Medikinet und Wirkung / Emotionale Disregulation RSD

Hallo zusammen :blush: ich leide seit meiner Kindheit unter der ADHS. In der Schule konnte ich mich schlecht konzentrieren (was auch in allen Zeugnis vermerkt ist, trotz relativ guten Noten) und die emotionale Disregulation hat bei mir, sei es auf der Arbeit oder in einer romantischen Beziehung oft zum reinsteigern und nicht mehr aus dem herauskommen meiner Gefühle geführt. Im Studium merke ich die ADHS auch besonders.
Falls jemand dazu Tipps und Tricks hat besser mit RSD bzw. emotionaler Disregulation umzugehen, wäre ich super dankbar :blush:
In Freundschaften hatte ich damit nie Probleme nur in Paarbeziehungen, und auch in meiner Kindheit mit meinen Eltern kamen diese überwältigenden Gefühle auf mich zu, aus denen ich sehr schlecht herauskam.

Ich wurde erst vor kurzem diagnostiziert und beginne mit 10mg Medikinet Adult einmal täglich.

Die Wirkung tritt bei mir nach einer Stunde ein und ich fühle mich dann total sediert. In den ersten vier Tagen war mein Kopf total leer während der Wirkzeit und mein Körper kam zur Ruhe. Ich habe allerdings nie eine Steigerung meiner Konzentration erlebt.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen ?
Vielen Dank :pray:

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Es gibt von Heiner Lachenmeier ein Buch das ich immer wieder empfehle. Da gehts u.a. um RSD. Fand es sehr hilfreich.

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Hey @Sunshine98 die verschwinden leider nicht einfach, wenn man sein Medikament nimmt. bei guter Wirkung habe ich Phasen, in denen ich mich durch die Wirkung emotional stabiler und souveräner fühle. Reflexion hilft. Wenn man sich über seine aktuelle Situation im Klaren ist, kann man gegensteuern. Oder anders auf dem rationalen Weg damit umgehen, zum Beispiel durch ein Gespräch mit den involvierten Personen, sofern das möglich ist.

Das geht natürlich nur, wenn einem der eigene Zustand in diesem Moment bewußt ist. Oft passiert es einfach. RSD ist ein gut faßbarer Begriff, unter dem man sich gleich etwas vorstellen kann, aber im ADHS Kontext nicht empirisch belegt. Deshalb hast du ja wahrscheinlich selbst auch von emotionaler Disregulation gesprochen.
Da die eigene Empfindlichkeit, gerade wenn man spät diagnostiziert ist, auch mit der immer wieder erfahrenen Ablehnung durch das soziale Umfeld zusammenhängt, könnte vielleicht eine Therapie helfen. An dieser Stelle weiß ich aber auch nicht mehr.

Nur eine Idee: könnte diese Dosis vielleicht schon zu hoch für dich sein?

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Vielen Dank!

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Danke für die ausführliche und schnelle Antwort!
Was die emotionale Disregulation (starkes weinen, reinsteigern oder Wut) angeht, könnte eine Therapie wohl wirklich eine gute Hilfe sein.

Was die 10mg angeht morgens, könnte es tatsächlich sein, dass es für mich evtl. Noch etwas zu viel ist.

Ist das das Buch: mit ADHS erfolgreich im Beruf?

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Korrekt. Bitte vom Titel nicht beirren lassen. Klingt wie ein Karriereratgeber, ist aber viel umfassender. Meine Erfahrung mit dem Buch ist mit den Rezensionen anderer unisono.

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Ja, sediert solltest du dich nicht fühlen. Vielleicht mal mit 5mg versuchen.

Dass sich der Kopf leerer anfühlt als sonst, gehört aber durchaus zu den erwünschten Wirkungen, wobei es vermutlich gewöhnungsbedürftig ist (bin selbst nicht betroffen). Mein Sohn sagt jedoch bei zu hoher Dosis auch, es sei ihm extrem langweilig.

Ich denke also (in Absprache mit dem Arzt) mal nur mit 5mg probieren, ev. dann auch 2x täglich (2. Dosis eine halbe Stunde vor Wirkende der 1. Dosis). Später kannst du immer noch erhöhen wenn sich der Körper/ das Gehirn dran gewöhnt hat.

Ich mache seit 1,5 Jahren eine Verhaltenstherapie (schon vor meiner ADHS Diagnose angefangen) und dort lern(t)e ich, wie ich besser mit meinem Emotionen umgehen kann. Mir hilft es sehr! Ich reflektiere seit dem viel, schreibe Tagebuch, schreibe auf was mich wann wie sehr belastet hat und überleg, wie ich mit sowas umgehen soll. Ich hinterfrage meine Emotionen nun („Ok, ich werde gerade sehr wütend und steige mich da rein- ist das wirklich gerechtfertigt?“) und so komme ich viel leichter aus diesen Situationen wieder raus, ohne das es eskaliert (Früher: Ich habe ungefiltert ein riesen Fass aufgemacht und andere Personen auch beleidigt. Heute: Ich atme tief ein und aus, denke nochmal 5 Sekunden nach willst du das jetzt wirklich sagen, könnte das die andere Person verletzten, und so eskalieren Situationen nicht mehr und ich bin nicht ständig der buh-Mann

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Danke für deine Antwort! Mir geht es da sehr sehr ähnlich. Die Tipps versuche ich umzusetzen. Das reinsteigern im Streit und nicht mehr rauskommen und somit einen negativen Hyperfokus zu haben, ist für mich und auch für meinen Freund ziemlich nervenaufreibend…

Ist das typisch für adhs das enorme in etwas hineinsteigern und stundenlang nicht rauszukommen (klar, das kann man nicht pauschalisieren. Kenne das von meinem Umfeld überhaupt nicht, dass einen ein Thema so lange beschäftigt)

Ich habe mal zu dem Thema „Emotionale Disregulation“ eine Frage.
Ich verstehe, dass man sich in Gefühle reinsteigern und schwer wieder rauskommen kann. Dass man manche Gefühle stärker und andere weniger stark empfinden kann.
Geht mir auch so.
Aber zählt dazu auch, sich vollkommen überwältigt zu fühlen?
Also, man spürt, wie auf einmal ein Gefühl wie eine riesige Lawine auf einen zurollt. Das ist richtig körperlich. Ich könnte mich in solchen Momenten sogar fast übergeben. Da mach/versuch ich, sofort dicht zu machen, weil sonst keine Ahnung was passiert. Dann beruhigt sich das zum Glück idR auch sofort wieder.
Zählt sowas auch dazu? Dabei geht es nicht nur um negative Gefühle. Nicht mal Wut. Ganz seltsam…
Das kann auch von außen kommen. Wenn die Energie anderer um mich herum zu viel wird. Da muss ich u.U. den Raum verlassen, weil mich das so überwältigt.

Ist das auch ein Teil der emotionalen Disregulation?!

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Hallo @Sunshine98

Bis ich mit meiner Medikation begonnen habe, wußte ich gar nicht, dass ich eine Emotionale Disregulation habe.

In „Gefühle reinsteigern“ finde ich irgendwie einen gängigen aber nicht ganz treffenden Begriff. Es ist nicht so, dass ich das regulieren kann. Jemand, der sich in Gefühle reinsteigert, klingt nach einem aktiven Prozess, während ich mich eher von meinen Gefühlen überrollt fühle und mich erstmal sortieren muss.

Seit ich MPH nehme, habe ich eine Vorstellung davon, wie das anders Funktioniert.
Meine Gefühle und Gedanken sind regulierter. Ich bin nicht mehr im Overthinking, ich habe Gedanken und Gefühle aber sie beherrschen mich nicht mehr wie davor. Ich kann mich an unangenehme oder ärgerliche Situationen erinnern aber die Gedanken und Gefühle wieder gehen lassen.

Das alles hat meine Lebensqualität enorm gesteigert.

Leider scheinen die Medikamente nicht nur meine Gedanken und Gefühle sondern auch meine Motivation zu regulieren :sweat_smile: sprich, ohne Medi bin ich aktiver.

Noch ein paar Fragen zu deiner Dosierung:

Medikinet musst du vor oder mit Essen einnehmen.

Koffein- und Teeinhaltige Getränke (Kaffee, Cola, Schwarz- und Grüntee) sollten während der Eindosierung weggelassen werden.

Isst und trinkst du ausreichend?
Führst du ein Eindosierungstagebuch?
Seit wann nimmst du Medikinet?
Welche Symptome sind noch vorhanden?
Was reguliert dich?

Ach, meine Konzentration bemerkte ich erst nach zwei drei Wochen.

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Ich kann mir vorstellen, welches Gefühl du meinst. Mir ging es schon so oft ganz ähnlich. Das kam bei mir teilweise auch aus dem nichts gepaart mit Angst und innerer Unruhe.
Ich bin leider keine Expertin was RSD angeht. Allerdings kam laut den Büchern und Podcasts, Dokumentationen uvm. die ich angeschaut habe, bei den wenigen Malen, bei denen es um RSD ging, sowas in der Richtung vor.

Auf YouTube gibt es im englischsprachigen Raum, ziemlich informative Videos zur emotionalen Disregulation.

Bei mir treten bspw. Bei einem minimalen Streit mit meinem Freund Verlustängste, Weinen, Wut und Trauer (das mach ich mittlerweile meistens mit mir selbst aus, dass mein Freund davon verschont bleibt) dass ich stundenlang bis zu tagelang nicht aus diesem Adrenalin Überlebensmodus heraus komme. (Kein Appetit, schlechter Schlaf)

Hallo @Florjetzt
Ich bin auf den Begriff RDS auch erst aufmerksam geworden, als ich mich näher mit dem Thema ADHS beschäftigt habe.
Reinsteigern ist nicht das optimale Wort, da gebe ich dir Recht. Es ist für mich eher ein „nicht herauskommen” aus einer negativen Emotion bzw. nicht loslassen können von einem Thema, das zu dieser Emotion geführt hat.
Ich bin allerdings für jeden Tipp dankbar, mit einer emotionalen Disregulation in akuten Momenten umgehen zu können.

Was die Medikation angeht, verzichte ich seit der Einnahme mit medikinet Adult 10mg auf koffeinhaltige Getränke und nehme es morgens zum Frühstück ein.

Das was du beschreibst habe ich in Form von einem stundenlang leeren und sedierten Kopf zu haben und nichts mehr zu fühlen :sweat_smile:…(das sollte nicht das Ziel sein)

Auch was das Overthinking angeht, hätte ich mir eine andere Wirkung erhofft.

Allerdings beruhigt es mich, dass bei dir bspw. Auch erst nach einigen Wochen die Konzentration verbessert wurde.
Ich führe ein Tagebuch über die Wirkung unabhängig vom Therapeuten, da dieser mir nur die Medikation verordnet hat.

Vielleicht ist es eine niedrigere Dosierung oder ein anderes MPH das dir hilft.
Ich selber habe Medikinet nicht vertragen, allerdings wurde ich davon nicht sediert.

Zu Beginn dachte ich, weil ich mich fast schon „emotionslos“ empfand, dass ich überdosiert sei. Ich habe noch mehrmals meine Medikamente angepasst und bin im nachhinein zu dem Ergebnis gekommen, dass der Kontrast, zu meinem sonstigen Gedanken- und Gefühlsreichtum, mit Medikamenten, so groß war, dass ich dachte ich sei Überdosiert.

Es dauert eine Weile bis du die richtige Dosis gefunden hast.

Wenn ich unsicher war, bin ich immer ertsmal runter gegangen. Wenn das nicht hilft, kannst du wieder rauf gehen.

Ja, das war leider in meiner letzten Beziehung auch ein Trennungsgrund. Er kam irgendwann einfach nicht mehr darauf klar, wie ich mich verhalte (plötzlicher Streit losbrechen, vorwürfe aus dem nichts, plötzlich weinen, plötzlich aggressiv sein…) habe meine Diagnose in der Trennungszeit bekomme. Da war dann plötzlich alles klar… ich kann es für meine nächste Beziehung also hoffentlich besser machen :mending_heart:

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Oh ja, in das Lied stimm ich mit ein! :notes:

RSD ist meine Nemesis.
Was die schon alles angerichtet hat :face_with_peeking_eye:

Diese Welle, die da über einen wegrollt. Ach was, wegrollt, wenn sie das nur tun würde, aber die baut sich auf und immer weiter auf und noch weiter….
Und wenn sie dann bricht, dann löst sie einen Tsunami aus!

Aber jetzt mit der Diagnose und dem Auseinandersetzen mit all meinen Symptomen und auch mit dem Medikament, komm ich besser damit zurecht.
Ich sage besser, nicht gut!

Und ich bin froh, dass ich diesen ganzen Diagnoseprozess nicht alleine durchgehen musste. Mein Freund hat echt was mit mir mitgemacht.

Totaler Hyperfokus auf ADHS. Aber so kam Steinchen auf Steinchen und aus dem völlig wirren Mosaik wird langsam ein Bild.

Und weil er das mitgemacht hat und sich auch sämtliche Erklärungen anhören musste, versteht er jetzt auch sehr vieles besser. Und so kann er mir dabei helfen, damit umzugehen.
Wir üben das grade miteinander und es ist teilweise sehr anstrengend für uns beide. Vor allem, weil ich auch ständig wieder die Beziehung anzweifel…anderes Thema

Also Tipps hab ich nur insofern, dass es mir schon geholfen hat, dem einen Namen zu geben. Dazu mehr nachzulesen und zu verstehen, was da bei mir passiert.
So schaffe ich es manchmal, zu erkennen, wenn die Welle anrollt. Und wenn’s dann ein richtig guter Tag ist, auch mal, dass sie sich nicht auftürmt und harmlos an den Strand schwappt :smiling_face:

(Ich steh auf Bildsprache :joy:)

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Ich bin sicher, dass es in einer neuen Beziehung für dich besser laufen wird!
Du kennst ja jetzt deine Baustellen und kannst die dann auch benennen und wenn da von Anfang an ehrlich kommuniziert wird und da jemand ist, der einfühlsam ist und Verständnis aufbringen kann, dann wird das auch sicher eine tolle Beziehung.
Ich wünsch es dir :people_hugging:

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Ich hoffe es :blush: bzw werde ich einfach nur eine Beziehung mit jemandem eingehen, der dafür auch Verständnis hat und bereit ist, sich mit ADHS auseinanderzusetzen. Jemand, der auch verstehen will, was das bedeutet und wie man damit lebt, der mich dabei unterstützt. Wer das nicht möchte, ist okay, aber dann boy bye :tipping_hand_woman:t2:

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Mir ging es genauso :smile: Bei mir hilft Medikinet extrem gut die „Emotionsspitzen“ zu kappen und damit auch die RSD zu verringern. Für mich ist das sogar die wichtigste Wirkung… Konzentrationssteigerung kann ich auch noch nicht so richtig feststellen (ist mit aber auch nicht so wichtig, bin ganz gerne verballert).

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