Konzentrationssteigerung, kognitive Selbsttherapie und Selbstregulationstraining

Hallo zusammen,

ich hab ja schon einiges an Medis durch (MPH, Guanfacin, Valproat, Atomoxetin, Buprion … Ich weiß gar nicht mehr, was ich alles genommen und kombiniert habe). Mit Atomoxetin komme ich bzgl. meiner ersten Hauptsymptomatik Impulsivität am besten klar. Hab da auch in Relation die wenigsten Nebenwirkungen. Andere wirkten da gar nicht oder verschlimmerten es sogar.

Bei meiner zweiten Hauptsymptomatik Konzentrationsschwierigkeiten iVm mit sich nicht Zeit lassen für eine Arbeit, muss immer alles schnell schnell gehen, Zack Zack, Zahlen ballern, was dann eben leider sehr fehlerlastig ist, habe ich nach all den Jahren noch immer nichts (gefunden), was mir nachweislich, effektiv, spürbar bei Konzentrationsschwierigkeiten hilft. Mittlerweile würde ich dafür auch echt viel Geld ausgeben, wenns denn nur hilft.

Daher bin ich für jeden Hinweis sehr dankbar!

Auch beschäftigen mich folgende Themen:

  1. RSD
  2. koginitive Verhaltenstherapie
  3. kognitive Selbstregulation

zu 1. da wurde mir gesagt, dass da eine Gruppengesprächstherapie hilft. Die ADHS-Gruppe, die es hier mal gab … wie das Wörtchen „gab“ schon sagt, gibts die nicht mehr.

zu 2. und 3. gibts da nachweislich, effektive Methoden, Mittel, Wege, wie man das selbst alleine zu Hause mit Apps, online, mit Büchern … „machen“ kann?

Danke Euch vielmals.

Schönste Grüße

DU

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Wofür steht denn RSD?

Rejection sensitive dysphoria

Ablehnungsempfindliche Dysphorie (RSD ) ist eine extreme emotionale Empfindlichkeit und ein Schmerz, der durch die Wahrnehmung ausgelöst wird, dass eine Person von wichtigen Personen in ihrem Leben abgelehnt oder kritisiert wurde.

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Danke!

Hallo @Benutzer123, :slight_smile:

schade dass bei dir Medikamente leider keine Möglichkeit waren/sind.
Umso „schwerer“ wird auch die Umsetzung von dir genannter Thematik.

1. Tipp: Therapie
Geh auf jeden Fall zu einer Therapie, ich bin aktuell auch in Therapie, folgende Bereiche kann man auch ohne Medikation durch eine Verhaltens/Gesprächstherapie lösen.

  • Selbstachtsamkeit (sehr wichtig, für die Reflektion, Beurteilung eigener Verhaltensweisen)
  • Umgang mit Ängste/Sorgen (Stressreduktion, Grübeleien)
  • Selbstaktzeptanz (Selbstzweifel und Schuldgefühle vermindern)
  • Verständnis der eigenen Gefühle und Emotionen einer dritten Person

Das sind meiner Meinung nach die wichtigsten Punkte, die man ohne Medikamente in einer Therapie angehen sollte, damit man mit sich selbst und der Umwelt zufrieden/glücklich ist.
Diese Punkte sind mit Sicherheit auch Ursache einiger Verhaltensmuster und Konzentrationsschwierigkeiten.

PS: Ich fahre mit diesem Therapieplan sehr gut :wink:

2. Tipp: Vergesslichkeit
Schreibe dir wirklich jede Kleinigkeit in den Kalender am Handy.
Das habe ich mir über die Jahre angewöhnt. Seitdem vergesse ich viel weniger wichtige Dinge und habe eine gewisse Grundstruktur in meinem Leben bekommen.
Auch soziale Erinnerungen wie z.B Dankbarkeit, Freude und Glück oder Geschenke für die Partnerin habe ich mir in den Kalender als Wiederholung angelegt, um die fehlende Motivation und Antrieb durch Erinnerungen auszugleichen. :blush:

3. Tipp: Finanzen
Finanzielle Probleme oder Impulsive Käufe habe ich mit der APP „Finanzguru“ besser im Blick und kann mir am Ende des Monats besser einen Überblick über Fehlkäufe oder damit „Leben über dem Standard“-Verhalten entgegenwirken.
So dass man nicht immer nur von Monat zu Monat lebt. Sparen ist ja auch teilweise ein großes Problem mit ADHS, da habe ich mir Konten angelegt wo automatisch Geld überwiesen wird, wo ich selbst aber kein Geld abheben kann, sonst würde ich das immer wieder zurückholen. :smiley:

4.Tipp: Konzentration/Motivation
Da kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass ist mit Sicherheit einer der schwierigsten Punkte ohne Medikation.
Hier kann ich je nach Berufsfeld sagen, teile dir große, langwierige und schwierigen Aufgaben, in vielen Teilschritten auf, damit du öfter dein Belohnungssystem erfüllst. Grundsätzlich muss natürlich ein Grundinteresse in allen Dingen bestehen die man tut, damit man überhaupt einen Funken an Aufmerksamkeit bekommt.
Ich habe einige Berufe durch, viele Arbeitgeber, und habe nun das perfekte Umfeld neben der Arbeit gefunden.
Umfeld und Setting für ADHSler auch sehr wichtig und kann zu einer besseren Leistung und Motivation im Beruf führen. :muscle:t2:

5. Tipp: Gefühle/Emotionen
Ich habe mich früher emotional und gefühlsmäßig oft vergessen oder vieles verdrängt.
Gleichzeitig waren meine Handlungen immer sehr egoistisch und profitorientiert.
Emotionen/Gefühle anderer waren nie wichtig und wurden oft nicht wahrgenommen.
Das ist ein Mindset Thema, Routine und Übung.
Viele Affirmationen am Morgen oder Abend, welche Mindset Gedanken richtig und wichtig sind.
Hier unterstützt eine Verhaltenstherapie extrem.
Achtsamkeit auf eigene Gefühle, beschäftige dich bewusst mit deinen Gefühlen und gehe diesen nicht aus dem Weg, auch wenn unangenehm.
Nehme dir die Zeit und Ruhe die du brauchst, Menschen die dich gerne haben, sollten dich verstehen. :innocent:

6. Tipp: Partnerschaft
Akzeptanz und Bereitschaft seinem Partner entgegenzukommen.
Kein Mensch ist perfekt und hat seine Schwierigkeiten.
Dein Partner sollte dich so akzeptieren wie du bist.
Trotzdem muss von deiner Seite aus Bereitschaft vorhanden sein, an Schwierigkeiten zu arbeiten und dem anderen seine Grenzen zu tolerieren.
Viel Kommunikation um Verständnis zu erreichen. :wink:
Hatte einige Beziehungen, alle haben mich nicht angenommen, es gab nur Drama.
Meine jetzige Partnerin bringt Geduld und Verständnis mit, somit läuft es auch um einiges besser.

Ich hoffe ich konnte dir etwas weiterhelfen.
Bin gerade auf Medikation, sonst hätte ich so einen Text nie schreiben können. :smiley:

Viele Grüße
Chris

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Welche Medis hattest du denn genau?
Wie eindosiert?
Hattest du Koffein weggelassen?

Hallo @crizzledizzle ich persönlich finde Deine Tipps hier echt Super, Respekt und Hut ab vor Dir.
@Benutzer123 ich bin ja mittlerweile schon seit bald 3 Jahren ohne Medikamente unterwegs.
In meinem Fall hätte ich das aber nicht geschafft wenn ich nicht zuerst meine schweren Depressionen in Angriff genommen hätte, denn solange ich im Sumpf meiner Depressionen fest gesteckt hatte, war das natürlich zusätzlich zu meinem damals stark ausgeprägtem Adhs, eine extreme Belastung für mich.
Aber hätte ich nicht alle Kraft zusammen genommen um aus meiner damaligen schlechten Lebens Situation wieder raus zu kommen, dann würde ich dort heute immer noch feststecken, und wer weiss was da in der Zwischenzeit noch alles auf mich zugekommen wäre wenn ich mich nicht endlich darum gekümmert hätte dort weg zu kommen wo ich damals fest sass.
Jedenfalls hatte ich aber natürlich auch Unterstützung von meinem Freund und meinen erwachsenen Kindern, und ausserdem hatte ich hier im Forum auch immer wieder moralische Unterstützung von sehr lieben Menschen.
Jedenfalls war es aber ein langer und steiniger Weg, was ich aber unbedingt auch noch sagen muss ist das bei mir persönlich mein Adhs damals ja durch extremen Stress in meinem Leben sozusagen total „angeheizt“ wurde, ausserdem hatte meine starke Depression Quasi zusätzlich meine Symptome ins hunderfache verstärkt.
Zeitweise war es so schlimm, dass ich kaum noch klare Gedanken fassen konnte, denn wenn man Depressionen hat, dann lebt man im Prinzip in einer dauerhaften Nebel Welt, nur ganz selten schaffen es da mal ein paar Sonnenstrahlen durch.
Aber ich schweife ab, jedenfalls kann man es auch ohne Medikamente schaffen, was wichtig ist ist das man keine Depressionen mehr hat, falls das der Fall ist muss man da unbedingt zuerst raus kommen.
Und dann nie mehr extremem negativem Stress aussetzen als es unbedingt nötig ist, denn das Nervenkostüm ist ja eh schon sehr dünn.
Ich weiss, leichter gesagt als getan und ich kann hier ja auch nur meine persönliche Situation und Erfahrungen schildern.
Jedenfalls muss ich persönlich pingelig darauf achten das ich sämtliche negativen Reize bei mir auf ein absolutes Minimum reduziere, nicht umsonst bin ich eine überzeugte Minimalismus Anhängerin.
Anderseits darf es auch nicht langweilig werden, man sollte also unbedingt etwas finden wo für positive Gefühle sorgt, zum Beispiel Sport oder ein schönes Hobby, und wenn möglich viel die Natur und unbedingt auf genügend Schlaf achten, und wichtig ist auch positive geistige Nahrung, einfach alles was einem selbst gut tut, dass kann auf jeden Fall nur helfen.
Wichtig ist auch das man an seinem Selbstwertgefühl arbeitet, deshalb helfen mir persönlich zum Beispiel auch wirklich Achtsamkeit Übungen sehr gut.
Auch wenn ich mich nicht täglich oder „stur“ daran halten kann, so spüre ich trotzdem eine mentale Verbesserung, mir hilft sowas wirklich.
Aber trotz allem muss man sich bewusst sein „ganz weg gehen“ wird das Adhs nie, egal ob man Medikamente nimmt oder nicht, dass Adhs gehört halt einfach zu einem, und das muss man akzeptieren.
Und es wird Phasen geben in denen es einem wieder schlechter geht, aber eben: es sind Phasen, und die gehen auch wieder vorbei, danach kommen dann wieder die besseren Phasen, im Prinzip das was jeder Adhs’ler kennt, dieses rauf und runter.
Aber mit der Zeit kann man lernen besser damit umzugehen, jedenfalls ist es bei mir so.
Es ist also durchaus möglich ohne Medikamente klar zu kommen, aber eben so Hoppla Hopp geht das nicht, und ein Patent Rezept dafür gibt es leider auch nicht da nun mal jeder Mensch anders ist.

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Ich hatte oben ein paar erwähnt. Ich glaube, das waren alle. Aber ich weiß halt nicht mehr, wann, was, wie viel, wie miteinander kombiniert …

Koffein ist son Thema, einerseits pusht es mich, ich kann wie im Tunnel arbeiten, mich gut fokussieren … meine ich zumindest. Ich bin dann aber wohl zu getunnelt, dass ich wiederum zu schnell arbeite, dann Fehler mache …!? Und Koffein lässt mich einfach nicht schlafen. Von ner Dosis Koffein morgens spüre ich noch abends und nachts was. Koffein lässt mich andererseits aber auch noch ungeplanter werden, 1000 Dinge anfangen, hin- und herspringen zwischen den Aufgaben … Ganz komisch! Jedenfalls ist Koffein nicht gut für mich.

Mochmal: hattest du bei der Medikamenteneinnahme Koffein zu 100 %konsequent weggelassen?

Nein. :-/ Würde aber sehr ungern von vorne anfangen! :cry: Auch, weil ich mich mit Ato gut fühle bzgl. Impulsivität.

Hallo @Benutzer123 ,

ich sprech jetzt einfach mal von meinem Fall:

Ich hab eigentlich auch alles an Symptomen was du so darstellst.

Allerdings habe ich bisher nur Elvanse ausprobiert, weil wir da vermutlich bei mir damit einen Volltreffer aufs erste Mal gelandet haben.

Was bei mir allerdings trotzdem wichtig ist und was zum Glück auch meine Therapeuten erkannt haben: Auch wenn ich quasi fast alle Symptome durch die Bank für ADHS erfülle, so kommt doch eben nicht alles nur von ADHS bei mir sondern eben vieles auch aus meiner frühen Kindheit, dass ich eben so viel Ablehnung DURCH mein ADHS erhalten habe und das dann auch erst mir so die richtig schmerzhaften Wunden, die ich bis heute nicht angehen konnte.

Daher mache ich auch Verhaltenstherapie mit „tiefenpsychologischen Einflüssen“ mit eventuellem Ausblick auf eine „richtige“ tiefenpsychologische Therapie, weil sich mein Cluster an Problemen einfach nicht ausschließlich oder nur ziemlich begrenzt mit Problemen aus der Gegenwart erklären lässt. Und da helfen leider auch kaum Medikamente langfristig, weil diese Probleme aufgearbeitet werden müssen.
Zudem werde ich nächstes Jahr auch eine stationäre Schematherapie machen, solang sich der Plan hierfür nicht ändert.

Wenn du also vielleicht auch nicht die „einfachste“ Kindheit hattest (ne schwierige Kindheit gehabt zu haben heißt übrigens nicht zwingend, sich an eine schwierige Kindheit erinnern zu können. Bei mir ist erst im Rahmen meiner ersten Therapie wieder ziemlich viel an Erinnerungen zu meiner Kindheit gekommen, bei weitem nicht alles, aber ich konnte mich zuvor an mehrere Jahre fast garnicht mehr erinnnern), dann könnten vielleicht solche Therapieverfahren für dich auch interessant sein.

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Joah…
…dein Leben :wink: