Könnt ihr genießen?

Es ist zwar schon ein Thema in meinem Leben aber inspiriert durch den Artikel wollte ich dazu mal ein thread aufmachen.

Psychologie: Genussfähigkeit ebenso wichtig wie Selbstkontrolle - science.ORF.at

Meine Fragen an euch wären

Könnt ihr genießen?
Würdet ihr gerne etwas genießen in eurem Leben, was ihr aber nicht so richtig genießen könnt?

Ich tue mich sehr schwer mit dem genießen. Was ich genießen kann ist ein waldspaziergang, aber auch nur weil da so viel passiert.
Wenn ich abends an der Konsole hänge, hänge ich oft gleichzeitig am Handy. Ich mache quasi alles halb.
Meinem Kopf tut das jedenfalls nicht sonderlich gut :sweat_smile:

Was ich gerne genießen wollen würde, wäre morgens das aufstehen. Mir liegt es leider nicht die Dinge zu zelebrieren.

Wenn ich genau überlege würde der thread besser unter der Rubrik „Leben mit ADHS“ passen :sweat_smile:

Tja, es ist kein Zufall, dass in dem Artikel in Zusammenhang mit Genussfähigkeit auch vom Selbstkontrolle und Aufmerksamkeit die Rede ist.

Das, was ADHSler leider im Übermaß produzieren, ist „Müllzeit“, wie Fabian Grolimund es nennt: Zeit, die nicht produktiv ist, die man aber auch nicht genießen kann, weil man doch eigentlich…

Grundsätzlich ist es ein Problem, wenn einem die innere Unruhe vom Genießen abhält. Das kann sich aber mit Tabletten verbessern.

Problem Nr. 2 ist aber die strikte Trennung von produktiver Zeit und Genusszeit - das wäre schon was, wenn das gelänge…

Der Morgen ist ja auch nicht so mein Freund :wink: aber ich kann mich an früher als kleines Mädchen erinnern, wie gerne ich aus dem Bett gehüpft bin um draußen zu spielen.

Ich konnte früher sehr gut genießen…
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  • tolles Essen
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  • gute Gespräche
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  • Landschaften
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  • Einfach in die Ferne schauen
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  • lange schlafen und danach einfach noch im Bett bleiben
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  • meinen Gedanken nachhängen
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  • ausgedehnte Shoppingtouren
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  • alleine Reisen
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  • Einfach mal nichts tun!
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  • Wellness-Tage
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    Mit zunehmendem Alter werde ich als ADSler unruhiger und meine Genussfähigkeit beim Nichtstun, Wellness und einfach in die Ferne schauen lässt nach. Mittlerweile macht mich ganz besonders die Ruhephase beim Wellness nach einer gewissen Zeit nervös und ich muss wenigstens etwas lesen.

    Ich bin mir aber nicht sicher, ob dies am zunehmenden Alter (evtl. Wechseljahre) oder an meiner nun regelmäßigen Medikation liegt.

    Was die von Addy erwähnte Müllzeit betrifft, so kann ich das sehr gut nachvollziehen und mir ist das auch immer wieder bewußt, aber das kann ich zum Glück sehr gut ausblenden.

    Und als Eule fällt mir das frühe Aufstehen auch sehr schwer, aber glücklicherweise geht das im Sommer besser. Momentan gelingt es mir doch immer mal wieder, so gegen 6 Uhr aufzustehen, die Fenster zu öffnen und mir einen Kaffee zu machen, den ich dann im Bett mit Blick auf die Sonnenstrahlen ganz bewußt genieße.

    ok wenn ich aus dem Artikel zitiere

    Wenn ich danach gehe, Dann bin ich der Genusslooser vor dem Herren :lol: weil irgendwas rattert immer in meinem Kopf :roll: :wink:

    Als meine PTBS ausbrach hatte ich leichte Dissos und die Ärzte haben sich immer schrottgelacht wenn ich gesagt habe:

    „ich fand das mit den Dissos gar nicht so schlecht , zum ersten mal im Leben war wirklich Stille in meine Kopf! Dissos hätte ich gern auf Rezept“ :lol:


    wenn man überlegt wie viel Fokus bei ADHS auf die Selbstregulation gelegt wird. Zweiteres wird eigentlich fast vergessen das wir dass auch hinbekommen sollten :wink:

    Mir fällt „genießen“, vor allem, ohne gedanklich oder betätigend schon halb wieder auf dem Sprung zu sein, auch schwer.
    Auch die üblichen "Entspannungs"übungen mit oder ohne Anleitung tun mir eher gar nicht gut, sondern wühlen mich mehr auf.

    Was ich hingegen wirklich gut genießen kann, sind gute (Wohlfühl-)Rückenmassagen! Also nicht die, die so richtig weh tun, wegen der Verspannungen.
    Das empfinde ich als sehr angenehm und da kann ich in der Regel auch entspannen. Ich glaube, das funktioniert, weil dabei keine „Leere“ oder Vakuum im Kopf entsteht, das gedanklich gefüllt werden will, sondern weil ich meine Aufmerksamkeit gut auf die immer wechselnden Stellen der wohltuenden Berührung und den unterschiedlichen Druck etc. richten kann. Mein Kopf hat also was zu tun, ist aber trotzdem genau bei der Sache, während gleichzeitig nichts von mir erwartet wird!

    In letzter Zeit versuche ich aber auch, die Anforderung an das Genießen runter zu fahren.
    Und dann kann ich auch den Sonnenstrahl, der zwischen den Zweigen hervorscheint und das aufgeregte Zwitschern der Jungvögel irgendwo genießen.
    Ok, vielleicht nur wenige Momente. Aber die habe ich bewusst wahrgenommen und genossen.
    Wenn es zu lange dauert, wird es mir auch fast schon „unheimlich“ und ich unruhig.

    Da kommt bei mir die Frage auf:
    Wie lange muss man sich denn etwas ungeteilt hingeben, damit es als „Genießen“ gilt?

    Was mir jetzt gerade noch bewußt wird, ist die Tatsache, dass ich am besten genießen kann, wenn ich keine Erwartungen habe bzw. wenn es sich um spontane Genüsse handelt.

    Ich hatte zu meinem 50sten Geburtstag von meiner besten Freundin ein wahnsinns Geburtstagsgeschenk bekommen. Eine Reise zu einem Event, zu dem man eigentlich kaum Karten bekommt.
    12 Monate habe ich mich wie Bolle gefreut und darauf hin gefiebert und dann waren wir dort und ich war einerseits überwältigt, aber so richtig genießen konnte ich nicht. Der Tag und die Nacht vorher waren viel ungezwungener und das habe ich in vollen Zügen genossen. Das hat dazu geführt, dass ich übernächtigt war und schon um 7 Uhr morgens aufstehen musste, um mich zu stylen, weil alles perfekt sein sollte…

    …aber ich fand mich nicht perfekt…es war alles viel zu stressig…

    auch wenn es DAS Highlight meines Lebens war. Genießen konnte ich nicht voll und ganz. :frowning:

    Ich denke, es kommt nicht auf die Zeitspanne, sondern die Intensität der Empfindung an.
    Da kann ein nur kurz durch die Zweige scheinender Sonnenstrahl, den man kurz, aber sehr bewußt und intensiv genießt, höhere Qualität haben, als ein genussvoller Museumsbesuch von einer Stunde.

    Wobei…kann man das überhaupt zeitlich messen? Jeder Genuss ist anders…ein tolles Essen hat seine Zeit, genauso wie die Massage und ein voll in der Blüte stehender Magnolienbaum, dessen Anblick man genießt.
    Es geht wohl eher um Intensität und Nachhaltigkeit.

    Jaaaa, endlich wieder.

    Leider nein, wie es früher war weiß ich nicht. Diese Stille im Kopf und ganz entspannt sein kenne ich leider nicht. Ich liebe Essen, leider esse ich immer wie bei einer Feuerwehr Übung, bin immer die erste die fertig ist. Von genießen kann dann leider nicht die Rede sein glaube ich

    Es ist ja auch immer einer Frage ab wann, was und wie, für einem Genuss ist.

    Nehmen wir mal Meditation, wo es ja auch einen Idealzustand der Ruhe gibt der uns vermittelt wird.

    in dem QiGong Kurs wo ich war gab es immer Qiong der Stille, also 20 Minuten im Kreis sitzen Augen zu und Ruh innerlich auch .

    Meine Gedanken kreisen da immer durch alle Themen , aber wenn ich 20 Minuten ruhig gesessen habe ohne dass es mich zu sehr gestresst hat , ist das doch auch schon was.

    Die Übung „stehen wie ein Baum“ ja was glaubt ihr denn???..natürlich gibt es auch im inneren ein „Oh guck mal ein Eichhörnchen“

    Vor einigen Jahren war ich mal bei einer energetischchen Massage , die war fast schon angenervt weil ich nicht abschalten konnte und .
    Da wird dann ADHS und nicht abschalten können ehr als spirituell nicht wachsen wollen gesehen.

    Was wir vergessen ist unser Hyperfokus also wenn der so richtig einschlägt dann schalten wir ja von allem ab und können den aber nicht genießen weil er uns nicht zugleich hinterher Probleme bereitet.

    Natürlich kann ich Dinge schon genießen aber ist halt immer ein Eichhörnchen dabei. Zum Glück sind Eichhörnchen süße Tiere und vielleicht hilft es mir mehr , wenn ich es einfach als treuen Begleiter meines Lebens sehe.

    Keiner bringt uns bei wie man mit all diesen Gedanken vielleicht auch einfach leben kann, jeder meint die müssen weg diese „zu viel Gedanken“.
    Die sind doch nicht alle schlecht diese Gedanken
    Keiner hat eine wirkliche Lösung dafür, natürlich helfen die Medis , zum Glück.

    Aber sag doch mal einen der Niesen muss…bitte jetzt nicht
    Aber sag doch mal einem der Durchfall hat, er soll er bitte nur ein bischen scheißen und später dann den Rest
    Aber sag doch mal einem, der soll mit offenen Ohren nichts hören also einfach aufhören zu hören
    Aber sag doch mal einem, der soll mit offenen Augen nichts sehen und ohne die Nase zu zu halten aufhören zu riechen.

    Was ist meine eigene Genussfähigkeit?
    Was meine ich wie ich genießen müsste, weil es so vermittelt wird.?

    Ein Mensch mit einem Fuß kann auch nur an einem Fuß eine Genußvolle Fußmassage bekommen, mehr geht nunmal nicht.


    :smiley: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol:

    Ich kann nicht geniessen weil meine Schuldgefühle wegen unerledigter Dinge mich daran hindern.
    Dabei wäre Geniessen wichtig um wieder Kraft zu tanken.
    Also Genussfenster einbauen und innerlich die Welt aussperren.
    Weil es bringt ja nichts Schuldgefühle zu haben.

    Bei Meditation fühle ich mich auch so, als ob ich mich auf die Strasse legen soll, Augen zu und aufkommende Angstgedanken (Autos) nur beobachten soll und nicht wertend vorbeiziehen lassen. :crazy_face::grinning_face_with_smiling_eyes:


    Und klappt es bei dir? Bei mir leider nicht, daher habe ich aufgegeben es zu versuchen zu meditieren.


    und selbst wenn man die Schuldgefühle abbaut, sind die unerledigten Dinge immer noch da. Jedoch ohne Schuldgefühle dann wohl neutraler???


    Ja das Bild beschreibt es echt gut , aber imaginär gesehen schon ein hilfreiches Bild um daran zu üben.
    Aber dies nicht Werten ist ja auch so schwer, weil die Emotionen ja schon Alarm geben , das ist für mich schon etwas mehr wie eine Wertung.

    Nun ja und Gedanken vorbeiziehen lassen wie Wolken , ist ja auch so ein Bild …aber wenn der ganze Himmel grau und bewölkt ist und kein Wind weht :wink: oder es so Turbowolken sind …
    Also so ein wunderschönen blauen Himmel mit sanft vorbeiziehenden Wolken bekomme ich nicht so ganz hin :wink:

    Ich denke, Genussfähigkeit geht erst bei Entspannungsfähigkeit, Letzteres ist sozusagen die Voraussetzung dafür.

    Und Entspannungsfähig braucht man definitv, um nicht irgendwann zusammenzuklappen, während Genussfähigkeit bei Enstannung irgendwann von selbst dazu kommen kann, oder?

    Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt?

    Was einen entspannt, kann ja individuell ganz unterschiedlich sein. Warum nicht Bewegung wie Radfahren, Fußmärsche oder „richtigen“ Sport genießen, wenn es enstpannt?

    Die Entspannung per Meditation etc. habe ich mir abgeschminkt. Und Achtsamkeit… naja, ehrlich gesagt habe ich grundsätzlich gar kein Problem damit, mich im Hier und Jetzt einfach meinen Gedanken hinzugeben, ohne irgendwelche Pläne für den Alltag zu schmieden. Vermutlich wäre ich der King of Achtsamkeit, wenn nicht immer diese Schuldgefühle im Hintergrund wären, dass doch noch so viele unerledigte Dinge… usw.

    Das ist doch das Hauptproblem: Dass ich Entspanungs- und Produktivitätszeit einfach nicht getrennt bekomme. Wenn da mal gelänge, wäre viel erreicht.

    Nun ja eigentlich sind wir ja voll achtsam , jedes Ding darf von uns Prokrastiniert werden und jeder Gedanke wird auch noch beachtet . :lol:

    Welcher Zen-Meister sagte mal:


    Du bist der Himmel und nicht das Wetter!
    Das Wetter ändert sich ständig, aber der Himmel nicht.

    Also stelle ich mir vor, ich bin der strahlend-helle blaue Himmel als konstante und alle Gedanken und Gefühle machen unter mir das Wetter.
    Was geht dem Himmel das Wetter an?

    Wenn ich in den Standby Modus (Träumen) gehe, ist das quasi eingebaute Achtsamkeit.
    Aber eher nach innen gerichtet.
    Sozusagen der FI-Schuzschalter kommt bei Überlast.

    Bei Meditation reichts wohl schon, wenn du alle deine Sofort-und-jetzt Impulse wahrnimmst, ohne sofort zu reagieren…
    Also Hirn von Hand abkuppeln oder zumindest ne Pause dazwischenlegen.
    Vielleicht wird dadurch aber der innere Druck grösser?
    Wer weiss das schon…

    Ich glaube, sich Schuldgefühle machen ist auch eine Form der Prokrastination.

    Das Schuldgefühl als Ablassbrief um ‚es nicht tun‘ zu müssen…:face_with_hand_over_mouth:
    Ich ‚tue‘ ja was.
    Genauso mit Ängsten.
    Ganz schön tricky das ganze!