Hey willkommen Phasengänger
Und sorry, dass ich hier ein bisschen gegenrede.
Also ich habe meine Zeit auf der Gesamtschule auch alles andere als genossen, aber empfehle es trotzdem als Option, weil es für jemand anderen passen kann.
Wir tragen glaube ich alle große Verletzungen aus diesen Zeiten mit uns rum, gerade wenn wir spätdiagnostiziert sind. Und man wünscht sich im Nachhinein natürlich, dass es alles ganz anders gelaufen wäre und irgendwer die eigene Not erkannt hätte.
Aber ich finde es schade, wenn dadurch pauschal Bildungswege über einen Kamm geschert werden.
Ich habe an mehreren Schulen gearbeitet und habe dort viele Konstellationen mit Schulbegleiter:innen mitbekommen. Es kann so oder so laufen.
Meine Erfahrungen reichen von friedlicher Koexistenz der begleiteten Kinder bis komplette Integration ins Klassengefüge. In einigen Fällen wurde Schulassistenz erst angefordert, weil das Kind Mobbing erfahren hat und so eine Person an die Seite bekam, die sich für es einsetzt.
Ich sehe die Situation von Chrissy und der Tochter halt so: es wird irgendeine Form von Kompromiss geben müssen. Entweder eine Form der Begleitung bei der die Tochter quasi Nachteilsausgleich bekommt oder eine Schulform, die sie sich nicht wünscht. Beides konfrontiert ein Kind natürlich mit seiner „Andersartigkeit“.
Mir tut es irgendwie leid für sie, dass sie ihren Wunsch nach dem Gymnasium so klar formuliert und es eigentlich rein formal klappen sollte, aber es dann an ihren Schwierigkeiten und der Angst vor Konflikten und Stress zuhause scheitert.
Daher will ich gerne Optionen vorschlagen, in denen sie mit ihren Stärken gefordert und in ihren Schwächen gefördert wird.
Aber so oder so: es gibt mehrere Wege zum Schulabschluss und es gibt mehrere Optionen auf dem Weg dorthin die Skills zu entwickelt, die es braucht.
Sich für eine Schulform zu entscheiden muss nicht heißen, dass das für ewig in Stein gemeißelt ist.
Man könnte das Gymnasium auch ausprobieren und schauen, wie es sich entwickelt. Im Vorhinein mit der Tochter absprechen, ab wann man es als Elternteil nicht mehr verantworten will, weil der Druck zu hoch wird und vermitteln, dass man das im Interesse ihres Wohlbefindens entscheidet. Also klare Rahmenbedingungen und in Kooperation mit dem Kind.
So oder so wird es immer wieder Hürden geben in der Schule für unsereins und ich glaube man muss wachsam bleiben für die Nöte, die ein Kind erleben kann. Mit der Entscheidung für die eine oder andere Schule ist das eh längst nicht abgeschlossen.