Ich sehe das tatsächlich absolut anders, was das Abstumpfen durch Medienkonsum betrifft. Wenn man sich bewusst macht, wieviele Straftaten es faktisch gibt (und dass es immer weniger werden) und dann hinschaut, wie bedrohlich Menschen die Welt wahrnehmen (und diese Entwicklung entgegen der tatsächlichen Fallzahlen geht), dann liegt die Antwort darin, dass in Film und Fernsehen ständig Leute sterben und die Medien sich in Katastrophenmeldungen gegenseitig überbieten müssen, weil die Menschen eben sehr wohl abstumpfen und eben alles immer fantastischer/schlimmer sein muss… Selbiges gilt für Pornographie - ja, natürlich werden wir nicht alle zu Gewalttätern, aber das gesellschaftliche Schönheitsideal als auch das grundlegende Bild von Sex ist aus der Pornographie und beeinflusst uns schon lange bevor wir jemals einen Porno gesehen haben. Und damit meine ich nicht nur Filme, sondern grundlegend alle Medien bis hin zum Jahrhunderte alten Kamasutra.
Um aber zur grundlegenden Frage zu kommen… Sucht ist vielseitig und „täglich mehrmals“ ist nur eine von vielen möglichen hinweisen. Die Frage ist, ob man es regelmäßig und/oder immer in bestimmten Situationen braucht, und die hast du selbst schon beantwortet.
Oder anders gesagt - Wenn du den (konkreten) Verdacht hast, dass es ein Problem ist, ist die Antwort in aller Regel ein eindeutiges ‚ja‘.
Du hast ja für dich schon recherchiert und nun gehst du ins Gespräch mit anderen Menschen. Die Frage ist - mit welcher Intention? Suchst du Unterstützung/Bestätigung, um einen eventuell schweren Schritt zu machen, oder suchst du andere Ansichten/Relativierung, um weiterhin an deinem Verhalten festhalten zu können?
Ich glaube, das ist der Unterschied zwischen Korrelation (Gleichzeitigkeit) und Kausalität (Verursachung).
Ja, es gibt immer mehr Mord und Totschlag im Fernsehen.
Ja, da gibt es eine Senstionsheischungsspirale, weil interessanter ist, was neu (oder extremer) ist. So funktioniert Presse und so funktionieren Medien. Und zwar nicht, weil die Medienmacher oder die Journalisten böse sind, sondern weil sie das produzieren, was die Menschen lesen wollen. Selbst die BILD.
Aber genauso wie der Anstieg des Medienkonsums mit dem Anstieg von ADHS korreliert aber keineswegs dafür kausal ist, ist der Anstieg der Mord-. und Totschlagszeigungen korrelativ und nicht kausal für mehr Gewalt im Leben.
25 bis 40 % aller Straftäter in Gefängnissen haben ADHS.
DAS ist kausal für deren Kriminalität, nicht dass diese Krimis gesehen haben.
Falls du Reviews oder Metastudien findest, die zum Ergebnis kommen, dass Gewaltdarstellungskonsum als kausal (und nicht nur korrelativ) mit Gewaltausübung ist, wäre ich sehr interessiert.
Ich habe nicht geschrieben, dass irgendjemand gewaltbereiter wird durch Medienkonsum. Aber es gibt einen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Gewaltmeldungen und Wortwahl bei derselben (sprich, wie oft (über ein und dieselbe) und wie reißerisch wird über tatsächliche Taten berichtet) und dazu kommt das Gefühl von permanenter Bedrohung, weil eben dieses in fiktiven Serien und Filmen ständig der Fall ist.
Manipulation durch Medien ist ja nun keine neue Erfindung, sondern passiert… Ob nun irgendwelche Masterköpfe dahinter stecken oder es durch die Nachfrage generiert wird, sei mal dahingestellt…
Ich habe versucht damit zum Ausdruck zu bringen, dass es zwei mögliche Perspektiven gibt - und damit lediglich die theoretisch möglichen Endpunkte des Spektrums benennen wollen, ohne konkret jemanden im Sinn zu haben.
Die einen sagen ja, dass das Angebot durch die Nachfrage generiert wird. Das halte ich ehrlich gesagt für falsch bzw. unvollständig. Damit aus einer Nachfrage ein Angebot wird, muss jemand bereit sein, dass gewünschte herzustellen. Als nächstes wird dann immer der Satz bemüht, dass sich immer jemand findet und man es deshalb auch selbst machen kann, aber das halte ich für eine Ausrede um die Verantwortung von sich zu schieben.
Und wenn ich mir das ganze Thema Marketing anschaue, dann gibt es ziemlich viele Leute, deren Job es ist, Nachfrage zu generieren.
Da ist gesamte Thema Werbung, dazu kommt PR und dann noch die politische Einflussname…
Dass es Menschen gibt, die bewusst die gesellschaftliche Meinung beeinflussen, ist uns wohl allen klar. Wie sehr diese sich dessen bewusst sind oder selbst einfach nur ihren eigenen Ängsten folgen, ist wohl von Mensch zu Mensch und von Fall zu Fall unterschiedlich.
Ich persönlich glaube nicht an irgendwelche Geheimgesellschaften, die über Jahrhunderte die Geschicke der Menschen lenken, aber ich habe genug über unsere Geschichte und Gegenwart gelernt, um zu glauben, dass es Menschen gibt, die genau so etwas erschaffen wollen und es versuchen umzusetzen.
Hmmmm… ich glaube eher das liegt daran, dass wir heutzutage die Möglichkeit haben über so viel mehr an schreckliche Dinge, die in der Welt vorgehen, zu erfahren als jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte. Dadurch wirkt natürlich alles bedrohlicher. Früher hatte man ja gar keine Gelegenheit dazu, quasi live mitzuerleben, wie ein Konflikt, Krieg, sonstige Katastrophen am Ende der Welt abläuft. Im Zeitalter des Internets und immer mehr Überwachungskameras und Handys, die filmen können, fluten diese Informationen das Internet und stehen zur Verfügung.
Wir wissen so viel wie noch nie zuvor über alles Schreckliche, das auf der Welt abgeht. Dadurch kann man sie sich auch nicht mehr so einfach „schön denken“.
Hm, ein Aspekt, warum du dann ggf. doch zum Porno greifst, könnte sein, dass eben diese heutigen Pornos deinem Gehirn vorgaukeln, mehrere Frauen/Partner whatever gleichzeitig und in jeglicher Form haben zu können und zu .„…“ … Du schüttest beim Porn-Konsum mehr Dopamin aus als bei einem anderen Orgasmus… Dazu gibt es tatsächlich Studien… und da kommen wir wieder zum Thema ADHS, Dopamin-Junkies und Süchte… Versuch es doch mal länger ohne Pornos auszuhalten? Oder such dir ne Partnerin/Partner zum Stressabbau?
Ich bin in meinen Gedanken gerade in der Anfangsszene von „American Beauty“ und dem Monolog den er über die Dusche hält: „Das ist der Höhepunkt meines Tages. Von nun an geht es nur noch abwärts …"