Hello,
Ich bin ganz neu im Forum, habe meine Diagnose (AuDHS) vor einem halben Jahr mit 44 bekommen und nehme seit 10 Tagen Kinecteen 18mg.
Die ersten Tage war ich einfach nur müde und habe wirklich gar nichts hinbekommen. Ich fühlte mich schwach und massiv unterzuckert, musste alle zwei Stunden was essen. Nunja, Gehirn muss ja auch erstmal umlernen. Ich habe auch etwas Herzklopfen gehabt und bin oft in Gedanken gewesen, sogar mehr als ohne Medikament. Habe aber immerhin gut geschlafen.
Nun ist es seit ein paar Tagen so, dass ich morgens irgendwie schlecht gelaunt bin, alles ist doof ich bin reizbar und impulsiv (nehme die Tablette um 6:30). Schlaf ist auch nicht mehr so toll, ich wache sehr früh auf (nach ca. 6-7 Stunden).
Aber: je näher es gegen Mittag geht, desto besser fühle ich mich. Zumindest die Laune wird besser, an der Konzentration merke ich noch nicht viel. Ich werde entspannt, manchmal auch etwas müde, aber das wird jeden Tag besser.
Nun meine Frage: es gibt unterschiedliche Informationen zu Kinecteen. Laut Wirkkurve soll der Peak genau dann sein, wenn ich mich allmählich besser fühle (nach 6-8 Stunden). Hier im Forum fand ich aber auch die Info, dass es mittags schon nicht mehr wirken soll.
Das macht es für mich schwer, meine Symptome zu deuten. Rebound oder Peak? Unter- oder überdosiert?
Ich weiß, es ist ja noch nicht lange, Körper muss sich gewöhnen, aber ich glaube langsam nicht mehr wie anfangs, dass es zu viel ist, sondern eher zu wenig.
Vielleicht habt ihr Erfahrungen?
Lieben Dank im Voraus
Resorption
Methylphenidat wird schnell resorbiert.
Nach oraler Einnahme von Methylphenidathydrochlorid löst sich der Überzug der Tablette, so dass nach etwa 1 bis 2 Stunden eine initiale maximale Konzentration des Wirkstoffs erreicht wird. In den darauf folgenden Stunden wird das Methylphenidat aus den beiden inneren Kompartimenten schrittweise freigesetzt.
Die maximalen Plasmakonzentrationen werden nach etwa 6 bis 8 Stunden erreicht.
Danach sinken die Plasmakonzentrationen von Methylphenidat schrittweise ab. Bei einmal täglicher Einnahme >minimiert Methylphenidathydrochlorid im Vergleich zu dreimal täglicher Einnahme von schnell freisetzendem Methylphenidat die Schwankungen zwischen den maximalen und minimalen Konzentrationen.
Der resorbierte Anteil von Methylphenidathydrochlorid bei einmal täglicher Anwendung ist vergleichbar mit dem konventioneller schnell freisetzender Formulierungen, die dreimal täglich gegeben werden.
Nach der Gabe von Methylphenidathydrochlorid 18 mg einmal täglich bei 36 Erwachsenen wurden die folgenden Mittelwerte für die pharmakokinetischen Parameter ermittelt: Cmax 3,7 ± 1,0 (ng/ml), tmax 6,8 ± 1,8 (h), AUCinf 41,8 ± 13,9 (ng*h/ml) und t1/2 3,5 ± 0,4 (h).
Hier gibts auf der zweiten Seite eine Grafik, wo Kinecteen 18mg mit Concerta 18mg bezüglich der Bioverfügbarkeit untersucht wurde. In UK wird Kinecteen unter dem Namen Xaggitin vertrieben, also nicht über den Namen wundern
Da sich die Wirkstoffkonzentration im Blut über Stunden hinweg aufbaut - und da es bei dir erst zwischen 6-8h nach der Einnahme therapeutisch wirksam zu sein scheint, bist du in diesem Zeit Fenster wahrscheinlich im Plateau / am Peak angekommen.
Von „ich habe woanders mal gelesen, dass…“ würde ich mich nicht ablenken lassen.
Was bei A-Hörnchen super funktionierte, kann bei B- und C-Hörnchen individuell ganz anders verlaufen.
Zunächst würde ich mich also auf die Pharmakologischen Angaben verlassen und dann nach und nach verschiedene Dosisstärken austesten. Dazu am besten ein Eindosierung-Tagebuch führen, um die optimale Dosis zu ermitteln und rückblickend die vergangene(n) Woche(n) vernünftig beurteilen und mit dem Arzt besprechen zu können
Und natürlich gespannt sein, wie es demnächst dann wahrscheinlich bei Kinecteen 27mg oder 36mg laufen wird.
Da dürfte die gewünschte Wirkung dann schon früher eintreten.
Hallo nochmal,
ich melde mich mit einem Zwischenfazit:
Nehme nun den vierten Tag 36mg. Die 29 haben mich immer noch müde und wenig leistungsfähig gemacht, mir wurde ständig heiß und ich schwitzte massiv bei jeder kleinsten Anstrengung.
Ich habe viel mit Overthinking/ASS-„Rumination“ zu kämpfen und das war VIEL besser, so wie auch meine Grundstimmung. Die Konzentration jedoch nicht. Im Gegenteil, ich hatte immernoch das Gefühl, ich hätte mehr ADHS als ohne Medikamente. Mein Psychiater hat aber gesagt, dass es mir wahrscheinlich einfach mehr auffällt und die Dosis wohl noch nicht optimal sei.
Also gingen wir auf 36 mg.
Das Schwitzen ist wie weggeblasen und ich fühle mich leistungsfähiger und wacher. Ich dachte in den ersten beiden Tagen, ich hätte hohen Blutdruck oder Puls, aber es ist alles ganz normal. Ich bin nicht zittrig oder irgendwie gereizt.
Aber: ich habe totale Stimmungsschwankungen von einem Moment auf den Anderen. Fühle mich ängstlich und depressiv und im nächsten Moment aber wieder OK. Ich denke viel nach (was immer schon so war), einerseits ist es, als könnte ich klarer sehen, andererseits habe ich Sorge, dass ich zu sehr in meinem Kopf bin → Gedankenrasen. Aufgaben kann ich plötzlich nicht mehr zu Ende machen. Dinge bleiben liegen. Ich muss mich zu Aufgaben zwingen, die vorher gingen. Ich vergesse mehr als vorher. So zumindest mein Gefühl. Wenn ich mich nicht zwinge, versacke ich auf der Couch, stundenlang ohne Zeitgefühl. Ich habe wirklich das Gefühl, ich hätte durch die Medis mehr ADHS als ohne.
Das war auch mit den niedrigeren Dosen schon so.
Ich zweifle, ob Kinecteen wirklich das Richtige für mich ist. Und ob ich vielleicht überdosiert bin. Dagegen spricht, dass ich nicht schlaflos/fahrig/zittrig/gereizt bin und es mit der Konzentration eigentlich gleichbleibend schlecht war, bei allen bisherigen Dosen.
Das Problem: ich fahre Dienstag für 3 Wochen in Kur und muss mich bis Montag entscheiden, ob ich bei den 36 bleibe oder lieber runter gehe. Gerade bei Kombi mit ASS braucht man oft ja gar nicht so viel.
Oder könnte es sein, dass es vielleicht sogar noch zu wenig ist?
Würde dein Arzt dir unretardiertes verschreiben? Dann könntest du in 2,5 mg Schritten hochdosieren und wenn du deine Dosis gefunden hast daraus die retardierte Dosis ableiten .
Es kann auch sein das es am Kincteen liegt und ein anderes Präperat besser passt.
Danke für Deinen Tipp, das hatte ich auch schon im Leitfaden gelesen (und wieder vergessen ) und werde es auf jeden Fall beim nächsten Termin besprechen, sollte es nicht besser werden. Habe mich inzwischen auch noch durchs Lesen hier im Forum beruhigt und gebe meinem Hirn einfach mal mehr Zeit.
Kann Deine Ungeduld gut nachempfinden. Bin aktuell auch bei 4 Tage 36mg Kinecteen. 2 Tage waren gut. Die letzten 2 Tage hatte ich auch Stimmungsschwankungen. Nach ca. 2h verfalle ich in eine Grübelei und fühle mich emotional instabil, ziehe mich zurück und bin gereizt.
Ich will die Flinte auch noch nicht ins Korn schmeißen, aber nach Medikinet, was durch seine kurze Wirkungszeit, dem Loch im Magen und dem Rebound genervt hat und meiner Überempfindlichkeit gegenüber Elvanse, möchte ich so gern irgendwann ankommen.