Hallo,
ich habe mal eine etwas verrückte Frage in die Runde.
Seit ich denken kann, habe ich ab und zu das Gefühl, plötzlich neben mir zu stehen, meine Sicht verändert sich in Richtung Unschärfe/Verschwommenheit, in Gesprächen fühle ich mich wie ein Schauspieler, auf den alle gucken, habe Angst, dass das irgendwie auffällt. Ab und zu, selten, in Verbindung mit ganz schwachen Fingern, als Kind konnte ich z.B. den Stift nicht halten in der Situation, aber es war/ist mir irgendwie unangenehm, deshalb konnte/kann ich das irgendwie überspielen.
Meistens ist es eher wirklich eindeutig psychogen, in Gesprächen, wenn mich etwas überfordert, teils, wenn ich was gefragt werde und erzählen
muss, die Wahrnehmung ändert sich, ich glaube, ähnlich, wie bevor man einen Tinnitus bekommt (evtl. Tritt der dabei manchmal auf, kann ich grad gar nicht sagen).
Mein Sohn hat mir mal bei einer längeren Wanderung Ähnliches beschrieben (das Wahrnehmungsding, nicht das mit den Fingern - das hatte aber schon meine Tochter). Ich hatte ihm gesagt, dass das normal sei, da ich es ja auch häufiger habe - wobei ich es da auch ein wenig auf ein runners high bezogen habe, fühlt sich eigentlich fast ähnlich an, nur dass man beim joggen oder wandern bei sich ist und keine sozialen Situationen meistern muss.
Nun ist er gerade mal wieder in psychiatrischer Diagnostik und die Psychologin denkt in Richtung ASS (hochfunktional). Die Geschwister haben ADHS.
Also könnte ich als Genlieferant eigentlich alles haben. Nach den Tests hier habe ich ausgeprägtes ADS, Autismus eher nicht. Allerdings fehlt mir persönlich für AD(h)S immer die geistige Sprunghaftigkeit und Ablenkbarkeit (von außen, selber gedanklich abschweifen kann ich unglaublich gut) und als ich mir jetzt die Broschüre über ASS durchgelesen habe, musste ich feststellen, dass ich mich da mehr wiedererkenne als bei ADHS. Wahrscheinlich ist es auch eine Mischform, soll ja sehr häufig sein.
Meine Frage wäre jetzt, ob diese geistigen Absenzen, ich weiß immer nicht, wie ich das benennen soll, ein Symptom für eine von beiden Divergenzen ist oder was ganz anderes oder ab und zu bei jedem doch einfach normal…?
Mit KI zusammengefasst, deckt sich inhaltlich aber mit einem Artikel von MedicalNewsToday und anderen.
Fokusverlust und Gedankenabschweifen bei ADHS und Autismus
Menschen mit ADHS und Autismus berichten häufig davon, dass sie sich in bestimmten Situationen „gedanklich verlieren“ oder den Fokus nicht halten können.
Dieses Phänomen, oft als „Zoning Out“ bezeichnet, beschreibt Momente, in denen der Geist abschweift und die Umwelt nur noch am Rande wahrgenommen wird.
Besonders bei Betroffenen kann dies mit visueller Unschärfe oder einem Gefühl der Dissoziation einhergehen.
Warum passiert das?
Bei ADHS und Autismus sind bestimmte Gehirnnetzwerke, die für die Steuerung der Aufmerksamkeit zuständig sind, anders verknüpft oder reguliert.
Insbesondere das sogenannte Default Mode Network (DMN), das in Ruhephasen aktiv ist und mit Tagträumen oder innerer Reflexion assoziiert wird, ist bei ADHS oft überaktiv.
Das bedeutet, dass das Gehirn leichter in einen gedanklichen „Ruhezustand“ wechselt, selbst wenn eine Person eigentlich fokussiert bleiben möchte.
Bei Autismus gibt es Hinweise darauf, dass sensorische Reize anders verarbeitet werden, was dazu führen kann, dass Betroffene sich von ihrer Umgebung abkoppeln – sei es als Reaktion auf Reizüberflutung oder als Teil ihrer individuellen Wahrnehmungsverarbeitung.
Wie äußert sich das?
Typische Anzeichen für dieses Abschweifen sind:
Plötzlicher Verlust der Konzentration ohne bewusste Entscheidung.
Ein glasiger oder starrer Blick, als ob die Umgebung nicht mehr wahrgenommen wird.
Verminderte Reaktionsfähigkeit auf äußere Reize.
Ein Gefühl der „geistigen Leere“ oder eine Art Tagtraumzustand.
Gelegentliche visuelle Unschärfe oder das Gefühl, nicht mehr richtig „im Körper“ zu sein.
Mögliche Vorteile des Abschweifens
Obwohl ein Verlust der Aufmerksamkeit oft als störend empfunden wird, kann dieser Zustand auch Vorteile haben:
Mentale Erholung: Besonders bei ADHS ist das Gehirn oft in einem Zustand ständiger Reizaufnahme. Phasen des Abschweifens können helfen, das Nervensystem zu entlasten.
Kreativität: Spontane Geistesblitze oder Lösungen für Probleme tauchen oft in solchen Momenten auf, weil das Gehirn freier assoziieren kann.
Schutz vor Reizüberflutung: Menschen mit Autismus neigen dazu, Reize intensiver wahrzunehmen. Ein kurzzeitiges „Abschalten“ kann helfen, eine sensorische Überlastung zu vermeiden.
Mögliche Herausforderungen und Risiken
Wenn das „Zoning Out“ zu oft oder in unpassenden Momenten auftritt, kann es zu Problemen führen:
Schwierigkeiten im Alltag: Im Beruf, in der Schule oder im Straßenverkehr kann plötzlicher Fokusverlust gefährlich oder hinderlich sein.
Kommunikationsprobleme: In sozialen Interaktionen kann es passieren, dass der Gesprächspartner sich ignoriert fühlt oder Missverständnisse entstehen.
Verlust wichtiger Informationen: Wenn Gedanken immer wieder abschweifen, kann es schwerfallen, Gesprächen oder Vorträgen zu folgen.
Was kann helfen, um besser bei der Sache zu bleiben?
Für Menschen mit ADHS oder Autismus gibt es einige Strategien, um das plötzliche Abschweifen zu reduzieren:
Reizkontrolle: Eine Umgebung mit möglichst wenigen Ablenkungen hilft dabei, die Aufmerksamkeit zu stabilisieren. Kopfhörer, strukturierte Arbeitsräume oder klare Routinen können helfen.
Achtsamkeitstechniken: Meditation oder gezielte Atemübungen können helfen, sich immer wieder bewusst in den Moment zurückzuholen.
Kurze Fokusphasen mit Pausen: Besonders bei ADHS kann es helfen, mit Techniken wie der Pomodoro-Methode (25 Minuten Arbeit, 5 Minuten Pause) zu arbeiten.
Sensorische Hilfsmittel: Bei Autismus können bestimmte sensorische Reize wie taktile Stimulation (z. B. ein Fidget-Tool) helfen, die Aufmerksamkeit zu stabilisieren.
Medikamentöse Unterstützung: In einigen Fällen kann eine medikamentöse Behandlung, insbesondere bei ADHS, helfen, die Aufmerksamkeit besser zu steuern.
Fazit
Gedankenabschweifen und plötzlicher Fokusverlust sind sowohl bei ADHS als auch Autismus häufig und neurologisch erklärbar. Sie können sowohl funktionale als auch hinderliche Auswirkungen haben, je nach Kontext. Durch gezielte Strategien können Betroffene jedoch lernen, ihre Aufmerksamkeit besser zu steuern und sich selbst zu unterstützen, ohne ihre natürlichen Denkprozesse komplett unterdrücken zu müssen.
Danke euch beiden für die Antwort!
Ich weiß nicht, das Gefühl ist glaube ich anders. Fokusverlust, gedankliches Abschweifen kenne ich auch sehr gut, mittlerweile sage ich ehrlich, dass ich grad nicht zugehört habe (sorry), an Fernsehen mit mir musste sich mein Mann gewöhnen und nimmts mit Humor (ständige Verständnisfragen oder Zurückspulen )
Bücher kann man ja immer wieder zurück blättern….
Aber diese Situationen sind anders, es fühlt sich an wie wenn man leichte Drogen genommen hätte, evtl wie bei Cannabis oder so, bei mir ist es auch nach stärker glutamathaltigen Speisen oft ähnlich. Irgendwie neben mir stehend aber alles verstehend, trotzdem
Fokussiert, würde ich meinen. Oft, wenn ich was gefragt werde und antworte, dann kann ich sinngemäß allem folgen aber fühle mich sehr unwohl, spiele Lockerheit vor, Versuch nen kleinen Witz zu machen, ich fühle mich wie ein Schauspieler, der jetzt seine Rolle spielen muss. Keine Ahnung, ob das dann auffällt. Aber es ist nicht immer so, ich kann mir vorstellen, dass sich Menschen im engeren Autismusspektrum evtl Durchgehend so fühlen Meist bin ich ja „normal“, manchmal driftet da irgendetwas ab. Auch bei Kontakt mit manchen, oft eher extrovertierten Persönlichkeiten, die mich evtl einschüchtern, mehr, als im Kontakt mit Freunden oder Menschen, bei denen die Chemie stimmt.
Als wenn eben in meinem Kopf plötzlich ein Schalter betätigt wird, der macht, dass ich mich nicht echt fühle. Manchmal begleitet von Tinnitus, dieser Leere, die man vor Einsetzen dessen im Kopf spürt (also falls das bei allen so ist )
Aber evtl lässt sich das auch nicht hier oder da einordnen, evtl schizoide Anteile oder so, es fühlt sich halt echt strange an
Also Hmm so das vorübergehende Abschalten wenn ich sehr reizüberflutet bin, so wie von meinen Vorrednern bereits sehr gut beschrieben, kenne ich auch und passiert bei mir recht schnell und auch sehr häufig, doch das wegen dem „Schauspielern“ in diesen Momenten kann ich persönlich eigentlich nicht bestätigen, weil wenn ich „ausgeklinkt“ bin dann stehe, oder sitze, was auch immer, ich einfach für diesen Moment da als sei ich in einem „standby Modus“, wenn Du verstehst wie ich das meine.
Das was Du meinst ist wahrscheinlich bei Dir so gemeint das Du trotz standby Modus irgendwie „weiter funktionierst“, also sprichst, lachst, was weiss ich, aber halt irgendwie roboterhaft oder so ähnlich, wenn ich Dich richtig verstanden habe?.
Jedenfalls, Nein ich glaube ich kenne das nicht, wenn ich „ausgeklinkt“ bin, oder eben im „standby Modus“ bin, dann bin halt in diesem Moment nicht fähig dazu mit jemand zu sprechen oder zu interagieren, egal wie, auch wenn solche Momente dann oft z.T., je nach Situation, nur ein paar Sekunden gehen, bin ich in diesen Momenten, eben wie gesagt, kurzzeitig einfach „nicht anwesend“.
So wie du es beschrieben hast kann ich mir das auch nicht genau vorstellen aber so ne Vermutung wäre, wenn du sagst es tritt weniger bei Freunden auf sondern Eher bei Leuten die dich Einschüchtern obs nicht vielleicht einfach eine Panik/Angstreaktion ist um dich sozusagen selbst vor der Situation zu schützen?
Hab zumindest auch manchmal dieses Gefühl wenn mir etwas unangenehmes passiert, dass ich es versuche lustig zu überspielen oder gefühlt geistesabwesend irgendwas von mir gebe, weil ich denke das wird gerade erwartet und manchmal kommt auch bullshit dabei raus. Dann habe ich auch manchmal das Gefühl ich schauspielere bzw überspiele die Situation aber jeder merkt es mir an und bin dann in der Situation entweder noch einen draufzusetzen und hab das Gefühl das Leute dann schon mit den Augen rollen … oder ich lasse den unangenehmen Moment dann einfach vorüber ziehen und tu so als wäre nichts gewesen bis dem ganzen keiner mehr Beachtung schenkt…
Klingt nach einer möglichen autistischen Stressreaktion durch sensorischen Overload. Das Gehirn reagiert dann manchmal mit Derealisation oder Abschaltung, um sich zu schützen. Wenn zusätzlich Ängste eine Rolle spielen, kann das die Symptome verstärken. Gerade bei Menschen mit Doppeldiagnose ist das nicht ungewöhnlich. Falls es dich im Alltag einschränkt oder belastet, wäre es sinnvoll, das ärztlich oder therapeutisch abklären zu lassen.
Maskieren ist sau anstrengend, Selbstakzeptanz, Ohrstöpsel und Sonnenbrille so wie nicht an jedem Gespräch und oder Situation die nicht zwingend erforderlich ist Teilhaben hilft mir, ist nur leider nicht immer möglich.
Ich kenne den Zustand den du beschreibst sehr gut. Habe mich auch oft für „verrückt“ gehalten wenn ich das jemandem erklären wollte (selbst in der Therapie )
Mittlerweile weiß ich dass es ein Schutzmechanismus meines Körpers ist wenn mein Nervensystem überfordert ist. Mein Körper möchte sich dann wahrscheinlich vor noch mehr Reizüberflutung schützen und will Distanz zu der unangenehmen Situation schaffen. Glaube man nennt es Derealisation oder Depersonalisation. Es tritt bei mir fast nie im privatleben auf sondern nur auf der Arbeit wenn ich besonders vielen Reizen ausgesetzt bin und mich über einen längeren Zeitraum konzentrieren muss. Ich hatte das irgendwie schon immer und dachte es ist halt phasenweise bei jedem so. In den letzten Jahren ist es dann aber unerträglich geworden. Im letzten Jahr habe ich meine ADHS Diagnose erhalten und bin aus alles Wolken gefallen. Seit dem ich ADHS Medikamente nehme ist es deutlich zurück gegangen. Phasenweise verschwindet es ganz und wenn nicht fällt es mir trotzdem leichter mich schneller wieder auf etwas anderes zu konzentrieren.
Danke euch allen für eure Antworten und verschiedenen Inputs.
Ich bin jetzt im Thema ASS drin und habe für mich die Lösung (laut Tests habe ich hochgradig ADS und MPH hilft mir teils ABER einige Eigenschaften unterscheiden sich stark von denen der AD(h)S ler, die ich so kenne oder was hier so geschrieben wird. Ich habe nicht 1000 Gedanken gleichzeitig und die werden auch nicht geordnet wenn ich Stimulantien nehme): ich habe AuDHD
Das erklärt auch, warum zwei Kinder ADHS haben und eines wohl ASS.
Wahrscheinlich ist es tatsächlich so, dass sich die Symptome teils „aufheben“ und generell in keiner der beiden Richtungen so ausgeprägt sind, dass es jemals jemandem aufgefallen ist.
Und diese Aussetzer scheinen wirklich sowas wie en oder Depersonalisationen zu sein durch zu viele Reize oder Aufgaben (inneren Stress).
Muss nochmal testen ob das wirklich mit MPH weniger ist. Ich glaube fast nicht, wirklich, ich glaube, damit werden die ASS Züge dann stärker und wieder mehr Stress in sozialen Situationen
Wirklich diagnostizieren lassen werde ich das nicht mehr. ASS kostet ja schon beinahe 1000 Euro, warte ja noch auf meine ADHS Diagnostik zu 600 Euro… Gegen ASS muss man sich ja nichts verschreiben lassen. Vielleicht versuche ich dann doch mal Dinge wie Entspannungstechniken oder so, was mir bisher immer ein Graus war