Kind mit ADS möchte aufs Gymnasium

Hallo zusammen,

Bei meiner Tochter (ADS) steht die Wahl der weiterführenden Schule an. Sie möchte unbedingt aufs Gymnasium. Sowohl die Lehrerin aks auch wir Eltern sehen das aehr kritisch. Sie ist unglaublich langsam und hat eine sehr geringe Frustrationstoleranz (gerade durch medikinet etwas besser). Sie kann sich schlecht alleine konzentrieren. Ich sitze immer daneben und muss sie erinnern was aie gerade lernen möchte.
Die Noten dazu hätte sie allerdings phbe Probleme. Hiwr in Bayern bräuchte sie 2,3 dürs Gymnasium. Aktuell steht sie auf 1,3. Sie versteht nicht warum sue keiner in ihrem Wunsch unterstützt.
Ich möchte sie und auch den rest der Familie davor schützen. Täglixhes Drama kennen wir einfach zu genüge.
Ich bin mir einfach nucht sicher ob sie mit ihrem Tempo mitkommt. In der Grundschule wir viel mehr darauf eingegangenen.

Hat da jemand Erfahrung?

Habt ihr schonmal darüber nachgedacht, eine Schulbegleitung zu organisieren?

Wenn du sagst, dass deine Tochter im Prinzip jemanden braucht, der neben ihr sitzt und sie daran erinnert, woran sie eigentlich arbeiten soll, könnte in der Schule diese Unterstützung durch eine Begleitung funktionieren.
Vielleicht hilft das auch dabei, gar nicht erst so viele Misserfolge zu erleben oder auf lange Sicht an der Frustrationstoleranz zu arbeiten.
Denn es scheint ja nicht an den Noten oder dem Verständnis für die Inhalte bei deiner Tochter zu scheitern. Hilfe braucht sie in anderen Bereichen und wenn diese Hilfe organisiert werden kann, fänd ich es einen Versuch wert sie aufs Gymnasium zu schicken.

Ich selbst war auf einer Gesamtschule und bin dann später für die Oberstufe auf eine andere Schule gewechselt, um Abitur zu machen. Das wäre vielleicht auch eine Option?

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Liebe Chrissy,

herzlich willkommen!

Wenn du immer daneben sitzen musst, könnte es sein dass das Medikament noch nicht gut genug eingestellt ist? Wann nimmt sie das Medikinet und eine oder mehrere Dosen? Frühstückt sie?

Hey, ich bin seit kurzem diagnostiziert (M24) und war auch mit ADS auf einem „Allgemeinbilden Gymnsasium“. Es war die absolute Hölle und habe trotzdem mit viel emotinalem Druck und Nachsitzen G8 Abitur geschafft.

Mit der Schulbegeleitung auf einem kompetietiven Gymnasium ist Mobbing vorprogrammiert, gerade wenn es auf die Pubertät zugeht können Kinder graumsam sein.
Leider sind auch viele Lehrer nicht einsichtig, weil man auf einem Gymnasium keine „Förderkinder“ gebrauchen kann für einen „ordentlichen Unterricht“. Das sind nur meine Erfahrungen, vielleicht hat sich da in den letzten Jahren schon etwas verbessert.

Ich persönlich finde so alternative Konzepte wie die Maria Montessori Schulen oder Walddorf Schulen echt gut und auch besser als ihren Ruf. Da ist einfach mehr gedanklicher Freiraum von Lehrern und auch Schülern für neurodiverse Menschen. Und eine Abituroption gibt es dort auch oft, wenn man möchte.

Hey willkommen Phasengänger :slight_smile:
Und sorry, dass ich hier ein bisschen gegenrede.

Also ich habe meine Zeit auf der Gesamtschule auch alles andere als genossen, aber empfehle es trotzdem als Option, weil es für jemand anderen passen kann.

Wir tragen glaube ich alle große Verletzungen aus diesen Zeiten mit uns rum, gerade wenn wir spätdiagnostiziert sind. Und man wünscht sich im Nachhinein natürlich, dass es alles ganz anders gelaufen wäre und irgendwer die eigene Not erkannt hätte.
Aber ich finde es schade, wenn dadurch pauschal Bildungswege über einen Kamm geschert werden.

Ich habe an mehreren Schulen gearbeitet und habe dort viele Konstellationen mit Schulbegleiter:innen mitbekommen. Es kann so oder so laufen.
Meine Erfahrungen reichen von friedlicher Koexistenz der begleiteten Kinder bis komplette Integration ins Klassengefüge. In einigen Fällen wurde Schulassistenz erst angefordert, weil das Kind Mobbing erfahren hat und so eine Person an die Seite bekam, die sich für es einsetzt.

Ich sehe die Situation von Chrissy und der Tochter halt so: es wird irgendeine Form von Kompromiss geben müssen. Entweder eine Form der Begleitung bei der die Tochter quasi Nachteilsausgleich bekommt oder eine Schulform, die sie sich nicht wünscht. Beides konfrontiert ein Kind natürlich mit seiner „Andersartigkeit“.
Mir tut es irgendwie leid für sie, dass sie ihren Wunsch nach dem Gymnasium so klar formuliert und es eigentlich rein formal klappen sollte, aber es dann an ihren Schwierigkeiten und der Angst vor Konflikten und Stress zuhause scheitert.
Daher will ich gerne Optionen vorschlagen, in denen sie mit ihren Stärken gefordert und in ihren Schwächen gefördert wird.

Aber so oder so: es gibt mehrere Wege zum Schulabschluss und es gibt mehrere Optionen auf dem Weg dorthin die Skills zu entwickelt, die es braucht.
Sich für eine Schulform zu entscheiden muss nicht heißen, dass das für ewig in Stein gemeißelt ist.
Man könnte das Gymnasium auch ausprobieren und schauen, wie es sich entwickelt. Im Vorhinein mit der Tochter absprechen, ab wann man es als Elternteil nicht mehr verantworten will, weil der Druck zu hoch wird und vermitteln, dass man das im Interesse ihres Wohlbefindens entscheidet. Also klare Rahmenbedingungen und in Kooperation mit dem Kind.

So oder so wird es immer wieder Hürden geben in der Schule für unsereins und ich glaube man muss wachsam bleiben für die Nöte, die ein Kind erleben kann. Mit der Entscheidung für die eine oder andere Schule ist das eh längst nicht abgeschlossen.

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Ich sollte auf die Hauptschule , da Realschule nur eingeschränkt empfohlen war. Ich wollte aber partout nicht auf die Hauptschule und hatte mich mit aller Kraft dagegen gewehrt .
Bin dann zwar auf Realschule sitzen geblieben und hatte natürlich den ADHS Struggel auch aber blicke trotzdem auch auf viele positive Erinnerungen zurück , die mich heute noch positiv prägen.

Ich glaube auf der Hauptschule hätte ich trotzdem gleiche Probleme gehabt unabhängig zum einfacheren Stoff.

Wenn eure Tochter trotz aller Probleme einen 1,3 Schnitt hat, könnte sie ja vielleicht auch unterfordert sein auf der Realschule was ebenso Sachen erschweren kann.

Ich kann eure Sorge und Beweggründe verstehen und es sind auch sehr wichtige Argumente.

Die richtige Schulwahl ist auch ein wenig Lotto spielen. Wenn Lehrer, Lernumfeld , Lernvermittlung nicht stimmig kann es überall schief gehen.

Gibt es denn noch die Möglichkeit, die Schulen sich mit deiner Tochter anzuschauen ?

Ansonsten fände ich Schulbegleitung auch eine gute Idee. Es wird eh immer mehr kommen und man wird sich nach und nach daran gewöhnen.
Manchmal wirkt sich eine Schulbegleitung auch positiv auf die ganze Klasse aus.

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Hallo Chrissy,

unser Sohn wird ab Herbst aufs Gymnasium gehen. Wir mussten die Entscheidung schon treffen (Ba-Wü) und haben entgegen der mündlichen Empfehlung der Lehrer so entschieden. Schriftlich hat er eine Gymnasialempfehlung, aber mit schlechterem Schnitt als bei euch.
Für uns war entscheidend, dass er sich nach der Besichtigung von Realschule und Gymnasium fürs Gymnasium entschieden hat, weil er sich da wesentlich wohler fühlte. Es ging ruhiger und strukturierter zu als an der Realschule.

Für die Entscheidung hat aus unserer Sicht ansonsten gesprochen:

  • Sorge, dass es bei Unterforderung durch mangelnde Motivation erst recht schwierig wird
  • Wechsel von Gymnasium an Realschule ist problemlos möglich, die andere Richtung schwieriger
  • Erwartung, dass die von dir beschriebenen Probleme an jeder Schule auftreten werden und wir dann erst recht Diskussionen in der Familie haben
  • Erfahrung von Freunden und Rückmeldung der Beratungslehrerin, dass die neue Schule verständnisvoll ist und für Nachteilsausgleiche offen

Vielleicht könnt ihr Kontakt mit den Schulen bei euch aufnehmen und dort um eine Einschätzung bitten?

Wir haben allerdings auch offen mit unserem Sohn gesprochen, dass es ein Versuch ist und falls er sich je (auch nach dem Ankommen) überfordert fühlt, wir ggf. die Schule wechseln werden.
Meinem Gefühl nach ist er seither motivierter und eigenständiger in der Schule und bei den Hausaufgaben. Ich glaube, es hat ihm gut getan, dass wir ihm das Gymnasium zutrauen und er mit entscheiden durfte.

Das hört sich jetzt alles sehr klar und zielstrebig an, aber bis die Entscheidung gefallen war, hatte ich zahllose schlaflose Nächte :blush:.
Ich wollte unsere Überlegungen mit dir teilen, aber letzten Endes müsst ihr nach eurem Bauchgefühl entscheiden. Ihr kennt euer Kind am besten. Am Ende ist wohl auch viel Glück dabei, ob es klappt oder nicht. Lehrer, Mitschüler, Klassengröße lassen sich nicht vorhersehen und wo sich das eine Kind wohl fühlt, muss das für ein anderes Kind mit ähnlichen Voraussetzungen noch lange nicht gelten.

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Ich kann deine Tochtet allerdings schon verstehen. Wer in Bayern eine 1,3 im Durchschnitt schafft muss schon wirklich gut sein. Selbst wenn ihr nicht mehr daneben sitzt, wird sie bestimmt dennoch irgendwie die Kurve bekommen, zumal sie jetzt ja auch Medikamente nimmt.

Ihr könnt ihr sagen, dass ihr gerne mit ihr geht, da sie ja den Schnitt erfüllt. Sie im Gymnasium allerdings die Hausaufgaben selbstständig erledigen muss und dass es auf dem Gymnasium einfach sehr schnell vorangeht und wenn sie nicht mitkommt, dass Gymnasium auch wieder verlassen muss. Fragt sie, ob ihr das bewusst ist und ob sie bereit ist so viel Zeit im Alltag für Schule aufzubringen.
Vielleicht hat eure Tochter auch tolle Hobbys, die dann auf Kosten der Schule zurück gesteckt werden müssten und ob sie dazu bereit ist.

Wenn ihr alle pro und contras mit ihr erarbeitet habt und sie nach wie vor noch gerne aufs Gymnasium möchte, würde ich glaube den Versuch mit ihr starten.

Sie ist ja nunmal wirkkich gut. Wäre sie nur durchnittlich auf der Grundschule würde ich den Weg, zu ihrem Schutz auch nicht mit gehen und gegen den Wunsch der Tochter entscheiden.

Ich glaube, das würde mich als Kind auch verletzen. Super Noten und trotzdem traut mir keiner das Gymnasium zu. Ich würde ihr auf jeden Fall die Chance geben. Vielleicht vorher tatsächlich drauf vorbereiten, dass es schwerer sein wird als an der Grundschule, und dass es kein Versagen ist, falls sie dort nicht zurecht kommen sollte. Falls sie sich an der Realschule langweilt, wird es mit der Konzentration noch schwerer, denke ich. Und wie andere schon geschrieben haben, auch an der Realschule muss man Hausaufgaben machen.

Zudem hört es sich so an, als bekäme deine Tochter das Medikinet erst seit kurzem, da besteht also vermutlich die Aussicht, dass es noch besser wird.

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Vielleicht findet ihr ja auch einen netten Patenschüler gegen kleines Geld aus der Oberstufe, der sie bei all den neuen Eindrücken und mit „ wie komme ich in der Schule zurecht“ und Hausaufgabenhilfe am Anfang etwas begleitet ?

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Ich kann die Schwarzmalerei im Vorfeld nur schwer ertragen. 1,3 und der Wunsch, aufs Gymnasium zu gehen… wie kann man das nicht aus tiefster Überzeugung unterstützen?! Je überzeugter du bist, umso selbstbewusster wird deine Tochter die Herausforderung annehmen. Diese Zweifel bringen leider nix gutes. Weder für die schulische Laufbahn, noch für eure Beziehung. Sorry, wenn ich da vielleicht jetzt recht harsch rüberkomme, aber ich hab meine Mutter immer dafür gehasst, dass sie mir ihre Vorstellungen über meinen schulischen Werdegang aufgezwungen hat. Meine Kinder haben da volle Entscheidungsfreiheit und ich bin um jeden Tag froh, an dem sie gerne zur Schule gehen… Alles andere ist zweitrangig.

Danke für eure zahlreichen Antworten.
An eine Schulbegleitung hatten wir schon in der ersten Klasse gedacht da sie da noch viel aggressiver bei Überforderung war. Es wurde leider abgelehnt. Die Probleme seien nicht gravierend genug. Ich war da sehr enttäuscht da sie regelmäßig aus dem Unterricht geflogen ist.
Insgesamt hat sich vieles sehr gebessert. Sie sitzt nicht mehr mit Kopfhörern unter dem Tisch usw…

Ich möchte ihr nichts verbieten und die Gefahr dass sie immer denken wird ich traue es ihr nicht zu ist tatsächlich gegeben.
Allerdings ist die Gefahr ebenso groß dass sie psychisch wieder total einbricht wenn sie unter Druck gerät.

In Bayern gibt es keine Gesamtschulen. Realschule wäre es dann. Montessori gibt es in der näheren Umgebung leider nicht.

In Sachen Medikation sind wir tatsächlich noch bei der Einstellung.
Deshalb hätten mich eben Erfahrungen interessiert. Ob auch kinder mit guter Einstellung dieses Tempo schaffen können. Gymnasium bedeutet einfach suxh viel mehr Theorie. Realschule wäre viel praktischerer Inhalt. Das stelle ich mir mit ads einfacher vor. Aber vielleicht liege och da völlig falsch

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Hallo, ich bin selber Mutter von 3 Kindern und bin kürzlich auf ADS diagnostiziert worden. Wenn Deine Tochter die guten Noten hat, warum sie nicht unterstützen?- es können heute Kinder mit Autismus und LRS im Gymnasium erfolgreich sein. Wichtig ist ihr bei den ADHS Typischen Problemen zu helfen, Organisation, Therapie und positives Feedback. Andererseits würde sie doch unter ihren Möglichkeiten bleiben, das wäre auch ein Frust. - Leider gab es in meiner Schulzeit kein ADS, sondern man wurde als faul und unkonzentriert bezeichnet, das geht ans Selbstwertgefühl, also mit viel Liebe an das Kind glauben :wink:. Alles Gute…p.s. ich habe mein Abi und bin meinen Eltern dafür dankbar…aber klar, sollte immer ein Plan B geben, falls es doch nicht klappt :sweat_smile:

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Ich würd mir vorallem auch mal die Schule angucken. Mein Sohn wollt auch unbedingt aufs gymi (auch Bayern) und vorher in der Grundschule musste er nie was lernen, da flogen ihm die guten Noten so zu.
Deswegen war ich eigentlich auch nicht so begeistert wollte es ihm aber nicht verbieten.
Anfangs hat er sich sauschwer getan, und manchmal immer noch, weil man halt gern alles bis auf den letzten Tag schiebt und dann erst lernt…Da hat er jetzt auch schon die ersten uncoolen Noten mit heimgebracht.
Aber das wird schon. Lernen muss man halt auch erstmal lernen :slight_smile:

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