Mammutaufgaben und viel Veränderung

Hallo zusammen.
Ich weiß gar nicht so recht warum ich hier schreibe, oder was ich großartig erwarte, aber vielleicht hilft es ja schon etwas zu tippen.

Dieses Jahr bringt und brachte viele Veränderungen mit sich.
Unteranderem habe ich endlich meine ADS Diagnose und Medikation erhalten , da ich mir Hilfe gesucht habe, die ich dringend benötige.

Nun steht nicht nur das Verfassen meiner (langüberfälligen) Bachelorarbeit an
Sondern auch ein Umzug in eine komplett neue Heimat, fast 300km entfernt von Familie und Freunden.
Kenne dort nur meinen Partner und seine Eltern.

Mit dem Umzug und dem Studienabschluss muss ich mich auch beruflich orientieren.

Ich frage mich wirklich, wie ich alles schaffen soll.
Momentan gehe ich nicht arbeiten und schaffe auch nicht viel für meine Bachelorarbeit.
Ich komme gerade mal so mit dem normalen Alltag klar, heisst Haushalt und sowas.
Die Medikation von Medikinet ist noch nicht optimal und ich fühle mich jeden Tag anders. An einem Tag fühle ich mich endlich gut und funktioniere wie ein normaler Mensch und schaffe so viel.
Am nächsten Tag kann es schon sein, dass ich gar nichts mehr kann, total fahrig und zerstreut bin und so unendlich müüüüüde.
Und das obwohl die Dosis und auch Ernährung nicht groß anders sind.

Diese ganzen Mammutaufgaben lassen mich schon verzweifeln.

Wie kann ich das alles schaffen und das ohne Freunde und Familie?

Wie kann ich die Medikation optimieren?

Und warum habe ich es wieder selber mal geschafft, durch Aufschieberitis, dass ich zu dem Umzugsstress noch eine Bachelorarbeit vor mir habe, die sich nicht mehr weiter aufschieben lässt?

Hat jemand von Euch schon solche Phasen im Leben überwunden oder kann sich wiedererkennen?

2024 gibt jedenfalls Vollgas und meine Taschen sind dafür noch nicht gepackt!

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Hallo kraut,

Ich kann mich sehr gut in deiner Situation wiederfinden. Wahrscheinlich bin ich etwa doppelt so alt wie du und könnte viel erzählen…aber bist du auch offen dafür?

Wenn du ähnlich tickst wie zum Beispiel ich, dann ist dir vielleicht aufgefallen, dass die Kreativität bzw. der Einfallsreichtum nicht so ganz mit der Umsetzungsgeschwindigkeit übereinstimmt.

Ich kenne deine Lebensumstände nicht und was dich aktuell so antreibt. Was ich aber so lese, würde auch andere Menschen an die Grenzen ihrer Kräfte bringen. Warum denn diese Eile und alles gleichzeitig?

Wenn es richtig ist was ich lese, bist du fast mit dem Studium fertig und es fehlt „NUR“ noch die Bachelor Arbeit. Du wärst nicht die erste Person die damit zu kämpfen hat. Auch ganz ohne ADHS. Für mich ist die Priorität daher ganz klar. Der Umzug muss solange warten und wenn dein Partner dich liebt, wird er dich auch unterstützen.

Aber das geht nicht weil…hier darfst du jetzt deinen Grund eintragen.

Wenn man so tickt wie wir, sind unüberlegte Spontanität eher die Regel. Leider fühlt es sich in dem Moment nicht so an und man denkt: Ich habe alles berücksichtigt. Die Realität sieht oft anders aus und das ist auch nicht so schlimm.

Natürlich doof wenn man sich und schlimmer anderen Menschen eingestehen muss, dass man einen Fehler gemacht hat. Das ist unangenehm und wir suchen noch einen angenehmeren Weg. Wir ADHS’LER haben jetzt den schönen Super Focus. Maximal fokussiert und nicht frei für objektive Lösungen steigern wir uns oft herein und reiten die Toten Pferde immer weiter. Das kostet uns viel Kraft.

Nur mal so in die Glaskugel geschaut bzw. ein anderer Mensch. Du ziehst um, geht ja auch nicht anders. In der neuen Umgebung verschleppt sich die Bachelor Arbeit weiter. Es gibt ja auch soviel zu tun. Dann lässt das Neue nach und du prokrastinierst weiter. Du könntest ja ein wenig durch Jobben dazu verdienen. Fühlt sich besser an mit selbst verdientem Geld. Die Bachelor Arbeit rückt immer weiter weg, ist nur noch ein Zustand weniger ein tägliches Ziel. Dann ups wirst du schwanger und ein ganz anderes Leben wartet auf dich. Natürlich sagst du dir, ach ich schaffe das schon. Genau. Du schaffst das, was schon ohne Kind nicht geklappt hat.

In dieser Glaskugel kommt bald das zweite Kind und jede Mutter hier wird dir bestätigen, dass spätestens dann es noch einmal ganz anders wird.

Aber das wird bei dir sicherlich alles anders:-). Fühl dich gedrückt und alles gute in der neuen Heimat.

VG Mel

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Hallo Mel,

ich schätze deine ehrliche Antwort sehr, da fühlt man sich direkt verstanden.

Es gibt nur wenige Menschen, bei denen ich mir Rat holen kann. Oft stoße ich auf Unverständnis oder höre Sätze wie „Fang doch einfach an“ oder „Deine Sorgen hätte ich gerne“, obwohl ich wirklich verzweifle und überfordert bin. Daher sind deine Worte für mich besonders wertvoll.

Die toten Pferde immer weiter zu reiten, das beschreibt perfekt, was meine Energie so auffrisst. Wenn ich darüber nachdenke, wie viel Kraft und Gehirnschmalz ich schon verpulvert habe, wie viele Stunden ich mir Vorwürfe und Gedanken gemacht habe – sei es über den Umzug oder die Bachelorarbeit – ohne dabei wirklich vorwärts zu kommen.

Bei dem Blick in die Glaskugel hat sich ein großer Knubbel Unbehaglichkeit bei mir gebildet, weil das meine Befürchtungen widerspiegelt: Wenn ich nicht langsam mal die Kurve mit dem doofen Studienabschluss kriege, wird sich nichts ändern. Danke für diesen kleinen Tritt in den Hintern.

Ich habe schon viel geschafft und sollte, wie du sagst, meine Priorität zunächst auf den Abschluss legen, bevor alle anderen Lebensumstände wieder wichtiger und interessanter erscheinen.

Die nächsten Wochen werden sicher schlimm, aber vielleicht wird mir das ja eine Lektion sein, nicht wieder alles auf einmal zu wollen oder es soweit kommen zu lassen, dass es nicht anders geht. Aber wenn ich so darüber nachdenke, war es schon immer so bei mir. :melting_face:

Danke für deine Worte und ich drücke zurück :sunflower:.

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