Kein Plan , wie ich damit umgehen soll

Hallo zusammen,

Am 16.10 wurde mir von meinem Psychiater Elvanse Adult 30 mg verschrieben. Duloxetin , ein Antidepressiva, nahm ich zu dem Zeitpunkt fast über ein Jahr lang ein. Da sich die Duloxetin mit Elvanse nicht vertragen, sollte ich diese ab dem 17.10, von 45 mg runter auf 30 mg, bis zum 22.10 weiter einnehmen, danach drei Tage lang Pause und am 26.10 mit der Einnahme von Elvanse beginnen.

Ich hatte starke Nebenwirkungen vom absetzen… Kopfschmerzen, Tremor und so etwas wie Stromschläge vom Rückenmark bis hin zum Kopf, also soweit sind diese Symptome typisch. Mein Psychiater hatte mich im Termin eingehend darauf hingewiesen das es schwierig werden könnte.

Obwohl, am Donnerstag Morgen, die Symptome noch vorhanden waren, habe ich mit der Einnahme von Elvanse begonnen… Die ersten drei Tage fühlte ich mich nicht komplett gut, jedoch, innerlich ruhiger, konnte mich besser konzentrieren und war produktiver.

Heute fühle ich mich absolut beschissen, auf gut deutsch gesagt…
Ich bin wieder unruhig, durcheinander, prokrastiniere total, kann nicht ruhig sitzen bleiben… der Inhalt meiner Sätze besteht zum größten Teil aus " dings" :sweat_smile: weil seit ich Dings sagen kann, kann ich alles beschreiben und erklären :smiley:
ebenfalls geht es mir psychisch sehr schlecht…
Traurig, abgeschlagen , aufgewühlt, schnell genervt etc.

Ich bin mir unsicher ob es an den Tabletten liegt… Hier im Forum und auch bei Google findet man viele unterschiedliche Aussagen, von „das ist am Anfang normal“ bis „wieder absetzen ist das Beste“…

Hinzu kommt das ich gestern ein schwerwiegendes aufeinander treffen mit einer Person hatte…

Diese Person hatte mich , als ich 16 Jahre alt war, sexuell missbraucht… von dem was ich bisher raus gefunden habe, hatte er mir was in mein Getränk gemischt… ich bin morgens im Wald aufgewacht und hatte keinerlei Erinnerungen an das was in der Nacht geschehen war… Mit meiner alten Clique haben wir immer im Stadtwald abgehangen, getrunken etc…

Seit dieser Nacht hatte ich immer ein seltsames Unwohlsein in seiner Nähe, obwohl er bis dato einer meiner vertrauten Personen gewesen ist…

Jedes Mal wenn ich versucht habe die Problematik anzusprechen oder die Freundschaft zu beenden, hat er es so hingestellt, als wäre ich einfach eine schlechte Freundin und würde im Unrecht tun bla bla etc …

Ich habe ihm geglaubt… mir erschloss sich kein anderer Grund … und wegen dem schlechten Gewissen führte ich die Freundschaft weiter…

Seit ca. 2.5 Jahren befinde ich mich in einer Psychotherapie…
Während der Diagnostik wurde bei mir, unter anderem, eine chronifizierte komplexe Posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert…

Seit der Behandlung habe ich öfters Flashbacks und verdrängtes kommt zum Vorschein… Wie eben Erinnerungen aus dieser besagten Nacht… nach dem ersten Flashbacks habe ich die Person am gleichen Tag damit konfrontiert… habe ihm vorgeworfen was er getan hat, wie er mich all die Jahre so anlügen konnte, wie er mir immer wieder ein schlechtes Gewissen eingeredet hat und mir die Schuld gab weil meine Gefühle ihm gegenüber auf einmal so negativ waren… basically: wie konntest du mir das alles antun?..
Er ist total ausgerastet, hat alles abgestritten und fragte Sachen wie, warum ich jetzt auf einmal damit ankommen würde und ich hätte ja nen Knacks weg und ich wolle ihm ja nur was böses und würde ohne Ende lügen.
Ich erwähnte darauf dass ich mit meinem Therapeuten und Betreuer vom ambulant betreuten wohnen, gesprochen habe.
Ich wusste im ersten Augenblick gar nicht was da mit mir los ist.
Ich war wegen diesen aufkommenden Bildern im Kopf völlig überfordert und geschockt. Ich konnte mir nicht vorstellen dass das wahr sein würde…
aber auch irgendwie sagte mein Bauchgefühl dass es stimmt und es hat so viel erklärt z.b die negativen Gefühle die auf einmal da waren und das Unwohlsein in seiner Nähe…
Mein Psychotherapeuten und Betreuer erklärten mir das sich die Psyche sowas nicht ausdenkt, manchmal jedoch Erinnerungen aufgefüllt werden wie z.b die Farbe des Pullovers etc.
Das Ereignis an sich ist wahr! Und nur strafrechtlich wäre es relevant die genauen Details zu kennen etc

Ich erwähnte das bei der Konfrontation…
Ich wollte ihm klar machen, das er sich nicht mehr raus reden kann, egal, wie oft er ab jetzt versuchen würde, mir die Schuld in die Schuhe zu schieben, mich an den Pranger zu stellen etc.
Ich glaubte ihm gar nichts mehr… Warum sollte ich auch??
Darauf hin drohte er mir mit einer Anzeige sollte ich ich es noch einmal wagen und würde mit jemanden darüber zu sprechen…

Die Drohung hatte mich wenig beeindruckt…
Hab darauf hin die Adresse der zuständigen Polizeibehörde raus gesucht, ihm geschickt und viel Spass gewünscht :sweat_smile:

Ich wohne nicht mehr in meiner Heimatstadt, er schon… Gestern war ich per Zufall Mal wieder dort…
Ich musste auch noch einkaufen und bin dann direkt vor Ort in den Penny…
Ich möchte gerade aus dem Auto aussteigen und wer kommt von links entgegen?
Jepp… Dieser Typ…
Mein Mann und ich hatten direkt neben dem seinem Auto geparkt … Ich kannte sein neues Auto nicht…

Was für ein Zufall ist das bitte???

Lange Rede, kurzer Sinn…

Seit dem geht es mir halt richtig schlecht… Die ganzen Bilder sind wieder im Kopf und mir ist übel und am liebsten würde ich den ganzen Tag nur duschen…

Daher bin ich jetzt absolut überfordert und verunsichert ob meine Situation jetzt deswegen ist oder wegen der Elvanse oder eine Mischung daraus?

Hat jemand hier so ähnliche Erfahrungen gemacht? Gerne, privat anschreiben, sollte es jemandem unbehaglich sein auf diesen Post zu antworten…

Geht das auf Dauer bei der Einnahme von Elvanse weg?

Soll ich die Tabletten weg lassen?

Ich hoffe es ist okay das ich hier so viel und ausführlich geschrieben habe… Wenn nicht oder offtopic bitte einfach löschen oder eine Bemerkung schreiben das ich diesen Post löschen soll…

Ich weiß nicht wohin mit meinen Emotionen, Unsicherheiten, Überforderung… In meinem Bekanntenkreis habe ich niemanden der sich mit ADHS/Elvanse auskennt etc.

Da das prokrastinieren heute richtig rein haut kann ich mich auch nicht wirklich ablenken…

Vielen Dank für’s lesen…

3 „Gefällt mir“

Hi @EmuEntchen,

Mir tut es wahnsinnig leid, dass du so etwas erleben musstest! Ist ja klar, dass dich das vollkommen aus der Bahn wirft, ihn dann ohne Vorwarnung zu sehen… :heart:

Wegen dem Elvanse würde ich noch ein bisschen abwarten, das kannst du einfach schwer beurteilen bei so einem Ereignis! Damit würde es jedem sehr schlecht gehen!

Am besten führst du ein kleines Eindosierungstagebuch und schreibst dort auch den Zeitpunkt rein, an dem du ihn getroffen hast. Damit du das rückblickend besser einsortieren kannst.

Was ich dir sagen kann, als jemand der auch diverse Traumata erlebt hat (inkl. sex. Gewalt) ist, dass für mich sich der Umgang damit nochmal gewandelt hat, seit ich Ritalin nehme.

Ich kann Trigger besser einordnen, also für mich ist klarer geworden, was bei mir traumabedingt ist und was ADHS. Das macht es auch irgendwie leichter, damit umzugehen… es ist einfach mehr „Klarheit“ da. Dadurch gibt es aber auch Momente, in denen es mich sehr mitnimmt, wie klar die Folgen für mich sind. Vorher war das alles ein Chaos an Emotionen und für mich nicht sortierbar.

Also: Schau erstmal… gib dir Zeit, Raum und sei lieb zu dir! :heart:

3 „Gefällt mir“

@Zoi

Vielen Dank für deine liebe Antwort!
Ich kann auch nur erwähnen das es mir unfassbar leid tut dass du verschiedene Arten an Traumata erleben musstest…

Was du schreibst wegen dem einsortieren ist auch eine Sache die ich mir von der Medikation wünsche…
Es ist so schwierig die Ursache einer bestimmten Reaktion zu finden und auch die Trigger… Mir geht es auch direkt besser sobald ich Klarheit über etwas habe weil dann kann man anfangen damit zu arbeiten und auch den dazugehörigen Trauer Prozess starten.
Bevor etwas heilen kann, wird es, bekannter weiser, erst einmal schlimmer…

Zum Glück habe ich da aber echt einen sehr lieben und engagierten Betreuer gefunden. Er hilft mir echt viel… Der nächste Termin mit ihm ist leider erst am Donnerstag :confused:

Das mit dem „Mitnehmen“ fühle ich seit der Einnahme von Elvanse in mehreren Bereichen.
Mir erschließt sich der Gedanke das es unter anderem daran liegt das man unter der Medikation seine Gedanken klarer hat und die Konzentration bei einem Thema bleibt…
Mich hat das hin und her schwappen der Gedanken wegen der ADHS furchtbar angestrengt…ich hoffe dass das besser wird…

Es ist eine gute Idee ein Medikationstagebuch zu führen!
Danke für den Tipp :slight_smile:
Dann habe ich auch alle wichtigen Informationen zusammen wenn ich den nächsten Termin bei meinem Psychiater habe…

1 „Gefällt mir“

Zu Elvanse kann ich Dir leider nicht viel sagen, aber ich möchte nicht wieder gehen, ohne Dir zu sagen, dass es mir sehr leid tut, was Dir so jung widerfahren ist und dass Du das jetzt im Grunde erst alles realisierst und noch mal durchmachst. Was für ein Ars… Genau richtig Deine Reaktion mit der Polizei. Was mir beim Lesen durch den Kopf ging, ob vielleicht Hypnose Dir helfen würde - sowohl beim erinnern als auch beim verarbeiten :thinking:

2 „Gefällt mir“

Da wäre ich seeeeehr vorsichtig! Und würde da nur einen Therapeuten ranlassen, der sich auf Trauma spezialisiert hat. Bei sowas kann man in Minuten etwas kaputt machen, jemanden konfrontieren der dafür nicht bereit ist.

Es hat einen Grund, wieso bei Traumatherapie der 1. Schritt „Stabilisierung“ heißt :slight_smile:

1 „Gefällt mir“

Ja, das beobachte ich bei mir auch gerade. Ich würde es nicht mal „schlimmer“ nennen, sondern anders? Vielleicht trifft es das eher. Die Klarheit ist schlimm, weil ich das Ausmaß erlebe aber gleichzeitig macht es mich handlungsfähig! Und das war vorher mit ADHS-Chaoshirn halt nicht drin :slight_smile:

Das ist super! Gut, dass du Unterstützung hast :heart:

1 „Gefällt mir“

@ulschke

Danke :slight_smile:
Freut mich dass du den Post nicht ohne deine lieben Worte verlassen hast :slight_smile:

Wegen der Polizei, ich hab echt keine Angst gehabt bei seiner Drohung. Ich wusste ja das ich nicht lüge und dann wäre der ganze scheiß richtig offiziell geworden. Hab aber leider immer noch kein Schreiben von der Staatsanwaltschaft erhalten :rofl::rofl::rofl:

Die Idee mit der Hypnose habe ich bei meinem Therapeuten schon angesprochen. Er findet die Idee nicht besonders gut.
Er hat es begründet mit der Aussage das diese „Blackouts“ ein Schutz der Psyche ist. Seiner Meinung nach sollte man diese Schubladen nicht „gewaltsam“ öffnen.
Dazu fehlen mir auch noch ein paar Jahre aus der Kindheit und andere Erinnerungen… Man kann also nie einschätzen wie schwerwiegend die Erinnerung sein wird…
Es könnte also sein dass dann jemand nervlich komplett zusammen bricht wenn das alles auf einmal hoch kommt. So können zum Beispiel dann auch Psychosen entstehen da die Psyche einen wieder vor dem unerträglichen Schützen möchte…
Seit dem ich stabiler bin und offiziell auch keine Depression mehr habe, kann ich diese Aussage bestätigen und bin froh daß er da so sensibel mit umgegangen ist. Normalerweise unterstützt er mich bei jeder guten Idee und hilft mir damit.
Ein „kleiner“ Flashback ist schon echt schwer auszuhalten… :frowning:

1 „Gefällt mir“

Danke für die Erläuterungen zur Hypnose. Das kann Dein Therapeut natürlich am besten beurteilen.

2 „Gefällt mir“

So ähnlich wie bei @Zoi ist es bei mir auch.

Seitdem ich ADHS Medikamente nehme, bin ich zum Teil näher an meinen Traumata dran bzw kann sie besser einordnen, welches Gefühl/Köerpererinnerung, etc woher kommt. Oder auch, dass ich sie überhaupt erst konkreter wahrnehmen kann und nicht einfach nur wie ein Nebel um mich herum wabern, ohne greifbar zu sein.
Das hat Vor -und Nachteile, je nachdem wo man gerade in der Therapie steht.

Den Vorteil empfinde ich persönlich darin, dass durch die etwas größere Klarheit ich mich dann auch besser um mich selber kümmern kann, da ich meine Bedürfnisse besser spüren kann. Und so ist es für mich leichter solche Tage regulieren zu können mit Dingen, die mir helfen (schlafen, Netflix, spazieren gehen, meinen Mann in der Nähe haben, viel Ruhe, Kekse essen oder was auch immer. Alles, was einen wieder auf ein neutraleres Level heben kann. Es muss nicht „gut“ sein…sich „okay“ zu fühlen, kann als Ziel schon mehr als ausreichend sein in solchen Momenten!

Dein Körper ist im Gefahrenmodus und Du musst Deinem Gehirn klarmachen, dass jetzt alles safe ist. Ich weiß…ist leichter gesagt als getan.

1 „Gefällt mir“

Ja, ganz genau so erlebe ich das auch!

Die Trauma-Symptomatik ist für mich dadurch nochmal in den Vordergrund getreten, weil sie vorher einfach undefinierbar im Modder der Emotionen und Ereignisse vor sich hin schwamm. Aber ich würde nicht mehr zurück wollen!

Ich hätte ohne Medikament nicht die Möglichkeit, daran zu arbeiten. Auch wenn es schmerzhaft ist und auch überwältigend manchmal, ist es doch besser als diese absolute Orientierungslosigkeit ohne Hoffnung auf Besserung :muscle:t3:

2 „Gefällt mir“

Ihr zwei macht mich echt Hoffnung.
Ich wünsche mir diese Fähigkeit echt schon lange.
Wahrscheinlich ein Fluch und Segen zu gleich.
Wenn es weiter unterdrückt bleiben würde, würde es ja nicht besser werden… Vor allem wenn man gleichzeitig mehrere Erkrankungen hat die sich in verschiedener Symptomatik überschneiden…
Ich finde schon das es ein Unterschied ist woher das Chaos im Kopf entsteht…

Kleines Update zu meinem Post:
Hab heute mit meinem Betreuer telefoniert, wir schauen beim nächsten Termin wie wir jetzt damit umgehen können und wir hatten die Idee das ich meinem Psychiater schon vor ab eine Mail schreiben könnte und mach einem früheren Termin fragen. Der Nächste wäre erst am 08.12.
Gesagt getan abeeeeeeer… Meine Finger waren schneller wie der Kopf :sweat_smile:
Damit ich nicht wieder alles zusammen tragen muss, habe ich den Post von gestern kopiert und wollte den bei Word einfügen, um diesen dann da nebenher lesen zu können…
Hab dann irgendwie mit den Fingern eine Tastenkombination ausgeführt und den kopierten Text eingefügt und in meiner Schusseligkeit Senden geklickt :sweat_smile::sweat_smile::sweat_smile:
Waren die Finger Mal wieder schneller wie der Kopf.

2 „Gefällt mir“