Hallo zusammen.
Ich muss mich einfach mal bei euch ausheulen, weil ich so langsam das Gefühl habe, mir entgleitet alles zu Hause…
Eigentlich bin ich eine totale Kämpfernatur und lass mich nicht so schnell unterkriegen. Getreu nach dem Motto: Aufstehen, Krone richten, weitergehen.
Momentan ist mir aber täglich nur noch zum heulen zu Mute…selbst gerade beim schreiben steigen mir wieder Tränen in die Augen.
Mein Mann und mein Sohn haben beide ADHS. Die Diagnose war unggefähr zeitgleich vor 6 Monaten. Davor haben wir als Famile eine sehr harte Zeit hinter uns bringen müssen durch 1 Jahr schlimmstes Mobbing inkl. Schulwechsel für unseren Sohn.
Vor dem Mobbing war das ADHS unseres Sohn gar nicht so auffällig oder belastend. Ausgelöst aber durch die schlimme Zeit, der Stress sind die Symptome so stark nach vorne getreten, das wir wirklich an unsere Grenzen der Belastung kamen.
Dazu kamen dann noch Depressionen, PTBS und andere psychosomatische Dinge. Nach dem Schulwechsel und der Diagnose kam etwas Ruhe rein. Unser Sohn hat eine tolle und verständnisvolle Lehrerin, nette Klassenkameraden und Freunde gefunden.
Trotzdem steht er sich oft selbst im Weg, auch mit seiner niedrigen Frustrationstoleranzgrenze und Impulskontrolle, so dass er gerade im sozialen Bereich immer wieder aneckt und auch dadrunter leidet.
Die Befürchtungen unserseits waren und sind groß, er könne wieder ausgegrenzt und zum Opfer werden. Zum Teil passiert dies vereinzelt auch schon, so dass wir uns zusammen mit unserem Sohn für die Medikation entschieden hatten.
Medikinet war das erste Präparat, der Druck und die Hoffnung groß, aber leider ging das ganze total nach hinten los, da die Rebounds so schlimm waren, so dass trotz minimaler Verbesserungen, wir Medikinet wieder absetzten.
Das Ganze hat uns zuviel Kraft gekostet. Die Luft war einfach raus. Außerdem quälte er sich so sehr damit. Wir haben einfach keinen Sinn in den Vorteilen gesehen.
Die Zeit danach war auch echt heftig, da er auch 1 Woche nach Absetzen von Medikinet ganz schlimme Tics abends entwickelt hatte, die ihn nicht mehr einschlafen ließen.
Da unser Sohn dennoch den starken Wunsch aussprach (und das mit seinen 9 Jahren), er wolle es weiter probieren, wechselten wir zu Concerta.
Was soll ich sagen, die 1. Woche war klasse. Er war von Morgens bis Abends ausgeglichen, entspannt und unheimlich lieb.
Äußerte sogar selbst, wie toll die Tabletten helfen und das er im Kopf weniger Unruhe hätte.
Als sei nun geordnet und ruhig.
Wir hatten wieder Hoffnung.
Seit gestern allerdings habe ich das Gefühl, die Tabletten wirken nicht mehr so, wie vor 1 Woche.
Gewöhnt sich der Körper so schnell daran?
Keine Ahnung…ich merke nur selbst an mir, die Ruhe, die vorher sonst immer hatte, gerade um auch den Ausgleich zwischen den ADHSlern zu haben, ist weg.
Ich fühle mich total überfordert und meine Grenzen sind mehr als erreicht.
Das Problem ist einfach, dass mein Mann mich einfach nicht unterstützen KANN.
Zumindest äußert er dies nun seid seiner Diagnose. Er nimmt auch Medikamente (Medikinet Adult 20mg morgens), aber ich merke auch bei ihm, das er ab 15 Uhr durch ist bzw. nichts mehr auffangen kann.
Es fällt mir schwer, zu beschreiben, was ich meine, aber gefühlt bleibt ALLES, aber auch ALLES an mir hängen…
Der Müll, die Wäsche, der Haushalt sowieso, Kleinigkeiten wie Dinge, die gerade liegen geblieben sind, wegzuräumen (ein Teller, die Schere) sich um Termine kümmern und und und…
Gefühlt würde das Haus innerhalb kürzester Zeit aussehen wie eine Müllhalde, wenn ich nicht aufräume.
Gut, jetzt könnte man das Jammern auf hohen Niveau nennen, es gibt ja wichtigeres. Aber auch das muss alles ich machen.
Alles,was mit unserem Sohn derzeit zu tun hat, da es sonst direkt zwischen den Beiden eskaliert oder mein Mann, völlig mit den Nerven am Ende, weil Sohn gerade einen Wutanfall bekommt, da er duschen soll, aus dem Zimmer rennt und sagt, ich kann nicht mehr…
Ja und ich stehe dann da, wollte eigentlich nur mal eben die Haare waschen, verstehe die Welt nicht mehr und MUSS dann funktionieren. Den Sohn beruhigen, ihn zum duschen bewegen, die Situation deeskalieren, ihm Abendbrot machen, ins Bett bringen etc.
Mein Mann kann sich dann nur noch ins Bett legen und mehrere Stunden schlafen. So geht es bereits schon länger und ich weiß so langsam nicht mehr weiter…
Es ist auch nicht so, das ich meinem Mann nicht verstehe. Er kann genauso wenig wie unser Sohn etwas dafür, aber ich weiß nicht, wo ich die Kraft länger hernehmen soll…
Mein Mann zieht sich offensichtlich immer weiter zurück, kommt immer weniger mit unseren Sohn klar oder puscht noch alles in bestimmten Situationen weiter an.
Wir haben schon über unsere Gefühle und Überforderung gegenseitig gesprochen. Aber weiter kommen wir damit auch nicht.
Es fehlt immer nur 1 Kleinigkeiten und beide gehen hoch wie Raketen oder mein Mann entzieht sich schnell der Situation, um nicht auszurasten und legt sich schlafen und ich stehe wieder da und könnte nur heulen…
Habt ihr vielleicht noch irgendwelche Ideen oder Tips, was wir noch machen können?
Oder was beiden helfen würde?
Mein Sohn bekommt derzeit Therapie. Ergotherapie bekommen wir zur Zeit nirgends einen Platz, genauso, wie Reittherapien.
Was kann man sonst noch machen?
Wo kann ich noch ansetzen, um den beiden zu helfen?
Verzeiht, das ich euch so vollgeschwafelt habe, aber jetzt gerade, wo ich mir mal alles von der Seele geschrieben habe, geht es mir zumindest etwas besser…
Liebe Grüße und danje schon einmal im Voraus für eurer Zuhörern/ Lesen