So, nochmal, mit ein bisschen Zeit und einer echten Tastatur.
Mir sind natürlich lange vor der Diagnose die Klassiker aufgefallen:
Elternbriefe nicht richtig lesen
Einladungen nicht richtig lesen
Einladungen vergessen
die Stundenpläne durcheinander bringen (wer hat wann zur 1. Stunde)
Bestimmte Dinge nicht einpacken (siehe Elternbriefe)
Mit Terminen bei Ärzten war ich immer ganz gut soweit. Keine Ahnung warum. Und wir hatten ja echt viele.
Meine Tochter hat früh verstanden, dass ich bei manchen Dingen nicht so durchblicke und mich irgendwann mit erinnert und war super, super eigenständig , mein 2. Gehirn quasi. (trotz eigenem später diagnostizierten ADHS). Trotzdem war es natürlich oft schrecklich enttäuschend, wenn ich etwas verpeilt hatte. Auch für mich. „Wie kann man nur so blöd sein!?“
Dann musste ich lange, lange, lange an meiner Impulsivität arbeiten (nicht schreien). Das fand ich immer ganz, ganz schrecklich. Der Vater der Kinder war/ist ein extremer Schreier, das kann ich nicht ab. Das hat sich ganz gut gebessert. Jetzt werde ich nur noch laut, wenn wirklich Land unter ist. Am meisten setzt es mir zu, wenn die Kinder streiten. Und wenn Adhsler streiten knallt es ja eher. Da habe ich dann emotionalen Deichbruch, nachdem ich vorher versucht habe ruhig zu bleiben. Oder ich fange an zu heulen, weil „meine Kinder so ätzend sind“, „Ich eine scheiß Mutter bin“ usw. Ganz toll.
Dabei hat mir geholfen zu erkennen, dass ich mich super schnell kritisiert und abgelehnt fühle. Ich versuche das Verhalten bei meinen Kindern zu lassen, es weniger persönlich zu nehmen. Klappt mal besser, mal schlechter; siehe Deichbruch.
Richtig ätzend finde ich, dass ich oft so keinen Nerv habe z.B. Spiele zu spielen, zu basteln. Ich versuche mich zu zwingen, klappt aber nicht immer. Oder ich prokrastiniere, dass, huch, keine Zeit mehr ist. Das war bisher gar kein bewusster Prozess, aber nun schaue ich anders drauf. Kann ja nicht sein, dass ich nie Zeit habe. Fällt aber in einen Topf mit anderen Dingen von denen ich weiß, dass sie mich warum auch immer sehr fordern.
Naja und dann bin ich einfach oft echt matschig nach der Arbeit. Ich merke hier aber schon eine Verbesserung durch die Medikation. Sonst KANN ich gefühlt gar nicht mehr. Abends schon gar nicht, aber da drehen alle nochmal auf.
Es gibt vielleicht noch viele andere Besonderheiten.
Ich versuche im Moment, nach der noch jungen Diagnose, einfach zu schauen, was sich auch dadurch erklärt und wie ich anders rangehen kann. Also statt es als Entschuldigung zu sehen, eher endlich den Grund zu erkennen. Ich muss nicht mehr ständig psychologisieren und versuchen dadurch Blockaden zu erklären. Oder mich einfach für unfähig erklären.
Oft habe ich mich nämlich schon gefragt, warum ich in anderen Lebensbereichen echt funktional bin, aber was Kindererziehung angeht einfach die einfachsten Dinge nicht hinbekomme.
Richtig krass wurde es mir während Corona bewusst. Ich hatte noch weniger Bock auf die Aufgaben der Kinder. Alles auszudrucken fand ich wirklich anstrengend… dabei ist es ja nicht so, dass ich die Seiten abmalen musste.
Und mich dann mit ihnen hinsetzen. Ich wollte weglaufen. Wenn ich von der Arbeit kam, war es als hätte jemand den Stecker gezogen. Tür drin, Energie raus. Ich dachte, ich habe doch einen Knall. Wem geht’s denn bitte schön so? Als meine Mutter (!) eine Familienkonferenz zur Festlegung von Regeln vorschlug, hatte ich einen dermaßen großen Widerwillen, ich dachte ich bin in der Pubertät oder das Kind. Das war verrückt.
So das war meine „kurzer Abriss“. Ich bin sehr gespannt, ob es euch ähnlich geht. 
Habt einen schönen Tag 