Hallo alle zusammen,
seit Tagen, eigentlich Wochen, recherchiere ich zu meiner Problematik und so richtig schlau bin ich nicht geworden. Nun schreibe ich in der Hoffnung, dass hier irgendein Medikamenten-Nerd anwesend ist.
Das Problem in aller Kürze: Ich habe innerhalb der vergangenen 3 Wochen ein langjähriges anderes Medi abgesetzt (Quetiapin) und mit Medikinet angefangen. Weil ich mich unter Medikinet gar nicht gut fühlte, habe ich es wieder abgesetzt. Trotzdem fühle ich mich nach wie vor nicht gut, es sind auch Erkältungssymptome dabei. Und ich habe keine Ahnung was genau das jetzt ist (die Quetia Absetzsymptome? Wars das Medikinet? Was ganz anderes?) und was ich machen soll. Beim Arzt war ich schon, aber als er hörte, dass das Quetiapin zu dem Zeitpunkt zwei Wochen raus ist, war für ihn klar, dass es das Quetiapin nicht sein kann.
Und hier die Langversion:
Ich nehme seit gut 5 Jahren Quetiapin (Neuroleptika), Venlafaxin (AD) und seit kurzem erst Lamortrigin weil man bei mir von einer bipolaren Störung ausging. Bis vor ca 4 Monaten. Jetzt ist es die Kombi Adhs und Borderline.
Mir wurde also gesagt, dass wir gerne mit ADHS-Medis anfangen können, aber nur, wenn wir die anderen Medis reduzieren oder ausschleichen, da sie ja für Bipolar wären, was ich gar nicht hätte.
Ich stimmte zu, da ich sehr sehr sehr große Hoffnung in die ADHS-Medis hatte. Und mir überhaupt keine Gedanken darüber machte, inwieweit mir ein Absetzen der anderen Medis schaden könnte.
Zuerst wurde alles wochenweise reduziert. So kam ich von Quetiapin 150mg auf 50, Venlafaxin 150 auf 75 und Lamortrigin 100 auf 25.
Schließlich wurde vor drei Wochen Quetiapin ganz weggelassen, also von 50 auf 0. Das Venlafaxin soll erstmal drin bleiben.
In der ersten Woche ohne Quetiapin hatte ich schlimme Absetzerscheinungen: Mir war übel, ich war kraftlos, ich hatte Heulkrämpfe und ging emotional total auf dem Zahnfleisch, hatte auch einen kompletten Ausraster und war danach Tage erstmal richtig erschöpft.
In der zweiten Woche ohne Quetiapin nahm ich zum ersten Mal 10mg Medikinet. Als das fortgeführt wurde, fiel mir auf, dass meine sonstigen sehr extremen Emotionen so krass runtergefahren waren, dass ich mich selbst kaum wiedererkannte. Von dem Ausraster in der Woche zuvor war ich so weit weg, wie man nur sein konnte. Alles irgendwie egal und nicht so wichtig. Das machte mich dann doch traurig. Außerdem setzte eine krasse Erschöpfung ein, meine Nase lief, ich hatte Kopfweh.
In der dritten Woche ohne Quetiapin bekam ich 20mg Medikinet. Die Emotionslosigkeit wurde noch stärker. Ich beschloss, dass ich so nicht leben will, ging zum Arzt und wir setzen Medikinet ab. Außerdem wurde auch das Lamotrigin komplett abgesetzt. (Dazu muss gesagt werden, dass es nicht der Arzt ist, der mich durch den gesamten Absetzprozess vorher begleitete, da der Absetzprozess stationär erfolgte). Ich merkte schon am nächsten Tag, dass meine Emotionen wieder stärker da waren und ich mich besser fühle. Oder wollte ich es nur und das war Placebo??
Nun sind weitere vier Tage vergangen und ich fühle mich nach wie vor komisch. Sehr Kraftlos, meine Nase läuft, ich bin lichtempfindlich, habe weniger Appetit, dazu kommt eine Unruhe in mir, die ich körperlich spüre. Auch emotional bin ich weiterhin leicht abgeschwächt. Und geistig! Meine Formulierungen sind nicht mehr so gut, mein Wortschatz vom Gefühl her eingeschränkt. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das „nur“ eine Erkältung sein soll.
Ich mache mir große Sorgen, dass der ganze Ausschleich- und Umstellungsprozess ein Fehler war. Ich habe Angst, dass jetzt nach drei Wochen noch immer Entzugssymptome vom Quetiapin sind (und dass diese Symptome noch Monate, wenn nicht länger, anhalten), nachdem ich mich belesen habe, wie krass das Medi in das Zentrale Nervensystem eingreift. Es blockiert ja auch Dopaminrezeptoren. Ich denke, dass vielleicht die Kombi Rezeptoren wieder offen durch weglassen von Quetiapin und das Medikinet, das ja die Dopaminausschüttung verstärkt, einfach zu viel war - und Medikinet vielleicht doch was für mich sein könnte, ohne diesen Quetiapin-Absetz-Faktor? (Hier ist ein bisschen Hoffnung).
Oder bin ich einfach nur erkältet?
Oder Oder oder.
Meine größte Sorge ist aber die, dass ich durch das Absetzen meinem Gehirn und meiner Gesundheit nachhaltigen Schaden zugefügt habe für eine Hoffnung (Medikinet), die sich als falsch erwies.
Ich schwanke zwischen: Quetiapin einfach wieder nehmen in der Hoffnung, dass es mir dann wieder gut geht, Abwarten und natürlich viele, viele Sorgen machen,
Ich danke allen, die bis hierher durchgehalten haben und vielleicht hat ja irgendeiner einen Tipp oder ähnliches erlebt
Danke!
Eure Polly