Medikamenten-Reset!?

Niemand möchte dir den Sport ausreden.

Aber sich davon abhängig machen, indem man weniger Medis nimmt, ist glaube ich keine gute Idee. Denn du kannst gerade wenn es darauf ankommt, also wenn du arbeitest, nicht mal eben eine Dosis Sport einnehmen sozusagen.

Daher würde ich die Medis so dosieren, als wenn du keinen Sport machen würdest. Und dann die zusätzlich ausgleichende Wirkung des Sports einfach genießen. Dass man sich dann unangenehm überdosiert fühlt, glaube ich eher nicht. Oder?

Ist es nicht so, dass man beim Auspowern von Belohnungshormonen belohnt wird und es einen nicht auch stolz macht, also somit Selbstachtung, Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl steigert?

Klar, das Belohnungssystem reagiert auf Ausdauersport, aber auch auf das positive Feedback, das man sich sozusagen selbst gibt, wenn mann Besonderes leistet.

Das Problem ist: Selbstachtung und -wert sollte nicht von Leistung abhängig sein. Idealerweise mag man sich einfach so, wie man ist.

Medikamente können helfen, sich von der Sucht nach permanenter Selbst- oder Fremdbestätigung zu befreien.


Ich könnte mir eben vorstellen, dass das bereits der Fall ist - weswegen die Medikation auch nicht wirklich gut anspricht. Zuviel Dopamin, Adrenalin oder sonstwas (der @UlBre weiß das sicher) im System.

Wenn man sich an die Belohnung DURCH etwas gewöhnt hat - sei es durch die Resonanz von außen, durch den Sport oder sonstwoher - gibt es ja zunächst keinen Bedarf, sich den Selbstwert aus sich selbst, aus Selbstachtung und Selbstannahme zu „generieren“.
Für mich war, was das betrifft, die Therapie VOR der Medikation an dem Punkt wirklich Gold wert.
Wenn man jahrzehntelang mit einer wichtigen aber suboptimalen Strategie durch die Gegend rennt, wird man das auch nicht nur durch Medikation ablegen. Meist erkennt man ja den Anlass nicht einmal… Nur: MIT Medikation sind die alten Strategien unter Umständen noch schädlicher als ohne?

aber auf der Arbeit kannst du ja gerade kein Sport machen , also selbst wenn du durch einer tollen Sporteinheit am Tag davor im Selbst dich gesteigert hast und positive Hormone ausgeschüttet hast du ja am Tag drauf blanken Arbeitsalltag wo du andere Probleme hast. Da reichen glaube ich nicht die Sporthormone fürs Selbst aus ? Irgendwann ist ja auch der Effekt wieder aufgebraucht, so wie bei Medis. Wir nehmen ja auch nicht die Medis erst nach der Arbeit damit wir zufrieden sind.
Du könntest ja mal vor der Arbeit Sport machen, ob es dann vielleicht einfacher ist ?

Mein Partner fährt im MOment extrem viel und lange Rad. Er kommt jedesmal glücklich wieder und ist voll am strahlen es tut ihm total gut aber den Frust den er auf der Arbeit hat nehme ich als trotzdem unverändert wahr. Er kommt frustig von der Arbeit, fährt Rad und ist danach besser zufrieden.
Aber es ändert sich nichts auf der Arbeit. Wenn ich Sport machen muss nur um den Frust auf der Arbeit auszugleichen passt das für mich auch nicht.
Bestenfalls kommt man gar nicht erst gefrustet von der Arbeit nach HAuse.

Sport ist sicherlich gut bei ADHS , aber in der Studie klingt es so das die Wirkung noch nicht genau nachweisbar ist und irgendwie dann wieder doch.
und wenn dann kann Sport nur ein Bestandteil einer ADHS Therapie sein aber sicherlich nicht grundlegend ein Ersatz für Medikation (wenn notwendig) oder Eratz für andere Therapiebausteine.
wie gut sich Sport auf die Executivfunktionen auswirkt, wird da z.B nicht erwähnt


Natürlich. Denn sie steigert ja auch die Leistungsfähigkeit und man stellt fest: Hoppla, ich kann meinem Körper ja noch mehr abverlangen als bisher - cool! Dann lass doch mal sehen, wo jetzt die Grenze liegt - bis man sich bis aufs letzte erschöpft hat.

War es bei den Sportbegeisterten unter euch denn wirklich so, dass sich etwa die Konzentration durch Sport verbessert hätte, wie es in der Studie angedeutet wird?

Ich kann mir eher vorstellen, dass Sport die innere Anspannung lindert, kenne das selbst z.B. auch von ausgedehnten Wanderungen…

Gut, weniger innere Anspannung mag sich dann natürlich auch positiv auf die Konzentration auswirken… :idea:

Definitiv. Konzentration einerseits - vor allem aber, und für mich am wichtigsten: ich habe an Tagen mit Sport nicht prokrastiniert.
Zudem war ich weniger ängstlich - habe weniger „ruminiert“ und habe besser geschlafen.


So ganz lässt sich das nicht trennen.

Aber auch mithilfe von Sport konnte ich Wichtiges von Unwichtigen nicht trennen. Ich habe trotzdem den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen, konnte bestimmte Dinge nicht so umsetzen, wie man das von mir als „Gesunde“ hätte erwarten können. War kränkbar und immer noch Abwehr-aggressiv… …

Sprich: die ADHS-Problematik im Kern lässt sich damit m.E. auch mit Sport nicht therapieren. Wissen wir ja.
Aber Begleiterscheinungen wie der Stress, den ich dadurch hatte und der in bestimmten Domänen ähnliche Symptome zeigte, der ließ sich in jedem Fall mit Sport reduzieren. Aber eben mit ruhigem Ausdauersport, der keinen weiteren (auch körperlichen) Stress verursachte. Als ich ehrgeizig wurde und mehr machte fuhr ich gegen die Wand.

Wenn ich das recht verstehe, hätte ich eine doch sehr lange Zeit mal überhaupt keinen Sport machen dürfen, um herauszufinden, was Nicht-Sport auslöst, wie viel Medis brauche ich deswegen vllt mehr, was kompensiert Sport …!?

Sport morgens vor der Abeit muss ich mal wieder machen. Schon 3 Jahre nicht mehr gemacht. Meine, mich erinnern zu können, dass mir das dochn Stück Anspannung genommen hat, besonders wenn man weiß, dass es mal wieder frustig wird.

also ich habe früher als Kind und Jugendliche extrem viel Sport (fast jeden Tag) gemacht, aber Mannschaftssport was laut der Studie ja nicht so effektiv bei ADHS sein soll?

Ich weiß nicht wieviel es nun beim ADHS kompensiert hat , weil ich trotzdem meine ADHS typischen Probleme hat .

Vielleicht sollte ich mal wieder ganz ganz viel Sport machen und mal sehen ob es was bringt. :wink:

Ich fahre täglich wohl ca. 1/2h 12,5 km mit dem Elektrorad, aber ich denke nicht das das sonderlich was was ausmacht.


Theroetisch ja, aber das macht eigentlich keinen Sinn - und könnte auch gesundheitlich problematisch werden…

Ich könnte mir vorstellen, dass sich vieles von selbst ergibt wenn Du es schaffst, Übertreibungen auszubremsen und vielleicht für eine Zeit eher unter Deiner Leistungsgrenze bleibst.
Also nicht einfach loszukacheln wenns einem danach ist, sondern überlegen, aus welchem Grund man das Bedürfnis hat und ob das jetzt angesagt ist. Die Spannung dann eben auch auf andere Weise abzubauen.

Meist sind das ja kleine Stellschrauben - die zudem höchst individuell sind.
Dazu braucht es aber Selbstwahrnehmung und eine gewisse Impulskontrolle und die wollen ebenfalls trainiert werden …
Wenn Du das in Deine Vorstellung von erfolgreicher Sportausübung mit einbaust und entsprechend daran arbeitest, macht Dich das letzlich auch sportlich erfolgreich.


Das scheint eine gute Idee!

@Nelumba_Nucifera
Beim Mannschaftssport geht es mE nicht um die Frage der Effektivität, sondern darum, dass viele ADHSler die sozialen Skills nicht mitbringen, die man dafür braucht: Frustrationstoleranz, Teamgeist statt Egotrip etc.

Bei mir war letzeres zwar vorhanden, aber mir fehlte die Konzentrationsfähigkeit - Mannschaftsspiele laufen mein Leben lang schon irgendwie an mir vorbei, wobei ich noch nicht gestestet habe, ob das mit Medikation besser ist. :idea:

Ich war insgesamt sehr sportlich und kam mit allen Sportarten klar bekam in allem Egal was fast immer ne 1.
als Hobby hatte ich mehreres ausprobiert aber Mannschaftsport war meine Ding.
Mir wurde immer Teamfähigkeit und eine gute Mannschaftsdienlichkeit nachgesagt .

Aber ich kam das ein oder andere mal zu spät, oder vergaß immer mal wieder was oder verpeilte Termine.
Oder weil mich mein ganzer Tagesplan überforderte lähmte es mich und ich bekam überhaupt nicht was hin.

Schwierig war es für mich als z.B bei. Handball Immer kompliziertere Spielzüge dazu kamen , dass bekam ich nicht so gut auf die Reihe .
Oder wenn plötzlich mehrere mir was zuriefen und dann am besten noch was unterschiedliches :roll:

In der Schule waren die Tage mit Sport immer meine Rettung, an den Tagen fehlte ich am wenigsten.

Habe ich morgens eine auf blau/krank gemacht oder fühlte mich wirklich krank, bin ich doch noch oft Abends zum Sport gegangen.

Ich meine mich zu erinnern, zuletzt irgendwo gelesen zu haben, dass gar kein extremes Auspowern nötig ist, sondern schon etwas unter einer Stunde leichtes anaerobes Training reicht. Also leichtes Ausdauertraining, weniger Kraftsport.
Und ich habe gelesen (und da weiß ich wo), dass solcher Sport körpereigene (Endo…) Morphine (Endorphine) und Cannaboide (Endocannaboide) ausschüttet, und dass die auch die Funktion haben, die HPA-Achse abzuschalten.(Wolf, Calabrese (2020): Stressmedizin & Stresspsychologie - das seit Jahren heiss ersehnte drittes Fachbuch zum Thema Stress, das die neurophysiologischen Zusammenhänge ernst nimmt…)
Damit schließt sich für mich endlich der Kreis, warum Sport bei AD(H)S so hilfreich ist und insbesondere bei ADHS von manchen richtiggehend gebraucht wird.

Zurück zu Deiner Frage: ich denke, Minimum wären 40 Minuten leichtes Ausdauertraining jeden zweiten Tag.
Und alles was drüber hinausgeht, was Dir noch Spass macht und nicht weh tut, ist auch prima…

Kuck doch mal auf Deine Pulsuhr (oder leih Dir eine für ein paar Tage)…
Würde mich auch interessieren, ob das schon als Ausdauersport ausreicht…

Meintest du nicht aerobes Training ohne ‚an‘?

LG =)

Es geht eben nicht ums Auspowern, da das ebenfalls körperlichen Stress erzeugen kann - sondern ums Runterkommen - also rein! im aeroben Bereich.
Auspowern findet an anderer Stelle um Übermaß statt und sollte ja eben kein kompensiert werden…

Reicht das wenn ich nach Hause komme und direkt Blutdruck messe ?

Hallo Ihr alle,
UlBre meint sicher aerobes Trainig, sonst gibt’s Muskelkater :lol: :ugeek:
Seit ich vor einigen Jahren angefangen habe mit dem Fahrrad in’s Büro zu fahren, gehts mir definitiv besser. Das war vor der Diagnose und Medikation schon so. Schon so, dass ich ins Schwitzen komme und mich umziehen muss, aber nicht übertrieben hetzen. Frische Luft in die Lunge, Zeit den Gedanken und den Beinen freien Lauf zu lassen und den ganze Botenstoff-Belohnungscocktail noch als Sahnehäubchen dazu.
Ich war nie der "Wettkamp"typ und mich hat der männliche Konkurrenzgedanke nie wirklich gepackt. Jetzt fahre ich regelmäßig gut 30km am Tag, 15km in 30 bis 40min je nach Wetterlage und bin entspannt dabei. Das oder Schwimmen oder sonst etwas gleichmäßiges, was den Kopf nicht fordert sondern ausrollen lässt, kann ich echt empfehlen.
Und immer locker bleiben :mrgreen:

Ich hasse Wettkämpfe, auf den Tag X fit und bereit sein, (fast) alles dafür unterordnen und meist ein schönes WE dafür opfern und nicht mit Familie verbringen können. Dafür battle ich mich indirekt sehr gerne mit anderen Bikern und auch mal Joggern, vergleiche Segmentzeiten, wobei ich da meist eh nicht zu den TOP 10 gehöre, bis auf wenige Ausnahmen, und eher weit entfernt von einem Semi-Profi bin. Dafür hab ich zu viele Muskeln! xD

Allerdings morgens mit Training wird bei mir nix mehr. Das hatte mal relativ gut geklappt. Einmal lag das Gym aufm Weg zur Arbeit und einmal konnte ich morgens weg von der Arbeit, ausstempeln/abmelden, ins Gym und zurück. Trainiere zwar nur noch zu Hause draußen, aber Frau meinte auch, dass das für mich noch mehr Druck und Stress wäre und somit noch kontraproduktiver. Dann fahr ich lieber früh zur Arbeit, hab früher Feierabend und bin dann danach eher Hilfe beim Baby. Und wenn dann Luft, eben zu Hause Training oder ab morgen regelmäßig mal mind. 40 Min joggen. Mal GA1 und mal GA2. Und immer wieder mal am WE Treppenlaufen. :wink: