Könnte er ADHS haben?

Hallo,
ich möchte keine Diagnose von euch bekommen, sondern eher eine kleine Einschätzung.
Es geht um unseren Sohn. Er ist 6 Jahre alt und bereitet und viele Probleme und Sorgen. Seit er ein Baby ist, war es immer schwierig mit ihm. Als baby hat er nachts viel geschrien und eine Zeit lang immer einen Nachtschreck gehabt. Er musste gepuckt werden und stark geschaukelt, damit er überhaupt einschlafen konnte. Mit 5 Monaten kamen Wutanfälle dazu. Die sind bis heute geblieben und unser Hauptproblem. Er wird sehr aggressiv, schreit, haut und schlägt mich oder seinen Bruder (seinen Vater aus irgendeinen Grund greift er eher selten bis gar nicht an, auch seiner kleinen Schwester würde er nie etwas tun). Er schmeißt dann auch schon mal etwas durch die Gegend oder tritt gegen Tische/Türen etc. Er schmeißt sich auf den Boden wie ein Kleinkind und rollt sich hin und her (auch in der Öffentlichkeit), wie ein Kleinkind. Im Kindergarten gibt es eigentlich keine Probleme, auser das er sich manchmal mit Händen und Füßen wehrt um nicht hinzugehen. Dort war er letztes Jahr schon in einer Vorschulgruppe (1x/Woche), fand es langweilig und wollte nicht so lange sitzen. Beim Tischdienst vergisst er scheinbar öfter mal was er machen sollte und lässt sich ablenken. In der Kita hat er 1/2 Freunde mit denen er spielt, sonst spielt er lieber alleine. Er kann, wenn er will, sich lange und gut alleine beschäftigen. Aber nur, wenn es seine Idee war bzw. es ihm gefällt (z.B. Lego).
Im Moment sind wir zur Reha, in der Hoffnung etwas Ordnung in den Familienalltag zu bekommen. Hier fällt mir einiges an ihm auf, worauf ich sonst vermutlich nicht so achte. Wenn ich mich mit ihm unterhalte, fragt er ständig nach, was ich vor 2 Sekunden gesagt habe. Er redet teilweise ununterbrochen, auch wenn es nur Quatsch und ohne Zusammenhang ist. Manchmal schreit er beim Spazieren einfach ein Wort ( KALT, HUUU, DÖP!).
Zudem stört ihn oft seine Kleidung. Die Socken haben einen Hubbel, die Hose ist nicht eng genug…
Er klagt oft über Bauch-Kopf-Beinschmerzen, körperliche Ursachen wurden ausgeschlossen. Der Kinderarzt sagte zu seinem Verhalten immer nur, dass alles in der Norm ist. Erziehungsberatung hatten wir auch schon mit dem Ergebnis, dass wir schon vieles richtig machen.

Ich könnte noch so viel mehr schreiben… aber ich habe jetzt schon so viel geschrieben.
Wir haben heute den ersten Termin hier auf der Reha bei der Psychologin. Ich hoffe, dass sie mir vielleicht schon eine Einschätzung geben kann.

Vielleicht könnt ihr mir aber von euren Erfahrungen berichten und mir eure Meinung sagen.
Ich bin langsam am Ende meiner Kräfte und würde gerne wissen, was mit meinem Kind los ist…

Vielen Dank fürs lesen.

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Es klingt auf jeden Fall nach einem oppositionellen Verhalten. Das kann verschiedene Ursachen haben.

Hast du schon einen Selbsttest gemacht?

Hier wäre einer:

Was du beschreibst, passt fast alles auch auf meinen Sohn! Der ist heute 27.

Auch die taktile Empfindlichkeit. Ausraster über viele Jahre.

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Genau so war es bei uns auch!! Und ich bin fast verzweifelt! Mein Kind und die ganze Familie hatten einen großen Leidensdruck und keiner der „Fachleute“ hatte es erst erkannt.

Ich empfehle dir den Selbsttest zu machen und dann einen Termin zur Diagnostik - Wartezeiten sind ohnehin oft lange.

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Vielen dank für den Test. Ich finde die aber schwer zu beantworten, weil sie oft auf die Schule bezogen sind. Und in der Kita scheint er sich zusammenzureißen, da klappt alles bis auf die beschriebenen Punkte sehr gut… bis wir ihn abholen. Dann lässt er sich anscheinend fallen.

Vorhin war ich bei der Psychologin. Sie will ein Auge drauf haben. Aber das ist im Moment schwierig, weil er nicht in die Kindergruppe möchte. Wenn er bis Ende der Woche nicht richtig mit macht, sieht sie keinen Sinn mehr weiter zu machen.

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Das Problem ist eben, dass er sich innder Regel in der Öffentlichkeit oder der Kita super zusammenreißen kann. Zuhause bekommen wir dann alles ab. Ich hoffe das wir die Reha bis zum Ende machen könenn und die Psychologin uns etwas empfehlen kann.

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Das ist häufig so, dass in der „Öffentlichkeit“ maskiert wird, was das Zeug hält, wodurch man leider auch manchmal nicht ernst genommen wird. In der Schule kippt das dann manchmal, weil die Leistung immer schlechter wird, und das Kind damit auffällt.

Was du schreibst, lässt mich intuitiv eher ans Autismusspektrum denken, oder vielleicht eine Kombination… aber das ist natürlich nur eine Idee. Vieles was du schreibst, ist hier ganz genau so, manches ist anders.
Auf jeden Fall würde ich dran bleiben und versuchen, Hilfe zu bekommen, es wird ja meist nicht einfach von alleine besser und je früher man Unterstützung bekommt, desto leichter ist es für alle Beteiligten. Ich persönlich finde, dass auch der Leidensdruck in der Familie dafür ein sehr guter Grund ist, selbst wenn es dem Kind vielleicht momentan dabei gar nicht soooo schlecht geht. Wenn aber alle anderen sich um es rum schlängeln, damit nicht der nächste Wutanfall getriggert wird, ist das auch keine gesunde Situation.

Also mir fällt da schon ein Verhalten auf, was nicht in der Norm ist (oder sein sollte).
Das des Kinderarztes.

Oppositionelles Verhalten kann dabei sein. Hier die ADHS-Symptome nach Alter:

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Das war bei unseren Kindern aber auch so. Die Erzieherinnen und Lehrer/innen hätten bei ihnen nie ADHS vermutet!

Das auffällige Verhalten spielte sich fast ausschließlich außerhalb von Schule oder Kindergarten ab. Wobei es natürlich ohne ADHS-Behandlung das Kind sehr viel Energie kostet, sich anzupassen.

Ansonsten könnte bei deinen Symptomen so Einiges für ADHS sprechen. Ob die Psychologin in der Reha die richtige Ansprechpartnerin ist, richtet sich danach wie viel Erfahrung sie mit ADHS hat. Falls sie es abwegig findet, heißt das nicht unbedingt dass es abwegig ist.

Danke, für deine Meinung. Ich bin eben die Symptomentwicklung durchgegangen und habe viel passendes gelesen. Die Erzieher in der Kita waren auch immer sehr überrascht, von unseren Problemen Zuhause. Auch die Großeltern konnten uns erst nach gemeinsamen Urlauben verstehen.
Ich werde wohl nach der Reha um eine Diagnostik bitten, egal was die Psychologie hier vor Ort meint. Die Problemen müssen ja so oder so angegangen werden. Ich hoffe nur, dass ich meinen Mann mit ins Boot bekomme. Er ist manchmal immer noch der Meinung oder hofft zumindest, dass es bald von alleine besser wird. Aber unser Sohn kommt nächstes Jahr zur Schule, bis dahin möchte ich gerne Gewissheit. Wenn es denn möglich ist…

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ADHS ist ein Spektrum, deshalb unterscheidet sich das von Mensch zu Mensch teils sehr. Einiges was du schreibst kenne ich von meinem Kind z.B. gar nicht.
Die allgemeinen Diagnostikbögen können da schon ein guter Anhaltspunkt sein auch wenn sich einiges eher auf Schulkinder bezieht. Man braucht diese Bögen sowieso und ich würde sie auch mal dem Kindergarten geben (Erzieher haben oft auch keine Ahnung was ADHS überhaupt ist). So ein Kindergartentag läuft auch je nach Konzept relativ „frei“ und unbeschwert ab so dass das tatsächlich manchmal wenig Relevanz hat. Da gibt es dann ganz andere Kinder die in ihrer Auffälligkeit einen ADHSler überdecken (ich bin Erzieherin).

Hast du auch schon darüber nachgedacht ob es jemanden in der Familie gibt auf den ADHS passen könnte? Mir selbst ist das erst nach der Diagnose bei meinem Kind aufgegangen dass meine Grundschulzeugnisse und ein paar andere Dinge dafür sprechen dass ich auch dazu gehören könnte.
Ich finde es auf jeden Fall richtig dass du dran bleibst um abzuklären was da los ist. Für eine Frühförderstelle seid ihr recht spät dran, möglicherweise ist es aber noch eine Chance einen anderen Blick aufs Kind zu bekommen.

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