Medikinet Eindosierung - Verhalten schlimmer als vorher

Hallo zusammen

Leider habe ich keinen treffenden Beitrag gefunden, deshalb hier: Mein Sohn (10 Jahre) hat kürzlich seine definitive ADHS Diagnose erhalten. So das wir nun vor einer Woche mit Medikinet retard 10mg begonnen haben. Zwischenzeitlich sind wir bei 15mg. Das Problem ist das die Rückmeldung aus der Schule richtig übel ist. Seit Beginn der Medikation sei mein Sohn kaum mehr beschulbar, brauche ein 1:1 Setting. Er sei laut, könne nicht mehr stillsitzen, ecke mit seinem Verhalten an, etc. Eigentlich genau das Gegenteil von dem was wir hns erhofft haben.
Kennt jemand ein solches Verhalten? Ist er allenfalls unterdosiert?
Ich bin etwas verzweifelt weil die Schule zwischenzeitlich grossen Druck ausübt. So schlimm war es nie. Abbrechen möchten aber auch nicht, weil es ja erst eine Woche ist.

Hat jemand Erfahrung? Vielen Dank für eure Tips!

Hi Sonnenstrahl,

ich bin selbst noch neu in dem Thema. Ich nehme als Erwachsener (80 kg) seit rund 5 Wochen Medikinet adult (ist identisch zu retard) und habe mit 5 mg pro Einzeldosis angefangen und schrittweise auf 15 mg pro Dosis erhöht.

15 mg erscheint mir nach so kurzer Zeit bei einem 10 jährigen viel, zumal bei Medikinet noch die Problematik mit dem Essen besteht. Wenn ich z. B. nur Müsli mit Milch zum Frühstück esse, habe ich bereits das Gefühl, ‚drüber‘ zu schießen.

Gibt die Schule differenziert Rückmeldung im Sinne von: es tritt in allen Schulstunden auf vs. es tritt zu bestimmten Schulstunden auf?

Wie erlbest du die Wirkung am Wochenende bei ihm?

Was isst er zur Einnahme? Medikinet retard braucht zwingend eine komplette Mahlzeit (Banane oder Keks oder Kakao oder … sind keine) zur Einnahme (und die Einnahme auch nicht erst eine Stunde nach der Mahlzeit o.ä.)

Ansonst wäre noch die Frage: Hat er eine ganze Woche lang die 10mg bekommen? Und dann seid ihr auf 15mg gegangen? Was habt ihr ärztlicherseits für einen Eindosierungsplan bekommen.
10mg können schon ein hoher Einstieg sein. Der Körper muss sich an die neue Situation langsam gewöhnen

Wie ist dein Kontakt zur Schule? Es wäre sicher hilfreich, ihnen zu erklären, dass eine Eindosierung Zeit braucht, es kein Schalter ist den man umlegt, dass sich aber jetzt ein paar Wochen bis Monate Geduld langfristig auszahlt. Druck in der Eindosierungszeit ist eher kontraproduktiv.
Kommt auf die Beteiligten an, ob man da Verständnis bekommt. Es gibt ja sicher eine „Vorgeschichte“ auch in der Schule, die zum Weg zur Diagnostik geführt habt. Du kümmerst dich ja, hast die Diagnostik in Angriff genommen; jetzt gibt es eine Diagnose, die wahrscheinlich sehr viel bis alles erklärt; jetzt fehlt nur noch der Teil Eindosierung; in Aussicht steht aber mit einer guten Eindosierung eine optimale Wirkung des Medikaments, was sowohl deinem Sohn als auch Lehrkäften und Mitschüler_innen langfristig andere Erfahrungen ermöglichen wird

Das einfach noch als Gedanken, dass es vielleicht möglich sein könnte, in der Schule die langfristigen Vorteile von jetzt noch etwas Geduld und Verständnis aufzuzeigen. Aber das kann man durchs Internet - ohne eure konkrete Situation zu kennen - halt schwer einschätzen

Danke für eure Rückmeldung.

Wir erhöhen jede Woche mit 5mg. Er nimmt es morgen nach einem oder zwei Toast mit Aufstrich. Das müsste glaube ich reichen. Nachmittags meint er selbst, es wirke nicht mehr. Das hätten wir dann später angeschaut.

Ja narürlich gab es schon vorher Probeleme in der Schule, aber nicht in diesem Ausmas. Vorher war es mehr seine eigene Konzetration die unter dem ADHS lit, so dass er deutlich unter seinem Potential blieb. Und ab und an auch soziale Probleme.
Aktuell sprengt er offenbar die ganze Klasse. Weshalb er kaum tragbar sei. Konkret hat die Lehrerin nur erzählt er sei laut und könne kaum stillsitzen. Lustigerweise merke ich erst jetzt, dass ich nicht gefragt habe wie es mit der Konzentration ist, wobei sich die Frage auch erübigt wen er sich nicht hinsetzen kann.

Bin natürlich auch etwas resigniert und frustriert, weil ich viel Hoffnung hatte.

Wenn es wirklich während der Wirkzeit ist (also in diesem Fall vermutlich vormittags), könnte es schon sein, dass es zu wenig ist. In diesem Fall würde ich nach ca. 5 Tagen auf die nächste Dosis gehen. Wenn sich da immer noch keine Änderung zeigt, vielleicht abbrechen und in den Ferien weitermachen?

Falls die Probleme eher nach dem Mittag auftreten könnte es auch der Rebound sein.

Bei uns waren die Symptome mit zu kleiner Dosis verstärkt. Und beim Rebound auch sehr extrem.

Was isst er dann in der Schule?
Und Versuch mal das er noch was eiweißhaltiges zum Frühstück dazu isst. Z. B. Zwei Eier ….

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Oh Mensch, ich kann mir sehr gut vorstellen, wie frustrierend das gerade für Euch sein muss.

Wie moya schon vorgeschlagen hat: Vielleicht kann man in Absprache mit dem Arzt versuchen, die Eindosierung auf das Wochenende bzw. die Ferien zu verlagern. Dann kannst Du Dir vielleicht auch besser selbst ein Bild machen und hast nicht noch den ‚Filter‘ Schule dazwischen, der ja auch noch seine ganz eigenen Probleme mit sich bringt.

Ansonsten hilft wahrscheinlich leider nur ausprobieren. Es kann gut sein, dass die Dosis zu niedrig ist. Dann sollte eine Erhöhung eher ausgleichend, beruhigend, fokussierend wirken. Es ist auch möglich, dass die Dosis zu hoch ist, oder kein Dopamin/Noradrenalin-Mangel als Ursache der Symptome vorliegt. Dann sollte Methylphenidat eher wie starker Kaffee wirken, d. h. durchaus auch fokussierend aber eher antreibend, aufdrehend.

Zumindest sind das meine bisherigen eigenen Erfahrungen.

Ja stimmt das mit dem Eiweiss, das könnte ich versuchen!

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Und das Gute ist …es sind bald Ferien und dann kannst du selbst beobachten !

Zuhause erlebe ich ihn fast normal. Er ist etwas zugänglicher wenn es ums Lernen geht am morgen, d.h. kein grosses Drama mehr wenn wir uns hinsetzten und lernen und auch etwas fokussierter als früher. Fast nur positiv. Weshalb mich die Rückmeldung aus der Schule auch irritiert. Aber dort ist auch viel mehr Trubel als hier zuhause.
Man gibt uns klar zu spüren, das die Schule nicht mehr bereit ist die Eindosierung weiter „mitzutragen“ - leider.

Den Rebound merken wir schon etwas. konnte bis jetzt aber ohne grosse Eskalation überwunden werden. Er kann es auch benennen. Hungergefühl ist aktuell komplett weg bis ca. 15:00 Uhr. Woraus ich schliesse das es irgendwo schon wirken müsste.

Werden morgen gem. Plan auf 20mg erhöhen und hoffe es schlägt dann auch in der Schule mehr an. Kann man retartiert und unretartiert eins zu eins umrechnen? Also bei 20mg retart währen es 10mg und wieder 10mg?

Während oder nach der Wirkzeit? Die ist individell verschieden (Wirkdauer von Medikinet und Elvanse bei ADHS - ADxS.org). Due Herstelletangaben von 6-8 Stunden stimmen nicht für alle. Kann dein Kind sagen, wann die Wirkung einsetzt und wann sie aufhört?
Wenn du einen normalen Schultag nimmst, ist bach 6 Schulstunden bis er zu Hause ist, vermutlich eher keine Wirkung mehr da.

2 Toast könnte zu wenig Nahrungsaufnahme sein. Es muss genug feste Nahrung sein, die lange genug im Magen verweilt. Die 2. Phase des medikaments wird durch den höheren pH im Dünndarm freigesetzt. Wenn die Nahrung nur kurz im Magen bleibt, ist das zu früh. Es kann also sein, dass noch viel Wirkung von der ersten Phase da ist, wenn die 2. Phase freigesetzt wird. In der Zeit wäre er überdosiert, was sein Verhalten erklären könnte (aber natürlich nicht muss).

Genauso könnten die 15mg schon zu viel sein.

Kannst du mit den Lehrkräften differenzierter ins Gespräch kommen? Vielleicht sind sie zugänglich und können euch bei der Eindosierung z.B. insofern unterstützen, dass sie aufschreiben wann dieses Verhalten auftritt (und gerne auch, wann sie positive Veränderungen wahrnehmen). Kommt sicher auf die Personen an, ob sie das wollen und in Schulalltag überhaupt leisten können. Aber einen Versuch könnte es Wert sein.

Ansonsten hoffe ich, dass ihr längere Osterferien habt, um ein paar Tage am stück selbst die Dosiswirkung gut einschätzen könnt und ggf. auch die Wirkdauer, was ja spätestens dann, wenn es um eine 2. Einnahme am Tag geht, wichtig ist zu wissen.

Falls ihr gar nicht weiterkommt und ausschließen wollt, dass es am Mechanismus der Ratadierung liegt, gäbe es unretadiertes Methylphenidat. Das wirkt zwar nur so 2,5 - 3h, aber kann hilfreich sein, wenn es um die Findung der optimalen Dosis geht, ohne dass der Retadierungsmechanismus gleich mit rein spielt. Dann kann man im nächsten Schritt schauen welches Retardpräparat gut passt. Auch da gibt es riesen Unterschiede in der individuellen optimalen Wikrung

Genau Medikinet retard 20mg entspricht 2x10mg Einzeldosis. Ganz perfekt stimmt die Wirkung nicht bei allen Personen überein. Manche brauchen bei Retardmedikamente eine Dosisstufe höher, vereinzelt auch eine niedriger. Aber als guter Anhaltspunkt kann man das so rechnen