So, nachdem ich das Thema nun auch endlich entdeckt habe, hier mein Klugscheissbeitrag. Und nein, wenn ich Klugscheissdurchfall habe, kann ich nicht… 
Zunächst einmal betrachte ich Genussfähigkeit als die Zwillingsschwester der Erholungsfähigkeit. Die sind so was wie das doppelte Lottchen: wer nicht genießen kann, kann sich auch nicht erholen.
Und das führt zu harten Fakten bei AD(H)S.
Nach den Daten des ADxS.org-Symptomtests (inzwischen über 2000 Datensätze - danke an alle Teilnehmer !) korreliert Erholungsunfähigkeit sehr stark mit Innerer Unruhe (0,71) und Hyperaktivität (0,54). Aufmerksamkeitsprobleme korrelieren ebenfalls, aber schwächer (0,48).
Insgesamt korreliert Erholungsunfähigkeit deutlich mit dem ADHS-/Mischtyp (0,75) und weniger mit dem ADS-Subtyp (0,34).
Hier findet sich die ganze Tabelle:
<LINK_TEXT text=„https://www.adxs.org/symptome-von-adhs/ … en_koennen“>https://www.adxs.org/symptome-von-adhs/symptome-gesamtliste-adhs-erscheinungsform/#2313_erholungsunfaehigkeit_nicht_entspannengeniessen_koennen</LINK_TEXT>
Ich denke, dass Erholungsunfähigkeit eine Folge von Innerer Unruhe ist.
Ich glaube, dass dieses ADHS-/Mischtyp-Symptom daraus resultiert, dass bei ADHS-/Mischtyp aufgrund der häufig schwachen Cortisolstressantwort die HPA-Achse nicht sauber heruntergefahren wird. Die Stressachse ist im Dauerlauf.
Daraus resultiert auch die Aversion gegen Entspannungstechniken.
Diese Aversion gegen Entspannungstechniken ist Stresssymptom (Stressnutzen: „bleibe aktiv bis der Stressor besiegt, ist, vorher darfst Du nicht nachlassen“).
Was in einer echten Notsituation hilfreich ist (erst Gefahr besiegen, dann entspannen), ist bei ADHS (wo die Stresssysteme aktiv sind, ohne dass es einen adäquaten Stressor gibt) die Eintrittstür in die Hölle.
Denn das nicht Genießen können, das sich in dieser Aversion gegen Entspannung(stechniken) äußert, bewirkt, dass die ohnehin anlasslos im Dauerlauf befindlichen Stresssysteme (weil ihnen der natürliche Abschalter, das Cortisol, fehlt) auch nicht durch den Notausknopf (Entspannungstechniken) abgeschaltet werden, weil die Aversion dagegen und die damit verbundene Genussunfähigkeit zu einer Erholungsfähigkeit führt.
Ich komme immer mehr zu der Annahme, dass bei ADHS-/Mischtyp die Aversion gegen Entspannungstechniken das zentrale Problem ist.
Ich glaube immer mehr, dass ADHS-/Mischtypbetroffene sich mit Gewalt dazu zwingen müssen, ihre Stresssachse durch Entspannungstechniken herunterzufahren. Ja, gegen ihre Intention. Denn in diesem Fall führt die Intention in die Irre. Sie hält den Stress am laufen - genau den Stress, der die Ursache von dem ganzen Schlamassel ist (auch wenn er nur die Folge des ADHS ist; AD(H)S vermittelt seine Symptome durch genau die selben Neurotransmitterungleichgewichte wie chronischer Stress, weshalb ich AD(H)S-Symptome als Stresssymptome betrachte, auch wenn sich die Ursachen unterscheiden, weil Stress nun mal durch Stressoren und AD(H)S genetisch und/oder epigenetisch und/oder durch frühkindliche Stresserfahrungen ausgelöst wird).
AD(H)S aktiviert die Stressachse auch ohne adäquaten Stressor.
Bei ADS fährt sie zu schnell hoch, schaltet dafür aber wieder sauber ab.
Bei ADHS fährt sie langsamer hoch, aber blöderweise merkt man das nicht, weil sie ja nur einmal hochfährt und dann im Dauerbetrieb an bleibt, weil der Stressabschalter fehlt.
Stress bewirkt Genussunfähigkeit und Aversion gegen Entspannungstechniken.
Diese Aversion wäre gesund - wenn es einen adäquaten Stressor gäbe.
Da der Stressor fehlt und die Intuition falsch ist (also auch nie wieder richtig sein kann, so dass die Aversion - anders als bei Gesunden niemals wieder verschwinden wird), muss die Notbremse gegen die eigene Intention gezogen werden.
Und das immer und immer wieder, jedesmal neu, wenn der Stress wiedergekommen ist.
Andernfalls bleibt die Stresssachse weiter im Dauerlauf.
Die gute Nachricht ist (jedenfalls ist das meine Hypothese):
Hat man es einmal geschafft, durch die Notbremse (Entspannungstechniken gegen die eigene Aversion) die Stressachse runterzufahren, fällt danach die Aversion gegen Entspannungstechniken weg (weil ja der Stress weg ist).
Die Aversion kommt erst wieder, wenn sich der Stress wieder aufbaut.
Hm - soviel zur Theorie.
Jetzt Eure Praxis…
Ist hier jemand, der ganz klar ADS ist (deutlich überwiegend unaufmerksam, wenig Hyperaktivität/Impulsivität/innere Unruhe), der gleichwohl eine ausgeprägte Aversion gegen Entspannungstechniken hat ?
Und ist hier jemand, der den von mir angenommenen Effekt kennt, dass gegen-die-eigene-Intention ausgeübte Entspannungstechiken (Yoga, Meditation, Achtsamkeit, …) den Stress so weit reduzieren kann, dass die Aversion dann (zumindest für eine Zeit lang) weggeht ?
Bin sehr gespannt
Beste Grüße
UlBre
Nachtrag:
Das hier fand ich gerade beim redigieren:
„Massiver Dopaminmangel im Striatum führt zu einer massiven Störung des Antriebs. Das Interesse an Genuss ist verringert, während die Genussfähigkeit an sich nicht beeinträchtigt ist.“
<LINK_TEXT text=„https://www.adxs.org/stress-und-adhs/di … egel_da_ne“>Neurotransmitter bei Stress - ADxS.org</LINK_TEXT>
Bei AD(H)S ist ja der Dopaminspiegel bzw. die Dopaminwirkung (Rezeptordesensibilisierung) im Striatum herabgesetzt.
Die Genussunfähigkeit kommt also auch aus dieser Ecke.
Nur müsste sie, wenn sie alleine daher käme, bei ADHS wie bei ADS bestehen.
Aber den Verdacht, dass der Dopaminmangel im Striatum bei ADHS stärker ist als bei ADS, hatte ich schon öfter…