Medikamenten-Reset!?

Hallo zusammen,

bin seit mehreren Monaten unzufrieden mit mir, was ich ja leider auch sehr schnell sein kann. Aber das ist ein anderes Thema! Ein sehr langes vielleicht!?

Oder vielleicht eher unzufrieden mit der Medikation und dann doch mit mir!?

Hab sehr lange ja „nur“ 80 mg Atomoxetin genommen. Fuhr damit echt gut, aber bei Weitem nicht perfekt. War davor auf 105 mg und hatte zu dem damaligen Zeitpunkt keinen wirklichen Unterschied gemerkt. An der neuen Arbeit im Einwohnermeldeamt seit paar Monaten bin ich jetzt mit einem Kollegen ein wenig verbal aneinander geraten. Wäre ich nicht auf Atomoxetin gewesen, hätte ich mich in der Situation aus der Probezeit geredet und hab mir etwas gefallen lassen, was ich mir sonst nicht hätte gefallen lassen. Da habe ich dann gemerkt, dass 105 mg wohl doch besser wären. Und ja, seit dem ich 105 mg nehme, spüre ich mich bzgl. der Impulsivität noch ein Stückchen besser, wenn gleich auch noch nicht super, perfekt. Doch/noch mehr nehmen? Im Straßenverkehr könnte ich mich nach wie vor echt übelst über so manchen aufregen. Am liebsten aussteigen und jedem paar nette Worte sagen. Besonders immer dann, wenns nicht so läuft, wie ich es haben möchte. Überhole dann morgens aufm Weg zur Arbeit in der Stadt auch schonmal jemanden, der vor mir Fußtourette hat und mal 40 und mal 60 in ner 50er-Zone fährt, nur damit ich vor dem dann Strich 50 fahren kann. An der Arbeit ists so, dass ich mich quasi ab dem ersten Tag nicht gewollt fühle. Als wenn ich an den Stühlen von zwei Kollegen sägeln könnte, die unbefristet angestellt sind. Ich aber nur befristet. Die Einarbeitung läuft so scheiße, dass ich mich besser selbst einarbeiten könnte oder am liebsten ne Schulung hätte. Bei fast allen Dingen werde ich als Letzter informiert oder gar nicht angesprochen. Wenns darum geht, was Neues zu machen, „Kannste eigentlich auch machen. Musste so und dann so.“. Kommt mir so vor, als wenn mir vorgeworfen wird, warum ich nicht frage, ob ich das machen darf. Frage ich was, kommt mir es vor, als wenn man übelst genervt wäre. Der Vorgesetzte ist ein Vollarsch und der Chef zu blauäugig. Bei beiden wäre eine entsprechende Aussprache auch sehr sicher mein Aus!? Seit der kleinen Eskalation, fühle ich mich im Büro so unwohl, obwohl ich mich entschuldigt habe und mir das mit „Alles gut.“ quittiert wurde. Jetzt hab ich den ganzen Tag son unruhiges Gefühl in Brust- und Bauchgegend. Ich fühle mich als so beobachtet. So, als wenn jedem Moment ne Ansage kommen könnte, auf die ich keinen Bock habe. Die sind so unzufrieden hier, dass die das andere spüren lassen. Ich ärgere mich so, dass ich nichts sage. Ich darf aber nichts sagen. Einmal bitte die Probezeit überstehen und dann mind. ein Jahr Ruhe sozusagen. Jeder kleinste Fehler, so kommt es mir zumindest vor, wird mir auf dem Präsentierteller vorgeführt. Wenn andere Fehler machen „ Wir wollen ja niemanden in den Rücken …“ Ich hatte so Bock auf den Laden und die Stelle. Alles weg. Nur ein direkter Kollege ist super in Ordnung. Mit dem hab ich auch echt Spaß. Wenn ich alleine bin oder Kunden habe, rock ich die Bude. Nicht so lahmarschig, wie Kollegen. Kommt sehr gut an. Bisschen Small Talk, während die EDV rattert. Dann funktioniere ich am besten. Unbeobachtet, wenn auch nicht alleskönnend. Ich muss mich hier aber übelst konzentrieren und das fällt mir weiterhin sehr schwer. Manchmal mache ich solche Flüchtigkeitsfehler, dass ich mich selbst in den Arsch beißen könnte. Weil schon 1000 Mal gemacht und dann Fehler. Ich kann das mir auch nicht erklären. Ich kann mich auch schon nach wenigen Stunden, Tage nicht mehr an Dinge erinnern. Nur, wenn diese vielleicht wirklich einprägsam waren. Aber nicht generell! Ich verlasse die Arbeit, nehme täglich was mit, weils aufm Weg liegt und dann passierts mir, dass ichs vergesse. Aufm Weg zum Auto, „Wo ist mein Auto?“. Da, wo ich gestern geparkt habe, stehts heute ja gar nicht. Und dann seh ichs und dann fällts mir ein, „Klar, ich hab heute woanders geparkt.“ Meine Frau sagt mir was, ich habs am nächsten Tag vergessen. Es ist nicht so, dass ich dumm wäre, nichts weiß … an der Arbeit ist mir Vieles aber irgendwie zu … kompliziert. Machmal fehlt mir auch das um die Ecke oder mal weiterdenken. Hätte ich mein Smartphone nicht, ich wäre z. B. terminmäßig aufgeschmissen. Ich kann mich an sooo viele, auch sehr schöne, Dinge einfach nicht erinnern. Ich bekomms einfach nicht vor Augen. Manchmal denke ich, ich verblöde von Tag zu Tag. Wie oft muss ich zu Hause die Treppen rauf und runter, weil ich was vergessen habe. Wenn meine Frau mir keine To Do-Liste schreiben würde, die Bude würde wie Sau aussehen, wobei es aber doch Dinge gibt, die ich auch gerne mache, aber eben auch dann, wenn ich will. Unliebsame Dinge mache ich auch, aber eben halt auch dann, wenn ich will. Ich krieg die Krise, wenn mir meine Frau sagt, ich solle dies und jenes tun. Die Listen sind da ein guter Kompromiss, da mir das dann weniger befehlig rüberkommt.

Ich bin mir sicher, dass ich mit 80 mg so gut fuhr, da ich arbeitslos war, kaum Stresspunkte hatte. Seit Monaten wieder Arbeit und viele Kollegen- und Kundenkontakte, wenn auch sehr angenehme, ziehen mir übelst Energie, wie ich empfinde. Bin jeden Tag sooo froh, zu Hause zu sein. Brauch dann auch meine Ruhe. Aber das mit der Ruhe war auch schon vor den Medis so.

Mich ärgern aktuell sooo viele Dinge, aber hauptsächlich, dass ich die Klappe halte, obwohls in mir steckt, einfach rauszuschreien, wie scheiße die da alle sind. Am liebsten wärs mir, dass ich sagen könnte, dass mir alles egal ist, ich nicht auf die Kohle angewiesen bin.

Wegen der Impulsivität hab ich mich meist unter Kontrolle, wenn auch nur dank Atomoexetin. Ohne bin ich weiterhin viel zu impulsiv, aber auch viel lebendiger. Ich kann der Pausenclown schlechthin sein, bins mit Atomoxetin bei Weitem aber nicht mehr so. Das fehlt mir, wenn auch Ü40. Wobei es jetzt nich so ist, dass ich nicht weiterhin trockene Sprüche auf Lager habe. Mit Medis bin ich da aber schon bedachter und hau nicht Sprüche raus, die verletzend sein können, was in den Momenten aber egal bzw. eben nicht nachgedacht war. Wisst, was ich meine? Mit Atomoxetin fühl ich mich oft, wie mit Handbremse am Anschlag unterwegs oder wie Hyde, der nicht raus darf. Die Impulskontrolle könnte aber noch besser sein, wie ich finde.

Trotz Medis hab ich irgendwie das Gefühl, als wenn ADHS schlimmer werden würde, was aber doch nicht sein kann, oder!?

Meine quasi nicht vorhandene Konzentrationsmöglichkeit und Fokussierung nervt mich weiterhin auch übelst. Ob ich jetzt ein Buch lese oder vor den Medis, kein Unterschied.

Hab ich überbaupt den richtigen Job aktuell, hab ich den richtigen überhaupt gelernt, was ist der richtige Job für mich eigentlich??? Einzelbüro lieber als Gruppenbüro. Oder mit so 1 - 3 KollegInnen, mit denen ich mich super blind verstehe. Abwechslung ist wichtig, ohne zu schwierig zu sein, ohne zu viel Konzentration zu verlangen. Ich muss für mich selbstständig verantwortlich sein. Ich brauch und will keinen Vorgesetzten, der ständig Druck ausübt. Wenn ich mir so Joblisten für ADHSler durchlese, finde ich keinen, der zu mir passt oder was ich mir vorstellen kann. Ich will morgens früh raus und nachmittags nach Hause. Ich will nicht am WE, an Sonn- und Feiertagen und ich Schichten arbeiten. Fitnesstrainer fänd ich richtig geil. Hab Ahnung vom Sport. Hab aber keine Lizenzen und auch kein Geld dafür und als unlizenziert ist wohl nicht. Thekendienst wär kein Problem. Trainingsfläche betreuen, rumgehen, kontrollieren, neue Kunden einweisen. Will aber keine Klos putzen und Promo machen, Neukunden werben und sowas.

Ich hab ja jetzt paar Medis durch, Psychiater hat da jeweils mitgespielt. Nur Atomoxetin hat am besten angeschlagen. Könnte aber halt noch besser sein! Anfangs gabs ja Medikinet Adult. Da kann ich mich erinnern, dass ihr mir noch im alten Forum geschrieben habt, dass ich wohl zu schnell hochdosiert wurde und es daher wohl zum gegenteiligen Ergebnis gekommen ist. Damals war ich nämlich dann von jetzt auf gestern auf 1800 und nicht nur auf 180 bei kleinsten Kleinigkeiten. Hatte dann ja noch Elvanse und Elontril und nochmal Medikinet Adult zu Atomexetin. Jetzt weiß ich aber nicht mehr, wie lange ich das jeweils mit welcher Dosis genommen habe. Jeweils aber vielleicht auch zu kurz oder zu gering dosiert, bis ich wieder zu Atomoxetin zurückwollte, weil es eben unterm Strich am besten wirkt, so meinte ich. Elontril 150 mg wirkte, meine ich, gar nicht. Elvanse 20 mg hatte, meine ich, Herzkreislaufprobleme hervorgerufen. Aber, wie gesagt, vielleicht wäre was passiert oder Herzkreislaufprobleme wären verschwunden. Mit Atomoxetin 105 hab ich jetzt aber übelst Verstopfung, der Bock auf Sex ist quasi tot, Müdig- und Schläfrigkeit sind noch schlimmer geworden, Schlaf auch. Sehr oft sehr unruhig und sehr kurz. Ich glaub immer öfter, wenn ich nur täglich 7 h einfach durchratzen könnte, hätte ich gleich viel weniger Probleme. Dann hattet ihr mir von verschiedenen Überzügen von Medikinet Adult berichtet, die erhebliche Unterschiede ausmachen können. Lt. Psychiater vorhanden, aber vernachlässigbar. Aufgrund seiner Erfahrung könnte ich ihm schon vertrauen, auch was das Hochdosieren betrifft. Na ja, ist halt Chefarzt und warum sollte er es anders machen, wenn es so seiner Erfahrung nach, besser ist. Dennoch denke ich immer öfter dran, nochmal bzgl. der Medis komplett von vorn anzufangen. Ein Komplett-Reset! Also Standard-Medi in der geringsten Dosis, das paar Tage nehmen, abwarten, dann nach 5 Tagen oder so auf die nächsthöher Dosis gehen, gucken … Wenn das nichts bringt, das Standard-Medi mit ner anderen Hülle und von vorne … erst dann das Zweitmittel von vorne, das Drittmittel …

Und vielleicht komme ich dann doch wieder zurück zu Atomoxetin, aber dann vielleicht noch höher!? Aber darauf hätte ich einfach wegen den Nebenwirkungen dann doch keine Lust mehr!

Um was fürs Hirn und Schlaf zu machen, bin ich vielleicht zu faul, zu bequem und desinteressiert!? Was juckt mich Achtsamkeitstraining, Yoga, PMR …? Alles viel zu lahm! Gedächtnistrainings-Apps fesseln mich jetzt auch nicht so.

Keine Ahnung, was mit mir los ist. Vielleicht hab ich ja auch SXDA!?

Was meint ihr bitte?

Schöne Grüße

DU

Uh - hallo DU, scheinst Dir ja selbst grade nicht so sympathisch zu sein…


Ich schätze, dieses Gefühl teilen viele hier an Bord!!! Hilft aber nichts - von nichts kommt halt nichts…

Dir wird vermutlich nichts übrigbleiben als neben der Medikation alle weiteren Register zu ziehen.
Sport (möglichst regelmäßig Ausdauersport), Ernährung - und Verhaltenstherapie.
Evtl. kannst Du dann nach einer Weile Dein Medikament so weit runterdosieren, dass Du es besser verträgst.

Was machst Du denn an Sport?
Mir hat Laufen immer super geholfen als ich noch nicht medikamentiert war - jetzt kann ich s nicht mehr (Füße kaputt). Aber ohne werde ich auch rappelig, trotz Medikation. Mit Laufen wurde die Stimmung besser, ich war deutlich gelassener und konnte mich auch besser konzentrieren - mir bleibt da nur noch Walken und homöopathisches Damentraining, also sei froh wenn Du noch ordentlich kacheln kannst und ab dafür…

Achtsamkeitstraining kann lahm sein, daher mache ich es auch nur 3-5 Minuten. <LINK_TEXT text=„https://www.amazon.de/Crashkurs-Meditat … 3833823518“>Amazon.de</LINK_TEXT> ist da vollkommen unesotherisch …
Bietet sich z.B. nach dem Sport an, wenn man ohnehin nicht davonlaufen kann und ist sehr sehr hilfreich - allerdings erst, wenn man es ne Weile gemacht hat.


Das ist auch relativ normal, wenn man vielleicht etwas empfindlich ist. Das wird uns allen hier so gehen…

Es ist auch normal, wenn man ADHS hat, dass man jede Regung und Reaktion anderer negativ auf sich selbst bezieht. Du bist ja auch anderen gegenüber sehr kritisch und gehst vermutlich davon aus, dass sie dieselben Maßstäbe an Dich anlegen…


Wenn Du Dir das leisten kannst in Deiner Arbeitssituation? Das bedeutet ja, dass Du praktisch für eine Zeit unmedikamentiert bist und Du hast ja schon starke Probleme mit der Impulskontrolle … ansonsten klingt das nach einer guten Idee, macht in jedem Fall Sinn, Deinen behandelnden Arzt zu fragen was er davon hält…

Atomoxetin hat von allen Medis die heftigesten Nebenwirkungen, und dann 80-105 mg? Puh…

Ich halte viel von der Idee, nochmal neu anzufangen und würde es mit einer kleinen Dosis Elvanse probieren - und dazu auf alles, was in die Quere kommen kann wie Kaffee, Nikotin und Alkohol, verzichten

Ein Versuch wäre es wert, vielleicht geht es ja in der Urlaubszeit ?

Aber egal welches Medikament, es wird nicht alle Probleme auf der Arbeit lösen oder die Menschen dort ändern.

Parallel vielleicht auch schauen ob du noch einen anderen Umgang mit der ein oder anderen Situation finden kannst.

Wie sieht es aus mit ein paar Stunden reduzieren oder einen Tag Homeoffice?

Moin zusammen,

danke schonmal.

Homeoffice geht wegen Kundenverkehr nicht.

Warum Elvanse fürn Reset? Weils die wenigsten Nebenwirkungen hat?

Ich „pumpe“ 2 - 3 x/Woche. Kann mich trotz regelmäßiger Sehnenprobleme in der Schulter noch immer nicht von schweren, aber nicht zu schweren Übungen und Sätzen freimachen. :-/ Ego halt! :wink: Bin zumindest diesbzgl. auf einem guten Weg, dass in Richtung Kraftausdauer zu ändern. Wenn ich Bock habe und mir das Wetter passt, fahr ich Fahrrad. Bis zu 7 - 8 h, je nach Tourenprofil. Lieg bei meistens Ü100 km. Darauf hab ich aber zzt. auch keine Lust. Vllt auch wegen Atomoxetin!? Beim Fahrrad fahren erreiche ich regelmäßig so Tief- und Hochgefühle. Dann muss ich auf einmal weinen und in einem anderen Segment bin ich auf einmal superglücklich. Hab bis jetzt auch keinen Ausdauersportersatz gefunden, der mir das gibt. Bis auf joggen. Das werde ich auf jeden ab heute bzw. morgen öfter machen! Ich brauche dabei halt ne Herausforderung. Ne übelst steile Rampe ohne absteigen schaffen. Mich in einem Segment (deutlich) verbessern. Deshalb find ich normales Joggen auch so boring. Treppenlaufen finde ich mega! Muss ich halt immer paar km für fahren. :-/

Was meint ihr, wie viele Ausdauereinheiten es pro Woche sein sollten?

Wie viele mg eines Medis kann man durch regelmäßigen Ausdauersport „einsparen“ oder ersetzen?

Das Meditationsbuch hab ich bestellt. Danke für den Tipp.

Deine berufliche Situation kenne ich von mir früher. Anfangs hatte ich immer das Gefühl nicht dazuzugehören. Später hat sich alles zum positiven geändert. Vielleicht merken deine Kollegen, was du von denen hältst und verhalten sich entsprechend.
Denk auch daran, dass wir im Moment in einer außergewöhnlichen Situation sind, wo bei vielen die Nerven blank liegen.
Außerdem ist Kundenkontakt zwar interessant, aber auch für NTs sehr anstrengend. Besonders für Mitarbeiter, die seit Jahren mit Kunden arbeiten.
Mein Rat, kneife die Pobacken zusammen und halte durch.
Zum Krafttraining und Ausdauertraining würde ich dir raten nicht zu übertreiben. Das Weinen beim längeren Radfahren könnte auch an Erschöpfung liegen. Google mal Übertraining und die Symptome.
Zum Sport und Adxs denke ich man soll das machen was man als angenehm empfindet und einem beruhigt. Vielleicht fängst du zunächst mit längeren Spaziergängen?
:winken

@Der Unbeugsame
Darf ich Dich noch was fragen:

Diese Lebensweise - mit der Art, Sport zu treiben, Auto zu fahren etc, wie lange machst Du das schon?
Hattest Du das auch vor der Medikation betrieben?

Ja. Pumpen/Turnen war aber viele Jahre intensiver. Und Auto fahren ohne Medis … ein Glück, dass noch nie was passiert ist.

Wieso?

Das klingt jetzt nicht so, als würdest Du Sport treiben um „runterzukommen“, sondern eher im Gegenteil. Also Sport scheint Dir eher zu einem Kick zu verhelfen. Das ist sicher nicht per se schlecht, bedeutet aber auch zusätzlichen (wenn auch positiven, aber das ist egal) Stress. Du hast auch so jede Menge Stress, bist eigentlich immer „drüber“ (mal ernsthaft, Du must auf dem Amt nicht die Bude rocken :mrgreen: ) – aber vielleicht meist aus dem Grund, dass Du diese emotionale Belohnung bekommen willst oder einfach brauchst, um die Dinge überhaupt anzugehen??

Die Frage ist für mich (Achtung, Küchenpsychologie!), inwieweit so etwas in Richtung eines Suchtverhalten geht. Zusätzlich zum ADHS. Dass die Strategie, Dein ADHS über Sport in den Griff zu bekommen, nach hinten losgegangen ist… aber das lass ich mal so im Raum stehen. Ich weiß dass das eine Unterstellung ist – aber darüber nachzudenken schadet ja erstmal nicht.

Das Problem dabei ist, dass Du dabei überhaupt keine Möglichkeit zum Runterkommen hast, weil sich das für Dich blöd anfühlt (oder halt langweilig – ist es wirklich nur langweilig?). Du formulierst das für Dich hoch, bzw. die Schnarchnasigkeit der Kollegen runter – aber das ändert nichts daran. Daher ist der Gedanke von @allmighty mit dem Übertraining nicht von der Hand zu weisen. Hatte ich auch mal, ohne Witz - will man nicht haben. Von 30 km Laufen auf 0 - und danach 25 kg… argh, reden wir nicht davon…

Jetzt kommt auf den ganzen Stress noch die Medikation mit drauf, was Dich noch weiter überlastet.

Sprich: Selbst wenn die Medikamente gegen Dein ADHS helfen, so könnte es sein, dass Du davon nichts hast – weil Deine Stresssymptome mittlerweile das sind, was Dir Probleme bereitet – zusätzlich zu den sehr hoch dosierten Medikamenten. Leider kann man das nicht ohne weiteres voneinander unterscheiden… Libidoverlust, Konzentrationsstörungen, Schlaflosigkeit …
Vielleicht schaffst Du es, in allen angesprochenen Bereichen schrittchenweise (!!) mal runterzufahren, zu lernen, Langeweile auszuhalten. Die ist gar nicht so schlecht wie ihr Ruf, wenn Du Dich mal dran gewöhnt hast!

Wobei das mit professioneller Unterstützung sicher leichter ginge – Dinge, die man so verinnerlicht haben und die lange funktioniert haben treibt man sich nicht von jetzt auf gleich wieder aus. Das wären schon tiefgreifende Änderungen in der Herangehensweise ans Leben, aber ich vermute fast, dass Du da nicht drumherumkommen wirst.


Nein. Weil es bei Erwachsenen entsprechend den Erfahrungen der Erwachsenenpsychiater am besten wirkt. Daher ist es erste Wahl bei der Behandlung von ADHS bei Erwachsenen. Das mit den geringeren Nebenwirkungen kommt natürlich noch hinzu.

Atomoxetin ist dagegen nur dritte Wahl - nach Methylphenidat, das zweite Wahl ist.

Daher: Wenn ein Reset, dann natürlich mit dem Mediakament erster Wahl. :slight_smile:

Was die Beeinträchtigung von Herz und Kreislauf betrifft dürften sich die drei da nicht sonderlich unterscheiden.

Bevor ich Elvanse nahm, war mein Ruhepuls so um die 80-90. Jetzt liegt er immer bei 70-80. Ich glaube wenn ich den Kaffee reduziere würde er konstant bei 70 bleiben. Hat jemand das gleiche bei sich gemerkt?

@Hibbelanna

Ja, da mag was dran sein mit dem Sport bzw. ist genau so!

Ich mag es, etwas zu schaffen, was der Normalo nicht schafft, gebe damit auch an, ohne es verbal zu äußern. Videos sind da eine tolle Möglichkeit für. :wink:

Ich mag es auch im Mittelpunkt zu stehen, Lacher zu ernten, auch an der Arbeit von Kunden. Wobei ich IMMER erst einmal keine Lust auf die Menschen habe, wenn man dann aber „warm“ geworden ist, was idR dann sehr schnell geht, da ich doch ein sehr offener Mensch bin. Liest sich sicherlich irgendwie paradox. Fühle mich auch selbst oft als ein Paradoxon. :mrgreen: Könnte nämlich zB nicht auf der Bühne stehen, auch wenn man mir das schonmal gesagt hat. Aber da hätte ich echt Schiss, besonders Versagens-Schiss.

Ich kann mir Sport, ohne diesen Kick, ohne mich zu verbessern … sehr schwer vorstellen. Und ich weiß nicht, ob ich dann überhaupt noch diese Lust auf Sport hätte.

Ich meine auch, dass ich grad durch und nach dem richtigen Auspowern so gut drauf bin. Weiß aber (noch) nicht, wies wäre, wenn ich „nur“ mal ne h leicht jogge, ohne PRs aufzustellen.

Wobei ich bei Weitem nicht mehr so viel und oft Sport treibe, wie bis vor 3, 4 Jahren. Und es gibt und gab tatsächlich auch immer mal Wochen, wo ich nichts gemacht habe. Nach 2 Wochen hab ich mich aber doch schon schlecht gefühlt. Treibe Muskeltraining auch nicht ohne Grund, hatte mal nen schweren Unfall und möchte meine Knochen und Muskeln stärken und besonders die Wirbelsäule schützen.

Ich denke, bei guter medikamentöser Einstellung sollte sowohl dein Bedürfnis nach Sport an sich als auch das Bedürfnis, dir etwas zu beweisen oder eine positive Resonanz von anderen zu bekommen, abnehmen.

Beide Bedürfnisse gelten als typische Kompensationsmechanismen bei ADHS.

Auch auf die Motivation, Kunden zu treffen, sollte es sich meiner Erfahrung nach positiv auswirken.

DAS war mir noch gar nich so bewusst oder habe ich nicht als solche Mechanismen gesehen!? Fand und finde ich auch gar nicht sooo schlimm! :wink: Ich hoffe ja nämlich schon, dass ich mein ganzes Leben lang Sport machen und auch weiterhin ein relativ „lustiger Vogel“ bleiben werde. :wink: Zwischendrin hatte ich mal gar keine Medis genommen, einfach von mir aus versuchsweise, da man evtl. irgendwann einmal ohne Medis auskommen könnte, so wurde mir mal gesagt. Ich glaub da aber nach diesem Selbstversuch nicht dran. Ich war dann wieder spürbar „flippiger“ unterwegs, also noch mehr wie ein Pausenclown, wenn ich auf den Beinen war. Komischerweise kann ich bei Herr der Ringe 4 h nahezu still liegen oder im Kino sitzen, ohne mich unnötig zu bewegen, und es nervt mich übelst, wenn andere sich als bewegen. Leider nahm halt die Impulsivität auch wieder stark zu. Jede Kleinigkeit ließ mich an die Decke gehen.

Viel schlimmer finde ich daher meine Hauptprobleme mit der Impulsivität. Lässt man mich in Ruhe, spricht man mit mir nicht wie mit einem kleinen Kind, verhält man sich mir gegenüber nicht arrogant, obwohl ich das selbst sein kann, zumindest oft so rüberkomme, wie man mir schon wiederholt gesagt hat, „bummst“ man mich nicht im Straßenverkehr von hinten an, macht man mich nicht von der Seite an, macht man mir keine Ansage usw. usf., ist alles gut. Nur leider triggern mich da verdammt viele Dinge oder haben mich getriggert, um dann auszurasten, was ich mit Atomoxetin soweit im Griff habe, deutlich früher oder überhaupt spüre, wenns jetzt so weitergeht, dann raste ich aus oder wäre ausgerastet und ich ziehe dann die Handbremse, was mir aber wiederum auch missfällt. :-/ Ich muss dann, soweit es geht, die Situation verlassen, wo ich gespürt habe, dass das mir die Spannung nimmt, ich aber nicht immer machen kann oder dran denke, zu machen. Sobald ich dann aber zB an der Arbeit wieder im Raum mit dem Kollegen bin, nimmt die Spannung erheblich zu und wird dann nur genommen, wenn ich Gespräche mit anderen führe, wenn keine Totenstille herrscht.

Bzgl. der doch sehr hohen Dosierung von Atomoxetin wurde mir gesagt, dass man grundsätzlich bis zu einem g/kg Körpergewicht hochdosieren kann, aber eben halt mir Ausnahmen, andere springen deutlich früher an und andere später. 60 mg waren mir zB zu wenig. Da könnte wohl mein, glücklicherweise noch immer, super auf Hochtouren laufender Stoffwechsel eine Rolle spielen!?

Was sind Eure Empfehlungen bzgl. Ausdauersport? Wie oft sollte ich mal in der Woche versuchen, normal zu joggen, ohne PRs aufzustellen, also keine 600 Stufen rauf und runter und rauf und runter …, sondern normal in der Landschaft und vor allem in welchem Pulsbereich und wie lange sollte eine Joggingeinheit je dauern?

Denk mal dran, dass du auch nicht jünger wirst. Irgendwann wirst du Sport nicht mehr in der Intensität machen können, und dann?

Dann wäre es gut, es schon auf ein sinnvolles Maß reduziert zu haben. Eine funktionierende Medikation sollte dazu führen, dass du es einfach nicht mehr so BRAUCHST.

Es wäre kein weniger an Lebensqualität, aber das muss du schon selbst spüren, da du sonst wahrscheinlich gar nicht nachvollziehen kannst, was ich meine.

Ich z.B. brauche heute keine Zigarette und keinen Tropfen Alkohol mehr und empfinde es null als Verlust an Lebensqualität. Das hätte ich mir vor der Medikation niemals vorstellen können.

Nehme übrigens einmal die täglich 20 mg Elvanse und komme gut damit klar.

Was sind Eure Empfehlungen bzgl. Ausdauersport? Wie oft sollte ich mal in der Woche versuchen, normal zu joggen, ohne PRs aufzustellen, also keine 600 Stufen rauf und runter und rauf und runter …, sondern normal in der Landschaft und vor allem in welchem Pulsbereich und wie lange sollte eine Joggingeinheit je dauern?

Ich persönlich kann dazu nicht viel sagen, da ich nie zu den Sport-Maniacs gehörte.

Aber ich denke, das ist nicht ADHS-spezifisch und entspricht dem, was generell bei Ausdauersport wider dem Raubbau am eigenen Körper empfohlen wird.

Joggen verschleißt auf Dauer allerdings ziemlich, soviel weiß ich, da gibt es schonendere Sportarten wie Rad fahren, schwimmen oder Nordic Walking.

Aber warte lieber ab, was die Experten hier dazu meinen… :slight_smile:


Hm. Da geht es ja nicht um die sportliche Leistung, ganz im Gegenteil, es geht darum, runterzukommen.
Ich spinne da jetzt mal was zusammen.
In jedem Fall zusehen, dass Du im langweiligen Grundausdauerbereich bleibst. Da Du das nicht lang durchhältst, wird sich das nach hinten raus von selbst beschränken :lol: - aber mehr als ne Stunde würde ich da nicht machen, sonst wirst Du da wieder ehrgeizig… Also bevor Du aus lauter Langeweile dann doch loskachelst - aufhören! sonst ist der Effekt dahin…
Wenn Du das ein-bis zweimal die Woche als regenerative Einheiten planst, solltest Du an dem jeweiligen Tag sonst keinen Sport machen, sonst verpufft die Wirkung…
Du kannst das ja gut mit Achtsamkeitstraining verbinden - wie atmest Du, wie fühlt sich der Boden an, wie riecht die Luft … auch daran kann man sich gewöhnen, und es entspannt ebenfalls enorm.

Es ist meines Wissens ohnehin so, dass jeder vernünftige Trainingsplan neben intensiven Trainingseinheiten - Kraft oder Kraftausdauer - (bei Dir: Pumpen, Kampfradeln) immer regenerative Einheiten (oder auch Pausen) gegenüberstellt - da kann man sich gut dran orientieren, denn dort ist das Ziel ist ja immer die Leistungssteigerung ohne sich zu verschleißen was ja letztlich bedeutet, Stress zu vermeiden.

Bin mal gespannt, ob das bei dir klappt…

„Obwohl derzeit keine evidenz-basierten Empfehlungen zu besonders geeigneten Sportarten, Belastungsintensität und -dauer gegeben werden können, sollte die mögliche positive Wirkung von körperlicher Betätigung nicht ignoriert und sportliche Aktivität bei ADHS angeraten werden.“

Quelle: <LINK_TEXT text=„https://www.germanjournalsportsmedicine … ressource/“>Sport bei ADHS - Plan für Desaster oder verschenkte Ressource?</LINK_TEXT>

Das stimmt und steht auch nicht im Widerspruch zu dem bisher Gesagten.

Es geht um sportliche Betätigung, wodurch bei ADHS die innere Anspannung bekämpft und das Wohlbefinden gesteigert werden kann.

Es geht aber nicht darum, dabei jedes Mal die Grenze der körperlichen Belastbarkeit zu testen. :wink: