wäre das nicht.
Ergo musste ich mich komplett neu eindosieren, was mir immer noch nicht so richtig gelungen ist. Hab mittlerweile die Tagesdosis auf 40-50 mg MPH hochgeschraubt (fast das Doppelte zu vorher) und nehme morgends nur noch das retardierte MPH (Ritalin Adult 20 mg), da ich von dem unretardierten (5mg Methylphini TAD) schrecklich müde werde. Nachmittags geht die Müdigkeit meistens schneller vorbei, versuche trotzdem die Einnahme der unretardierten auf den Notfall zu beschränken, da mich die ein paar Mal richtig umgehauen haben. (Voll blöd, die kleinen Dinger fand ich als Raucherin viel angenehmer als die Kapseln, sie wirken sofort, sind teilbar und besser zu dosieren…)
Wenn das jetzt nicht irgendwann besser wird, soll ich auf Elvanse umsteigen (was mich irgendwie beunruhigt).
Um es auf den Punkt zu bringen, seit dem ich nicht mehr rauche, wirkt MPH deutlich schlechter und anders als vorher und die Erhöhung der Dosis hat das nur sehr bedingt ausgeglichen. Die gute Nachricht ist jedoch, dass ich wesentlich leichter aufhören konnte als bei meinen zahlreichen Entzügen vorher. Der Suchtdruck war insgesammt viel geringer und ich hatte, mit Ausnahme der ersten Woche, noch keine Situation in der ich kämpfen musste, um nicht schwach zu werden. (Ganz im Gegenteil, ich finde es super eklig und muss auch nicht mehr innerlich seufzen, wenn sich andere eine anzünden.)