Medikamente machen mich in der Schule erfolgreich, nehmen mir aber spaß an meinen Hobbys

Medikamente helfen mir, in der Schule erfolgreich zu sein, zerstören aber meine Kreativität und meinen Spaß an Hobbys. Ich weiß nicht, was ich tun soll.

Ich probiere es schon seit ein paar Monaten mit Medikamenten. Bisher habe ich Methylephenidat und Vyvanse ausprobiert.

Mein allererstes war medikinet. Es hat mir nicht geholfen, mich zu konzentrieren, aber es hat meine exicutive dysfunction vollständig behoben. Ich könnte immer noch meinen Hobbys nachgehen, aber alles dass mir eigentlich Spaß machen sollte, fühlte sich an wie Hausarbeit. Etwas hat gefehlt.

Elvanse hat mich zum Workaholic gemacht. Ich liebte es, Schulaufgaben zu erledigen, ich konnte mich plötzlich konzentrieren und sie stundenlang ohne Pause erledigen. Ich habe jede Aufgabe selbstständig in wenigen Minuten verstanden und schließlich einmal in meinem Leben gute Noten bekommen, ohne überhaupt lernen zu müssen. Ich bin mit meinem Fahrrad nicht mehr gegen Autotüren gefahren, weil ich nicht ausgeschweift bin. Das war großartig.
Aber im Gegenzug verliere ich das Interesse und den Spaß an meinen Hobbys, die ich aber von ganzem Herzen liebe. Ich verliere das Interesse an meiner Familie und der Interaktion mit ihnen. Als ich nach Hause kam, fühlte ich mich völlig leer. Meine Kreativität, die mir geholfen hat, so viele wundervolle Dinge zu erschaffen und mich zu dem macht, was ich bin, ist einfach wie gelöscht.

Ohne die Medikamente kehrt sich aber alles um. Ich kann mich im Unterricht keine einzige Minute konzentrieren, ich zeichne ständig und schalte ab. Ich verstehe nichts. Nichts geht mehr, ich komme immer zu spät und kann morgens nicht aufstehen. Mit dem Fahrrad, fahre ich ständig gegen Autotüren oder verpasse im Bus und Zug meine Haltestellen.
Aber ich kann aus dem Nichts auf so viele Ideen und kreative und beeindruckende Dinge kommen, die mir so viel Freude und Faszination bereiten.

Ich fühle mich so verloren, ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich liebe meine Hobbys und meine Kreativität so sehr, sie sind meine Freizeit und mein Glück. Aber ich möchte auch in meiner Schule erfolgreich sein, um meinen Wunschberuf auszuüben, den ich auch liebe. Aber ohne Medikamente werde ich meine Karriere wahrscheinlich auch nicht erfolgreich gestalten können. Gibt es kein Dazwischen? Wirkt irgendein Medikament bei mir überhaupt richtig? Auch mein Arzt ist keine große Hilfe. Ich weiß nicht, welchen Weg ich nehmen soll.

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Hast Du mal mit der Dosis ein bisschen rumgespielt? Vielleicht könntest Du mit etwas weniger Elvanse in der Schule gut mitkommen und trotzdem Deine Kreativität behalten? Wieviel nimmst Du denn wann ein?

Hm hast du denn noch Medikamenten Wirkung, wenn du nach Hause kommst? Oder kommen deine privaten Probleme vom rebound?
Falls das das Problem ist, würde ich über sofort wirkende Medikamente nachdenken, die du flexibler einsetzen kannst. Also etwas weniger morgens nehmen, dafür mal mehr am Nachmittag. Oder mehr am Morgen, kürzerer rebound am Nachmittag und dafür abends wieder “normal” sein.

Ich habe niedrig angefangen, allerdings lies die Wirkung immer nach ein paar Tagen nach und brachte dann nichts mehr. 20 mg hat funktioniert, allerdings hatte ich viel mehr unangenehme Nebenwirkungen wie starke herzrasen und zittern, Ich habe es einen Monat lang genommen. Bei 30 mg war das eben weg.

Weiß ich leider nicht. Das Medikament wirkt leider immer recht schnell bei mir ab. Werde aber drüber nachdenken, danke

Hi SteinEsser, ich bin eben über deinen Beitrag gestoplert. Wie geht es dir mittlerweile? Hast du für dich einen guten Mittelweg gefunden?

Ich habe leider ein recht ähnliches Problem - ich arbeite in einem semi-kreativen Beruf (Wissenschaft) und habe gefühlt die Wahl zwischen getting things done nach Schema F (mit Elvanse) und guten Ideen, die ich aber nicht umsetzen kann (ohne Medis). Zurück zu Medikinet ist für mich keine Option, weil ich es psychisch ziemlich belastend fand, mich alle paar Stunden anders zu fühlen je nachdem, ob das Medikament eben wirkt oder nicht. Die Medis absetzen, um tageweise wieder kreativer zu werden, will ich auch nicht, weil ich dann meinen Alltag nicht mehr gebacken bekomme.

Ich habe - wie du - das Gefühl, dass ich mit Elvanse zwar „funktioniere“ und mich viel selbstwirksamer fühle (ich habe ein geregeltes soziales Leben, halte meine Wohnung ordentlich, bin in einer stabilen Beziehung, komme im Job mit meinen Aufgaben klar), dass mein Leben aber deutlich weniger Farbe hat und mir oft einfach die Ideen und die Kreativität und die Inspiration aus der vor-Medi-Zeit fehlen. Mir scheint es, als hätte ich die Wahl zwischen einem Leben „im innen“ (ich mit meinem Kopf, aber asynchron mit den Erwartungen der Welt) und „im außen“ (mit Medis, wenn ich gut mit den Erwartungen und Normen meiner Umwelt zurechtkomme).

Mich würde es wirklich interessieren, wie es anderen mit diesem Gefühl geht und wie ihr damit umgeht… Ganz liebe Grüße!

Ist zwar durch KI zusammengefasst, aber klingt für mich alles einleuchtend:

Neuropsychologische Erklärung der Veränderung durch ADHS Medikation

Die Unterschiede zwischen deinem „kreativen, aber chaotischen Ich“ ohne Medikation und deinem „funktionierenden, aber weniger inspirierten Ich“ mit Medikation lassen sich anhand der neurotransmittergesteuerten Netzwerke und ihrer Rolle in kognitiven Prozessen erklären.

1. Dopamin und Noradrenalin: Schlüssel für Fokus vs. Kreativität

Die Medikation wirkt primär durch die Erhöhung von Dopamin und Noradrenalin im Gehirn, insbesondere im präfrontalen Kortex (PFC), dem Zentrum für Exekutivfunktionen.

Ohne Medikation (niedriger Dopamin-/Noradrenalinspiegel bei ADHS)

  • Der PFC ist unteraktiv → Schwierigkeiten mit Aufmerksamkeit, Impulskontrolle, Zeitmanagement.

  • Das Gehirn bevorzugt default mode network (DMN) → starke Tagträume, kreative Einfälle, aber wenig Fokus.

  • Gedanken sind assoziativer → spontane Ideen entstehen, können aber oft nicht geordnet oder umgesetzt werden.

Mit Medikation (erhöhter Dopamin-/Noradrenalinspiegel)

  • Der PFC arbeitet effizienter → verbesserte Selbstregulation, Fokussierung, Planung.

  • Das Gehirn wechselt eher ins task-positive network (TPN) → lineares, zielgerichtetes Denken.

  • Ablenkungen werden herausgefiltert, aber das führt dazu, dass ungewöhnliche Assoziationen und spontane Gedanken reduziert werden.

Warum weniger Kreativität?
Kreativität entsteht oft aus einem Spiel zwischen DMN (freies Denken, Assoziationen) und TPN (Struktur, Umsetzung).

  • Ohne Medikation: Zu viel DMN → viele Ideen, aber wenig Kontrolle.

  • Mit Medikation: Stärkeres TPN → bessere Umsetzung, aber weniger Spontaneität.


2. Netzwerke des Gehirns: Default Mode Network vs. Task-Positive Network

Das Gehirn nutzt zwei zentrale Netzwerke für Denken und Problemlösung:

Default Mode Network (DMN, „Tagträumer-Netzwerk“)

  • Aktiv, wenn du nicht auf eine konkrete Aufgabe fokussiert bist.

  • Fördert introspektives Denken, Assoziationen, kreative Einfälle.

  • Überaktiv bei ADHS → Gedanken driften unkontrolliert ab.

Task-Positive Network (TPN, „Fokus-Netzwerk“)

  • Aktiv, wenn du eine Aufgabe bewusst bearbeitest.

  • Fördert Konzentration, logisches Denken, exekutive Kontrolle.

  • Wird durch Medikation verstärkt → effizienteres Arbeiten, aber weniger freies Assoziieren.

Warum fühlt sich das Leben „mechanischer“ an?

Medikation fördert das TPN und hemmt das DMN. Dadurch fällt es leichter, sich zu konzentrieren, aber Tagträume und unstrukturierte Kreativität werden reduziert.


3. Warum ist das Belohnungssystem bei ADHS so entscheidend?

Das ADHS-Gehirn hat eine veränderte Dopaminregulation im Belohnungssystem, insbesondere im Striatum und Nucleus accumbens.

Ohne Medikation

  • Dopaminlevel schwanken stark → hohe Impulsivität, schnelle Langeweile, ständiges Bedürfnis nach Neuem.

  • Motivation entsteht durch externe Stimuli (Neues, Aufregendes) oder hochinteressante Themen (Hyperfokus).

  • Kreativität blüht auf, weil das Gehirn ständig nach Reizen sucht, aber Umsetzung scheitert an mangelnder Kontrolle.

Mit Medikation

  • Dopamin wird stabilisiert → weniger Sprunghaftigkeit, mehr Ausdauer für längerfristige Projekte.

  • Reize werden gefiltert → weniger Ablenkung, aber auch weniger spontane Belohnung durch neue Gedanken.

  • Das führt zu einer „Funktionalität“, die sich weniger emotional belohnt anfühlt.

Warum fühlt sich das Leben „weniger farbenfroh“ an?

Ohne Medikation erhältst du häufiger unerwartete Dopamin-Kicks, wenn ein neuer Gedanke oder eine Idee aufkommt.

Mit Medikation ist der Dopaminhaushalt stabiler, aber dadurch weniger aufregend, weil das Gehirn nicht ständig nach neuen Reizen jagt.


4. Psychologische Auswirkungen: Identitätskonflikt zwischen Innen und Außen

Warum fühlt es sich an, als gäbe es zwei Versionen von dir?

  • Ohne Medikation:

    • Deine Gedankenwelt ist intensiv, reich an Inspiration, aber oft unkontrollierbar.

    • Dein Selbstbild basiert darauf, „anders“ zu denken, auch wenn es dich manchmal überfordert.

    • Du fühlst dich authentisch, aber inkompatibel mit den Anforderungen der Außenwelt.

  • Mit Medikation:

    • Du bist effizient, sozial stabil und erfüllst Erwartungen, aber dein inneres Erleben scheint „gedämpft“.

    • Es fühlt sich an, als würdest du eine „funktionale Version“ von dir selbst spielen.

    • Das kann zu einem Identitätskonflikt führen: „Bin ich mehr ich selbst ohne Medikation oder mit ihr?“

Psychologische Lösung:
Es geht nicht darum, eine Version auszuwählen, sondern bewusst Phasen für beide Zustände zu schaffen.

  • Kreativzeiten ohne Medikation (oder mit niedriger Dosierung).

  • Strukturierte Zeiten mit Medikation für Planung und Umsetzung.


5. Fazit: Wie kann man beides verbinden?

1. Medikation fein abstimmen

  • Manche finden, dass eine niedrigere Dosis oder eine Kombination mit nicht-medikamentösen Methoden (z. B. Musik, Sport, Meditation) hilft, das kreative Denken zu erhalten.

  • Experimente mit „freien Tagen“ oder anderen Einnahmezeiten könnten helfen.

2. Kreativität bewusst fördern

  • Aktivitäten, die beides kombinieren: Journaling, Skizzen, Brainstorming ohne Bewertung.

  • Kreative Phasen gezielt vor oder nach der Wirkung der Medikation nutzen.

3. Selbstakzeptanz: Es gibt keine perfekte Lösung

  • Dein Gehirn ist einzigartig – du kannst lernen, die Stärken beider Zustände bewusst zu nutzen.

  • Die „bunte Welt“ vor der Medikation war spontan, aber oft unkontrolliert.

  • Die „strukturierte Welt“ mit Medikation ist klarer, aber weniger spielerisch.

Ziel: Einen individuellen Mittelweg finden, bei dem du beides vereinen kannst: Strukturierte Umsetzung UND kreative Freiheit.

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Ich teste gerade eine KI mit so einem „Radikale Ehrlichkeit“ Algorithmus. Die sagt mir „Heul leiser, @Elementary. Das ist genau die gewünschte Funktion der Medikation. Das sind Probleme, die andere gerne hätten. Und die Erinnerung an Dein kreatives, spaßiges Selbst ist Vergangenheitsverklärung.“ Muss wohl doch wieder umsteigen auf Pi.ai. Gleich nach der Fastenzeit.

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Das klingt wirklich sehr einleuchtend, danke!

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Den Punkt mit der Vergangenheitsverklärung fühle ich :sweat_smile: :face_with_peeking_eye: