Kopfschmerzen außerhalb der Wirkzeit von Elvanse - Unterdosierung/Überdosierung?

Hallo zusammen,

ich habe nach langem Lesen und Durchforsten der Threads über die Suchfunktion nun doch entschieden, einen neuen zu erstellen - meine Fragezeichen lösen sich nicht auf. Gleichzeitig ist das hier mein erster eigenständiger Beitrag, also vielleicht kurz zu mir: ich (W27), habe meine ADHS-Diagnose (unaufmerksamer Typ) im Herbst letzten Jahres erhalten und im Dezember mit meiner Medikation gestartet.
Als Studentin war es für mich irgendwann nicht mehr tragbar, ständig abgelenkt zu sein von meiner Umgebung, mich nicht konzentrieren zu können und auch die Tage an der Uni in Vorlesungen als extrem kräftezehrend zu empfinden. Dazu kam diese unerträgliche Tagesmüdigkeit - wenn ich mich mittags nicht hinlegte, wurde mir so schlecht und komisch, dass ich das Gefühl hatte, auf der Stelle einzuschlafen, egal wo ich war und was ich gerade tat. Ständig von Geräuschen, Gerüchen und meiner Umgebung reizüberflutet zu sein, war so anstrengend, dass ich nach zwei Vorlesungen und der Bahnfahrt nach Hause erst mal im dunklen Raum schlafen musste.

Durch meine Endometriose bin ich häufiger erschöpft und dachte lange, die Symptome kämen davon. Eine Depression liegt ebenfalls vor, weshalb ich einfach davon ausging, dass die Kombination aus Depressionen und der chronischen Erkrankung der Grund für meinen „Zustand“ sind. Letztlich merke ich aber, dass meine Beschwerden und mein Befinden insgesamt besser wurden, als ich mit Stimulanzien anfing.

Meine Psychiaterin empfahl, mit Medikinet Adult einzudosieren, da hier die 5mg-Kapseln eine sehr kleinschnittige Eindosierung ermöglichen. Anfangs war der Effekt groß, allerdings taten die 10mg am Morgen bereits nach 14 Tagen nicht mehr so viel und ich habe dann die erste Dosis entsprechend aufdosiert. Bei 20-10-0 bin ich dann auf Anraten meiner Psychiaterin auf Elvanse (Lisdex-Aristo) umgestiegen - die Nebenwirkungen waren zu stark (Druck auf der Brust, hohe Herzfrequenz, ständig das Gefühl von Unterzuckerung und Schwindel, egal wie viel ich gegessen und getrunken habe).

Das neue Präparat nehme ich jetzt seit knapp zwei Wochen. Initialdosis waren 20mg, weil die Vermutung nah lag, dass ich stark auf geringe Dosierungen reagiere („Sie sind sehr klein und schlank, vielleicht brauchen Sie nicht so viel.“).

Die Eindosierung lief wirklich entspannt, im Vergleich zu meiner Erfahrung mit Medikinet war es ein Traum. Zu Beginn hatte ich kalte Hände und Füße und starkes Schwitzen, aber das hat sich eingependelt. Was blieb, war die Appetitlosigkeit, aber da kämpfe ich mit vorher frühstücken und festen Mahlzeiten mittags und abends gut gegen an. Der Effekt ist nicht so super wie unter Medikinet Adult, aber es gibt auch keinen Rebound und 20mg sind sicher noch nicht die finale Dosis.

Kommen wir zum eigentlichen Grund, weshalb ich mich hier nun melde. Nach den ersten Tagen setzen bei mir Kopfschmerzen ein - nicht aber während der Wirkzeit, sondern abends und sie reichen bis zum nächsten Morgen.

Schwächer werden sie erst, wenn ich mein Medikament morgens nehme und es beginnt zu wirken. Am frühen Abend (19-20 Uhr) kommen dann die Kopfschmerzen und ich vermute, es ist der Zeitpunkt an dem die Wirkung nachlässt. Wie lange die Wirkzeit von LDX bei mir liegt, kann ich gar nicht genau sagen, weil ich es fast nicht merke, wenn die Wirkung nachlässt. Das war bei MPH wesentlich eindeutiger, aber ich glaube, LDX wirkt vergleichsweise so lange, wie es nach Hersteller „sollte“.

Die Kopfschmerzen fühlen sich an wie Spannungskopfschmerzen und werden kurz besser, wenn ich trinke oder esse, kommen aber dann innerhalb von einer halben Stunde wieder. Meine Vermutung, dass das was mit der verringerten Kalorienaufnahme zu tun hat, ließ sich nicht so richtig halten - ich habe gestern darauf geachtet, genug zu essen und zu trinken und ich habe sie trotzdem.

Heute morgen bin ich dann auf 30mg hoch gegangen, weil ich hier viel von Kopfschmerzen und allgemein Nebenwirkungen als Folge einer Unterdosierung gelesen habe und mit meiner Psychiaterin besprochen habe, auch 30mg zu testen. Die Einnahme ist heute 15min vor dem Frühstück gewesen und jetzt gut 90min her, aber die Kopfschmerzen werden nicht weniger. Dazu merke ich, dass mein Kieferpressen nachts mehr geworden ist und ich mittlerweile auch unbewusst tagsüber presse - das hatte ich unter MPH nicht.

So richtig erklären kann ich mir diese elendige Kopfschmerz-Geschichte nicht, denn eigentlich bin ich nicht anfällig für Kopfschmerzen. Irgendwo habe ich gelesen, dass ggf. die Einnahme von Dienogest (das Hormonpräparat, welches ich wegen der Endo nehme) vielleicht ein Grund sein kann.

Hat hier irgendwer eine Idee/einen Tipp oder vielleicht sogar ähnliche Erfahrungen gemacht?

Hi @lilianafleur

Hast Du mal versucht, Traubenzucker zu nehmen, wenn die Kopfschmerzen anfangen?

Ernährst Du Dich entzündungsarm wegen der Endo, also möglichst wenig Zucker, Weißmehl usw.? Dann könnten die Kopfschmerzen von Glukosemangel im Gehirn kommen. Mit den Stimulanzien braucht das Hirn mehr Glukose. Wenn nicht ausreichend da ist, kann das Kopfschmerzen/Migräne verursachen.

Ich hatte in der Anfangsphase sowohl bei MPH als auch bei Elvanse vermehrt mit Kopfschmerzen/Migräne zu kämpfen (habe Endo und chronische Migräne), auch nach Ende der Wirkung oder mit Beginn mitten in der Nacht.

Habe dann konsequent immer bei Beginn der Kopfschmerzen Traubenzucker genommen (auch nachts). Ich musste den dann immer seltener nehmen und nach ein paar Wochen war der Spuk vorbei und meine Migräne wie immer - auch ohne Traubenzucker.

Jetzt trinke ich neben Wasser auch ab und zu mal was zuckerhaltiges zwischendurch, das reicht dann.

Das nimmst Du doch bestimmt schon länger als Elvanse?
Kopfschmerzen/Migräne sind sowohl bei Dienogest als auch bei Elvanse als Nebenwirkung aufgeführt.

Da ich keine Hormone nehme, habe ich keine Erfahrung damit, ob die Kombi auch Ursache für Kopfschmerzen sein könnte. Bei mir lag es allein an MPH oder Elvanse.

Vielen Dank dir für deine Antwort @Schusselflummi!
Zu den offenen Fragen:

Tatsächlich habe ich das bei Medikinet gemacht - wieso ich das jetzt nicht mal probiert habe, weiß ich selber nicht haha. Danke für die Erinnerung!

Explizit entzündungsarm ernähre ich mich nicht, aber ich bin Veganerin und esse schon sehr gesund. Vor allem esse ich aber wenig Süßigkeiten und auch keinen Nachtisch oder so, das könnte natürlich mit Stimulanzien „problematisch“ werden, wenn der Verbrauch von Glukose höher ist.

Und ja, Dienogest nehme ich seit 1,5 Jahren. Ich habe das hier aufgeführt, weil ich irgendwie gelesen hatte, dass die Einnahme eines Hormonpräparates die Wirkweise von Elvanse beeinflussen würde. Bevor ich Stimulanzien eingenommen habe, hatte ich überhaupt keine Probleme mit Kopfschmerzen als Nebenwirkung der Hormone.

Ich glaube, ich muss einfach noch besser auf essen und trinken achten - bedingt durch die Endometriose nehme ich auch Movicol ein, was ebenfalls Wasser zieht. Auch hier muss ich schon mehr trinken, wahrscheinlich ist es am Ende des Tages einfach zu wenig.

Besorge heute Nachmittag direkt ne neue Fuhre Traubenzucker und werde mal beobachten, ob es die nächsten Tage besser wird!

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Ich nehme auch die sowohl Elvanse als auch Dienogest. Habe damit keinerlei Probleme. Das Dienogest ca 1/2 Jahr länger als Stimulanzien. Habe davon keinerlei Nebenwirkungen.
Aber da das individuell ja ist, muss das nichts heißen in Bezug auf dich. Wenn du das Dienogest aber schon länger als Stmulanzien nimmst und da keine Probleme hattest, wären jetzt plötzlich ausschließlich Kopfschmerzen als Nebenwirkungen wohl eher unwahrscheinlich.

Ich würde auch davon ausgehen, dass es noch von der Eindosierung her kommt.
Ich teile oft diesen Link, weil viel hilfreiches dort steht: Medikamente - ADS-Mainz

Eindosierungsnebenwirkungen können auch ein paar Monate dauern, bis sie wieder weggehen und nie wieder kommen.
Es kann auch sein, dass du doch anders isst durch den fehlenden Appetit, dein Gehirn durch die Stimulanzien aber manche Nährstoffe jetzt anders verbraucht. Und dann kommen die Kopfschmerzen - weil es ggf noch für während der sürbaren wirkdauer reicht, dann aber nicht mehr.

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Tatsächlich ist es genau das, was ich mir auch fast gedacht habe - mich hatte nur verwundert, dass diese Nebenwirkungen außerhalb der Wirkzeit auftreten und nicht wie gewohnt während der Einnahme.

Danke für die Rückversicherung, manchmal mache ich mir Sorgen, dass hinter banalen Symptomen etwas Größeres steckt und da hilft es sehr, relativierende Stimmen von Extern zu hören :mending_heart:

Vielleicht ein kleines Update von mir, falls jemand diesen Thread später noch mal liest und sich fragt, ob es eine Antwort/Lösung gab. Kurzum: Jein haha.

Ich habe immer noch Kopfschmerzen, allerdings weniger oft, denn ich glaube herausgefunden zu haben, woran es liegt:

  1. Wenn ich insgesamt am Tag zu wenig esse (und das passiert ganz schnell bei mir), dann kommen am Nachmittag die Kopfschmerzen vom Nacken aus und ziehen ganz fies in den Hinterkopf und die Schläfen. Kann dann nichts mehr machen, außer Ibuprofen zu nehmen und zu warten. Vor allem scheint Abends genug zu essen ein Ding zu sein. Bin noch nie eine gute Abendesserin gewesen und habs oft ausfallen lassen. Wenn ich dann 12-15h „Fastenzeit“ habe bis zum Frühstück, wird’s kritisch mit dem Kopfweh.

  2. Koffein: Bevor hier gleich wer schreit - ja, ich weiß, Koffein sollte weggelassen werden bis die Dosis gefunden ist. Habe ich auch brav gemacht, bis ich dann gemerkt habe, dass die Wirkung am Nachmittag zu gering ist. Da meine Psychiaterin jetzt im urlaub ist, kam von ihr der rat, es mittags nach dem Essen mal mit einem Kaffee zu probieren, das würde bei einigen Patienten helfen. Tut es auch, aber irgendwie kommen da die Kopfschmerzen auch ab und an wieder. Könnte aber auch an der Kombi aus wenig essen und Koffein liegen. Ich beobachte mal weiter.

  3. Schlaf: irgendwie glaube ich auch, dass ausreichend Schlaf wichtig ist für das (Nicht-)Auftreten von Kopfschmerzen. Ist auch logisch, aber naja.

  4. Einnahme auf nüchternen Magen: hierbei bin ich mir nicht ganz sicher, aber ich habe das Gefühl, dass vorher nicht zu essen besser ist für mich. Empfinde die Wirkung als stabiler und intensiver (?).

Habe jetzt auch wieder mit dem Laufen angefangen - war bis vor einem dreiviertel Jahr gut dabei und bin regelmäßig Marathon gelaufen. Dann kam ne körperliche Großbaustelle und ich musste meinen Hyperfokus pausieren, komplette Sportpause inklusive. Seit ich wieder regelmäßig Sport mache, geht es mir (oh Wunder) wesentlich besser.

Soweit meine „Erkenntnisse“ - vielleicht helfen sie ja der einen oder dem anderen hier weiter.

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