Hallo zusammen & Danke für die Aufnahme in dieses tolle und hilfreiche Forum,
ich lese hier schon seit einigen Monaten fleissig mit. Ich bin w, um die 40. Seit Ende September bin ich nun (offiziell) auch im Club, eine Psychiaterin hat ADHS diagnostiziert ("sehr wenig Zweifel") und ich nehme seitdem Medikinet Adult (20-10-0).
Ich komme so sehr gut damit zurecht, bisher wenige Nebenwirkungen (ab und zu leichte Kopfschmerzen abends, aber wirklich selten). Mit Medikinet kann ich das Leben und all seine Pflichten leichter nehmen und ich bin tatsächlich entspannter geworden.
So weit so gut. Nichtsdestotrotz lässt mich die Vergangenheit irgendwie nicht los und ich denke viel darüber nach, wieso weshalb warum ich erst jetzt diagnostiziert wurde, warum ich immer gedacht habe der Schlüssel zum Erfolg ist übertriebene Anstrengung (wusste nicht, wie falsch ich gelegen habe) und warum ADHS so stigmatisiert ist, kennt doch fast jeder jemanden.
Meine Psychiaterin meinte durch die Blume dass eine Therapie bei mir nicht nötig sei. Zuerst habe ich mich damit zufrieden gegeben, denn tatsächlich bin ich bisher trotz deutlichen Symptomen ganz passabel durchs Leben gekommen (von außen betrachtet). Auf der anderen Seite frage ich mich aber, warum ich mental so derart erschöpft bin. Ich fühle mich wie eine 100 Jährige im Körper einer ca. 40 jährigen. Und hätte ich noch 5 Jahre so weiter gemacht wie bisher, ich weiß nicht wo ich gelandet wäre. Naja, lange Rede, kurzer Sinn, ich würde meine Psychiaterin gerne nochmal auf das Thema Therapie ansprechen aber ich weiß nicht welche Art Therapien bei ADHSlern Sinn machen? Habt ihr Erfahrung? Natürlich hängt das auch davon ab, was man erreichen möchte. Ich sehe es schon so, dass mein Selbstwert nicht der beste ist, und dass ich Verhaltenstechnisch im Alltag auch Hilfe gebrauchen könnte. Gibt es soetwas wie Therapie speziell für ADHSler? Klingt das doof? Jeder ADHSler ist ja anders …
Vielleicht könnt ihr mir Mal von euren Erfahrungen berichten und ob ihr zufrieden ward/seid…
Bei mir ist es tatsächlich ähnlich, von aussen ist mein Leben in Ordnung, aber meine tägliche Unkonzentriertheit, innere Unruhe sowieso das ständige Anpassen an das „normale“ Leben waren (und sind) schon extrem anstrengend für mich.
Ich bin daher, so wie du auch, froh, dass ich mich durch die Medikamente um Längen besser fühle.
Am Selbstbewußtsein könntest du zB durch eine kurzzeitige Verhaltenstherapie sicherlich (durch den Praxisbezug dieser Therapieform) etwas verbessern, toxische Verhaltensweisen bei dir und anderen erkennen und Strategien dagegen entwickeln.
Aber durch die Medikamente bist du erstmal gut versorgt und vieles ergibt sich dann auch von selbst im Alltag, einfach durch eine veränderte, bessere Wahrnehmung.
Ich wünsche dir viel Glück und freue mich auf den gemeinsamen Austausch mit dir hier
Fühle mich mit meinen Anfang 30 oftmals wie wenn ich bereits 20 Leben gelebt hätte…
Ein Schritt vor und 500 zurück.
Aber bzgl Verhaltenstherapie:
Mir bringt das teils jede Menge und kann es nur empfehlen.
Die dort erarbeiteten Strategien können das Leben zumindest etwas einfacher gestalten.
Zumal man ja Unterstützung dabei hat wenn es eben doch nicht so läuft wie geplant.
Dann wird eben gemeinsam geschaut wie das Problem gelöst / die Strategie entsprechend angepasst werden kann damit es besser klappt.
ich bin damals zu einer Psychologin gegangen, aber nur für ein paar Termine innerhalb von zwei oder drei Monaten, weil ich eine Ansprechpartnerin brauchte wie ich mit mir und der neuen Erkenntnis umgehe.
Okey. Das klingt gut. Also eine Art Gesprächstherapie…ich hoffe dass ist jetzt nicht zu privat, aber wie hat die Psychologin dir dann genau geholfen? Indem sie dir einfach zugehört hat oder hat sie dir auch konkrete Tips gegeben?
Ich frage so doof, weil ich irgendwie gar nicht weiß, was mir helfen könnte. Irgendwie geht’s ja um Akzeptanz und ja, auch ein Stück Aufarbeitung. Aber wo da anfangen und wo aufhören?
Nachdem Therapieplätze oft sehr schwer zu kriegen ist, würde ich eher gucken nach solchen Psychotherapeut:innen, die ADHS-Erfahrung haben. Vllt steht das auf ner Homepage oder man kanns erfragen durch Anrufen.
An sich ist man bei ADHS mit kognitiver Verhaltenstherapie, VT, gut bestellt.
Akzeptanz findest du in der VT auch (ACT, also Akzeptanz- & Commitment Therapie gehört zuer VT).
Aber in die Tiefe geht’s in der VT nicht unbedingt so stark, falls dir eher danach ist.
Hast du eigentlich die Adressenliste von adxs schon?
Sorry wenn ich hier mal total zusammenhanglos und ohne wirklich mitgelesen zu haben etwas zum Thema Gesprächstherapie sage, also mir persönlich hat das damals als ich eine totale Erschöpfungs Depression hatte (Burnout) den Arsch gerettet, hätte ich damals nicht einfach mal frei von der Leber jemand von meinem vergangenen Leben erzählen können, heisst bis zu dem Tag an dem ich „zusammenbrach“, wie lange hätte ich das noch weiter ertragen können, ohne vorher vielleicht einen Herzinfarkt oder Hirnschlag zu erleiden?, weil ich durch den permanenten Stress „dauernd“ am „Anschlag“ war, nicht mehr „herrnunter fahren“ konnte, mein Blutdruck erhöht war, ich weder essen noch schlafen konnte.
Jedenfalls habe ich persönlich nur gute Erfahrungen mit meiner Gesprächstherapie gemacht, und meine Therapeutin war wirklich Super, ich denke heute noch voller Wertschätzung an sie, Gott sei dank gibt es so tolle Menschen wie meine Therapeutin, ich weiss ehrlich gesagt nicht, wo ich heute ohne sie wäre, wahrscheinlich immer noch in der selben Misere.
Es war eine Therapeutin, die etwas von ADHS verstand, und ich habe auch selbst bezahlt. Vorteil: Es konnte ohne Wartezeit losgehen. Nachteil: Sie war nicht um die Ecke, ich wäre da nicht über Jahre regelmäßig hingefahren, das wäre einfach zu aufwändig gewesen.
Was damals hochkam, war ein Groll über meine Mutter, die immer „perfekt“ war und mir ein sehr schlechtes Gefühl gab, wenn ich Gegenstände verlor - was uns wirklich nicht arm gemacht hat, aber das kann ein Kind ja nicht beurteilen. Und jetzt wusste ich: Ich konnte nichts dafür dass die Sachen wegkamen, ich bin nicht schuld.
Was ich anschließend gebraucht hätte oder eigentlich immer noch bräuchte, wäre ein ADHS-Coaching. Dafür müsste es eine ADHS-Trainerin (männliche mit gemeint) hier in der Gegend geben, was aber leider nicht der Fall ist.
Interessant, dass hier VT empfohlen wird…ich habe die Erfahrung gemacht, dass ohne Akzeptanz des ADS seitens des Therapeuten eher nur das ungute Gefühl verstärkt wird, dass man unfähig und unwillig sei, etwas ändern zu wollen…
Das war nicht nur nicht hilfreich, sondern hat mich Kraft gekostet, die ich schon gar nicht mehr hatte.
Wie ist der erste Absatz zu verstehen?
Ich glaub du hast im Forum immer wieder MBSR erwähnt, oder? Fällt ja auch unter Verhaltenstherapie, wie so einige weitere auch (etwa auch Schematherapie).
Voraussetzung ist, dass AD(H)S anerkannt ist - das ist, denk ich, klar. (Drum der Hinweis, sich die Adressenliste zu holen ^^)
Hinzu kommt dann noch Methode/Kompetenz und ganz wichtig auch eine Beziehung und Vertrauensbasis zwischen Klientin und Psychotherapeutin, bzw. eine „Arbeitsallianz“.
Hatte selbst versch. Therapieerfahrungen von schmerzlich-unhilfreich bis anstrengend aber voll gut. Heilsame Beziehungserfahrungen und Containment find ich zB sehr wichtig, aber das ist bei jedem anders und ich will nicht mit zu sehr mit Fachsimpeln ausschweifen.
Besonders die Anfangsphase zeigt jedenfalls recht schnell, ob es was werden kann. Manche mögen es eher, sich frei auskotzen zu können, manche wollen mehr geleitet werden - wenn man das für sich falsche kriegt, gehen Zeit, Nerven und Geld verloren.
Drum vorher informieren wer mit ADHS kann, da irgendwo einen Platz kriegen und gucken ob es dann tatsächlich passt.
Darüber denken wahrscheinlich so ziemlich alle Spätdiagnostizierten mal nach. Kenn ich auch zu gut.
Wie @AWOL schon anmerkte, sollte der/die Therapierende Erfahrungen mit ADHS haben, im Idealfall selbst betroffen sein. Sonst kann es schwierig mit der Selbstakzeptanz werden, wenn nicht mal der Therapeut weiß, was Phase ist. Wichtig ist, das du dich gut aufgehoben fühlst, ohne meinen zu müssen dafür eine Vorleistung (anpassen) zu erbringen. Schau auch, wie sich deine Bedürfnisse entwickeln/verändern, aufgrund der Medikation. Du kannst auch im Vorfeld schon einiges für dich tun. Z.B. ist Psychoedukation ein wichtiger Baustein, also möglichst viel über ADHS lernen. Da bist du hier schon mal richtig und du wirst auch merken, wie gut es tut, dass man sich mit Leuten umgibt, die einen verstehen und akzeptieren, ohne dass man sich großartig verstellen muss. Dafür eignen sich auch Selbsthilfegruppen sehr gut. Und für die konkrete Umsetzung von Zielen ist auch unbedingt ein ADHS-Coaching eine gute Möglichkeit. Das geht auch online, da ist dann die Auswahl größer, die insgesamt schon eher mau ist. Ich fahre mit der Kombi aus Forum, SHG, Coaching, Workshops, Medikation und Wissensaneignung ganz gut. Und es ist auch normal, dass sich immer wieder was verändert. Ich erwarte von mir selbst nicht, dass ich mich langfristig an bestimmte Methoden oder Verfahren binde und bewerte es nicht mehr als Versagen, wenn ich etwas nicht mehr durchziehe. Der Reiz des Neuen ist oft eine gute Motivation für ADHSler.
Dass in der Liste auch Therapeuten sind, war mir gar nicht klar.
Dann muss ich mir die auch noch mal erbitten.
Als ich sie vor ein paar Jahren bekam, waren für mein Gebiet hier nur Ärzte drin.
Ich habe bis heute keinen Therapeuten mit diesem Gebiet hier gefunden. Vielleicht hat das ja mal jemand ergänzt.
Und dass ein MBSR Kurs unter Therapie fällt… hatte ich so nicht gesehen bisher… OK… war für mich eher ein Gruppen“training“ … ich hab’s in der Nachbarschaft hier gemacht und kannte auch andere Teilnehmer. Da hat niemand so total offen geredet wie vielleicht in einer Therapie…
Du hast recht, MBSR is mehr ein Training/Programm und die Verhaltenstherapie bedient sich gern vieler verschiedener Methoden - und Achtsamkeit ist seit einigen Jahren nicht mehr wegzudenken.
Gibt ja auch etwa Skillsgruppen in der DBT, das wäre auch nicht Therapie im herkömmlichen Sinn, sondern Psychoedukation und Übungen in Gruppen.
Therapie ist halt nicht immer gleich Therapie, manches hat mehr Parallelen zum Coaching, manches ist mehr psychologische Behandlung/Beratung wie bei @Falschparker, falls ich ihn richtig verstanden hab. Wo man in mal 5, oder auch 10 Sitzungen ein bestimmtes Thema bearbeitet und dann feddich ist.
Gibt halt Kurzzeitinterventionen oder je nach Tiefe auch hochfrequente Langzeittherapie, wo man etwa 2 Jahre lang 2 mal die Woche auf der Couch liegt.
Was die Liste angeht… Ich mein schon, dass da Ärztinnen und Psychotherapeutinnen/Psychologinnen drauf sind. Jetzt bin ich selbst verunsichert.
Ja, tatsächlich würde ich mich ausschließlich in ADHS erprobte Therapeutenhände geben , alles andere macht keinen Sinn. Allerdings kann ich mir gar nicht vorstellen, dass ich so großes Glück haben sollte und jetzt nach einer super netten und professionellen Psychiaterin jetzt auch einen passenden Therapeuten finde. Soviel Glück scheint mir fast zu viel des Guten …
Die Liste habe ich. Aber jetzt kommt’s, ich kann die zwar auf dem Handy öffnen aber die öffnet sich in einem so komischen Format (Druckvorschau), dass ich damit nix anfangen kann leider. Kann das Format leider auch nicht ändern. Leider ist mein Laptop kaputt,ich denke da würde ich es hinkriegen…