Genau so.
Bin ich zu meiner Diagnose gekommen…
Ich auch…
Du hast nach konkreten Erfahrungen zu ohne Medikamenten gefragt…
Ich kenne Kinder die sind ohne Medikamente (zeitweise mit anderen Therapien) auf alternativen Schulen (z.B. Montessori) sehr gut durch die Grundschulzeit gekommen, mit Spaß an der Schule und guten Lernerfolgen.
Ich habe keine Erfahrung mit HB, glaube aber das zum Beispiel Montessori-Schulen auch da sehr geeignet sein können.
Wenn man die Wahl hat, würde ich gucken, ob es solche Möglichkeiten gibt. An der Regelschule stelle ich mir das viel herausfordernder vor.
Habt ihr solche Schulen in der Nähe und in Betracht gezogen?
Das ist jetzt nicht direkt die Antwort auf die Frage bzgl. Ergo-Therapie. Aber es hängt ja halt von vielen Dingen ab…
Mich würde ja interessieren, was deine Tochter selbst denkt. So wie ich es verstanden habe, hat sie einen Bruder, der Medikamente nimmt - das Thema ist also nicht ganz fern für sie.
Hätte sie denn ein Interesse es auszuprobieren, jetzt wo sie weiß, dass sie auch ADHS hat? Sofern sie weiß, was die Medikamente bewirken - z.B. weniger starke Gefühle, weniger verträumt sein, bessere Konzentration - könnte man aus ihrer Bereitschaft es zu probieren vielleicht sogar den Leidensdruck ein Stück weit ablesen.
Und wenn sie gar nicht weiß, warum sie Medikamente nehmen sollte (weil ihr noch keine Probleme in den Bereichen aufgefallen sind), wäre es vielleicht eh schwierig, ihr die Medikamente "unterzujubeln"
Sie ist zwar erst 6, aber durch die HB wohl schon recht reflektiert.
Meine Tochter (auch 6 Jahre) ist ziemlich klar, was das angeht: Sie will nicht ständig wütend sein und sie will nicht ständig Ärger kriegen. Daher würde sie zumindest gern ausprobieren, ob es hilft. Die Probleme sind bei ihr natürlich auch offensichtlicher als bei deiner Tochter.
Sorry, ich habe es länger nicht geschafft zu schreiben. Langes Wochenende plus extra Ferientage. Und noch ein anderes Projekt. Da muss ich immer aufpassen, dass ich nicht den ganzen Vormittag am PC die Zeit vergesse und dann meine anderen To-Do`s völlig vernachlässige.
Gelesen habe ich aber immer alles und mich über die Anregungen zum Nachdenken gefreut.
@Falschparker: Puhh das hat mich erstmal etwas umgehauen aber ziemlich schnell nach der ersten Empörung (woher will der Wissen, was ich will?) habe ich darüber Nachgedacht ob da etwas Wahres dran ist. Tja, wahrscheinlich schon. Nur hatte ich es noch nicht so klar im Kopf ausformuliert.
Ja, ich habe große Angst, dass es ohne Medis zu doofen Entwicklungen kommt.
Ja, ich schaffe es nicht komplett meine eigenen Erfahrungen und Ängste rauszufiltern.
Aber ich kenne meine Tochter auch gut und weiß, dass sie ganz anders ist als ich es war und auch in viel viel besseren Verhältnissen aufwachsen darf.
Trotzdem bin ich verunsichert, ob ich alles richtig Bewerte.
Und ja, mein ängstliches Ich würde am liebsten einfach Medis prophylaktisch geben, so viel Watte um das Kind packen wie es irgendwie geht und alles negative von ihr fernhalten.
Aber das geht erstens nicht, zweitens wäre es völlig Ungesund für ihre Entwicklung und drittens ist es meine Aufgabe als Mutter den gesunden Mittelweg zu finden.
Und das bedeutet auch mir meiner Ängste und Erfahrungen bewusst zu sein und in allen Möglichen Situationen mental 3 Schritte zurück zu machen, zu analysieren ob meine Reaktion angemessen ist und was nun der richtige Weg ist. (z.B. habe ich Höhenangst, kann den Kindern deswegen natürlich nicht das Klettern verbieten, musste also lernen es zuzulassen, auszuhalten, zu vertrauen, dass die Kinder es gut machen und Schlussendlich gesunde Grenzen setzen. Auf die ganz hohen Bäume dürfen sie nur mit dem Papa als Aufsichtsperson, weil ich sie, wenn sie es nicht allein wieder runterschaffen, nicht wieder runterholen kann)
Und um das mit den Medis möglichst neutral bewerten zu können, wollte ich einfach und ehrlich Erfahrungen und Unterstützung von Leuten, die das schon erlebt haben. Um so mit etwas Abstand zu meinen eigenen Erfahrungen und Befürchtungen ein besseres Bauchgefühl zu bekommen.
@Wombat2:
Danke für den Tip, ich schaue es mir auf jeden Fall mal an.
Wir haben tatsächlich eine Motessori Schule. Auch eine Waldorf Schule. Allerdings beide mit fast 30 Minuten Fahrtweg.
Mit Montessori habe ich mich ehrlicherweise noch nicht viel beschäftigt. Habe aber erst vor ein paar Wochen den Tip bekommen, da für meinen Sohn mal zu schauen. Und wusste vorher gar nicht, dass wir das in der Stadt haben.
Waldorf hatten wir bei unserer ersten Tochter ausgeschlossen.
Und die anderen beiden sind dann der Einfachheit halber auch zur Grundschule um die Ecke (5 Minuten Fußweg).
@Sukuwomo:
Danke.
Ich hatte zwar schon versucht über vorsichtige gezieltere Gespräche herauszufinden, ob es Probleme gibt, die ich im Alltag vll nur nicht sehe aber nun habe ich meine Tochter einfach mal gefragt ob sie etwas besonders Stört und ob sie meint, dass ihr Konzentrationsmangel im Alltag stört.
Ihre Antworten:
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" Eigentlich ist das nicht so schlimm. Wenn ich das merke, dann bewege ich mich einfach ganz viel und wenn ich nicht gerade mit dem Stuhl umfalle (passiert immer seltener), ist dass ja nicht schlimm und stört nicht."
Sie kennt es ja vom Bruder, dass er früher oft zum Trampolin, oder eine runde Rennen geschickt wurde. Mittlerweile merkt er es meistens selbst und macht dann gezielt Bewegung. Und fordert sie auch auf mitzukommen (mittlerweile teilweise weil er sieht, dass sie es braucht).
Macht ja zu zweit auch mehr Spaß.
Sie kennt es also schon lange, dass vor (und teilweise zwischendurch)dem Familienspieleabend, Hausaufgaben, Basteln, TV und ähnlichem mal Bewegungseinheiten gemacht werden. Hat es quasi nebenbei mitgemacht.
Und hat schon verinnerlicht, dass es ihr hilft.
Haben uns lange nichts dabei gedacht. Weil sie bewegt sich halt gerne und viel, hat ein super Körpergefühl, ist sehr sportlich und findet meistens den Grad an Bewegung, der reicht ohne völlig zu überdrehen oder sich zu verletzen. Daher verbindet sie noch nichts negatives damit. -
„Manchmal ist es doof, dass ich etwas wichtiges vergessen habe, aber so richtig schlimm ist es ja nie.“
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„Wenn wir morgens Zeitstress wegen Anziehen usw. haben, dann ist es manchmal blöd. Aber wir üben ja schon mit der Erinnerungstafel. Und wir müssen einfach früher aufstehen und weniger müde sein.“
Aufstehen war noch nie ihre (oder meine) Stärke. Als sie noch im KIGA war, gönnte ich mir den Luxus, sie erst zu wecken, wenn die anderen beiden gerade erst zur 1. Stunde losgegangen waren und dann im 1 zu 1 lief alles reibungsloser und weniger Ablenkung. -
"Wenn mir alles zu viel/anstrengend ist, ziehe ich mich zurück und mache einfach eine Pause im Einhornland (ihre aktuelle Phantasiewelt). Da bin ich auch oft, wenn ich mich langweile. Das ist da so schön und das mache ich gerne. "
Also kein Problem für sie das gelöst werden müsste.
Was Wutanfälle angeht und einige andere „Baustellen“ bei Kommunikation und Emotionen, da arbeite ich mit ihr in letzter Zeit wieder aktiver dran.
Problematisch finde ich die Wutanfälle und Streitereien (besonders mit ihrem Bruder) selten. Alles einigermaßen im Rahmen. Kann/sollte man dran arbeiten, aber sie ist ja auch erst 6 und es ist alles ein Lernprozess.
Hausaufgaben… Sie sitzt teilweise sehr lange, ist abgelenkt von den anderen und hat keine Lust. Aber wenn sie erstmal startet, ist sie in Lichtgeschwindigkeit fertig. Ist also erstmal alles soweit okay.
Erstes Schulgespräch ist nach den Herbstferien, aber wenn da etwas wirklich nicht laufen würde, würde wohl ihre Diabetes Betreuerin etwas sagen.
Was Schwierig ist, ist ihr Umgang nach Konflikten. Sie weigert sich, ihren Anteil zuzugeben, erfindet andere Versionen (glaubt es vll sogar selbst) und reagiert mit Wut oder schweigendem Dichtmachen auf alles wo sie negatives annehmen müsste oder wo sie sich Überfordert fühlt.
Das war ja auch letztes Jahr in einer heftigeren Phase der Grund, sie für die Testung anzumelden.
Da hilft mein, wir reflektieren mal gemeinsam und schauen, was schon gut lief und was noch geübt werden muss halt einfach nicht. Weil keine Mitarbeit von ihr möglich ist. Und dieses Thema bei ihr anzusprechen, funktioniert eben deshalb auch nicht. Wird aber bei der Ergo aufgegriffen.
Nun habe ich mich also lange mit diesem Thema befasst. Mit Pausen zum verdauen. Und danke euch allen für die Infos, Ratschläge und Denkanstöße.
Die oben Beschriebene Problematik ist wohl das Einzige wirklich schwierige und muss angeschaut und begleitet werden.
Da bin ich dran und die Ergo startet auch morgen.
Alles andere macht anscheinend noch wenig Probleme und sie hat keinen Leidendruck, weiß sich zu helfen und hat genug positives Feedback und Halt um sich so anzunehmen. Halbe Miete.
Nur wegen der oben beschriebenen Problematik ein Medi zu geben, ist wohl übertrieben.
Ich denke aktuell, dass wir die Ergo machen, selbst weiter versuchen die Baustellen zu verkleinern und gut beobachten ob sich negative Verhaltensänderungen einschleichen.
Und ich sage meinem ängstlichen Ich einfach, dass es still sein soll.
Denn zum Glück habe ich auch ein positives Ich, dass geneigt ist, immer das beste in allem zu suchen, zu finden und fast schon naiv an das gute im Menschen und ein Happy End zu glaubt.
Also drückt mir die Daumen, dass ich meinen Entschluss nicht in 2 Tagen schon wieder in Frage stelle und wir mit Glück wirklich ein Happy End bekommen.
Zum Schluss eine Anekdote von meinem Sohn:
Er meinte vor einigen Tagen zu mir:" Mama, Nr. 3 hat auch ADHS und bekommt vll auch irgendwann unsere Medizin. Bei dir und mir hat die super geholfen und uns fröhlicher gemacht. Alles ist weniger anstrengend und besser. Ich frage mich was dann wohl bei Nr. 3 passiert wenn sie das auch bekommt, weil sie ist jetzt schon so toll und ich kann mir nicht vorstellen, wie sie ist, wenn sie noch toller wird."
Auch das hat mir vor Augen geführt, dass wir mit viel Glück wirklich ohne Medi für meine Jüngste auskommen.
Vielen Dank noch einmal. Zu schreiben und eure Antworten haben mir wirklich beim Entscheidungsprozess/Meinungsfindung geholfen.
Hey das klingt sehr gut!
Jetzt hast du es ja echt ordentlich auseinsndergedröselt alles, das ist super
So können auch wir hier das besser nachvollziehen.
Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich vielleicht zu sehr den Teufel an die Wand gemalt habe. Hier ist es halt wirklich denkbar dumm gelaufen und das bleibt hoffentlich ein Einzelfall.
Ich drücke Euch ganz feste die Daumen, dass es so schön weitergeht wie bisher.
Ich denke die Waldorf- und Montessori-Schulen sind immer auch individuell verschieden. Von hier ist das was ich im Vergleich höre (also ohne Gewähr, tlw. nur Hörensagen) allerdings so, dass sich ein sehr kluges Kind auf der Waldorf-Schule wahrscheinlich langweilen würde und der Lehrplan doch eher starr ist. Montessori ist da deutlich individueller was Lerntempo und Interessensförderung angeht (natürlich muss früher oder später auch das „uninteressante“ gelernt werden)…
Tut mir leid, dass ich so direkt war.
Nein, das ist nicht übertrieben. Sie kann wegen ihrer ADHS den Konflikt nicht anders wahrnehmen. Für sie ist es plausibel, dass immer die Anderen schuld sind. Ich kenne das von mir.
Auch Nr. 3 muss nicht unter ihrem Potenzial leben. Und dein Sohn sieht Nr. 3 nur von außen! Wie schwierig es wirklich ist mit der ADHS zu leben, weiß derjenige nur selbst.
Okay, ich sehe es viel von meinem Standpunkt mit zwei sehr stark betroffenen ADHS-Kindern. Von denen eines (jetzt 29 und in einer Wohnstätte) leider seit 10 Jahren Ritalin vorenthalten bekommt, und wir sehen wie es leidet.
Mann… immer noch…!!! Ich hatte gehofft, da hätte sich zwischenzeitlich mal getan…
Ist das furchtbar!!
Ich erlebe ja grade auch so einen Übergang in eine Wohngruppe mit Betreuern, die teilweise finden, das könne man auch ohne „Medikamente“ schaffen… und demnächst Vorstellung beim dortigen Psychiater…
Danke für deine Antwort.
Ja, den eigenen Standpunkt komplett rauszuhalten ist nicht möglich. Besonders wenn es bei euch eine so heftige Entwicklung gab.
Da bin ich sprachlos, dass so etwas passieren kann. Meine Erfahrung reicht nicht aus, um mir vorzustellen, wie es dazu kommen konnte. Und ich hoffe, dass sich mit der Zeit positivere Wege für euch eröffnen.
Wenn von Potenzial ausschöpfen die Rede ist, bin ich gleich ein bisschen …
Meine Nr1. ist HB Höchstleisterin. Nicht wünschenswert!
Also selbst wenn wir mit Therapien und Medis das ADHS komplett neutralisieren könnten und dabei dann eine Version von Nr. 3 entsteht, die ihr HB Potenzial voll ausschöpfen kann…puhh…das wäre nur eine Verlagerung der Probleme und des nicht ins System passens.
Da dann vll lieber die Variante:
Die Stärken (HB) werden genutzt um die Schwächen (ADHS) auszugleichen und man kann dann vll mit durchschnittlichen Leistungen gut im Leben und im System klar kommen.
Wenn dass denn funktionieren würde und nicht nur schöne Theorie wäre, würde ich diese Option am ehesten bevorzugen.
Leider erleben diese doppelt Besonderen Kinder meistens eher ihre zwei Extreme und bekommen durch diesen inneren Zwiespalt Schwierigkeiten.