Guten Morgen, liebe Forengemeinde!
Es geht in meinem Beitrag hauptsächlich:
- um eine Frage zur Dosierung und
- um eine Änderung des Befindens über viele Jahre nach der Diagnosestellung
Leider kann ich euch dazu, insbesondere wegen Punkt 2, das lange Erläutern nicht ersparen.
Ich bin Mitte 20 und habe 2007 die Diagnose ADHS erhalten. Ich war als Kind tatsächlich sehr unaufmerksam, zappelig, unruhig und anstrengend - seit 2007 werde ich auch medikamentös behandelt. Bitte fragt nicht nach den Medikamenten um 2007 herum, das weiß ich nicht mehr. Ich kann sagen, dass ich um 2012 herum Concerta hatte, ab ca. 2014/15 Medikinet, ab ca. 2017/18 Medikinet adult und seit Ende 2022 Elvanse. Elvanse war auf meine Nachfrage hin realisiert worden, weil ich zunehmend bei Medikinet (Adult) mit dem bekannten Rebound-Effekt zu tun hatte und ich diesen als zu krass empfand.
Zu meiner Schulhistorie:
Ich habe das Schulsystem einmal komplett durchlaufen.
Auf einer Hauptschule habe ich mit 15 meinen qualifizierten Hauptachulabschluss gemacht. Ich war bis zu diesem Zeitpunkt mittelmäßig bis schlecht in der Schule. Danach bin ich zu einer beruflichen Schule in eine technische Schulform gewechselt und bin - mit der Note 6 in Mathematik - sitzen geblieben. Auch ansonsten war das Zeugnis eine Katastrophe. Im darauffolgenden Schuljahr bin ich an der gleichen Schule in eine wirtschaftliche Schulform gewechselt, um meinen Mittleren Bildungsabschluss zu machen. Das war die Kehrtwende - ich wurde zum Einserschüler, habe den MBA mit 1,5 und das darauffolgende Fachabitur, an der gleichen Schule, mit 1,3 abgelegt; wurde Schülersprecher an dieser Schule und habe mich auch ansonsten stark in und für diese (!) Schule engagiert. In diesen besagten vier Jahren erfolgte der Wechsel sowohl von Concerta auf Medikinet wie auch von Medikinet auf Medikinet Adult. Es waren keine Qualitäts-, Leistungs- oder sonstige mein Leben betreffende Einbußen vorhanden. Auch sonst konnte ich keile Veränderung feststellen. Mein Abitur musste ich an einer anderen Schule machen, da es an der besagten Schule keile Schulform gab, die zum Abitur führte.
Das war mir schon ein Dorn im Auge - ich wollte von meiner alten Schule nie weg und an diese, neue Schule schon 10x nicht, weil ich es ruhig mag und die neue Schule mitten in der Stadt lag. Ebenso veränderte sich meim Fahrtweg von täglich 25 Minuten auf täglich knapp 3 Stunden (!). Das hat die Sache nicht erfreulicher gemacht. Im ersten Schuljahr habe ich meinen Schnitt noch ganz solide mit 1,1 gehalten. Die beiden Jahre danach zum Abitur waren nicht schlechter - mit 1,7. Aber es hat sich etwas geändert. Man muss dazu sagen: mitten im ersten Jahr des Gymnasiums kam Corona. Hat mir nichts ausgemacht, spielte mir sogar in die Karten. So musste ich nicht mehr dort hin.
Im nächsten Schuljahr war allerdings alles anders. Nicht von der inhaltlichen, schulischen Ebene, sondern mich betreffend. Ich war plötzlich nicht mehr dieser 1er Schüler, der absolut Bock auf Schule hatte. Meine Eimstellung zu dem - und auch im privaten Leben - hat sich derart gewandelt, dass ich immer die negativrn Aspekte aufsuche und versuche, alles schlecht zu reden. Das kannte ich so von mir nicht und hat sich leider bis heute, 3 Jahre später, so gehalten.
Ich wollte, seit ich gut in der Schule wurde, Mathematik auf Lehramt studieren. Das habe ich nach dem Abitur realisiert und bin dabei. Ich habe aber immensw Motovationsprobleme und entdecke bei mir jegliches Verhalten, das ich damals bei Mitschülern bemängelt habe - absolute Motivationslosigkeit; alles auf den letzten Drücker machen, kein Bock darauf haben.
Meine Vermutung: ich musste so lange in der Schule so voel unnötiges Zeug machen, das mich nicht interessierte, dass ich nun nicht einmal mehr Bock auf dieses Studium habe, das ich so sehr wollte.
Der Knackpunkt dabei: vorher hatte ich aber Interesse an dee Schule. Das war die letzten beiden Schuljahre eben nicht mehr so. Ich hatte einem regelrechten Hass gegen die Schule entwickelt. Die weiterhin schlechteren, aber noch immer sehr guten Noten konnte ich nur durch immensen Vorwissen erreichen. Meine reine Lernleitung war unterirdisch. Bis heute - leider.
Allerdings muss es ja einen Auslöser für dieses voll motivierte Dasein zu „ich hab überhaupt keinen Bock mehr auf Schule“ geben. Und das vom einen zum nächsten Schuljahr. Und diesen Auslöser versuche ich seit drei Jahren zu finden, aber ohne Erfolg.
In dieser Zeit fand kein Medikamentenwechsel statt. An Corona liegt es auch nicjt - ich hatte überhaupt kein Problem mit diesem Thema. Im Gegenteil: ich fand es sogar toll, diese Art Rückzug mal zu haben.
Genau das ist mein zweiter Punkt - habt ihr eine Idee, was der Grund sein könnte und vor allen Dingen, wie ich wieder zu meinem „alten Ich“ gelangen könnte?
Zum ersten Punkt:
Bevor das Studium im Wintersemester 2022/23 losging, bot meine Ärztin an, dass ich mal Elvanse probieren solle wegen dem Rebound bei Medikinet Adult. Gesagt, getan. 30mg waren zu wenig, 50mg waren scheinbar perfekt - ich habe mich am ersten Tag mit 50mg so gefühlt, wie ich mich die Jahre zuvor an meiner alten Schule gefühlt habe, wo es „richtig gut lief“. Das verflog mit der Zeit. Ich bin mittlerweile irgendwie der Meinung, dass mich Elvanse mehr bremst, als dass es hilft. Ich spüre das Einsetzen der Wirkung. Ich habe dabei ein Gefühl der Erregtheit -ich spüre den Drang, etwas tun zu wollen. Irgendwas, was mich erfüllt. Das flacht dann mit zunehmder Stunde ab und mündet in einen Prozess, der stagnierend wirkt. So, als wüsste ich genau was / wie / wo ich etwas machen will/soll, aber nicht damit beginne. Stattdessen schiebe ich die Dinge auf, klassisches „Prokrastinieren“. Kennt das jemand von euch? Sind das Anzeichen einer zu hohen Dosierung? Liegt das am Medikament selbst? Bei 30 mg hab ich eigebtlich gar keine Wirkung gemerkt - zumindest keine einsetzende Wirkung.
Vielleicht noch kurz zu dem Punlt meiner alten Schule (also der, wo ich so gerne war): ich habe noch immer guten Kontakt zu dieser Schule und bin des Öfteren dort. Ich befasse mich auch sehr gerne mit dieser Schule selbst. Also nicht dem Lernort Schule, sondern mit der Historie etc. genau dieser Schule. Bei diesem Aspekt ist es mir problemlos möglich, die gleiche Begeisterung und das gleiche Interesse mit der gleichen Motivation aufzubringen wie damals. Vielleicht ist das ein wichtiger Punkt zur Beurteilung.
Ich bedanke mich bei Euch für das Lesen meines langen Textes, wünsche euch eine gute Nacht und freue mich auf Antworten!