Ich hol mal den Thread wieder hoch und poste folgende Arte Tracks Folge (unteranderem mit Helge Schneider und Jonathan Mese):
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Mir drängen sich da schon Parallelen zu ADHS Thematiken auf. Von der Neuroebene verstehe ich allerdings nicht so viel.
Die Psychologin im Beitrag erzählt von einer Kombination aus Disposition für Kreativität und erlernter Technik, diese Wirksam zu machen.
Ich denke mal, an der zielführenden Technik krankt es bei uns. Wenn man nicht gerade den Hyperfokus auf die Stradivari Geige hat. Meiner beschränkt sich leider auf Sims und Celebrity Crushes, jackpot! :roll:
Was ich sonst noch aus dem Beitrag mitnehme - und korrigiert mich, wenn ich da auf dem Holzweg bin - ist, dass der präfrontale Kortex bei Rap- und Jazzimprovisationen runterfährt und dadurch den freien Flow erlaubt. Und hat die „Unterentwicklung“ genau dieser Hirnregion nicht etwas mit ADHS zu tun?
Wo ich jetzt stolpere ist, dass da von einer ausgeschalteten Sebstkontrollintanz die Rede ist. Und ich kann mir vorstellen, dass das genau das Hemmende für ADHS Betroffene ist. Man ist ja oft angeeckt im Leben und hat Selbstwertprobleme und Selbstzweifel verinnerlicht, durch ständiges „hier ist es aber noch schludrig“ „das hast du nicht auf die richtige Art gelöst“ etc. So dass es mir persönlich schwer fällt, die innere Stimme der Kritik abzustellen. Also rutsche ich kurz in ein kreatives Hoch und muss mich dann aus Angst doch wieder selbst bewerten und zurücknehmen. Das passiert automatisch, einen Flow kenne ich so gut wie nicht.
Finde das Thema aber auch schwierig von den Vorurteilen um ADHS zu differenzieren. Die Frau, die bei mir die Diagnose gemacht hat, hat mich so wischiwaschi säuselnd mit den Worten verabschiedet: „Aber Menschen mit ADHS haben auch tolle Qualitäten, sind oft sehr klug und kreativ!“
Und ich frage mich, ob das nicht ein zu optimistischer Blick auf ein kräftezehrendes Maskieren der ADHS Symptome ist.
Gleichzeitig: Ja, ich sehe schon, dass ich mehr outside of the box denke, als andere. Aber schwer zu sagen, ob das im Elternhaus erlernt ist, von ADHS im positiven oder negativen Sinne kommt oder ein überdurchschnittlicher IQ der Grund ist.
Jetzt noch eine Beobachtung aus meinem Leben: Ich studiere ja bildende Kunst. Da gibt es keine Aufgaben, es wird einfach erwartet, dass wir aus Eigenantrieb viel Zeit im Atelier verbringen und im Selbststudium unsere künstlerische Arbeit vorantreiben.
Für mich total schwer. Ich bringe die Disziplin zum regelmäßigen Aufkreuzen in der Hochschule/Akademie nicht auf, alle Arbeiten, die ich beende, müssen in einem Nachmittag stemmbar sein, sonst wirds halt nichts. Ich habe die Freiheit das so zu machen, das ist cool. Aber der Zugang zum künstlerischen Prozess bleibt sperrig und ob ich eine zündende Idee habe, ist Zufall.
Da sehe ich einen große Unterschied zu Kommiliton*innen, die halt „einfach machen“ und dranbleiben, sich Fehler erlauben und kontinuierlich an einer Sache mit mehreren Teilschritten arbeiten können, auch wenn es öde wird oder der Leim trocknen muss.
Fazit ist also, dass ich ADHS hier eher als hinderlich einschätze.