Hi,
kurz ein paar Fakten zu mir, bevor wir weitermachen:
Ich bin 39, männlich, diagnostiziert mit ADHS-I und Hochbegabung, eventuell auch etwas SCT.
Meine Blutwerte sind top (normales großes Blutbild). Sport mache ich 1–2-mal die Woche im Gym oder gehe HIIT-Laufen. Meine Ernährung ist ziemlich optimal, zusätzlich supplementiere ich die üblichen Defizitkomponenten wie Omega-3 und Vitamin D. Experimentiere auch mit Taurin, Kreatin, GlyNAC …
Typischer ADHS-Alltag – irgendwie immer gestresst und, wie sollte es anders sein, viel zu viel Kaffee.
Nun zum eigentlichen Problem: Sexualität war für mich immer schon ein schwieriges Thema. Da ich eher introvertiert bin und durch ADHS und frühere Depressionen mein Selbstbewusstsein beeinträchtigt war, fehlte mir oft das Vertrauen für One-Night-Stands oder das Ausleben meines eigentlich eher experimentellen Naturells. Gelegentlich ergab sich zwar etwas, aber es war nie einfach für mich. In Langzeitbeziehungen kam dann oft das Problem der vorzeitigen Ejakulation oder, bedingt durch die Medikation, das Ausbleiben des Orgasmus hinzu. Auch Langeweile spielte eine Rolle – typisch ADHS. Erektionsprobleme hatte ich selten, das scheint eher eine klassische ADHS-Thematik zu sein, weniger abhängig von Medikamenten.
Seit meinem 16. Lebensjahr habe ich über Monate oder Jahre hinweg folgende Kombinationen eingenommen:
Edronax + MPH (unretardiert)
Atomoxetin (abgesetzt wegen Anstieg der Leberenzyme)
Sertralin 75 mg + 18 mg Concerta (teilweise auch 27 mg)
Escitalopram 20 mg ohne Stimulanz
Aktuell: Escitalopram 10 mg + 30–40 mg MPH Adult über den Tag verteilt
Da ich nach Jahren der Therapie und einem aktiven Alltag ein halbwegs stabiles Selbstbewusstsein aufgebaut habe, versuche ich endlich, mein Sexualleben so auszuleben, wie ich es mir als junger Erwachsener gewünscht hätte. Ich möchte viel ausprobieren und alleine dass ich es tue bringt mir viel Lebensfreude – soweit, so gut.
Wenn es dann mit einer Frau losgeht, ist anfangs eine (fast vollständige) Erektion vorhanden, die jedoch fast sofort abbricht, sobald es zur Sache geht. Seit ein paar Monaten habe ich einiges ausprobiert: Escitalopram ausschleichen und nur MPH nehmen, Escitalopram ohne MPH bzw. nur am Vortag oder maximal morgens. Auch L-Citrullin (bzw. Arginin für eine bessere NO-Bildung), Tadalafil (Cialis) in kleinen und größeren Mengen – all das mit und ohne geringe Mengen Alkohol (max. 1–2 Bier oder Äquivalent – Shot/Wein). Mit der ersten Partnerin funktionierte die Erektion, und sie hielt auch recht lange, aber ich hatte Schwierigkeiten zum Orgasmus zu kommen. Seither wird es zunehmend schwieriger.
Meine Vermutung: MPH steigert anfangs die Lust, gibt mir jedoch einen Tunnelblick beim Sex. SSRI haben bekanntermaßen eine dämpfende Wirkung, und manchmal ist das hilfreich, um nicht sofort zu kommen.
Ich bin genervter denn je durch mein ADHS. Ohne Medikamente komme ich zu schnell oder bin abgelenkt; mit Medikamenten komme ich kaum noch zum Orgasmus. Neuerdings habe ich beim Oralsex das Gefühl, ich würde Matheaufgaben durchrechnen – entschuldigt die grafische Darstellung; rhetorisches Stilmittel.
Aktuell lasse ich meinen Testosteronstatus beim Urologen überprüfen.
Habt ihr ähnliche Erfahrungen?
Ich habe mich auch mal über Elvanse informiert, da es scheinbar das Mittel der ersten Wahl für Erwachsene mit ADHS-I ist und wohl auch bei ADHS + Hochbegabung ein besseres Wirksamkeitsprofil zeigt. Bis vor kurzem wusste ich nicht, dass es in Deutschland zugelassen ist. MPH hilft mir zwar gegen Reizüberflutung, aber wenn ich mich für eine Aufgabe nicht interessiere, bringt es kaum etwas. Manchmal schweife ich sogar so konzentriert ab, dass ich vergesse, was ich eigentlich tun wollte (so wie jetzt gerade). Ich habe allerdings gelesen, dass Libidoprobleme bei Elvanse häufiger vorkommen als bei MPH; trotzdem vermute ich, dass meine Erektionsprobleme eher vom Escitalopram und/oder von einer gewissen „Angst“ im Moment des Aktes herrühren.
Es nervt – alles wird überanalysiert und durch das eigene Hirn „zerschossen“. Kein Leben im Moment möglich.
Grüße