Ich bin neu hier, nachdem ich längere Zeit still mitgelesen habe. Entschuldigt bitte, dass ich jetzt keine längere Neuvorstellung mache, das hole ich aber bei Zeiten nach
Im Dezember hatte ich meinen ersten Termin zum Verdacht auf ADHS beim Facharzt, wobei ich deutlich überzeugter davon war ADHS zu haben als der Herr Doktor. Nichtsdestotrotz hat er mir 10mg Medikinet verschrieben (einmal täglich morgens). Am Wochenende und im Urlaub soll ich sie nicht nehmen. Die ersten Tage waren etwas holprig, aber nach gut einer Woche war ich sehr zufrieden damit, ich bin innerlich viel ruhiger und kann mich viel besser konzentrieren. Auch andere Aspekte die ich gar nicht mit dem ADHS in Verbindung gebracht habe, sind besser geworden. (ich vergesse gerne mal zu Essen und zu trinken, seitdem ich die Medis nehme spüre ich deutlich Hunger und Durst) Nebenwirkungen habe ich eigentlich keine, außer gelegentliches Sodbrennen im Liegen. Der einziege Nachteil für mich ist, dass ich nach 5/6 Stunden unglaublich müde und unkonzentriert werde. Wenn ich einen Tag damit aussetze, bin ich wahnsinnig unruhig und kann nicht abschalten.
Gestern war ich für eine Rückmeldung wieder beim Arzt und habe ihm gesagt, dass ich mit der Dosis zufrieden bin, aber Nachmittags müde und unkonzentriert werde und habe ihn gefragt ob ich nicht zweimal täglich 10mg nehmen könnte. Das fände er nicht gut sagt er (eine Begründung konnte er mir nicht wirklich geben, will er halt nicht. Punkt) Ich solle lieber morgens 20mg nehmen. Das wäre aber auch die höchste Dosis die er mir verschreiben würde.
Ich kann mir irgendwie nicht ganz vorstellen, dass die doppelte Dosis auch doppelt so lang halten soll. Heute ist Tag eins mit 20mg und gerade könnte ich schon wieder einschalfen… weiß nicht, ob sich dass mit der Gewöhung wieder gibt und dann wirklich länger hält. Wie sind da eure Erfahrungen? Viele von euch nehmen Medikinet über den Tag verteilt ein, oder?
Nein, natürlich nicht. Doppelte Dosis wirkt stärker, aber nicht länger. Wobei es durchaus sein könnte dass 20 mg bei dir die richtige Dosis ist, vielleicht sogar mehr, aber eine Lösung für den Nachmittag ist es nicht.
Zumal, je höher die Dosis, desto härter der Rebound, also das Nachlassen, bei dir Müdigkeit und Unkonzentriertheit.
Dass man Medikinet besser zweimal am Tag nimmt (und übrigens: Nachnehmen nicht erst wenn du den Rebound spürst, sondern rechtzeitig vorher, um ihn zu vermeiden) und dass die Tageshöchstdosis nicht bei 20, sondern bei 80 mg liegt (die du nicht erreichen musst), steht auch schon im Waschzettel, wenigstens dem sollte dein Arzt Glauben schenken.
Dein Arzt scheint auch zu denken, an Urlaubs- und Wochenendtagen hat man kein ADHS. Also das wird noch harte Arbeit ihn zu überzeugen, es sei denn du findest jemand anders?
Hallo, danke für eure fixen Antworten Ja da kann auf jeden Fall ein neuer Arzt her, erstens stimmt die Chemie nicht und zweitens hat er glaube ich wenig Ahnung von ADHS im Erwachsenenalter. Von der Arztsuche können ja viele hier ein Lied singen, wenn man sich so querliest. Ich habe im August einen Termin für Dez bekommen, nachdem ich von 15(!) Ärzten davor abgewiesen wurde, keine Neupatienten. Ich werde die Tage nochmal rumtelefonieren. Falls jemand zufällig aus der Ecke zwischen Hannover und Wolfsburg kommt und einen erträglichen Arzt kennt, ich würde mich über eine PN freuen
Bei unserem Erstgespräch meinte er, am Wochenende brauchen sie die ja nicht, da müssen Sie sich ja nicht konzentrieren. Das Absetzen versaut mir das aber total. Ich habe die jetzt auch ehrlich gesagt durchgenommen, mich aber nicht getraut ihm das zu sagen. Er meinte auch zu mir, als ich den Rebound am Nachmittag angesprochen habe, falls ich wichtige Termine am späten Nachmittag habe oder Überstunden machen muss, könnte ich die Tablette morgens ja ein paar Stunden später nehmen, damit es länger hält. Seiner Meinung nach darf der Rebound mir also den Feierabend versauen, ist ja nichts wichtiges
Moin, ich schicke dir sehr gerne seine Adresse… aber ich bin ehrlich gesagt zu blöd die PN Funktion zu finden. Peinlich, das ist mir in Foren noch nie passiert. Magst du mich vllt anschreiben, dann antworte ich dir?
Ich finde das Verhalten des Arztes auch gefährlich… nach dem Erstgespräch hat er mir einen Depressions-Test (2 DinA4 Seiten, schätzungsweise 20-30 Fragen) und einen ADHS Test mit 6 Fragen in die Hand gedrückt. Ich würde mich selber als überhaupt nicht depressiv einschätzen… ich bin eher so der das Glas ist halbvoll Typ er hat sich die Tests angeschaut und meinte er sieht keine Indikation für eine Depression, eventuell kurz vor einer leichten… Ich weiß auch auf welche zwei Punkte er hinaus wollte, die sehe ich aber eher im Zusammenhang mit dem ADHS (ist seit Medikinet auch viel besser geworden).
Beim ADHS Test hatte ich 4 von 6 Punkten positiv. Nur dieser kurze Test hat ihn dazu bewegt mir etwas zu verschreiben. Ich bin natürlich froh, dass er es getan hat - aber wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre und mich das Gespärch mit dem Patienten nicht überzeugt würde mich ein 6 Fragen Test nicht dazu bewegen jemandem ein BTM Rezept auszustellen. Er hat dann auch gesagt, wenn das Medikinet nicht anschlägt, verschreibt er mir Antidepressiva - obwohl er selber gesagt hat, er sieht keine Indikation dafür. Alles in Allem sehr bedenklich.
Der Typ ist ja haarsträubend.
Meine Psychiaterin hat mir empfohlen, auch den Feierabend und das Wochenende gut abzudecken, „Es geht hier ja nicht darum, sie für die Arbeit fit zu machen“
Ja er ist eine Katastrophe. Hatte das Gefühl, dass er eine sehr klischeehafte Vorstellung von ADHS hat. Meine Probleme sind eher weniger die ADHS Sympthome an sich, sondern Erschöpfung durch Überkompensation derselbigen. Habe ihm erzählt, wie ich als Kind war und was ich alles unternehme um Termine oder Dinge nicht zu vergessen. Sein Kommentar „Na, denn ist doch alles gut, dann haben sie damit doch kein Problem mehr“ und „Erschöpfung und Antriebslosigkeit haben nichts mit ADHS zu tun“
Ich bekomme bald eine Liste mit Ärzten in meiner Nähe, habe auch schon einen guten Tipp per PN bekommen… drückt mir die Daumen, dass der nächste nicht wieder so eine Pfiefe ist
Ich dachte auch, ich hör nicht richtig. Zum Glück habe ich genug Selbstbewusstein, um zu wissen auf welcher Seite des Schreibtisches der Idiot sitzt. Ich such mir halt wen anders Mir tun die Patienten von ihm Leid, die sich von solchen Sprüchen leicht verunsichern lassen und mit schweren Depressionen oder ähnlichem zu ihm kommen…
Passend hierzu fallen mir zwei Erlebnisse ein, die ich hatte. Ich bin mal so dreist und teile sie einfach, auch wenn das hier eigentlich gar nicht das Thema ist.
Erlebnis 1 war mit einer Psychotherapeutin, die mich schon als Jugendliche bis ins Erwachsenenalter hinein kannte. Als ich im Studium mit Medikinet begann, war sie sehr aufgebracht und meinte, unter Medikation könne sie eine Therapie nicht fortführen. Das seien Drogen, die mich süchtig machen und meine Persönlichkeit verändern würden. Auf meinen Einwand hin, dass dem nicht so sei und diese Meinung längst von Studien widerlegt worden ist (nun gut, persönlichkeitsverändernd zwar schon irgendwie, aber nicht negativ und eher vorteilhaft für eine Therapie), reagierte sie herablassend und meinte, sie würde das besser wissen und hätte sich beruflich umfassend damit beschäftigt. Den Eindruck hatte ich nicht. Zudem versuchte ich ihr zu erklären, warum ich das Medikament nehme und dass es quasi als Krücke und nicht als Doping genutzt wird, um mein Potenzial nutzen zu können. Ihre Reaktion: „Du hast doch alles geschafft, was du bisher wolltest!“ Ja und dafür bin ich nach wie vor sehr dankbar, aber der Weg war verdammt anstrengend. Und ich weiß nicht, wie lange ich das noch geschafft hätte. Ich nannte ihr zur Verdeutlichung Beispiele wie meine Prokrastination und meine Unstrukturiertheit, die mein Studium gefährdeten. „Dann musst du dich halt einfach mehr anstrengen oder auch mal scheitern, damit du daraus lernst!“ Ah ja, vielen Dank auch…
Erlebnis 2 war bei einem Psychiater, den ich im Studium aufsuchte, um wieder mit Medikinet anzufangen. Ich wurde bereits in der Kindheit diagnostiziert und brachte alle Unterlagen mit. Er wollte aber dennoch eine Testung durchführen, bevor er mir ein Rezept ausstellte. Nun ja, die „Testung“ bestand aus einem einzigen Fragebogen, der eine absolute Katastrophe und überhaupt nicht repräsentativ war. Da waren Fragen drauf wie „Auf einer Skala von 0 bis 10, wie schwer fällt es Ihnen, sich auf kognitiv fordernde Dinge zu konzentrieren?“ Das kann man doch gerade bei ADHS nicht pauschal beantworten, weil es sehr motivational gesteuert ist! Aber es gab fast nur solche generalisierenden Fragen, keine für ADHS wichtigen Differenzierungen. Laut dem Fragebogen hatte ich dann auch kein ADHS. Welch ein Wunder, wenn man zwangsläufig immer irgendwie die Mitte ankreuzen muss, weil die Fragen doof gestellt sind. Wobei ich fairerweise sagen muss, dass der Psychiater auf meine Kritik hin eingeräumt hat, sich nicht ausreichend mit dem Thema auszukennen und mir deshalb eine andere Adresse empfohlen hat.
Das ist echt ein Unding, dass man sich mit solchen Ärzten herumschlagen muss. Ich hoffe, du hast jetzt einen guten und verständnissvollen Arzt gefunden? Ich probiere im März Arzt Nr. 2 aus, die Empfehlung kam aus der Ärzteliste hier im Forum, ich bin gespannt
Zum Thema persönlichkeitsverändernd… in der Medikinet Packungsbeilage steht u.a. als Nebenwirkung etwas von „Gefühlskälte“, kann ich absolut nicht bestätigen, eher das Gegenteil ist der Fall. Falls du einen Link zu den Studien hast, gerne schicken Mein Arzt hatte auch die Befürchtung, dass die Kreativität unter einer hohen Dosis Medikinet leiden würde, merk ich auch nichts von - kann das jemand bestätigen?
Ich sage es mal so rum:
Ich glaube, dass eine erhöhte Kreativität eine funktionale Stresssymptomatik ist. Mit anderen Worten: wenn man schweren chronischen Stress hat (was durch verringerte Dopamin und Noradrenalin Spiegel gekennzeichnet ist, was der Symptomatik von ADHS entspricht), ist es hilfreich, wenn die Kreativität erhöht ist. Hilfreich meint, dass Kreativität bei der Bewältigung von Situationen, die einen solchen Stress auslösen, positiv sein kann.
Die Gesamtheit der Untersuchungen, die ich kenne, deutet schon darauf hin, dass eine Behandlung mit Stimulanzien die Kreativität etwas verringert. Aber eben auch in dem Maße, wie die ADHS Symptomatik (die nach meinem Verständnis eine Symptomatik bei einer schweren chronischen Stresssituation entspricht) abnimmt. Oder, etwas flapsiger formuliert: so wie der Stress abnimmt, nimmt auch die Kreativität ab, die als Hilfsmittel benutzt wird, um die stressige Situation zu bewältigen.
Das Ausmaß der Abnahme dürfte individuell unterschiedlich sein.
Im Gesamtschnitt ist die Abnahme wohl signifikant (statistisch eindeutig beweisbar, was aber nichts über die Schwere / das Maß aussagt), aber nicht schwer (also eher wenig).
Ich kenne viele Betroffene, die durch eine Stimulanzien-Behandlung keine Abnahme ihrer Kreativität wahrgenommen haben.