Medikamente nach 15 Jahren Pause?

Hallo :slight_smile:

Zusammenfassung: Wieder Medikamente nach jahrelanger Pause?

Bei mir wurde als Jugendliche vor ca. 15 Jahren ADHS diagnostiziert.
Ich wurde bis ich Anfang 20 mit Medikamenten und Psychotherapie behandelt. Während meines Studiums habe ich dann „beschlossen“, dass ADHS „nur eine Mode-Diagnose“ ist, die „eh nur Kinder und Jugendliche haben“. Zu der Zeit ging es mir auch richtig gut, alles hat gepasst und die Symptome waren erträglich. Die Medikamente habe ich abgesetzt, auch weil ich durch den Umzug zum Studium keinen Psychiater gefunden habe.

Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit ADHS im Erwachsenenalter und bin ziemlich sprachlos, was ich da alles entdecke. Nach meinem Studium an der neuen Arbeitsstelle hatte ich nur Probleme - solche, die ich jetzt auch als ADHS Symptome deute. Auch in meinen Beziehungen entdecke ich super viel davon. Ich kann kaum stringente Gedanken fassen und komme nicht nur Ruhe. Seit längerem habe ich Konzentrationsprobleme, verliere Sachen oder vergesse verschiedenes. Dazu kommt noch, dass ich ängstlich bin und meine Energielevel konstant niedrig.

Ich habe bald einen Termin bei einem Psychiater (einer, bei dem ich noch nicht war) und möchte es wieder mit Medikamenten versuchen.

Jetzt meine Frage: Wie sind eure Erfahrungen mit Psychiatern in so einem Fall? Ich befürchte, dass ich, wenn ich da hin gehe, vielleicht beantworten muss, warum ich jetzt auf einmal wieder damit anfangen will und dass mir dann irgendwas unterstellt wird…

Freue mich auf eure Erfahrungen!

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Hallo Kribbelkopf und herzlich willkommen,

gerne teile ich meine Erfahrung, nur habe ich diese nicht gemacht, ich bekam meine Diagnose mit 37 und hatte vorher keine.

Manche Psychiater trennen deutlich in Kindheits- und Erwachsenen-ADHS, d. h. es könnte sein dass du ganz neu eine Diagnose durchlaufen musst. Immerhin erübrigt sich dann das Erforschen der Kindheit und Jugend.

By the way, der Psychiater bei dem du noch nicht warst, ist der ADHS-kundig? Falls es „irgendein“ Psychiater ist, kriegst du vielleicht alles Mögliche, aber kein ADHS-Medikament. Aber man kann natürlich Glück haben. Hauptsache, du lässt dir die ADHS nicht ausreden.

Was du mit Anfang 20 erlebt hast, ist die Folge dass man dich leider nicht über den Wandel des Störungsbildes informiert hat, wenn man erwachsen wird. Jedenfalls dass du jetzt wieder behandelt werden möchtest, ist absolut nachvollziehbar, wer etwas von ADHS versteht, wird dir nichts Schlimmes unterstellen.

Alles Gute!! :adxs_anfeuer:

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Herzlich Willkommen!

Als ich diagnostiziert wurde, waren Stimulanzien für Erwachsene in Deutschland noch gar nicht zugelassen.

Es war auch sehr schwierig überhaupt einen Facharzt zu finden, der sich auskannte. Ich blieb dann lange unbehandelt.

Dann habe ich mich vor ca 8-10 Jahren doch mal darum gekümmert und hatte einen Psychiater gefunden, der mir Ritalin adult verschrieben hatte. Der kannte sich überhaupt nicht aus und ich musste jedes Mal diskutieren und mich rechtfertigen, da er immer dachte man müsse das nur temporär behandeln. Dann war Ritalin mal nicht lieferbar und ich musste auf Medikinet umsteigen.
Dann hab ich’s irgendwann wieder aufgegeben.

Nach ca 3 Jahren haben mich die ADHS Symptome nach einem Arbeitsplatzwechsel wieder eingeholt.
Hab dann zwar Monate auf einen Termin bei einem Facharzt warten müssen - bin jetzt aber froh!

Das kannst du doch gut erklären!! Steht alles gut in deinem Text!

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Hallo.:slightly_smiling_face:
Ich hatte auch eine lange Pause. Wurde in der Unterstufe diagnostiziert und nahm etwa zwei Jahre lang Methylphenidat. Danach erst wieder im Studium. Ich habe mir die Testungen besorgt, die als Kind bei mir durchgeführt wurden (die waren recht umfassend und alle paar Monate während der Medikation wurden Konzentration und Kurzzeitgedächtnis oder so überprüft und darauf basierend ein Wert ermittelt, der maximal 100% erreichen kann. Ich weiß den Namen aber nicht mehr) und bin zu einem Psychiater gegangen, der auf ADHS bei Erwachsenen spezialisiert ist. Dem habe ich den Diagnosebrief von damals und die weiteren Testungen in die Hand gedrückt und ihm erklärt, dass meine bisherigen Coping-Strategien aufgrund der veränderten Situation nicht mehr greifen. Der Psychiater ist klasse und hat auch Ahnung von ADHS, das wird zu meinem Vorteil gewesen sein. Er meinte noch zu mir, dass ich aufgrund meiner Intelligenz viele Jahre gut kompensieren und maskieren konnte. Es war also wirklich hilfreich und fernab jeglicher Unterstellungen oder Zweifel seinerseits.

Sollte der Psychiater kompetent sein, wird er dir absolut nicht misstrauen. Natürlich wird er fragen, warum du nun wieder Medikamente möchtest. Aber veränderte Umstände sind ein Klassiker für den (erneuten) Beginn mit ADHS-Medikamenten, da sie oft mit neuen Anforderungen einhergehen, für die erst Strategien entwickelt werden müssen und die gerade am Anfang aufgrund der vielen neuen Reize sehr überfordernd sein können. Und das werden (gute) Fachleute auch wissen.:slightly_smiling_face: Solltest du noch Unterlagen von damals haben, nimm sie mit. Falls nicht, könntest du die Praxis fragen, die dich damals diagnostiziert hat. Meine hatte meine Unterlagen zum Glück noch im Archiv und konnte sie mir schicken.

Sollte eine erneute Testung durchgeführt werden (was nicht zwingend sein muss, da ADHS sich ja nicht plötzlich verwächst, sondern sich lediglich der eigene Umgang damit und somit auch die Auswirkungen verändern können), dann wird die vermutlich bei weitem nicht so umfassend sein wie eine Erstdiagnostik. Zumindest meiner Erfahrung nach nicht. Ich sollte zum Beispiel nur noch ein paar Screeningbögen zur Selbsteinschätzung ausfüllen, da der Arzt meinte, eine umfassende Diagnostik sei ja bereits in der Kindheit erfolgt.

Ich drücke dir die Daumen. Berichte gerne!:blush:

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Hallo - also deine Überschrift hat mich Jil den Socken gehauen!!! Also Medis nach 15 Jahren Pause WEIL es genau so bei mir war !!!

Meine Therapeutin meinte letztens ; wenn ich weiter Therapie machen möchte sollte ich dazu bereit sein wieder adhs Medikamente aus zu probieren - quasi Pistole auf die Brust …

Ich habe es nicht verstanden - WIESO das nach 15 Jahren !!! Sinnvoll sein sollte ???

Na dann mal aber auf deine Frage hin :

Ich hatte der Psychiaterin gesagt das ich auf Empfehlung der Therapeutin komme , uralte Berichte aus Kliniken mit gebracht , erzählt wie es mir so geht … sie mein Tee ich wäre ja mega angespannt und sie würde die Meinung teilen und schwups - hatte ich ein Rezept für methylphenidate mit retard Wirkung (kannte ich so auch nicht ) — also mach dir keinen Kopf , erzähl wie es dir geht , wenn du die Diagnose schon hattest dann sollte das kein Problem sein …

Mir wurde gesagt das ich zwar lange ohne auskam aber mit der Zeit immer mehr Veränderungen und „Belastungen“dazu kamen das ich das nicht mehr kompensieren konnte sprich meine adhs dann mehr raus kam …

Konnte mich immer gut strukturieren , war organisiert und ordentlich - aber aufgrund dessen was bei mir so los war ging das auf einmal nicht mehr so bzw mit viel mehr Kraft als vorher …

Also Versuch es evt mal damit das sich dein Leben halt verändert hat und du denkst das eine medikation sinnvoll ist

(Bei mir war es Mutter von 3 Kids, Selbstständigkeit , inner familiärer Konflikt letztes Jahr der extrem belastend war , meine große die selbst sehr krank ist und deren Pflege mega belastend und schwierig ist , Umzug in ein ein Familien Haus etc. )

Vielen Dank für eure ermutigenden Kommentare und Erfahrungsberichte! Es hat jetzt ein bisschen trial and error gebraucht, aber ich habe jetzt eine gute Psychiaterin gefunden, die mich wieder medikamentös behandelt.

Der erste Arzt, bei dem ich war kannte sich leider überhaupt nicht mit dem Störungsbild aus. Er hat ein EEG gemacht und ein EKG verlangt, was soweit normal ist. Als ich ihm aber erzählte, dass mir mein Partner vor einem halben Jahr sehr eindeutig zu verstehen gegeben hat, dass ich mich wieder behandeln lassen soll, meinte er, meine Symptome hätten erst dann angefangen. Dabei habe ich deutlich gesagt, dass es mir schon lange so geht, wie es mir geht. Er hat noch ein paar sehr unpassende Sachen gesagt, aber nach dem 2. Termin und etwas diskutieren hat er mir Medikinet verschrieben. 10 mg retard am Morgen, dass solle ich für 5 Wochen nehmen und dann würden wir weiter sehen.

Da er mir kaum zugehört hat und Sachen auch auf meine Korrektur hin nicht korrekt notiert hat, war ich sehr unzufrieden und verunsichert und habe noch einen anderen Termin bei einer anderen Psychiaterin bekommen.

Dort habe ich erzählt, dass ich seit 1 Woche Medikamente nehme und schon kleine Verbesserungen merke. Und dass ich eben seit meiner Jugend damit diagnostiziert bin. Sie war dann ehrlich betroffen, dass es mir schon seit Studiumsende nicht gut damit geht. Sie hat verstanden, dass da viel masking und harte Kompensationsarbeit drin gesteckt hat. Und dass das nicht ewig so weiter gehen kann. Ich habe ihr dann den Diagnostik Bericht von früher gezeigt und einen alten Arztbrief mit meiner Medikation von damals. Daraufhin hat sie mir dann eine vernünftige Dosis aufgeschrieben, ich kann selbst eindosieren und darf mich bei Fragen an sie wenden. Sie hat mich und mein Vorwissen ernst genommen. Das war sehr schön.

Jetzt bin ich einfach nur froh, in guten Händen zu sein.

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