Kind erklären: Mama hat ADHS

Hallo alle zusammen,
Kurz zu mir: ich bin Laura, 30 Jahre alt und Mama von zwei Kindern (5Jahre & 1Jahr).
Anfang November wurde ich mit ADHS diagnostiziert und habe kurz darauf auch die Medikation begonnen, bin aber noch nicht bei der perfekten Dosis angekommen.

Mein älterer Sohn steht bei unserem SPZ auf der Warteliste, da bei ihm ebenfalls der Verdacht auf ADHS besteht (von uns als Familie, Kindergarten und Kinderärztin).
Wie erkläre ich ihm ADHS, erkläre ich es ihm vor seiner eigenen Diagnose damit er sich nicht „falsch/allein“ fühlt weil Mama es ja auch hat?
Oder warte ich komplett mit dem Thema bis zur Diagnose?

Freue mich über jeden Tipp :sweat_smile:

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Hallo und :heart: Willkommen @RiyaLaura
Ich persönlich würde erst mal abwarten ob Dein Sohn eine Adhs Diagnose bekommt.
Auch wenn die Möglichkeit besteht das Du Dein Adhs weiter vererbt hast, muss es aber nicht so sein.

Ich persönlich finde man darf einfach nicht vergessen das sich Kinder im Alter Deines Sohnes eben auch schlichtweg vor allem einfach wie Kinder benehmen.
Nur wissen anscheinend sehr viele Leute heutzutage garnicht mehr wie sich Kinder eigentlich benehmen, was zum Beispiel zum normalen Kind sein alles dazu gehört, oder was eventuell wirklich auffällig ist.
Sehr oft sind nämlich vor allem die erwachsenen mit ihren Kindern überfordert, und suchen dann deswegen nach etwas wo ihnen ermöglicht ihren Kindern legitim Medikamente verabreichen zu können, auch wenn sie das nie zugeben würden.
Auch neigt man dazu, vielleicht besonders dann wenn man noch relativ neu diagnostiziert ist, von dort an bei jedem anderen Adhs erkennen zu wollen, steigert sich dann vielleicht gerne in sowas hinein, sieht Gespenster wo keine sind, oder denkt das es anderen ja genau gleich gehen muss wie einem selbst.

Wie auch immer, ich an Deiner Stelle würde abwarten.

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Hallo, schön dass du da bist :adxs_winy:

Ich würde es davon abhängig machen, ob es für ihn schon spürbar, erfahrbar ist . Wenn er im Kindergarten hyperaktiv ist, nicht sitzen bleiben kann, immer wieder ermahnt werden muss, überhaupt nicht bei einer Sache bleiben kann, seine Impulsivität stört… kannst du es darüber ansprechen.
Einem Kind gegenüber wäre es für mich erstmal kein ADHS oder gar eine Krankheit, sondern ein „das ist bei mir halt so, und bei dir vielleicht auch, bei manchem anderen auch, bei vielen anderen ist es halt anders.“ … „und jetzt gucken wir, was wir daraus machen.“

Und wenn er bisher sowas wie der vielleicht verpeilte Träumer ist, dem noch überhaupt nicht bewusst ist, dass da was anders sein kann, wie bei den anderen, bin ich bei @AbrissBirne. Kein großes Thema und abwarten.

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Die eigene ADHS ist für ein Kind erstmal normal, und die seiner Mutter auch, es hat ja bisher keine andere Mutter gehabt, von daher musst du vermutlich nicht so viel erklären.

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Ich versuche mal mein Glück mit einer Metapher, bitte erschlagt mich nicht gleich, ich habe echt keine Erfahrung mit sowas, find es aber so toll, dass du dich darum bemühst. Ich wäre sehr froh gewesen wenn mir jemand das in den 80gern auf irgend eine weise mittgeteilt hätte. Vielleicht wär mir viel blödes erspart geblieben.

„Erinnerst du dich noch an den Igel, den wir gestern gesehen haben. Der war viel größer als die meisten Igel und eigentlich war er auf den ersten Blick, ein bisschen anders als die anderen. Da er aber um sein etwas „anders sein“ weiß und seine schwächen Akzeptiert und darauf acht gibt, dazu seine vielen, vielen Stärken lernt zu nutzen, wird er seinen Platz in der Welt finden. Die anderen Igel werden ihn so Akzeptieren wie er nun einmal ist. Ein bisschen anders aber trotzdem ein Igel.“

Ja ich weiß, Igel sind Einzelgänger. Ich mag Igel halt…

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Danke schonmal für eure bisherigen Antworten.
Es ist bei uns so, wie nick es beschrieben hat. „Wenn er im Kindergarten hyperaktiv ist, nicht sitzen bleiben kann, immer wieder ermahnt werden muss, überhaupt nicht bei einer Sache bleiben kann, seine Impulsivität stört…
[/quote]“
Er merkt es definitiv schon selbst. Er fragt auch ab und an warum er nicht wie die anderen aus seiner Gruppe still sitzen, sich konzentrieren, usw. kann.
(Ist jetzt nur ein Beispiel von mehreren)

Der Gedanke war auch gar nicht wirklich auf sein Verhalten einzugehen, sondern eher zu beschreiben wie es bei mir ist. Er sieht mich ja auch die Medikamente nehmen und wie er ist, ist es nur eine Frage der Zeit dass er fragt warum ich die nehme.
Also quasi dass wenn irgendwann die ganze Prozedur bei ihm losgeht, er nicht das Gefühl bekommt dass das gemacht wird weil etwas bei ihm „falsch“ ist weil er ja weiß Mama gehts genau so/so ähnlich.
Hoffe ich konnte meinen Gedankengang einigermaßen erklären :sweat_smile:

Ja, unsere Kinder kriegen es von Anfang an mit, dass wir ADHS-Medikamente nehmen, das ist für sie etwas Normales.

So ist es bei meinem Kleinen auch, ich habe schon Ritalin genommen bevor er geboren war, und er seit er viereinhalb ist. Wir haben ihm gesagt, er bekommt „Denktabletten“, das findet er gut.

Mein großer kennt es von mir halt nicht, außer wenn ich krank war, da ich ja erst seit circa 4 Wochen Medikamente nehme. Für den Kleinen wird es dagegen bestimmt selbstverständlich sein in Zukunft.
Aber die Idee falls er irgendwann welche nehmen sollte, die so zu umschreiben gefällt mir schon mal, danke :blush::+1:t3:

Wenn wir Adhs’ler später im Leben Kinder haben, dann müssen wir uns vor allem daran erinnern, WAS in unserer eigenen Kindheit und Jugend mit unseren vermutlich Adhs Eltern in UNSERER Kindheit und Jugend NICHT gut verlaufen ist !.

Blind darauf zu VERTRAUEN das zum Beispiel Adhs Medikamente dann das Adhs bei unseren EIGENEN Kindern regeln „könnten“ OHNE unser EIGENES „zutun“, dass ist nach meiner persönlichen Meinung und Erfahrung weder das richtige, noch löst es die „eigentlichen Probleme“ innerhalb der Familie, oder uns selbst, weder JETZT noch auf LANGE SICHT!.

Adhs ist SOVIEL mehr als nur Medikamente zu nehmen und dann zu hoffen das dadurch ALLES gut werden würde, wäre es so einfach, warum haben dann SOVIELE Adhs betroffene Depressionen?.

NUR wer sich seinen eigenen Problemen ungeschminkt und kompromisslos stellt kann für nachfolgende Generationen zu einem neuen und hoffentlich positiven Ergebnis kommen.
Medikamente sind immer nur eine Krücke, unsere Probleme *lösen, dass müssen wir selbst!.

Das WICHTIGSTE was Kinder brauchen, unabhängig davon ob sie Adhs haben oder nicht, dass ist vor allem ein stabiles Umfeld!.
Ein Elternhaus in dem sie bedingungslos geliebt werden so wie sie geboren wurden, so wie sie sind!.
Kinder sind von ihren Eltern abhängig bis sie erwachsen sind!, und DAS kann unter Umständen sehr lange gehen!.
Nicht mal in der Tierwelt gibt es Kinder die solange von ihren Eltern abhängig sind wie bei uns Menschen.
Wenn sich jemand also nicht sicher ist das er/sie Kinder will, oder für seine Kinder wirklich einstehen kann oder will, dann sollte er/sie es lieber sein lassen.
Kinder zu haben bedeutet ein Leben lang Verantwortung für Menschen die man selbst in die Welt gestellt hat zu übernehmen !, Ausreden gibt es dafür KEINE, wenn man diese Entscheidung getroffen hat, dann bleibt man sein ganzes Leben lang Vater oder Mutter!, dass endet auch NICHT mit der Volljährigkeit des/der Kinder, sondern bleibt ein Leben lang bestehen!.

Natürlich nicht. Aber indem wir unser eigenes ADHS verstehen, verstehen wir auch unsere Kinder besser. Die mit Medikament immer noch ADHS-ler sind, wie wir auch.

Unsere Eltern waren darauf schlechter vorbereitet.

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Ja mein lieber @Falschparker , deshalb müssen wir es besser machen. :heart:

Kann und will dir in dem was du geschrieben hast nicht widersprechen. Hat nur nicht wirklich was mit meiner Fragestellung zu tun. Nirgendwo steht dass ein Kind oder auch Erwachsener Medikamente nehmen muss oder Medikamente das Allheilmittel sind.
Und eben WEIL mentale Gesundheit in meiner Familie in meiner Kindheit/Jugend nie ein Thema war, habe ich hier gefragt wie man das ganze einem Kind am besten näher bringt/erklärt damit FALLS sich der Verdacht bei meinem Sohn bestätigt, er nicht denkt es sei etwas falsch mit ihm und sich sein Leben lang mit anderen vergleicht und damit sein Selbstwert stetig sinkt - so wie es bei mir war.

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Es gibt von „ADHS-Family-Podcast“ eine Folge, die dieses Thema aufgreift. Vielleicht ist da was nützliches für deine Situation dabei.

Ich würde da bei nem fünfjährigen nicht viel erklären, sondern einfach begleiten. Meine Tochter wird 8 und sie hat einfach ne verpeilte Mutter über die man auch mal die Augen verdreht. So what?

Das ich Medikamente nehme bekommt sie mit und nach Nachfrage hat sie die Info bekommen, dass ich mich damit besser konzentrieren kann weil mir das oft schwer fällt.

Bei uns steht jetzt demnächst die erste Ergotherapie an. Die Kinderärztin möchte auch schonmal drüber gucken. Wenn sich Fragen ergeben ergeben sich sicher auch die richtigen einfühlsamen Antworten.
Das kommt schon, ist aber sicher auch sehr individuell.

LG

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Den Podcast kenne ich, werde mir mal die Folge raussuchen danke :smiling_face:
Vielleicht mache ich mir auch einfach zu viele Gedanken und verkompliziere es, weil ich’s mir für mich selbst auch anders gewünscht hätte.
Ergo macht meiner auch seit ein paar Monaten, gefällt ihm zum Glück auch gut.

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Hallo, mein Sohn ist 4 Jahre alt und ich vermute bei ihm auch ADHS. Ich lasse ihn mit 6 Jahren auch testen,da ich ihm.einfach einen schöneren Start bzw Schullaufbahn wünsche als mir.

Ich glaube, ich würde ganz offen und ehrlich sein.
„Mama, warum nimmst du die Tabletten?“
„Weist du, ich kann mich manchmal nicht gut konzentrieren (*oder ähnliches ). Sie helfen mir!“

Egal auf welche Frage,würde ich kindgerecht einfach die Dinge erklären…Angefangen davon, dass anders sein nichts schlimmes ist. Das jeder einzigartig ist. Der eine kann nicht gut still sitzen und hat Hummeln im po, kann dafür vielleicht toll malen. Der andere wird weniger angemeckert, muss aber vielleicht noch andere Dinge lernen. Und das ist völlig ok so.

Kinder merken es,wenn man authentisch ist und bleibt. Und zusätzlichgibt in der ARD Mediathek einen 5 min Film,der kindgerecht ADHS erklärt.

Liebe Grüße Frieda

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Hallo Laura,

Es ist mutig von dir, deine Erfahrungen zu teilen. Die Frage, wie man mit Kindern über ADHS spricht, ist sicherlich eine herausfordernde, aber wichtige.

Ich würde vorschlagen, offen und einfühlsam mit deinem älteren Sohn zu kommunizieren. Du könntest ihm in kindgerechten Worten erklären, dass manchmal Menschen Dinge ein wenig anders erleben, und dass sowohl du als auch er eine besondere Art des Denkens und Wahrnehmens haben. Vermeide es, zu technisch oder kompliziert zu werden – versuche, es in Geschichten oder Beispielen zu verpacken, die er verstehen kann.

Du könntest ihm sagen, dass es Menschen gibt, die besonders gute Superkräfte in bestimmten Dingen haben. Zum Beispiel könnte ihm klar werden, dass er vielleicht besonders viel Energie hat und dass das manchmal ein Superkraft sein kann, aber auch Herausforderungen mit sich bringt. Betone, dass das überhaupt nichts Schlechtes ist und dass es viele Menschen gibt, die genauso sind.

Es ist wichtig zu betonen, dass er nicht allein ist und dass du für ihn da bist, um ihn zu unterstützen. Die genaue Diagnose kann dann im Laufe der Zeit gemeinsam besprochen werden, wenn es soweit ist.

Ich hoffe, das hilft dir ein wenig. Andere Eltern hier haben sicherlich auch wertvolle Erfahrungen zu teilen.

Alles Gute für dich und deine Familie!

Ich habe meiner Tochter als sie 5 war gesagt, dass es manchmal sehr laut in meinem Kopf ist, weil alle Gedanken gleichzeitig rufen und durcheinanderennen.
Das die Medikamente den Gedanken sagen, dass sie sich alle in einer Reihe aufstellen sollen. Die wichtigsten nach Vorne, da nicht so wichtigen nach hinten… und dann jeder nacheinander sprechen soll.

Bei ihr sprechen wir von wuselig im Kopf sein. Wenn sie sich null konzentrieren kann, sage ich genau das. Du kannst dich gerade nicht konzentrieren. Wenn sie bejaht, frage ich ob sie es will. Wenn sie das bejaht sage ich ihr, dass wir es uns leider nicht immer aussuchen können wann wir das können.

Ich spreche von ADHS aber ich spreche nicht von Krankheit oder Störung sondern davon, dass das Gehirn von Menschen mit Adhs andere Sachen gut kann, als das von Menschen ohne - und andersrum.

Ich finde, hiermit hast du dir schon die Antwort gegeben. Und eigentlich ist die „Prozedur“ ja schon losgegangen. Nämlich hiermit:

Dein Sohn sollte die Erfahrung machen, dass er nicht schlechter als die anderen ist. Er kann sich ja konzentrieren. Aber eben nicht auf eine Sache, sondern auf alle Sachen zur selben Zeit. Wie soll man dabei auch stillsitzen ?!

Ich habe hier mal beschrieben, welche Erfahrungen ich mit einer Strinlampe in meiner dunklen Wohnung gemacht habe. Ich kann mir gut vorstellen, dass es für deinen Sohn spannend sein kann, zu erleben wie es ist, sich tatsächlich auf eine Sache zu konzentrieren, weil man nur wahrnimmt, was sich direkt vor einem abspielt und alle anderen Ablenkungen im Dunkeln liegen. Und dann kann man auch noch bewusst steuern, worauf man den Fokus legen will. Ich nutze die Stirnlampe, sobald es dunkel wird; zum Aufräumen, Essen kochen, ins Bett gehen (mit Zähne putzen und alles was dazugehört), genauso beim Aufstehen. Das ist schon eine enorme Erfahrung und Kinder finden sowas sicher spannend.