Kind zur Abklärung überzeugen

Hallo zusammen

Mal eine Frage, die nur am Rande etwas mit ADHS zu tun hat.
Und zwar geht es um unseren Sohn (11).
Es ist nicht mein leiblicher Sohn, insofern ist der Vererbungsfaktor nicht relevant.

Aufgrund verschiedener Verhaltensweisen sind wir der Meinung, dass „etwas“ nicht stimmt, was mal abgeklärt werden sollte (ADHS, Autismus oder sogar Borderline stehen im Raum, ich persönlich sehe eher Autismus oder ADHS, aber ich bin keine Fachperson).

Er hatte vor längerer Zeit mal eine kurze Therapie, die war nicht wirklich nützlich.
Wir haben eine mögliche Therapie zu seiner und unserer Hilfe angesprochen, aber er ist komplett dagegen und ist der Meinung, dass wir im schon helfen können.

Das können wir aber mittlerweile nicht mehr. Es fehlt sowohl an Energie als auch psychologischen Fähigkeiten, da unsere Hilfe oftmals nicht angenommen wird oder nicht umgesetzt wird oder werden kann/will(?)

Langer Text, aber kurze Frage:
Habt ihr Erfahrung/Tipps, wie man ein Kind dazu bringt, eine Therapie bzw. mal eine Abklärung mitzumachen?
Klar, schlussendlich kann man einfach zwingen, aber zielführend ist das nicht.

Ich lese mal mit.
Mein Sohn hat zwar schon eine Therapie gemacht, die hat aber nichts gebracht, es war vielleicht auch zu früh. Ich denke manchmal an einen 2. Versuch, ich sehe da aber dasselbe Problem.

Grundsätzlich finde ich es schwierig, Kind und Therapie. Einerseits soll das Kind nicht zu jung sein, andererseits ist es schwierig ab dem 10. Lebensjahr das Kind irgendwohin zu bringen oder zu überzeugen.

Der Begriff „Therapie“ an sich ist schon ungünstig.

ADHS Funktionsweise erklären anhand von Lachenmeier Modellen. Und zwar positiv.

Nicht als Störung.

Und mal einen Selbsttest ausfüllen, also kannst du machen. Gibts für Kinder speziell, dann habt ihr eine Idee.

Filtermodell in 2 Minuten.

Und hier ist der ganze Lachenmeier Vortrag mit Inhaltsverzeichnis

Also mit entsprechenden Zeitstempeln.

Psychotherapie in dem Alter ist meist schwierig, Diagnostik geht aber.

Die wollen auf jeden Fall nicht hören das etwas nicht stimmt. Schon gar nicht psychisch. Das muss man anders formulieren.

Merci, es geht nicht zwingend um ADHS. Könnte sein, muss aber nicht.

Das „etwas“ nicht stimmt, merkt und sagt er auch selbst, aber er ist er Meinung, dass er das mit unserer Hilfe schaft.
Was für uns nicht mehr geht. Dazu fehlt uns schlicht die Energie aber auch das Wissen (vor allem auch welches denn, wenn man nicht weiss, ob was ist und falls ja, was).
Deshalb zuerrst mal eine Abklärung und dann weiter schauen.

EDIT:
Was er mal diagnostiziert bekam vor einigen Jahren war eine Emotionsregulationsstörung.
Das wurde dann aber wieder besser.

Das könnte ja aber auch ein Symptom von etwas anderem sein.

Was ist denn konkret das Problem. Was stimmt denn nicht?

Welche Hilfe möchte er von euch?

Vielleicht hilft auch eine Beratung für euch tatsächlich.

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Das kann er gar nicht konkret benennen, ich denke es geht mehr darum, dass er einfach keine Therapie oder Abklärung will. Obwohl er oftmals sagt, dass er z.b. seine Impulsivität gar nicht steuern kann.

Ich sehe vor allem folgende Probleme

  • Emotionsregulation
  • Impulskontrolle
  • persönlich sehe ich auch Anzeichen von RSD
  • er kann z.b. beim Essen nicht einfach still sitzen und es ist schwierig ein Gespräch zu führen, weil z.T. gesungen wird, irgendwelche Geräusche oder einfach sinnlose Dinge erzählt werden (wirklich sinnlos, d.h. es ergibt keinen Sinn, weil es irgendwelche Fantasiewörter sind).
    Wenn seine kleine Schwester dabei ist, ist das einiges schwieriger als alleine. Alleine gehts relativ gut, aber in letzter Zeit immer noch auffällig.
    Trotzdem kommt mir unsere 6 Jährige Tochter teilweise schon reifer vor.
    Klar, dass sich grössere Geschwister z.T. so verhalten, ist normal.
    Aber es ist die Menge und die Tatsache, dass er es meiner Meinung nach nicht steuern kann.
  • Immer an den Fingern rummachen (wie ein motorischer Tick)
  • alles muss ausdiskutiert werden, ein Nein wird zuerst mal in Frage gestellt und selbst nach einer Erklärung wird nochmals nachgefragt: Warum?
  • z.t. absichtlich provozieren, weil er uns einfach wütend machen will (seine Aussage)
  • ich finde ausgesprägtes schwarz/weiss denken, wobei schwarz doch vorherscht. Alles (neue) ist zuerstmal negativ und es wird automatisch von einem schlechten Ergebnis ausgegangen.
  • ziemlich verpeilt (nicht so ein Problem, aber doch auffällig, finde ich)
  • baut sich z.t. seine eigene Realität zusammen (was er gesagt hat, was nicht etc.), grundsätzlich sind zuerst mal alle anderen Schuld.

Natürlich lässt sich einiges durch beginnende Pubertät etc. erklären, aber es ist die Menge/Intensität und Häufigkeit, die uns Sorgen macht und komplett die Energie raubt.
Und einige der Punkte sind auch schon länger vorhanden.

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Hallo @Arik die 6 jährige Tochter, ist das die Tochter von Dir mit seiner Mutter?.
Du bist wie ich Schweizer oder?, wir hatten mal eine Kinder und Jugend Psychologin die bot auch an nach Hause zu kommen.
Heutzutage geht bei manchen aber auch Online etwas, heisst vielleicht wäre der Junge zu so etwas bereit?.

Ja genau

Jep.
Das wäre evtl. ne Option. Habe ich gar nicht dran gedacht.
Wir haben das Thema mit ihm jetzt die letzte Woche eh mal ruhen lassen und werden es jetzt dann wieder mal angehen.
Aber davor wollte ich mal paar Tipps holen :slight_smile:

Hallo Arik,

ich finde, das hat möglicherweise nicht „nur am Rande etwas mit ADHS zu tun“. Ich würde auch nicht das Wort Therapie verwenden, das klingt zu sehr nach Gesprächen oder Übungen, sondern von Behandlung. Denn wenn es ADHS mit oder ohne Autismus ist, sind Medikamente nicht die einzige, aber die effektivste Hilfe.

Es wäre fahrlässig, das nicht abzuklären, und natürlich könnt ihr ihm in dieser Hinsicht nicht „selbst helfen“. Sagt ihm, dass es wichtig ist, das abzuklären, und dass es keineswegs heißt, dass er dann sein Leben lang Medikamente nehmen muss, sondern dass ihr euch in dem Fall zusammen ansehen könnt, was ein Medikament, zusammen mit einer nichtmedikamentösen Therapie plus dass ihr euch anders auf ihn einstellt - das heißt dass „ihr ihm helfen könnt“ ist dazu ja kein Gegensatz, bringen kann.

Gegen seinen Willen geht das langfristig sowieso nicht. Bei einem 11-jährigen vielleicht noch, aber niemand kann einen 14-jährigen gegen seinen Willen Medikamente aufzwingen. Es funktioniert nur, indem er sieht dass er sich besser damit fühlt. Wissen tut man das aber nicht vorher, sondern nur indem man es ausprobiert.

Wenn es gar nicht anders geht, finde ich es auch legitim ihn zu den ersten Schritten zu nötigen. Etwas ganz für sich ausschließen, ohne zu wissen wie es ist, ist zwar bei Kindern ein häufiges Verhalten - mein Sohn weiß von vielen Lebensmitteln, dass er sie nicht mag, die er noch nie probiert hat - aber wenn es wirklich wichtig ist, muss man es nicht durchgehen lassen.

Moin @Arik

Allein das klingt im ersten Moment aus einer möglichen Kombination von ADHS, ASS und Depressionen.

Was in meinen Augen gar nicht geht, ist Handeln unter zwang, sofern keine Gefahr vorliegt.

Kinder haben das Recht, selbst zu entscheiden.

Was du jedoch machen kannst, ist ihm das ganze versuchen zu erklären (wie @Justine bereits vorschlug, daher gehe ich da nicht erneut drauf ein).

Die von mir geschilderte Kombination wäre übrigens nicht ungewöhnlich, habe bei mir selbst zusätzlich den Verdacht auf ASS und warte grade auf einen freien Platz zur Diagnostik.

Zusätzlich gibt es Apps die ADHS erklären können.

Hab mir mal zwei aufs Handy geladen aber bisher noch nicht angesehen.

Bei Interesse würde ich mir die Zeitnah ansehen und berichten.

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@ZappelPhilipp Super das Du das mit den Depressionen ansprichst, mir selbst sind solche Gedanken auch schon durch den Kopf gegangen. :heart:

Ist der überwiegende Anteil an „schwarz“, dieses absolute / reine binäre denken was ich rausgelesen habe, deute ich in Richtung ASS Anteile.

Wobei der ADHS Anteil vermutlich in Kombination mit Depressionen aktuell noch überlagert.

Vielleicht interpretiere ich da gerade etwas rein, jedoch ist sowohl eigene Erfahrung als auch Bauchgefühl was mir das sagt :man_shrugging:

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Das machen adhsler aber auch.

Dieses schwarz weiß denken.

Wie ich sagte…

Rausfinden kann man es im Endeffekt nur durch Abklärung :man_shrugging:

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Mein Sohn ist 10, allerdings auch schon vor fast fünf Jahren diagnostiziert.
Aktuell macht er eine Verhaltenstherapie und ich formuliere das bewusst als Coaching.
Ich finde dass so ein Begriffswechsel sehr viel ausmacht und es klingt für ihn einleuchtender dass er dort Strategien lernt/ trainiert als der Begriff „Therapie“.

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Danke für all eure Antworten :slight_smile:

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Mittlerweile ist er weit mehr bereit mitzumachen :slight_smile:
Hätte ich nicht gedacht, aber bin natürlich froh!

Ich kann auch noch Senf dazugeben.

Bei uns war ein Zugmittel, dass es Hilfe für die Schulprobleme gibt, wenn mitgemacht wird.

Dann das allgemeine, wir haben jetzt x Monate auf den Termin gewartet, jetzt gehen wir da auch hin.

Dann half die freundliche Psychologin, die nicht das erste Mal vor nicht kooperierenden Kindern/Jugendlichen saß.

Trotzdem hat Kind Nr2, noch 9 beim ersten Termin keinen Ton gesagt. Die nächsten Termine hat er dann super mitgemacht, weil ich eine heiß begehrte Belohnung ausgerufen habe. Hat mich pro Termin 5 Eur gekostet, Kind glücklich, Diagnose könnte gestellt werden.

Seitdem ist Kind Nr 1 sauer, weil er für weniger bereit war mitzumachen…

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