Medikinet Adult 5mg

Hallo zusammen,

ich bin männlich, Ü30 und lebe seit einigen Jahren mit der Diagnose ADHS und Agoraphobie. Bisher habe ich eine medikamentöse Therapie eher gemieden, da die Erfahrungen von ADHSlern in meinem Bekanntenkreis häufig von Nebenwirkungen geprägt waren, die abschreckend wirkten.

Gestern habe ich mich dennoch dazu entschlossen, das verschriebene Medikinet Adult (5 mg) auszuprobieren, um meine ADHS-Symptome besser in den Griff zu bekommen. Im Vorfeld wurde ich gründlich untersucht – einschließlich EKG, Herzultraschall und Blutbild – und es gab keine Auffälligkeiten. Ich habe außerdem darauf geachtet, ausreichend zu essen und regelmäßig kleine Mahlzeiten sowie Wasser (kein Kaffee) zu mir zu nehmen, um Nebenwirkungen möglichst vorzubeugen.

Trotzdem hat mich schon diese geringe Dosis heftig getroffen: Etwa 2,5 Stunden nach der Einnahme erlebte ich eine starke Panikattacke, begleitet von Herzrasen und schwitzigen Händen, die sich über Stunden hinzog. Dabei fühlte es sich an, als könnte ich nicht richtig atmen, was das Panikgefühl nur verstärkte. Zudem schien mein Reizfilter „ausgeschaltet“ zu sein – alles um mich herum wurde intensiver und überwältigender wahrgenommen. Gerade die innere Unruhe und Reizüberflutung, die ich eigentlich mit dem Medikament lindern wollte, schienen sich dadurch sogar zu verstärken.

Positiv war, dass sich mein Arbeitsgedächtnis verbessert hatte – das Schreiben fiel mir in dieser Zeit leichter und schneller. Doch die negativen Effekte überwogen deutlich. Nachdem das Medikament langsam abgebaut war, ging es mir nach und nach wieder besser.

Meine Psychiaterin hat mir dieses Medikament als Einstieg empfohlen, und wir haben noch weitere Optionen zur Auswahl, falls sich herausstellt, dass Medikinet Adult für mich nicht geeignet ist.

Daher meine Frage an euch: Hat jemand von euch vielleicht Tipps oder Erfahrungen mit alternativen Medikamenten, die sich für ADHS in Kombination mit Panikneigung besser eignen könnten?

Vielen Dank im Voraus für eure Unterstützung!

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Guten Morgen Powertiger,

es tut mir leid zu hören das deine erste Erfahrung sich so negativ anhört. Gerade die ersten Tage sind oft eher ein sehr schönes, befreiendes Erlebnis :).

Hast du den ein Anfluten ungefähr 15-20 Minuten nach Einnahme gespürt? 5 mg sind eine extrem geringe Dosis und dies sagt eine Person welche allgemein extrem auf Medikamente reagiert (15mg war bei mir optimal wobei bei mir die EInstiegsdosis auch schon bei 20mg lag xD).

Für mich hört sich die Beschreibung erst einmal nach einer Psychosomatischen Reaktion an und nicht unbedingt als eine Nebenwirkung des Medikaments (Durfte über einen längeren Zeitraum nun auch lernen das die meisten Nebenwirkungen bei mir nicht dem Medikament selber geschuldet waren.).

Das soll dein Erleben in keinster Weise beurteilen, so wäre nur meine erste Einschätzung. Gerade nach nur einem Tag mit dem Medikament lässt sich hier leider noch nicht wirklich genau sagen was los ist und ich würde es tatsächlich immer einmal wieder versuchen.

Eine Alternative (welche leider gerade schwer zu bekommen ist) wäre Atomoxetin welche tatsächlich eher in Richtung emotionalle Regulation und nicht wirklich auf den Antrieb wirkt.

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Guten Abend Cyrus und danke für deine Nachricht!

Ja, die erste Erfahrung war wirklich heftig, und ich habe mit allem gerechnet, aber nicht mit so einer Reaktion. Tatsächlich habe ich etwa 15-20 Minuten nach der Einnahme ein deutliches Anfluten gespürt, was sich leider schnell in eine Panikreaktion verwandelt hat. Diese Symptome erinnerten mich stark an frühere psychosomatische Episoden, die ich in anderen Kontexten erlebt habe, was deinen Gedanken in die Richtung nachvollziehbar macht.

Ich kann mir gut vorstellen, dass die Aufregung über die erste Einnahme meinen Körper auch beeinflusst hat, zumal ich ohnehin dazu neige, auf Medikamente sehr sensibel zu reagieren. Deine Einschätzung, dass vieles möglicherweise psychosomatisch sein könnte und weniger direkt auf das Medikament zurückzuführen ist, klingt plausibel und beruhigt mich etwas.

Da ich beruflich oft abends noch konzentriert sein muss, wäre es für mich besonders wichtig, ein Medikament zu finden, das langfristig und auch zu späteren Zeiten des Tages wirkt. Vielleicht ist es wirklich eine Frage der Gewöhnung – und die Idee, es nochmals vorsichtig zu probieren, klingt sinnvoll. Auch die Alternative mit Atomoxetin ist ein guter Hinweis. Falls Medikinet langfristig nicht das Richtige für mich sein sollte, könnte ich mit meinem Arzt darüber sprechen.

Nochmals danke für deine Erfahrung und deinen Rat!

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Hallo und herzlich willkommen bei uns,

das tut mir leid. Es ist aber die Erfahrung eines Tages?

Eventuell hat dich wirklich die Erwartung beeinflusst? Denn 5 mg Retardkapsel ist eigentlich fast nichts.

Wenn du etwas für den ganzen Tag bis zum Abend brauchst, müsstest du ohnehin zwei Kapseln nehmen oder noch mehr. Das geht aber durchaus.

Vielleicht ist ein dreiphasiges Mittel (also Concerta oder Generika) mehr etwas für dich. Nicht weil es bis zum Abend reicht, sondern eher bis zum Nachmittag, auch da bräuchtest du etwas für danach, sondern weil es sehr langsam anflutet im Gegensatz zu Medikinet Adult.

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Hallo Falschparker,

vielen Dank für deine Unterstützung und deine hilfreichen Gedanken!

Ich verstehe deinen Hinweis, dass die Erwartungshaltung einen Einfluss gehabt haben könnte. Meine Therapeutin hat jedoch ADHS als Ursache für meine Panikneigung und Agoraphobie festgestellt, was die Situation für mich komplizierter macht.

Über die Jahre habe ich einige Methoden entwickelt, um die Panikattacken abzumildern – sie entstehen meist aus einer inneren Unruhe, weniger durch bestimmte äußere Trigger. Meine Grundnervosität durch ADHS erschwert mir viele Alltagssituationen. Zum Beispiel finde ich mich in einem Supermarkt oft hektisch und panisch, wenn meine Konzentration nachlässt. Früher vermutete ich, dass es an der Anwesenheit vieler Menschen liegt und vielleicht eine soziale Phobie dahintersteckt. Zum Glück wurde das nie diagnostiziert, und es entspricht auch nicht meiner Erfahrung. Auf der Bühne vor Publikum zu stehen, ist als Musiker kein Problem für mich, solange ich meine Konzentration aufrechterhalten kann.

Könnte diese Angst durch eine ADHS-bedingte Impulskontrollschwäche ausgelöst werden? Und macht der Einsatz von Medikamenten in meinem Fall überhaupt Sinn?

Meine Psychiaterin hat mir erstmal abgeraten, einen zweiten Versuch mit Medikinet Adult 5mg zu starten. Die Panikreaktion hat sie nicht kommen sehen.