Koffein Rebound

Hallo allerseits. :winken

Ich habe mich extra für diese Frage im Forum angemeldet, da ich von Ärzten nur belächelt werde, wenn ich dieses Thema anspreche.
Ich versuche auf den Punkt zu kommen, was nicht so meine Stärke ist.

Vorab: ADS-Diagnose 2019 (bin jetzt 32 Jahre alt) → Komorbititäten soz. Phobie / Borderline PS (?) / rezidivierende Depression
Medikamention 300mg Bupropion vorrangig als Antidepressivum (keine zufriedenstellende Wirkung)

Ich habe natürlich Probleme in sämtlichen Lebenslagen und Situationen aber eine Sache beschäftigt mich schon seit Jahren.
Und zwar der (anscheinende aber von Ärzten angezweifelte) Zusammenhang zwischen meinem Koffeinkonsum und wiederkehrenden Depressionen.

Es verhält sich folgender Maßen:

Angenommen ich trinke jeden Tag etwa zu gleichen Zeiten verteilt über den Tag 3 Tassen schwarzen oder grünen Tee, dann merke ich außer morgendlicher Kommunikations- und Antriebsprobleme eigentlich keine nennenswerten Stimmungsschwankungen. Übertreibe ich es an einem Tag aber mit der Koffeinzufuhr (zb 2 Tassen Tee mehr oder zusätzlich ne halbe Tafel 70%ige Dunkle Schokolade), kann ich die Uhr danach stellen und bekomme am darauffolgenden Tag extreme Antriebsprobleme/Unruhe/Konzentrationsprobleme und mittel bis schwere Depressionen.
Sobald ich wieder Koffein konsumiere bessern sich die Symptome schlagartig und auch die Depression verschwindet und es wird wieder klarer in meinem Kopf.
Die gleiche Symptomatik bekomme ich wenn ich anstatt der 3 Tassen Tee nur 1 oder 2 trinke.

Ich hab schon mehrmals versucht einen Koffeinentzug durchzuziehen aber jedesmal nach spätestens 2 Tagen abgebrochen, da die Symptome (vor allem die Depression) zu extrem werden. Schon 1 Tasse Schwarzer Tee oder 2 Stück sehr dunkle Schokolade und mein Zustand normalisiert sich.

Ich nehme auch schon lange keine illegalen Substanzen mehr zum Feiern, da mein Hangover einfach zu extrem ist. Andere sind ein paar Tage einfach etwas platt aber ich bekomme immer diese extremen Einbrüche und Konzentrationsschwierigkeiten.

Wenn ich das Koffein-Problem PsychiaterInnen erkläre, werde ich nur belächelt und mir wird gesagt da gibt es keinen Zusammenhang, da Koffein gar nicht so stark wirkt um solche Rebound-Symptome zu erzeugen.

Bilde ich mir das echt ein oder kennt jemand ähnliche Probleme im Zusammenhang mit Koffein oder Psychostimmulanzien? Die Vorstellung, dass Tee und dunkle Schokolade so einen starken Einfluss auf meine Psyche haben soll lässt mich natürlich zunehmends an meiner Wahrnehmung zweifeln.

Vielen Dank schon mal für eure Antworten :wink:

Hallo,

doch, Koffein(entzug) kann das bewirken, was du schreibst. Einfach mal googlen.

Ich hatte im Sommer wochenlang auf Kaffee verzichtet und war total antriebslos und müde. Ich las dann, dass ein Koffeinentzug sogar mehrere Monate dauern kann! Mit verschiedensten Symptomen. Manche bekommen schon Kopfschmerzen, wenn sie einen Tag lang keinen Kaffee trinken. Seitdem ich wieder Kaffee trinke, geht es mir besser.

Nicht vergessen: wir ADHS-ler sind auch in aller Regel auch viel sensibler als der Durchschnitt.

Hi

Willkommen im Forum.

Ich finde es grundsätzlich falsch, wenn man von Fachpersonen belächelt wird. Sie sollten dich ernst nehmen. Es gibt bestimmt auch Fachbereiche wo du dich besser auskennst und sie würden bestimmt auch nicht gerne belächelt werden.

Bei mir löst Koffeinentzug auch relativ starke Entzugserscheinungen aus: Kopfschmerzen, extreme Schlappheit, Gereiztheit und so weiter. Auch ein Stimmungstief kann ich mir gut vorstellen.

Aber es „löst“ bestimmt nicht eine Depression aus. Aber es könnte eine bestehende schon verschlimmern.

Ich bin mir aber sicher, dass du nach 3 Tagen das schlimmste überwunden hättest und allerspätestens nach 14 Tagen spürst du keinerlei Effekte mehr, weil der Koffein Entzug vorbei ist.
Das kann ich dir aus unzähligen Selbstversuchen bestätigen. Ich liebe Kaffee wirklich sehr sehr sehr sehr. Aber immer wieder höre ich damit auf. Es triggert halt mein Reflux und allerlei Psychosomatische Beschwerden.

Ich würde sowieso keinen sofortigen Koffein Entzug machen, sondern ihn ausschleichen. 2 Wochen 2 Tassen pro Tag, danach 2 Wochen 1 Tasse pro Tag… und so weiter. Damit habe ich keine Probleme.

Du kannst sogar Koffein als Pulver kaufen und seeehr langsam ausschleichen. Zum Beispiel Koffeinfreier Kaffee zubereiten und Koffein als Pulver beimischen und alle 3 Tage um 3g reduzieren.

Ich denke, dass bei dir die Entzugserscheinungen zwar existieren, aber deine Psyche (Angststörung? Psychosomatisch?) verstärkt es extrem.

Hallo Prinzmi und herzlich willkommen,

ich denke, es gibt keinen Grund dich zu belächeln. Und warum du einen Koffein-Entzug machen solltest, verstehe ich auch nicht, vorausgesetzt du nimmst keine medikamentösen Stimulanzien, siehe unten.

Wenn ich dich richtig verstehe, hast du die unangenehmen Rebounds nicht, wenn du bei deinen drei Tassen Tee am Tag bleibst. Das solltest du dann auch tun und dich nicht mit Entwöhnungsversuchen quälen.

Aber warum denn eigentlich hast du offenbar nie richtige ADHS-Medikamente, also insbesondere Methylphenidat (Ritalin, Medikinet) oder Amfetamin (Elvanse, Attentin) bekommen? Das wirkt doch viel besser auf ADHS-Symptome - und vermutlich auch Depression, wenn jetzt das Koffein darauf Einfluss hat.

Ich trinke übrigens, seit ich Methylphenidat nehme, (fast) keine koffeinhaltigen Getränke mehr, es verträgt sich nicht miteinander, bei mir jedenfalls.

Aber das ist auch nicht schlimm, weil es ein sehr guter Tausch war. Vorher hatte ich auch schwarzen Tee getrunken, kannenweise und stark!

Danke für eure Antworten.

Wieso ich bis jetzt noch keine „richtigen“ Medikamente gegen die ADS-Symptomatik bekommen habe. Liegt wahrscheinlich daran, dass die Diagnose ziemlich frisch ist. Außerdem an der Borderline Diagnose und meinen aufrichtigen Angaben zu meinem früheren Wochenend-Feier-Konsum. :?

Strattera wurde anfangs versucht aber mit den Nebenwirkungen kam ich gar nicht klar.
Ich hab das Gefühl, mir wird der Umgang mit Methylphenidat oder Elvanse nicht zugetraut, was natürlich Quatsch ist. Außerdem musste ich in letzter Zeit durch Umzug ect. oft die Ärzte wechseln.

Das mit dem Koffein werde ich weiter beobachten. (Vielleicht beobachte ich es aber auch zuu sehr!)
Koffein hat halt enorme Auswirkungen auf meine Psyche, was Konzentration und Stimmung angeht. Mehr als bei den Leuten die ich so kenne.

Vielleicht fokussiere ich mich aber auch zu sehr darauf oder aufgrund der emotionalen Instabilität triggert mich die Lethargie irgendwie an und meine Laune und Antrieb stürzten so sehr in den Keller, wenn die Wirkung nachlässt.

Für mich fühlt es sich an wie die beschriebenen Rebound-Symptome welche von einigen Methylphenidat-Nutzern beschrieben werden, nur halt ziemlich krass. Mir fällt es dann zum Beispiel super schwer mir die Schuhe und Jacke anzuziehen und die Wohnung zu verlassen, weil mich das konzentrationstechnisch total überfordert und alles frustet. Klingt lustig aber in der Realität ist das anstrengend und hinderlich.

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Es ist interessant zu lesen, wie unterschiedlich sich Koffein auf Adxsler auswirkt.
Eine Tasse macht mich zittrig, zwei/ drei noch mehr, aber die Konzentration stimmt. Ab drei Tassen werde ich extrem apathisch und mies gelaunt, fast depressiv.

Sonst bist du der dritte User hier, dem eine entsprechende und angemessene Behandlung verweigert wird aufgrund ehemaligem Drogenkonsum. Ich finde es unverschämt und ich würde mich da an die Ärztekammer wenden und/ oder mir schnell einen neuen Arzt suchen.

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Hallo und Willkommen hier,

es kann auch sein das du einfach sensibler auf Koffein reagierst als andere oder dass bei dir eine Starke Selbstwahrnehmung/Körperwahrnehmung vorliegt, die dich in ein Stimmungstief drückt bzw. du einfach durch deine relativ Frische Diagnose dich viel zu sehr Selbst beobachtest und dich in vieles reinsteigerst was auch Energie fordert…

Wenn dir Koffein hilft dort wieder raus zu kommen und deinen Alltag zu bewältigen, sehe ich dahingehend auch keinen Grund für einen Entzug welcher dir zusätzlich noch Kraft und Antrieb abverlangt…

Viel mehr solltest du so schwer das auch fallen kann, dir ein wenig Zeit nehmen und moderates Kraft Training/Sport machen, dieser wirkt manchmal Wunder und Hilft dir und deinen Körper sich auszugleichen und hebt die Stimmung ebenfalls. LG

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so ein monatelangen entzug hatte ich nach absetzen von mph…ich habe monatelang nix mehr auf die reihe bekommen… als ob mein gehirn total matschig wäre…mein adhs kommt mir nach meiner mph-lebensphase schlimmer vor…
jetzt habe ich angefangen elvanse zu nehmen, und es geht mir besser… hoffentlich mache ich mit elvanse mein hirn nicht noch mehr zu matsch…

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ich glaube dir. ich bin auch sehr sensibel auf koffein, und kann mir das was du sagst sehr gut vorstellen.
vergiss die studierten „experten“, welche dich belächeln. die kennen meist nur die herrschende meinung und finden alles andere abseits absurd.
versuch einfach, das beste für dich zu finden und hör auch auf dich selber und nicht nur auf diese „experten“.

Ich habe auch eine Koffeinfrage, will dafür aber nciht unbedingt einen neuen Thread aufmachen. Sollte die Frage zu weit weg sein von diesem Thread könnte ein Admin daraus ja einen neuen Thread machen.

Ich bin ein noch undiagnistizierter ADHSler eventuell Subtyp I. Koffein macht mich nicht munter und verursacht bei mir auch keine Schlafstörungen. Müde macht es mich aber auch nicht.

Koffein kann zwei Wirkungen auf mich haben und ich kann nicht vorhersehen wann welche Wirkung eintritt. Ich trinke oft (aber nicht jeden morgen) 250ml Kaffee und zwar Espresso aus der Espressokanne. Also eine Dosis die bei so manchen neurotypischen Menschen Herzrasen verursacht.

Wirkung 1 ist wie wenn ich Amphetamine konsumiere nur schwächer und kürzer, also ich bin fokussiert und entspannt. Was ein ziemlich angenehmes Gefühl ist wenn man sich sonst kaum konzentrieren kann und innerlich immer unter Strom steht.
Wirkung 2 ist dann eher das Gegenteil, ich werde extrem angespannt, fast Angstzustände, und eher destruktive Gedanken.

Wieso kann ein und die selbe Substanz so unterschiedlich bei mir wirken. Kann ich das irgendwie steuern?

Wenn ich bald diagnostiziert bin und entsprechende Medikamente bekomme werde ich aber vermutlich ohnehin auf Koffein verzichten können.

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Hallo, bin über Google hier gelandet. Da das anderen bestimmt auch so geht, antworte ich mal auch wenn der Thread bisschen älter ist :sweat_smile:

Deine Erfahrung ließe sich relativ gut erklären durch neuere Erkenntnisse zu zusammenwirken von Biorhythmus und Koffein:
der Körper schüttet zyklisch Stresshormone aus z.B. nach dem Erwachen. Danach folgt eine Phase mit weniger Hormonausschüttung und so wechselt das über den Tag hinweg. Deswegen haben viele auch ein mittagstief und danach ein zweites Konzentrationshoch.

Da gibt es jetzt bessere und schlechtere Zeitpunkte Kaffee zu trinken zB wird empfohlen nicht nach dem aufwachen zu trinken, weil sich dann der Effekt von Koffein mit dem Effekt der aufwach-stress hormone überschneidet. Dies könnte zB bei dir der Fall sein, wenn du die schlechte Wirkung hast.

generell ist Koffein eigentlich eher besser darin Müdigkeit zu verzögern als wachheit zu erzeugen. Also könnte man zB probieren vormittags/mittags, wenn man noch wach ist, Kaffee zu trinken für ein späteres mittagstief.

Hier mal eine Quelle dazu Genuss: Wann ist der perfekte Zeitpunkt für den ersten Kaffee des Tages? - [GEO]
kannst dir natürlich auch die Studie raussuchen :slight_smile:

Wie der Unterschied von neurotypisch zu adhs dabei aussieht: keine Ahnung. Studien beziehen sich vor allem erstmal auf neurotypisch. Aber heißt ja nicht, dass es nicht zumindest ähnliche Zusammenhänge für adhsler gibt :slight_smile:

LG

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